BMW 750i xDrive/Tesla Model S P90D: Test S P90D für den 7er nicht zu knacken
Der neue BMW 750i xDrive fordert das Tesla Model S P90D heraus. Beide interpretieren zeitgemäße Mobilität auf ganz unteschiedliche Weise. Der Vergleichstest zeigt, wer die besseren Antworten hat.
Tesla übt mächtig Druck auf die etablierte deutsche Luxusklasse aus. In den USA, Heimatland der großen Elektro-Limousine, hat Tesla in diesem Jahr bereits fast 19.000 Model S zugelassen. Eine Unterschrift unter den Kaufvertrag für einen BMW 7er leisteten in 2015 bisher nur gut 7000 amerikanische Kunden (2014: 9744). Auch im mittlerweile wichtigsten Markt für den BMW 7er, China, steigen die Model-S-Absätze. Selbst im Elektromobilität-feindlichen Deutschland haben sich bereits in diesem Jahr 1200 Kunden für das Model S entschieden, während BMW rund 2000 7er auf die Straße brachte. Allerdings war das noch die alte Generation, denn der neue 7er ist erst seit gut zwei Wochen im Handel – genau die richtige Zeit also für den ersten Vergleichstest des neuen Tesla Model S P90D gegen den neuen BMW 750i xDrive.
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Test: Tesla Model S hängt im Vergleich den BMW 7er ab
Die sachliche Betrachtung der technischen Daten des Tesla Model S P90D, die ihm 772 PS und 967 Newtonmeter bescheinigen, beschreibt nur unzulänglich, was passiert, wenn man mit einem Tritt aufs Pedal die volle Leistung der zwei E-Motoren (vorn: 210 PS; hinten 562 PS) abruft. Wie von einem Katapult geschossen schnalzt der Tesla nach vorn. Beifahrer kreischen und klammern sich an den Sitz. Traktionsverluste? Fehlanzeige. Das Antriebsmanagement bringt die Power punktgenau auf den Asphalt. Der Anfahrwert von null auf Tempo 40 innerhalb einer Sekunde liegt auf Supersportwagen-Niveau. Bereits jetzt liegt der mit 450 PS und 650 Newtonmeter alles andere als schwache BMW über eine halbe Sekunde zurück. Nach 3,6 Sekunden hat der Tesla bereits Landstraßentempo erreicht. Der 750i xDrive benötigt für die gleiche Übung fast eine Sekunde mehr. Im Umfeld der aktuellen Luxuslimousinen mit Verbrennungsmotor hat sich der V8-Biturbo des BMW bereits gegen die Antriebe der S-Klasse, des Audi A8 und des Panamera GTS mit bester Laufkultur und fantastischer Kraftentfaltung eindrucksvoll durchgesetzt. Aber der Elektroantrieb des P90D ist der Kombination des 7er aus V8-Biturbo und derzeit bester Achtstufen-Automatik überlegen.
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300 Kilometer schafft der Tesla P90D
Ohne Verzögerung beantwortet die E-Einheit des Tesla jeden noch so kleinen Leistungsbefehl. Kraft ist immer und überall spontan abrufbar. Keine Schaltvorgänge und nur ein leichtes Surren der E-Motoren demonstrieren einen perfekten Antriebskomfort, wie ihn selbst Zwölfzylinder nicht erreichen. Hinzu kommt, dass das Model S das derzeit einzige E-Auto ist, das über eine akzeptable Reichweite verfügt. Zwar lassen sich die von Tesla angegebenen über 400 Kilometer auf deutschen Straßen kaum realisieren, aber gut 300 Kilometer können sich dennoch sehen lassen. Dass es Tesla zudem geschafft hat, eine eigene Infrastruktur mit E-Tankstellen in Deutschland aufzubauen, ist eine Ohrfeige für die deutsche Politik. Der BMW kennt keine Reichweitenprobleme. Bei einem Testverbrauch von 11,8 Litern reicht der 78-Liter-Tank für 661 Kilometer. Das Antriebskonzept des Tesla hat auch einen positiven Einfluss auf die Raumausnutzung. Die Elektromotoren liegen direkt an den Achsen, und der riesige 90-kWh-Akku integriert sich in die Bodengruppe. Dadurch ist vorne Platz für einen kleinen Kofferraum (71 Liter). Im eleganten Fließheck befindet sich dank vorklappbarer Fondlehne ein riesiges Frachtabteil (745 bis 1645 Liter). Auf Wunsch lässt sich sogar eine dritte, entgegengesetzt zur Fahrtrichtung eingebaute dritte Sitzreihe ordern. Und was bietet der 7er? Lediglich 515 Liter Kofferraum und eine Durchreiche müssen genügen. Dass der Tesla keine Anhänger ziehen darf, spricht allerdings für den BMW, der eine Anhängelast von 2300 Kilogramm aufweist.
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Model S wiegt 200 Kilo mehr als BMW 7er
Erheblich besser fällt beim 7er das Raumangebot für die Passagiere aus. Auch bei der Verarbeitung und der Materialqualität nimmt BMW derzeit eine Führungsposition ein. Das gilt ebenso für die umfangreichere Sicherheitsausstattung und das intuitive Bedienkonzept aus iDrive-Dreh-Drück-Regler, Touchscreen sowie neuer Gestensteuerung. Die Bedienung des Model S gleicht der eines Smartphones und wirft keine Fragen auf – gelingt aber ausschließlich per Touchscreen und nur im Stand problemlos. Im Vergleich zum 7er fehlen dem Tesla zudem einige Sicherheits-Features. Dafür bietet er mit dem neuen Autopiloten eine im Alltag gut nutzbare teilautonome Fahrfunktion. So eindeutig der Tesla das Antriebskapitel für sich entscheidet, so souverän präsentiert sich der 7er in der Komfortwertung. Seine Sitze (Komfortsitzpaket inklusive Massagefunktion) sind nicht nur deutlich größer als die schmalen und eher sportlich geschnittenen Sitze des Tesla, sie bieten auch wesentlich mehr Einstellmög?lichkeiten und damit perfekten Komfort. Auch dort, wo der Tesla die Vorteile des Elektroantriebs ausspielen könnte, nämlich beim Geräuschkomfort, zeigt der 7er, wie viel Arbeit BMW genau hier investiert hat. Aber vor allem beim Federungskomfort spielt die bayerische Limousine in ihrer eigenen Liga: Sanft und feinfühlig meistert das Luftfederfahrwerk jede noch so üble Piste. Die Luftfederung des Model S agiert zwar ausgesprochen feinfühlig, ist aber im Vergleich zu der des BMW deutlich straffer abgestimmt.
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750i xDrive beim Handling vorn
Obwohl der Tesla kleiner ist als der BMW, bringt er über 200 Kilo mehr auf die Waage. Dennoch fühlt er sich leichter an. Er lenkt spontan und präzise ein und transportiert eine gute Rückmeldung von der Vorderachse an die Hände des Fahrers. Die elektronische Armada von Regelsystemen sowohl für den Antrieb als auch für das Fahrwerk sorgen für ein narrensicheres Fahrverhalten. Der BMW wirkt trotz seines aktiven Wankausgleichs (optional) und der etwas ?zu leichtgängigen Allrad-Integrallenkung (gegen Aufpreis) schwerfälliger. Dennoch hat der 750i xDrive beim Handling die Nase vorn – aber nur, weil der P90D bereits nach einer halben Runde seine Leistung drastisch reduziert, um die Akkus thermisch nicht zu überlasten. Bestnoten verdienen beide Limousinen für ihre Bremsperformance. Lediglich die Kombination aus starker Rekuperationsbremse und bissigen Brembo-Bremszangen des Tesla verlangt viel Eingewöhnung bei der Dosierung des Bremspedals. Das Besondere kostet: Im Fall des Tesla P90D heißt das inklusive aller testrelevanten Extras 125.900 Euro. Der 750i xDrive kommt dagegen auf 116.090 Euro und bietet zudem deutlich mehr Multimedia-Ausstattungsoptionen und den kostenlosen Wartungsservice für die ersten fünf Jahre (bis 100.000 km). Dass der Elektro-Ami dennoch auch dieses Kapitel als Sieger abschließt, liegt an seinen deutlich besseren Garantiebedingungen und an der unschlagbaren wirtschaftlichen Bilanz seines 772 PS starken Elektroantriebs.
Technische Daten | BMW 750i xDrive | Tesla Model S P90D |
Zylinder/Vent. pro Zylin. | V8/4; Biturbo | - |
Hubraum | 4395 cm³ | - |
Leistung bei | 330 kW/450 PS 5500 – 4500 /min | 568 kW/772 PS |
Max. Drehmoment bei | 650 Nm 1800 – 4500 /min | 967 Nm |
E-Antrieb | - | 2 Asynchronmotoren |
Batterie | - | Li-Io, 90 kWh (brutto), 366V |
Getriebe | 8-Stufen-Automatik | Konstantübersetzung |
Antrieb | Allrad, permanent | Allrad, permanent |
0 - 100 km/h | 4,5 s | 3,6 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h (abgeregelt) | 250 km/h (abgeregelt) |
Grundpreis | 107.550 Euro | 118.300 Euro |
Platzierung | 2 | 1 |