Der "kleine" Diesel bildet die Einstiegsmotorisierung für den bayerischen Nobel-Kombi BMW 520d. Eine Vernunftlösung oder eine Verzichtserklärung? Test gegen Audi A6 Avant, Mercedes E-Klasse T-Modell, Volvo V90, VW Passat und Jaguar XF Sportbrake.
Einstiegsmodelle gelten im automobilen Sprachgebrauch oftmals nur als Kompromiss, wenn die Haushaltskasse die Mittel für Statusträchtigeres oder Fahraktiveres nicht bereitstellt oder das Firmenbudget sie nicht bewilligt. Grund genug zu überprüfen, wie es um die Qualitäten der 190 PS starken und vierzylindrigen Dieselversion des neuen 5er Touring steht. Wie für BMW typisch glänzt auch der neue Kombi mit viel Platz für Passagiere und Gepäck sowie hoher Qualitätsanmutung. Bereits nach dem Druck auf den Startknopf wird klar, dass der aktuelle Vierzylinder-Diesel eine hervorragende Geräuschdämmmung bietet. Das Verbrennungsgeräusch schleicht sich wie aus weiter Entfernung in die Gehörgänge und ruft das Arbeitsprinzip zwar in Erinnerung, ohne sich aber aufzudrängen. Das bleibt übrigens über das gesamte Drehzahlband so und stellt damit einen Fortschritt gegenüber dem Vorgänger dar. Unterwegs hängt der Motor gut am Gas, während die Achtstufen-Automatik (Steptronic mit Schaltwippen, 2400 Euro) die Gänge früh und kaum spürbar wechselt. Das Aggregat entwickelt markentypische Drehfreude, viel öfter nimmt man indes die Zugkraft wahr: 400 Nm sind schon eine Ansage, die im Verkehrsalltag eine beachtliche Souveränität generieren. An Autobahnsteigungen wünscht man sich zwar etwas mehr Punch, aber das ist Klagen auf hohem Niveau. Auch die Laufkultur zählt zum Besten, was man bei Vierzylinder- Dieseln erwarten kann.
Der BMW 5er Touring im Video:
Test: BMW 520d Touring vs. A6, V90 & Co.
Die Fahrleistungen lassen im Alltagsbetrieb ebenfalls keinerlei Wünsche offen, wie der Sprint von null auf 100 km/h in nur 8,5 Sekunden zeigt. Der 520d Touring ist mit 225 km/h Spitze allerdings deutlich langsamer als seine stärkeren Typenkollegen, doch diesen Vorteil können letztere nur selten auf langen, leeren Autobahnstücken ausspielen. Viel bedeutsamer gerät der Blick auf die Tankrechnung. Mit einem Testverbrauch von nur 6,5 Liter Diesel pro 100 km rangiert der Oberklasse-Kombi sowohl beim Verbrauch als auch beim CO2-Ausstoß beinahe auf Kompaktklasse-Niveau und dürfte damit all jenen zu denken geben, die bereits die Abschiedsmelodie auf den Selbstzünder pfeifen. Dass der 520d perfekt für Langstrecken taugt, liegt neben der guten Vorstellung seines Antriebsstrangs auch an den Komforteigenschaften: Die Dynamische Dämpfer Control (1190 Euro) sorgt mit ihren adaptiven Dämpfern dafür, dass selbst besonders grob geflickte Asphaltoberflächen ordentlich ausgebügelt werden – trotz der recht üppigen 18-Zoll-Bereifung. Maßgeblichen Anteil am Wohlbefinden haben natürlich auch die vorderen Komfortsitze (2290 Euro) samt Massage-Funktion (990 Euro), die mit körpergerechter Abstützung von Torso und Oberschenkeln aufwarten.
Die Fahrdynamik ist BMW-typisch ausgeprägt
Hinten reisen die Passagieren auf bequemen Polstern mit angenehmer Oberschenkelauflage. Die Luft der Klimaanlage lässt sich für den olfaktorischen Genuss mit Duftaromen anreichern, sofern man das Ambient Air Paket (320 Euro) bestellt. Das alles sorgt für Wellness-Ambiente und lässt den hauseigenen Slogan von der Freude am Fahren fast vergessen. Grund genug, hier direkt nachzuhaken und den 520d Touring über kurviges Terrain zu scheuchen. Dort zeigt er trotz des deutlichen Komfortgewinns gegenüber den Vorgänger-Generationen, dass auch der Einstiegs-5er-Touring die Fahrdynamik-Fahne des Hauses hoch hält. Geradezu spielerisch folgt er Richtungsänderungen, woran die Integral-Aktivlenkung (1250 Euro) samt mitlenkenden Hinterrädern einen hohen Anteil hat. Unterdessen liefert der Münchner beste Rückmeldung von der Fahrbahn. Der Familienkombi bleibt stets fahrsicher, und seine Fahrdynamik-Regelsysteme arbeiten im Grenzbereich recht feinfühlig. So fühlt sich Genuss ohne Reue an, was wiederum zeigt, dass auch der "kleine" 5er Touring große Freude bereiten kann.
Technische Daten | BMW 520d Touring |
Motor | 4/4, Turbodiesel |
Hubraum | 1995 ccm |
Leistung | 190 PS |
Maximales Drehmoment | 400 Nm |
Getriebe | 8-Stufen-Automatik |
Antrieb | Hinterrad |
0-100 km/h | 8,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 225 km/h |
Leergewicht | 1852 kg |
Kofferraum | 570-1700 l |
L/B/H in mm | 4943/1868/1498 |
Testverbrauch | 6,5 l D/100 km |
Grundpreis | 48.600 Euro |
BMW 520d Touring |
Positiv | Top Qualität und Verarbeitung, gutes Multimediaangebot, niedriger Verbrauch, komfortabel |
Negativ | Keine Seitenairbags im Fond, hoher Preis |
Mercedes E-Klasse T-Modell
Der Schwabe gilt bei der solventen Kombi-Kundschaft als so etwas wie das Urmeter der Luxus-Laster, seine konzeptionellen Wurzeln reichen bereits bis zum seligen W 123. Das Platzangebot für Passagiere und Gepäck lässt keinerlei Wünsche offen. Die Sicherheitsausstattung ist ebenfalls sehr umfangreich, wenngleich teilweise nur gegen heftige Aufpreise lieferbar. Ohnehin sollte Geld nicht das Thema sein, wenn es um das T-Modell geht, denn der Schwabe ist teuer. Dafür gibt es aber auch einen sehr soliden Sternen-Frachter, der über die Jahre selbst fahrdynamisch ordentlich zugelegt hat. Der 2,0-Liter-Diesel ist schnell und sparsam, das Fahrverhalten insgesamt geprägt von hoher Fahrsicherheit. Die Bedienung krankt an teilweise versteckten Untermenüs und verlangt von T-Modell-Neukunden eine gewisse Eingewöhnungszeit.
Technische Daten | Mercedes E-Klasse T-Modell |
Motor | 4/4, Turbodiesel |
Hubraum | 1990 ccm |
Leistung | 194 PS |
Maximales Drehmoment | 400 Nm |
Getriebe | 9-Stufen-Automatik |
Antrieb | Hinterrad |
0-100 km/h | 7,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 235 km/h |
Kofferraum | 640-1820 l |
L/B/H in mm | 4933/1852/1475 |
Testverbrauch | 6,0 l D/100 km |
Grundpreis | 50.486 Euro |
Mercedes E-Klasse T-Modell |
Positiv | Größter Kofferraum, sehr gute Fahrleistungen, topmoderner Selbstzünder |
Negativ | Erschwerte Bedienung durch teils unübersichtliche Menüführung |
Audi A6 Avant
Auch wenn der Ingolstädter in die Jahre gekommen sein mag: Etliche Punkte sprechen nach wie vor für einen Kauf des Audi-Kombis, der bei den Ingolstädtern traditionelle Avant genannt wird. So zählt die Verarbeitungsqualität zum Besten, was man in dieser Klasse kaufen kann. Der vergleichsweise günstige Preis ist ebenfalls ein Argument. Verglichen mit der Konkurrenz kann der A6 Avant zudem mit niedrigen Werkstattkosten und Versicherungstarifen auftrumpfen. Sein serienmäßiger Vorderradantrieb kommt mit dem üppigen Drehmoment des 190 PS starken 2.0 TDI, der in Sachen Laufkultur immer noch auf der Höhe der Zeit ist, relativ gut zurecht. Traktionsliebhaber ordern den optionalen quattro-Antrieb für 2750 Euro hinzu. Tadellose Bremsen sprechen für die Fahrsicherheit des Ingolstädters. Somit ist der A6 Avant eher gereift denn gealtert.
Technische Daten | Audi A6 Avant |
Motor | 4/4, Turbodiesel |
Hubraum | 1968 ccm |
Leistung | 190 PS |
Maximales Drehmoment | 400 Nm |
Getriebe | 7-Gang, Doppelkupplung (optional) |
Antrieb | Vorderrad |
0-100 km/h | 8,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 226 km/h |
Kofferraum | 565-1680 l |
L/B/H in mm | 4943/1874/1641 |
Testverbrauch | 6,7 l D/100 km |
Grundpreis | 47.700 Euro |
Audi A6 Avant |
Positiv | Eine tolle Verarbeitung ist nach wie vor Markenzeichen des Avant A6 |
Negativ | Beim Thema Komfort merkt man dem Audi sein Alter durchaus an |
VW Passat Variant
Der Passat ist im Lauf seiner Modellgenerationen nicht nur immer größer geworden, sondern hat auch an Qualitätsanmutung und technischem Anspruch zugelegt. Somit kann der Wolfsburger durchaus als Alternative zu den Premiumkombis gelten, zumal er im Vergleich zu deren Tarifen mit Kampfpreisen aufwartet. Seine Fahreigenschaften sind gemessen an seinem Image als zuverlässigen, aber keineswegs aufregenden Familienkombi alles andere als langweilig, denn er kann sich zu beachtlicher Fahrdynamik aufschwingen. Und der 190 PS starke Diesel verdient sich redlich die Prädikate spritzig sowie sparsam.
Technische Daten | VW Passat Variant |
Motor | 4/4, Turbodiesel |
Hubraum | 1968 ccm |
Leistung | 190 PS |
Maximales Drehmoment | 400 Nm |
Getriebe | 6-Gang, Doppelkupplung (optional) |
Antrieb | Vorderrad |
0-100 km/h | 7,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 233 km/h |
Kofferraum | 650-1780 l |
L/B/H in mm | 4767/1832/1477 |
Testverbrauch | 6,4 l D/100 km |
Grundpreis | 39.650 Euro |
Audi A6 Avant |
Positiv | Klassenloses Image und vergleichsweise günstige Unterhaltskosten |
Negativ | Eine lange Aufpreisliste und manche Extras gibt es nur in teuren Paketen |
Volvo V90
Es gibt Leute, die sich vom deutschen Kombi-Establishment bewusst abgrenzen. Diese werden beim außerordentlich adrett gestylten Volvo V 90 fündig. Der Schwede setzt im Gegensatz zu früheren Volvo-Kombis nicht länger auf einen üppigen Laderaum. 560 bis 1526 Liter Volumen findet man nämlich schon in der Kompaktklasse. Dafür haben die Skandinavier ihr Herz für die Fond-Passagiere entdeckt und bescheren ihnen ein fürstliches Raumangebot. Vorbildlich, weil bestens zum Image passend: die üppige Sicherheitsausstattung. Wenn es ums Fahren geht, übernimmt der V 90 die Rolle des gelassenen Gleiters.
Technische Daten | Volvo V90 |
Motor | 4/4, Turbodiesel |
Hubraum | 1969 ccm |
Leistung | 190 PS |
Maximales Drehmoment | 400 Nm |
Getriebe | 8-Stufen-Automatik (optional) |
Antrieb | Vorderrad |
0-100 km/h | 8,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 225 km/h |
L/B/H in mm | 4936/1879/1475 |
Testverbrauch | 6,9 l D/100 km |
Grundpreis | 47.300 Euro |
Volvo V90 |
Positiv | Viel Platz im Fond lässt Passagiere in der zweiten Reihe erster Klasse reisen |
Negativ | Eingeschränkter Federungskomfort mit 20-Zoll-Bereifung |
Jaguar XF Sportbrake
Eine weitere Alternative bietet die Kombiversion des Jaguar XF, die im Herbst auf den Markt kommt. Deshalb liegen bis jetzt nur wenige Daten vor (siehe rechts). Vierzylinder-Motoren als Diesel und Benziner leisten zwischen 163 bis 250 PS, der V6-Diesel mit drei Liter Hubraum kommt auf 300 PS. Keine Frage, der britische Kombi ist ein Fall für Freunde der vollendeten Form. Das gediegene Innenraumambiente der Limousine dürfte sich ebenso wie deren Fahrspaß-Potenzial im Sportbrake wiederfinden. Das gilt auch für das Connectivity-Angebot, mit dem die traditionsreiche Marke aus Coventry in der Neuzeit auftrumpft.
Technische Daten | Jaguar XF Sportbrake |
Motor | 4/4, Turbodiesel |
Hubraum | 1999 ccm |
Leistung | 163 PS |
Maximales Drehmoment | 400 Nm |
Getriebe | 6-Gang, manuell |
Antrieb | Hinterrad |
0-100 km/h | k.A. |
Höchstgeschwindigkeit | k.A. |
L/B/H in mm | 4955/k.A./k.A. |
Testverbrauch | 4,5 l D/100 km |
Grundpreis | 43.960 Euro |
Jaguar XF Sportbrake |
Positiv | Sehr dynamische Optik – kaum ein anderer Kombi sieht schneller aus |
Negativ | Das Ladevolumen ist für einen Oberklasse-Kombi eher durchschnittlich |
Elmar Siepen
Unser Fazit
Wer sich für den 520d Touring entscheidet, übt Vernunft, ohne groß verzichten zu müssen. Der Antrieb des Basismodells wird auch durchaus gehobenen Ansprüchen gerecht, und der Komfort steht den üppiger motorisierten Versionen ebenfalls in nichts nach. Dies gilt obendrein für die Variabilität mit serienmäßig dreigeteilt klappbarer Rücksitzlehne und separat zu öffnendem Heckfenster. Billig ist der Basis-Kombi allerdings nicht. Hier findet der Einstieg gleich auf hohem Level statt.