Chinesische Autos in Deutschland: Mehr Hype als Realität?
Chinesische Autos: Zwischen Showroom-Glanz und Straßennische
Sie sind modern, elektrisch – und plötzlich überall? Wer heute durch Innenstädte geht oder Nachrichten liest, könnte meinen: Chinesische Automarken haben Deutschland längst erobert. Marken wie BYD, Nio oder Xpeng wirken präsent, dominant, innovativ (Ist BYD besser als Tesla?). Und wem ist das nicht schon einmal passiert: Ein Wagen rollt leise an einem vorbei – futuristisch, kantig, mit unbekanntem Logo. Kein VW, kein BMW, kein Tesla. Oft steckt dahinter eine Marke aus China. Chinesische Fahrzeuge sind gefühlt gut vertreten. Doch ein Blick auf die Fakten zeigt: Der Eindruck trügt.
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Der BYD Seal U (2024) im Video:
Die Illusion der chinesischen Invasion: Fakten sprechen eine klare Sprache
Tatsächlich sind chinesische E-Autos laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) auf deutschen Straßen eine absolute Seltenheit. Lediglich 0,2 Prozent des Pkw-Bestands in der Bundesrepublik sind aktuell Fabrikate aus China im engeren Sinne, wie eine Auswertung von Zahlen des KBA durch die Nachrichtenagentur Dpa ergab – hier die aktuellen Zulassungszahlen nachlesen.
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Doch woher kommt die Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung hierzulande und der realer Verbreitung? Warum der Hype größer ist als die Zulassungszahlen lässt sich mit einer starken medialen Präsenz, vielversprechenden Ankündigungen und Showroom-Strategien sowie einer starken Sichtbarkeit einiger Modelle erklären. Im Detail: Automedien, Nachrichten und soziale Netzwerke berichten seit Jahren intensiv über den "Vormarsch der Chinesen". Begriffe wie "Tesla-Killer" oder "die neue Elektro-Offensive" fallen oft – selbst wenn die Autos nur in wenigen Städten stehen.
Showrooms wie die "Nio Houses“ in Berlin wirken imposant, vermitteln ein übergroßes Marktbild – auch wenn dort nur wenige Modelle verkauft werden. Wer es genau wissen will: Nio hat im Januar 2025 ganze 18 Fahrzeuge in Deutschland verkauft. BYD kann das unterbieten mit sechs Fahrzeugen, Xpeng mit fünf. Besser sieht es für MG aus, die immerhin 1645 Fahrzeuge verkaufen konnten. Zum Vergleich: Im selben Monat hat VW nahezu gleich viele Taigo verkaufen können, insgesamt aber 46.381 Fahrzeuge.
Zudem fallen einige chinesische Autos durch ihr Design oder ihr Markenlogo stärker auf – nicht nur bei Autofans (Sind leuchtende Markenlogos legal?). Die Neugier, was dann den für ein Auto ist, verstärkt das Gefühl, dass diese Fahrzeuge häufiger vertreten sind, als sie tatsächlich sind.
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Doch warum sind chinesische Autos hier noch so selten?
Wie bereits erwähnt, ist der Anteil rein chinesischer Marken hierzulande laut Kraftfahrt-Bundesamt sehr niedrig. Auf 49,3 Mio. Pkw kommen lediglich 70.046 Modelle von chinesische Marken (Stand: Januar 2025). Die Gründe sind nachvollziehbar: Das liegt zum einen am schwachen Händler- und Servicenetz. Viele Marken (z. B. Aiways, Xpeng) haben kaum klassische Händler – stattdessen Onlinevertrieb, Pop-up-Stores oder Kooperationen mit branchenfremden Partnern. Da kommen zwangsläufig Fragen auf wie: Was ist dann mit den Werkstätten, wie sieht es mit Ersatzteilen aus?
Zum anderen lieg tes an der geringen Markenbekanntheit. Deutsche Käufer:innen bevorzugen bekannte Marken mit bewährter Qualität, hohem Wiederverkaufswert und Tradition. Chinesische Marken haben jedoch oft keine Historie. Ein weiterer und wichtiger Grund: Viele chinesische Autos sind nicht signifikant günstiger als etablierte Marken. So bleibt die Neugier hierzulande in vielen Fällen dadurch theoretisch.
Die auffälligen Logos, futuristischen Designs und ambitionierten Pläne der chinesischen Hersteller wirken. Sie zeigen, wie stark Image und Sichtbarkeit unsere Wahrnehmung prägen – auch dann, wenn auf der Straße noch lange kein Massenmarkt entstanden ist.