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Audi S5/BMW 440i/Kia Stinger/VW Arteon: Test Setzt der Stinger die Deutschen unter Druck?

Elmar Siepen Testredakteur
Inhalt
  1. Audi S5, BMW 440i, Kia Stinger & VW Arteon im Test
  2. Karosserie: Audi-Klangbild sehr ausgewogen
  3. Fahrkomfort: Kia & VW mit adaptiven Dämpfern
  4. Motor/Getriebe: BMW beim Sprintvermögen vorn
  5. Fahrdynamik: S5 mit effizienter Kraftverteilung
  6. Bremsen: Stinger mit längstem Bremsweg
  7. Umwelt/Kosten: Arteon ist günstiger
  8. Technische Daten
  9. Fazit

Im Test der Mittelklasse-Limousinen stehen sich der neue Kia Stinger, der Audi S5 Sportback, der BMW 440i Gran Coupé und der VW Arteon gegenüber. Der Koreaner bereichtert mit seiner gelungenen Optik zweifellos die Szene der sportlichen Coupés. Wie es um die inneren Werte bestellt ist, klärt die Begegnung mit seinen Kontrahenten.

Die Geschichte des viertürigen Coupés begann bereits vor 60 Jahren, als die Briten 1958 mit dem Rover P5 eine neue Karosserieform kreierten. Über die Jahre hinweg waren die Marketing- Abteilungen verschiedener Hersteller erfinderisch und steuerten neue Namen für das gleiche Rezept bei: Sportback (Audi), Gran Coupé (BMW) oder Arteon (VW). Aktuell mischen auch die Koreaner mit und verkaufen der geneigten Öffentlichkeit den brandneuen Kia Stinger als „modernen Gran Turismo“. Was die Koreaner bei ihrem viertürigen Coupé, dem jüngsten Spross der Gattung, gleich, anders oder gar besser machen als die Konkurrenz von Audi, BMW und Mercedes, klärt unser Vergleichstest.

Der VW Arteon im Video:

 
 

Audi S5, BMW 440i, Kia Stinger & VW Arteon im Test

Die Optik der vier Testkandidaten setzt mit ihren fließenden Linien gestalterisch einen wohltuenden Kontrapunkt zur meist funktionsfolgenden Formgebung des Kompakt-, Kombi-, SUV- und Crossover-Einerleis im Straßenbild. Schön, dass die Ingenieure diesen viertürigen Coupés auch jeweils ein sehr nutzwertförderndes Detail in Form einer Heckklappe spendiert haben. Dahinter finden sich hier wie dort durchaus reisetaugliche Gepäckraume, die nach Umlegen der Rücksitzlehne auch für den Baumarktbesuch geeignet sind. Einzig der Kia enttäuscht hier mit gerade mal 1114 Liter Maximalvolumen. Hinzu kommt, dass der Stinger in puncto Variabilität nur mit einer asymmetrisch geteilt klappbaren Rücksitzlehne aufwarten kann, während die Konkurrenten entweder dreiteilig klappbar Fondlehnen oder eine Durchreiche bieten. In Sachen Ladevolumen liegt der VW mit maximal 1557 Litern ebenso an der Spitze wie bei der Zuladung (542 Kilogramm). Hier patzt der Kia erneut mit nur 402 Kilogramm. Der Arteon ist es auch, der den Passagieren vorn und hinten das üppigste Platzangebot beschert. Vor allem im Fond findet sich – abgesehen von der konzeptionsbedingt eingeschränkten Kopffreiheit – von coupéhafter Enge keine Spur. Die Verwandtschaft mit dem großzügig geschnittenen Passat lässt grüßen. Bei der Verarbeitungsqualität zeigt der flammneue Stinger ein Niveau, das erkennbar oberhalb jenes des Arteon liegt, bei dem Passungen und Fugenverläufe nicht die bislang von VW gewohnte hohe Präzision aufweisen. Maßstab in dieser Disziplin ist aber nach wie vor der Audi. Geht es um die Sicherheitsausstattung, liegt der VW allerdings wieder vorn. Seinen konzernfremden Wettbewerbern hat er beispielsweise die Option auf Seitenairbags im Fond ebenso voraus wie eine rückwärtige prädiktive Crashsensorik.

 

Karosserie: Audi-Klangbild sehr ausgewogen

Ordentlich motorisiert wie sie sind, eignen sich alle vier Kandidaten für gediegenes Reisen. Dabei zeigt der Stinger den niedrigsten Innengeräuschpegel, während der Geräuscheindruck beim BMW durch relativ laute Reifenabrollgeräusche getrübt wird. Das macht der Münchner allerdings mit seinem famos klingenden Reihensechszylinder wieder wett. Das Audi-Klangbild ist sehr ausgewogen, auch wenn der Motorsound etwas synthetisch wirkt. Beim Ausdrehen der Gänge erscheint dagegen der Arteon etwas zu vorlaut. Der Eindruck täuscht nicht, denn er liefert auch die höchsten Schalldruckpegel ans Messgerät. Hinsichtlich des Sitzkomforts punktet der Audi mit seinen S-Sportsitzen (1215 Euro), die im Schulterbereich die beste Abstützung bieten und den Torso auch bei Kurvenfahrt hervorragend abstützen. Die ergoKomfort-Sitze des Arteon (1570 Euro extra) besitzen zwar eine Massagefunktion, die seitliche Abstützung der Oberschenkel dagegen könnte effektiver sein. Dafür offeriert der VW im Fond die beste Oberschenkelauflage und sammelt mit einer recht gut konturierten Lehne am meisten Punkte. Ergonomisch ist der BMW auf der Höhe der Zeit: Zweimal ziehen an der Haubenentriegelung spart die fingerverschmutzende Suche nach dem Entriegelungshebel unter der Motorhaube. Sauber ist auch die elektronische Ölstandskontrolle per iDrive-Controller am Bildschirm. Doch auch die niedrigste Ladekante kann nicht verhindern, dass Kia und VW dank ihres besseren Ablagenangebots an ihm vorbeiziehen.

 

Fahrkomfort: Kia & VW mit adaptiven Dämpfern

Beim Audi sind die individuell belegbaren Speichertasten etwas weit unten angeordnet. Mit adaptiven Dämpfern bestückt (Serie bei Kia und VW), vermittelten die vier Kandidaten während der Fahrt recht unterschiedliche Eindrücke. Liegt der Audi auf der Autobahn wie ein Brett, ändert sich das Bild auf den Komfortstrecken des Testgeländes, wo kurze Wellen die Hinterachse deutlich spürbar nachsacken lassen. Der Wechsel vom Comfort- in den Dynamik-Modus schafft hier Abhilfe. Unter diesen Umständen rollt der BMW geschmeidiger ab, auch wenn der Aufbau dabei etwas stärker in Bewegung gerät. Auf der Autobahn wirkt der Kia sehr straff, was ihn insgesamt wesentlich unkomfortabler erscheinen lässt als seine Rivalen. Dagegen weist er auf den Marterstrecken vereinzelt etwas größere Dämpfungsreserven auf. In der Summe muss sich der Koreaner jedoch hinter den anderen Testkandidaten einsortieren. In puncto Schnellfahrkomfort liegt der Arteon ebenfalls vor dem Stinger, während er bei Ausnutzung der vollen Nutzlast auf kurzen Wellen heftig durchschlägt und das Schlusslicht des Testfelds bildet. Hier entfaltet der Kia unerwartete Nehmerqualitäten: Er bügelt zahlreiche Asphalt-Reliefs recht gekonnt aus und platziert sich direkt hinter dem BMW.

 

Motor/Getriebe: BMW beim Sprintvermögen vorn

Die Motorisierung des Quartetts weist eine breite Spreizung auf. Aus Wolfsburg gibt es maximal vier Zylinder. Der 2,0-Liter-Turbo ist das Top-Aggregat des Arteon und leistet 280 PS. Der TSI zeigt zwar ein spontanes Ansprechverhalten und wirkt sehr drehfreudig. Doch in höheren Drehzahlregionen kann er nicht mit der Zugkraft der Motoren der deutlich stärkeren Konkurrenten mithalten. Folglich bildet der VW ab 100 km/h bei den Fahrleistungen das Schlusslicht, ohne wirklich langsam zu sein. Liegt er beim Standardsprint nur wenige Zehntel hinter den anderen, fällt er beim Beschleunigen  oberhalb der Richtgeschwindigkeit deutlich spürbarzurück. Was Sprintvermögen und Drehfreude im oberen Drehzahlbereich angeht, sind sowohl der aufgeladene 3,0-Liter-Reihensechser im BMW als auch das hubraumgleiche Turbo-V6-Aggregat im Audi eine Klasse für sich. Mit Beschleunigungswerten von 4,5 Sekunden (Audi) respektive 4,8 Sekunden (BMW) bewegen sich die beiden Bayern schon fast in Regionen ordentlich motorisierter Motorräder. Hinsichtlich der Laufkultur erfüllt besonders der Münchner höchste Ansprüche. Seine Achtstufen-Automatik weiß – ebenso wie die des Ingolstädters – die Motorkraft jeweils durch eine passende Abstufung und mit punktgenauen Fahrstufenwechseln stets bestens in Szene zu setzen. Der Biturbo-V6 im Kia arbeitet ebenfalls sehr druckvoll, leidet allerdings und einem spürbaren Turboloch. Es dauert stets einen Augenblick, bevor Ladedruck aufgebaut ist und Gaspedalbefehle in Vortrieb umgesetzt werden. Dafür wartet der Stinger mit 270 km/h Höchstgeschwindigkeit auf – die Konkurrenz lässt es bei 250 km/h bewenden. Immerhin: Mit einem Testverbrauch von 8,4 Liter Super auf 100 Kilometern zeigt sich der VW als der Sparsamste, während der Kia mit 10,8 Liter Super der Durstigste ist.

 

Fahrdynamik: S5 mit effizienter Kraftverteilung

In Kurven scheint der S5 seine fast 1,8 Tonnen Leergewicht einfach abzuschütteln. Präzise lässt er sich dirigieren und profitiert dabei von seinem quattro-Antrieb im Verbund mit dem aktiven Hinterachsdifferenzial. Die Technik erkennt Untersteuertendenzen im Ansatz und verwandelt das Ingolstädter Familien-Coupé dank blitzschneller und effizienter Kraftverteilung an die Räder mit dem geringsten Schlupf in einen Kurvenkünstler par excellence, auch wenn die Lenkung nicht gerade ein Muster an Feinfühligkeit ist. Am Volant des 440i Gran Coupé registriert der Fahrer mehr Fahrbahnkontakt. Ansonsten verhält sich der BMW ähnlich agil wie der Audi und wuselt wieselfl ink und dank xDrive traktionsstark durch die vertracktesten Kurvenkombinationen, ohne im sehr hoch angesiedelten Grenzbereich mit tückischen Reaktionen zu stören. Dennoch würde er mit aktivem Hinterachsdifferenzial noch lebhafter agieren. Die Dosierbarkeit seiner Bremse sucht dafür im Testfeld ihresgleichen.

 

Bremsen: Stinger mit längstem Bremsweg

Der Arteon neigt im Grenzbereich zum Untersteuern und leistet sich leichte, gut kontrollierbare Lastwechselreaktionen, die ihm in Sachen Handlichkeit zugute kommen. Dennoch bliebt er mit seinem 4Motion-Allradantrieb spürbar hinter der Dynamik seiner beiden deutschen Rivalen zurück. Mit 1923 Kilogramm Leergewicht ist der ebenfalls allradgetriebene Kia der Schwerste. Er wirkt kopflastig und erfordert höhere Lenkkräfte als die Konkurrenten, ohne dass es an der Lenkpräzision etwas auszusetzen gäbe. Im Grenzbereich neigt auch er zum Schieben über die Vorderräder, wodurch er unhandlicher wird als die Wettbewerber. Im Sport plus- Modus fährt er sich wie ein Hecktriebler und lässt sich mühelos zum Querfahren überreden, verlangt aber im Grenzbereich nach mehr Aufmerksamkeit. Ein auffällig stumpfes Bremsgefühl weist die Brembo-Bremsanlage des Koreaners auf. Zudem sind seine Bremswege am längsten.

 

Umwelt/Kosten: Arteon ist günstiger

Mit testrelevanter Ausstattung ist der Arteon fast 15.000 Euro günstiger als der Audi, aber nur wenig billiger als der Kia. Auch die Kraftstoffkosten des VW sind die niedrigsten. Bei den Aufwendungen für die Werkstatt kommt am Kia dagegen keiner vorbei – ebenso wenig an seiner siebenjährigen Garantie, wovon sich die versammelte Konkurrenz ruhig eine Scheibe abschneiden könnte. Da können auch die hohe Kfz-Steuer, die höchsten Benzinkosten und die teuren Versicherungseinstufungen seinen Kapitelsieg nicht verhindern. Dass Audi und BMW Premium-Mobile sind, die Premium-Kosten verursachen, wird unter anderem am Wertverlust laut Berechnungen der DAT deutlich: So muss man bei beiden nach vier Jahren und 80.000 km weit über 30.000 Euro abschreiben.

 

Technische Daten

 AUDI S5 Sportback 3.0 TFSI quattroBMW 440i xDrive Gran Coupé
Zylinder/Ventile pro Zylin.V6/4; TurboR6/4;Turbo
Hubraum2995 ccm2998 ccm
Leistung354 PS326 PS
Max. Gesamtdrehmoment500 Newtonmeter450 Newtonmeter
Getriebe/Antrieb8-Stufen-Automatik /Allrad, permanent8-Stufen-Automatik /Allrad, permanent
Beschleunigung  
0 - 100 km/h4,5 s4,8 s
0 - 200 km/h17,1 s17,9 s
Höchstgeschwindigkeit250 km/h250 km/h
Leergewicht1660 kg1685 kg
Bremsweg aus 100 km/h warm33,5 m34,6 m
Verbrauch (Test/EU)10,0/7,3 l S/100 km9,8/7,1 l S/100 km
CO2-Ausstoß (Test/EU)237/166 g/km232/165 g/km
Grundpreis62.750 Euro58.400 Euro
Preis Testwagen67.295 Euro60.300 Euro
Punktzahl (maximal 5000 Punkte)31423096
Platzierung23

 

 KIA Stinger 3.3 T-GDI AWDVW Arteon 2.0 TSI 4Motion
Zylinder/Ventile pro Zylin.V6/4; BiturboR4/4;Turbo
Hubraum3342 ccm1984 ccm
Leistung370 PS280 PS
Max. Gesamtdrehmoment510 Newtonmeter350 Newtonmeter
Getriebe/Antrieb8-Stufen-Automatik /Allrad, permanent7-Gang, Doppelkupplung/Allrad, permanent
Beschleunigung  
0 - 100 km/h5,0 s5,2 s
0 - 200 km/h17,6 s21,6 s
Höchstgeschwindigkeit270 km/h250 km/h
Leergewicht1834 kg1641 kg
Bremsweg aus 100 km/h warm35,4 m34,0 m
Verbrauch (Test/EU)10,8/10,6 l S/100 km8,4/7,3 l S/100 km
CO2-Ausstoß (Test/EU)249/244 g/km199/164 g/km
Grundpreis54.900 Euro50.100 Euro
Preis Testwagen54.900 Euro52.810 Euro
Punktzahl (maximal 5000 Punkte)30553176
Platzierung41

 
Elmar Siepen Elmar Siepen
Unser Fazit

Er ist nicht der Schnellste, dafür aber der Sparsamste, bietet viel Platz und ist deutlich günstiger in der Anschaffung als die Rivalen – so fährt der VW Arteon den Testsieg ein. Auf dem zweiten Platz landet der Audi S5 Sportback. Er überzeugt mit hoher Qualität, Top- Fahrleistungen, den kürzesten Bremswegen und superbem Handling. Seine schlechte Kostenbilanz verhagelt ihm allerdings den Gesamtsieg – obwohl er die Eigenschaftswertung gewinnt. Dicht dahinter folgt das BMW 4er Gran Coupé. Sein famoser, klangstarker Reihensechszylinder gewinnt die Emotionswertung. Ansonsten gefällt der Münchner mit Laufkultur, Agilität, der besten Lenkung und sehr gutem Federungskomfort. Mit dem niedrigsten Innengeräuschpegel punktet der Kia Stinger ebenso wie mit umfangreichen Garantien. In der Fahrdynamik leidet er jedoch unter seinem hohen Gewicht und den im direkten Vergleich zu langen Bremswegen. Deshalb bleibt ihm hier nur Platz vier.

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