Audi A6 Avant 3.0 TDI quattro/BMW 530d Touring: Test Dreiliter-A6 Kombi oder doch 530d Touring?
Test: Der neue BMW 5er Touring soll unter den Edelkombis die Führung übernehmen. Ob er das Zeug dazu hat, klärt der Vergleich mit dem Audi A6 Avant.
BMWs Weg in die Kombi-Welt ebnete bereits 1987 die 3er-Reihe. Statt Schrägheck mit Heckklappe wie beim ersten 5er Touring der seligen 02er-Serie war der 3er Touring seinerzeit ein vollwertiger Kombi, wenngleich das Ladevolumen eher überschaubar ausfiel. Der überraschende Erfolg des Modells sorgte dafür, dass die Gattung Kombi sich nicht nur des vorurteilsbehafteten schnöden Handwerker-Images entledigte, sondern auch zur Produktion des 5er-Touring ab 1991 führte. Heute, eine Million Exemplare und vier Generationen später, steht die Neuauflage mit dem Baureihenkürzel G31 in den Startlöchern, um der Konkurrenz das Fürchten zu lehren. So zumindest hätten es die BMW-Oberen gern. Bereits ein Blick auf die Abmessungen macht deutlich, wohin die Reise geht: Mit 4,94 Metern ist der BMW nicht nur um 3,6 Zentimeter länger als sein Vorgänger, sondern erreicht das Maß seines Konkurrenten Audi A6 Avant auf den Millimeter genau. Mit einem Radstand von 2,98 Metern übertrumpft er seinen Rivalen gar um mehr als sechs Zentimeter. Im Ergebnis wirkt der 5er-Innenraum auf den ersten Eindruck denn auch noch etwas luftiger als der des A6. Im Fond sollen gar drei Kindersitze Platz finden, verspricht BMW stolz. Gewonnen hat aber nicht nur das Raumangebot für die Insassen, sondern auch der Gepäckraum. Mit nunmehr 570 bis 1700 Litern über- trifft der Touring das Volumen des Ingolstädters Avant (565 bis 1680 Liter) leicht. Deutlicher fällt der Vorsprung in puncto Zuladung aus, denn der Münchner darf laut Werk je nach Ausstattung bis zu 730 Kilogramm an Bord nehmen, während sich die Audi-Kapazität auf maximal 630 Kilogramm beschränkt. Dennoch hat der neue Edel-Laster aus der bayerischen Landeshauptstadt um bis zu 100 Kilo abgespeckt.
Der BMW 5er Touring im Video:
Test: Audi A6 Avant gegen BMW 530d Touring
Beide Kandidaten beeindrucken darüber hinaus bis ins Detail auch mit penibler Verarbeitung und hochwertigen Materialien. Hinsichtlich der Variabilität verfügt der BMW im Gegensatz zur asymmetrisch geteilten Fondlehne des Audi über eine dreigeteilt klappbare Rücksitzlehne (Serie), die sich für 380 Euro extra auch in der Neigung einstellen lässt. Zusätzlich gibt es ab Werk ein praktisches, separat zu öffnendes Heckfenster. Für die Bedienung haben die Münchner das iDrive-System im 5er nochmals verfeinert. Das heißt, es besitzt neue Bedienfelder in Kacheloptik mit personalisierbaren Inhalten und lässt sich neuerdings per Gestensteuerung bedienen. Dagegen ist das MMI-System des Audi trotz des optionalen Touchpads für die Navi-Zieleingabe wegen der verstreuten Menütasten deutlich weniger intuitiv. Was den Sitzkomfort angeht, warten die beiden Rivalen jeweils mit einer optionalen Massage-funktion für die vorderen Komfortsitze (2290 Euro) auf. Unabhängig davon offerieren die Audi-Individualkontursitze (2500 Euro) im Schulterbereich allerdings eine spürbar bessere Abstützung als das BMW-Gestühl. Für den Fahrkomfort wiederum bringt der BMW eine serienmäßige Luftfederung an der Hinterachse mit. Die adaptiven Dämpfer im Audi im Verbund mit einer Luftfederung an allen vier Rädern kostet 1950 Euro. Adaptive Dämpfer gibt es im BMW für 1190 Euro. Hier wie dort haben sich diese nach der Testerfahrung als eine gute Investition erwiesen, da sie erheblich den Langstreckenkomfort fördern. Dazu bedarf es natürlich auch einer entsprechenden Motorisierung: Im Fall des BMW macht der 3,0-Liter-Reihensechszylinder-Diesel mit 265 PS eine gute Figur. Ebenso überzeugt das nur geringfügig stärkere (272 PS), hubraumgleiche Aggregat des Audi, dessen Zylinder V-förmig angeordnet sind.
Allrad kostet für den BMW 530d 2600 Euro Aufpreis
Zwar leistet der A6 Avant sieben PS mehr, der BMW sticht ihn jedoch mit 620 zu 580 Nm beim Drehmoment klar aus. Entsprechend souverän bügelt der Münchner Autobahnsteigungen jeglicher Art platt. Die Werksangaben bis zur 100-km/h-Marke differieren nur geringfügig (Audi 5,7, BMW 5,8 Sekunden), beide werden bei 250 km/h werksseitig abgeriegelt. So oder so: Solcherart motorisiert vermisst man in der Regel kein PS mehr. Als sehr angenehm registrieren wir auch die Fortschritte beim Geräuschkomfort des 5er Touring. Mit Tempo 250 über die Autobahn und sich dabei noch entspannt mit dem Beifahrer unterhalten? In BMWs neuem Edellaster kein Problem. Auf kurvigen Landstraßen wiederum beeindruckt der hinterradgetriebene Münchner mit seinem leichtfüßigen Handling, während der Audi in Sachen Traktion von seinem serienmäßigen Allradantrieb profitiert. Die xDrive-Variante des 5er Touring kostet 2600 Euro Aufpreis. Apropos Kosten: Mit Einstiegspreisen von 56.800 Euro für den hier gefahrenen 530d Touring und 57.750 Euro für den vergleichbaren Audi A6 Avant 3.0 TDI sind beide keine Sonderangebote. Zwar fällt die Serienausstattung mit Xenonscheinwerfern (BMW: LED), Licht- und Regensensor, elektrischer Heckklappe, Multifunktionslenkrad, Klimaautomatik und Leichtmetallrädern hier wie dort sehr ordentlich aus, dennoch ist es problemlos möglich, für weitere Extras den Gegenwert eines Kompaktwagens zu investieren – Oberklasse fahren heißt auch Oberklasse zahlen. Wohl dem, der Dienstwagen-berechtigt ist.
Technische Daten
Technische Daten | Audi A6 Avant 3.0 TDI quattro | BMW 530d Touring |
Motor | 6/4, Turbodiesel | 6/4, Biturbodiesel |
Hubraum | 2967 ccm | 2993 ccm |
Leistung | 272 PS | 265 PS |
Max. Drehmoment | 580 Nm | 620 Nm |
Getriebe | 7-Gang, Doppelkupplung | Achtstufen-Automatik |
Antrieb | Allrad | Hinterrad |
0-100 km/h | 5,7 s | 5,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h | 250 km/h |
Leergewicht | 1835 kg | 1750 kg |
Kofferraum | 565-1680 l | 570-1700 l |
L/B/H in mm | 4943/1874/1461 | 4943/1868/1498 |
Testverbrauch | 5,3 l D/100 km | 4,7 l D/100 km |
Preis | 57.750 Euro | 56.800 Euro |
Unter der Woche Dienstwagen für Geschäftstermine und am Wochenende mit Kind und Gepäck auf Tour? Moderne Edellaster wie der neue BMW 5er Touring oder der Audi A6 Avant sind für derlei "Family Business" wie geschaffen. Auch wenn die ersten Eindrücke in späteren Tests noch verifiziert werden müssen, so scheint der neue BMW gute Chancen zu haben, sich als neuer Platzhirsch im Segment zu etablieren. Eine tolle Antriebseinheit, die hohe Variabilität, eine beeindruckende Zuladung und der sehr gute Geräusch- sowie Federungskomfort sind Fakten, an denen sich die bekanntermaßen starke Konkurrenz in späteren Tests messen lassen muss.