VW T1 Samba/VW ID. Buzz: Vergleich
Opa T1 trifft Enkel ID. Buzz
Der VW Bulli begeistert seine Fans seit Generationen – besonders als VW T1 Samba ist er ein Kultsymbol seiner Zeit. In unserem Vergleich trifft er auf seinen Enkel, den vollelektrischen VW ID.Buzz.
Der unkonventionelle Vergleich zwischen VW T1 Samba und dem VW ID.Buzz ist auch eine Reise in die Automobilgeschichte. 1951 entstand aus dem als Arbeitstier projektierten VW Transporter T1 ein Freizeit-Mobil besonderer Art: Mit acht Sitzen, luftigem Faltschiebedach und bis zu 23 Fenstern verwandelte sich der T1 Samba in einen gläsernen Aussichtsbus. Die acht markanten, schmalen Dachfenster ließen viel Sonne herein und gaben den Blick in den Himmel frei. Mit diesem Bulli ging es vielerorts ausgelassen zu – bei feuchtfröhlichen Ausflügen und ersten Urlaubsreisen gen Süden. Schnell bekam das Kleinbus-Sondermodell seinen Spitznamen "Sambabus". Doch der Name mit südländischem Klang à la Ausgelassenheit und Tanz war eigentlich nur die Abkürzung für nüchterne deutsche Sachlichkeit: Sonder Ausführung mit besonderer Ausstattung. Für die damalige Zeit besaß dieser Bus bereits eine recht noble Innenausstattung. Die gerade einmal viereinhalb Zentimeter dünnen Vorder- und Seitentüren waren innen mit Stoffverkleidungen bespannt, und außen strahlte die Transporter-Edelvariante mit Zweifarb-Lackierung und Aluminium-Dekorleisten. Kurz: Der Samba war der erste echte Luxus-Reisebus im Kleinformat. Ihm folgten sieben Generationen, die jüngeren mit dem inzwischen geläufigen Beinamen Multivan. Im September 2022 startete der erste vollelektrische VW Multivan mit neuer Technik und neuem Namen. Der Elektro-Bulli heißt – in Anlehnung an die weiteren VW-E-Autos ID.3, ID.4 und ID.5 – VW ID.Buzz. Er entsteht, genau wie seine Vorgänger und konventionell angetriebenen Brüder, im VW-Werk Hannover. Und genau wie sein Urahn rollt er in Zweifarb-Lackierung und mit großen Fensterflächen zu den Händlern. Allerdings muss man sich hier mit Seitenfenstern begnügen, diese ziehen sich aber wie ein breites Panorama-Band um die Karosserie. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Leslie fährt den VW ID.Buzz (2022) im Video:
VW T1 Samba und ID.BUZZ im Vergleich
Für unser "Enkeltreffen" stellen wir dem brandneuen VW ID.Buzz einen top erhaltenen VW T1 Samba aus dem Baujahr 1964 zum Vergleich gegenüber. Das Fahrzeug stammt aus erster Hand und gehörte der Inhaberin eines Berliner Blumengeschäfts, die keinen Führerschein besaß und sich hauptsächlich bei Familienausflügen und Urlaubsreisen chauffieren ließ. Der Bus hat gerade einmal 55.000 Kilometer auf dem Tacho. Erster Eindruck: zwei Autos, zwei Welten. Während der Oldie zierlich, klein und offenherzig wirkt, tritt sein Urenkel wie eine große, geschlossene Trutzburg auf. Mit 4,71 Metern ist der neue Fünfsitzer um 41 Zentimeter länger als der alte Neunsitzer. Auch in der Breite hat der VW ID.Buzz mit 18,5 Zentimetern kräftig zugelegt, ist dafür allerdings 13 Millimeter niedriger. Einsteigen und "Drive" am Lenksäulenschalter wählen, schon rollt der VW ID.Buzz leise säuselnd davon – je nach Pedalstellung sanft und elegant-geschmeidig oder mit Schmackes und kräftigem Antritt. Der VW T1 Samba wird – wie einst üblich – per Schlüsseldreh gestartet. Er springt sofort und zuverlässig an, das galt einst als besondere VW-Tugend. Mit sonorem Boxer-Klang meldet sich der Motor aus dem Heck. Die Kupplung lässt sich trotz der langen Kraftübertragung per Seil angenehm weich durchtreten, die Gänge werden per Schalthebel eingelegt, der aus dem Bodenblech stakt.
Seitenspiegel im VW T1 Samba gegen Aufpreis
Auf geht's! Der 1,5-Liter Vierzylinder-Boxer ist luftgekühlt und in unserem Vergleich entsprechend stets vernehmlich zu hören. Im VW T1 leistet er 42 PS (31 kW) – genug für ein Spitzentempo von 105 km/h. Allerdings ist hier viel Schaltarbeit nötig. Die vier Gänge liegen in H-Anordnung. Das fühlt sich wegen des langen Schalthebels aber eher wie ein geschriebenes "H" mit weitem Mittelstrich an. Überhaupt ist der Fahrerplatz recht gewöhnungsbedürftig. Man sitzt vor einem steil stehenden Lenkrad mit riesigem Durchmesser und dünnem Kranz. Die Knie reichen fast bis an die Innenseite der Karosserie, die Füße befinden sich also nur wenige Zentimeter hinter der Stoßstange. Die Instrumententafel besteht aus lackiertem Blech. Neben Tacho und wenigen Schaltern gibt es nur noch eine rechteckige Analoguhr auf der Beifahrerseite und eine "Radio-Vorbereitung" in der Mitte – also wie früher üblich einen DIN-Schacht ohne Autoradio. Die Rückspiegel (rechts außen ein Sonderzubehör) geben allenfalls kleine Ausschnitte frei und dienen eigentlich nur als grobe Orientierung – der Schulterblick ist hier unumgänglich. Für die Heizung gibt es einen mechanischen Drehknauf unter der Sitzbank. Dieser bewirkt, dass vom Motor angewärmte Kühlluft ins Fahrzeuginnere umgeleitet wird. Damals warb VW damit, dass die Heizung sogar zum Serienumfang gehörte – allerdings kam vorn in der Regel lediglich ein laues Lüftchen an. Um die Scheiben eisfrei zu halten, öffnete man lieber die Dreieckscheiben. Im Sommer sorgten diese dann aber recht wirkungsvoll für Frischluft – an eine Klimaanlage wie im VW ID.Buzz war schließlich noch nicht zu denken.
421 Kilometer Reichweite im VW ID.Buzz
Ganz anders als im VW T1 Samba reist man im direkten Vergleich mit dem VW ID.Buzz – bequem und gut geschützt hinter dem wuchtigen Instrumententräger. Über das griffige Multifunktionslenkrad lassen sich viele Funktionen steuern, Infotainment, Navi und Online-Dienste werden über das 12,0-Zoll-Display bedient. Für Klimaautomatik und Radiolautstärke kommen Touch-Slider sowie eine Sprachsteuerung zum Einsatz. Die Sitze wiederum sind vielfach einstellbar und mit einer Massagefunktion ausgestattet. Der Antrieb verschwindet hier komplett im Fahrzeugboden. Die 82-kWh-Batterie soll nach WLTP-Norm eine Reichweite von 421 Kilometer erreichen, in der Praxis könnten 350 Kilometer realistisch sein. Der 150-kW-Motor (204 PS) treibt die Hinterräder an und kann den modernen Bus bis auf 145 km/h beschleunigen. Eines ist beiden gemein: Sowohl der T1 Samba als auch der ID.Buzz bieten Fahrspaß pur – jeder auf seine ganz eigene Art.
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