Sie bieten Komfort im Überfluss, besitzen längst Kultstatus und basieren ganz nebenbei auch noch auf bekannt praktischen Nutzfahrzeugen: "Limited" ist am VW T3 Multivan und dem GMC Vandura höchstens der Namenszusatz.
Im Vergleich zum VW T3 Wohnzimmer-Atmo im GMC Vandura
Das "Limited" in der Typbezeichnung bezieht sich beim GMC Vandura 2500 Explorer Limited keineswegs auf die begrenzten Möglichkeiten, die das General-Motors-Programm der Kundschaft vor gut 25 Jahren bot. Im Gegenteil: Der Vandura war als luxuriöser Bruder des kargen Chevy-Vans platziert, in Kooperation mit diversen Ausbauern ließen sich ganz auf die Bedürfnisse der Kundschaft zugeschnittene Autos ordern. So entstand 1992 auch unser Fotowagen auf Basis eines 2500er Modells, heute in der Hand von Roland Fink. Der GMC ist mit allem erdenklichen Luxus ausgestattet. Und Luxus hieß zu jener Zeit in den USA in erster Linie viel Holz, riesige, weiche Sessel und diverse elektrische Spielereien. Wenn wir hier von einem Fernseher sprechen, dann meinen wir keinen Mini-Touchscreen in der Kopfstütze, sondern einen echten Bildschirm, der unter dem Dachhimmel hängt. Neben dem Videorekorder gehört zu dem, was man heute wohl Multimediasystem nennen würde, auch ein Kassettendeck, das in den 80er-Jahren noch jeder HiFi-Anlage im heimischen Wohnzimmer zur Ehre gereicht hätte.
Apropos Wohnzimmer: Zur "guten Stube" machen diverse direkte und indirekte Beleuchtungen das Interieur ebenso wie der reichhaltige Einsatz von Echtholz. Als Beispiel seien hier nur die vom Fahrtwind gekühlten Barfächer in den hinteren Türen genannt. Die Rückbank kann – selbstverständlich elektrisch betrieben – zum Bett umgeklappt werden, und mit dem griffbereit angebrachten Staubsauger wird zum Feierabend noch schnell der hochflorige Teppich in Ordnung gebracht. Die üppige Verteilung von Aschenbechern und Flaschenhaltern, in denen hippe 0,25er Energydrink-Dosen vergeblich nach Halt suchen, machen unmissverständlich klar, dass es sich hier um ein Konzept aus einer anderen Welt, zumindest aber aus einer anderen Ära, handelt. Tatsächlich wurde der Vandura bis 1996 gebaut, bevor er vom deutlich nüchterneren Savana abgelöst wurde.
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Nüchterne Möbelhaus-Welt im VW T3 Multivan
Fühlt man sich im GMC Vandura 2500 Explorer Limited noch wie in Omas flauschigem Wohnzimmer, so beamt der VW uns in die sterile Welt eines Möbelhauses. Hier ist alles funktional und praktisch. Der zur Verfügung stehende Platz wird clever genutzt. Mit seitlichem Klapptisch und von Hand umlegbarer Rückbank sowie faltbaren Einzelsitzen mutiert der Multivan bei Bedarf auch mal zum Camper. Die hellen Stoffe sowie die beiden Armlehnen an den vorderen Sitzen signalisieren, dass es sich hier nicht einfach nur um den schnöden Nutzfahrzeug-Bulli handelt. Als letztes Sondermodell des VW T3 Multivan war die "Limited Last Edition" 1992 angedacht, als der T4 schon produziert wurde. Heute gehören die 2500 roten oder blauen Exemplare dieser Serie zu den beliebtesten T3, wobei ein Großteil der Originale in festen Händen ist. Der schnelle Wechsel zwischen Lastesel und wohnlichem Mobil fiel den Wolfsburger beziehungsweise Hannoveraner Transportern schon immer leicht.
Trotzdem können sie ihre Herkunft nicht verleugnen. Das Cockpit ist lange nicht so verspielt wie das im GMC – ganz im Gegenteil: Ohne das sportlichere Lenkrad und die Tachofolien ginge es auch in Thomas Schinnens VW T3 Multivan deutlich sachlicher zu. Eher unauffällig wurden hier Ascher und Dosenhalter in die Seitenverkleidungen integriert. Durchdachte Details: Bei umgeklappter Rückbank kann der Gurt seitlich eingehängt werden, und für den Arretierungsbolzen der Rückenlehne gibt es eine Abdeckkappe. Das beugt der Verletzungs- oder Verschmutzungsgefahr vor, wenn man mal eine Nacht im Bulli verbringt. Luftdüsen und Leselampen im Himmel sorgen für den Komfort im "hinteren Abteil" des Volkswagens. Das wars dann aber an Nettigkeiten, die das Leben angenehm machen. Dafür kommt der T3 auch ohne den gefühlt armdicken Kabelstrang nach hinten aus, der im Vandura die zahllosen elektrischen Funktionen versorgt – und einen zur Verzweiflung treibt, falls einmal der Wurm drin ist.
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VW T3 mit Boxer, Vandura mit V8
Die seitliche Schiebetür ist ganz klar ein Pluspunkt für den VW T3 Multivan LLE, gibt sie doch einen großen Einstieg frei, ohne viel Platz zum Nachbarauto zu beanspruchen. Umgekehrt verhält es sich am Heck: Die seitlich aufschwingenden Türen des GMC Vandura 2500 Explorer Limited scheinen praktischer als die nach oben öffnende Klappe des Bulli. Womit wir beim Thema Ladekante sind: Das große Gepäck lässt sich recht leicht ins Vandura-Heck wuchten, kann dort auch bei umgeklappter Rückbank liegen bleiben. Im VW T3 müssen Koffer und Taschen auf das Motorabteil gewuchtet und beim Umbau zum Schlafzimmer umgeräumt werden. Die Zugänglichkeit des Motors ist bei beiden Autos eher suboptimal. Der 5,7-l-V8 verbirgt sich tief in der kurzen Nase des Amerikaners, der 2,1-l-Wasserboxer quetscht sich ins enge Heck des Volkswagen.
199 zu 112 PS (146 zu 82 kW) heißt es im Leistungsduell. Beide Autos stehen für ihre Verhältnisse gut im Futter, und die Akustik beider Motorkonzepte hat bekanntermaßen jeweils ihre Fans. Wenn sich beide Autos schon als praktische Begleiter im (Kurz-)Urlaub anbieten, bleibt natürlich die Frage nach dem Unterhalt: Hier ist sowohl im GMC als auch im VW ein sensibler Gasfuß gefragt, wobei der Vandura an der Tankstelle trotzdem kräftig zulangt. Er ist dafür auch deutlich schneller als der Bulli. Die Ersatzteilversorgung wiederum sprengt bei beiden Van-Bestsellern schnell mal das angedachte Budget – dessen sollte man sich vor dem Kauf in jedem Fall bewusst sein.
Technische Daten von VW T3 Multivan und GMC Vandura 2500
Classic Cars 12/2016 | VW T3 Multivan LLE | GMC Vandura 2500 EL |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/2 | 8/2 |
Hubraum | 2109 cm³ | 5657 cm³ |
Leistung | 82 kW/112 PS | 146 kW/199 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 174 Nm 2800/min | 407 Nm 2000/min |
Getriebe/Antrieb | 5-Gang-Getriebe/Hinterrad | 4-Stufen-Automatik/Hinterrad |
L/B/H | 4570/1845/1985 mm | 5400/2100/2550 mm |
Leergewicht | 1720 kg | 2800 kg |
Bauzeit | 1992 (LLE) | 1971-1996 (3. Gen.) |
Stückzahl | 2500 | 26.609 (1992) |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 17 s | k.A. |
Höchstgeschwindigkeit | 140 km/h | 170 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 10,5 l S | 19,0 l S |
Grundpreis (Jahr) | 44.000 Mark (1992) | 14.603 US-Dollar (1992) |
Der GMC ist cool. Richtig cool. Der Klang, die Power, die Spielereien. Das ganze Feeling eben, wenn man den 2,8-Tonner über deutsche Straßen wuchtet. Fast leichtfüßig wirkt da der brave VW, der uns seit Jahrzehnten im Studium, im Job, im Urlaub begleitet. Problematisch wirds, wenn etwas zu reparieren ist: Dann wird es bei beiden Autos teuer. Aber bis dahin entscheidet alleine der persönliche Geschmack.