VW ID. Buzz: Faszination
Sonne, Strand und Sylt im ID. Buzz
Kaum ist der neue VW ID. Buzz da, muss er hoch hinaus: Auf unserem Trip nach Sylt begleitete er uns in den hohen Norden, wo er frische Urlaubsluft schnuppern durfte.
Nein, wir haben uns nicht gleich einen dieser typischen Sylt-Aufkleber auf unseren VW ID. Buzz geklebt. Das wäre ja noch schöner. Noch nie auf Sylt gewesen, sich aber schon als intimer Inselkenner brüsten? Nein, Sylt muss man erfahren, verstehen und verinnerlichen. Bestaunen, genießen – und auch akzeptieren. Unser erstes Ziel liegt noch gar nicht auf Sylt. Zunächst steuern wir das kleine Niebüll auf dem Festland an, rund 20 Kilometer vor dem Küstenband. Niebüll und Sylt ergeben eine unabdingbare Urlaubssymbiose wie Strandkorb und Sand, wie Abendsonne und Rotes Kliff, wie Gosch und Krabben-Cocktail, wie Meer und Wind. Von dort aus startet der Autozug, der alle Fahrzeuge und Urlaubenden auf Deutschlands bekannteste Urlaubsinsel bringt. Es sei denn, man fliegt very posh mit dem Privatflieger auf den lokalen Flugplatz in Westerland – oder man schippert mit der Fähre hinüber.
Nach dem Verladen des Autos auf den Zug beginnt der Urlaub direkt auf eine ganz besondere Art: Vorbei geht es an Kuhweiden und Einsiedlerhöfen, und dann zuckelt der Autozug über den legendären, rund zehn Kilometer langen Hindenburgdamm, bis er schließlich die Inselmetropole Westerland erreicht. Das monotone Rattern über das Gleis, das Ruckeln und Rumpeln gehören zum Beginn eines jeden Sylt-Abenteuers und heben die Vorfreude. Und nur keine Eile, denn jede der insgesamt 45 Minuten auf dem Schienenstrahl mitten durch das seichte Wattenmeer bietet bereits eine erste Entspannung. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Leslie & Cars fährt den VW ID. Buzz (2022) im Video:
Mit dem VW ID. Buzz auf Sylt
Schon unsere Anreise lief angenehm gelassen ab. Auf dem Weg von Köln nach Niebüll mussten wir den VW ID. Buzz – unseren Begleiter auf unserer Sylt-Tour – für jeweils rund eine halbe Stunde zweimal an der Schnelllade-Steckdose parken: Der große Fünfsitzer lehrt einen nun mal – wie alle Elektroautos – Geduld. Und die Autobahn-Trödelei diente schon als gute Einstimmung auf eine Reise, die jegliche Berufshektik vergessen lassen soll. Außerdem sorgte der stromernde Bus selbst bereits für etwas Aufregung: Sein Aufmerksamkeits-Faktor ist so hoch wie sonst nur der eines Supersportwagens. Das spüren wir auch schon beim "Übersetzen" auf die Insel sofort: Die Ahhhs und Ohhhs kann man den umstehenden Gesichtern ablesen. Kaum am Westerländer Bahnhof von der Rampe gerollt, untersuchen wir einen Sprung weiter nördlich das oft zitierte und sehr mondäne Kampen: Hier gibt es hauptsächlich teure Boutiquen, teure Restaurants, teure Hotels – und Maklerbüros mit teuren Immobilien. Jetzt, wenn keine Saison ist, herrscht Ruhe, doch im Sommer wird der ganze Ort zur Party-Meile der Prominenz. "Gogärtchen" und "Pony" auf dem Strönwai – auch als Whisky-Meile bekannt – gehören zu den Klassikern, seit einst Lebeleute und Promis wie Gunther Sachs oder Brigitte Bardot am Nacktbadestrand von Kampen wilde Partys gefeiert haben.
Bis heute hat der Ort seinen Ruf als High Society-Treffpunkt behalten. In diesem Teil der Insel wird Luxus bis hin zur langweilenden Dekadenz an jeder Ecke in Großbuchstaben geschrieben. Doch das ist nur ein erster subjektiver Eindruck. Kampen verkörpert nicht das eigentliche Sylt, das die meisten Besucher:innen so sehr schätzen. Und dennoch: Der VW ID. Buzz scheint gerade jetzt genau hier hinzupassen, denn bereits vor seinem Erscheinen hatte ihn die Kult-Lobby mit viel Vorschuss-Lorbeeren bedacht. Immerhin begleitete sein Urahn – der VW Bus T1, für den der Begriff Strandauto praktisch erdacht wurde – in den USA einst ganze Generationen von hippen Surfern an die Ozeane. Also los, ein Bild mit dem VW ID. Buzz am Strand muss her, am besten gleich um die Ecke am berühmten Roten Kliff, dessen 30 Meter hohe Steilküste die Abendsonne mit ihren knallorange-roten Strahlen in ein warmes Licht taucht. Aber unser Vorhaben scheitert: Der feinkörnige Sand erweist sich als viel zu weich – viel zu schwer wiegen die zweieinhalb Tonnen Gewicht des Elektro-Bulli. Bevor sich der hinterradgetriebene Bus zu tief einbuddelt, drehen wir lieber ab.
Der Elektro-Bus lehrt einem Ruhe – wie die Insel
Dafür dient der kleinste der fünf Sylter Leuchttürme als gelungenes Motiv – das Quermarkenfeuer ist nur zwölf Meter hoch. Das kantige Backstein-Türmchen ist gleichzeitig das jüngste Sylter Leuchtfeuer und stammt von 1913, ist aber schon länger außer Betrieb. Keine zwei Kilometer entfernt überragt der schwarz-weiße "Lange Christian" die Szenerie zwischen Kampen und Wenningstedt. Der älteste Sylter Leuchtturm (1856) ist mit 62 Metern zugleich das höchste Bauwerk hier. Dabei hat er auch die "Uwe-Düne" fest im Blick: Sie ist mit 52,5 Metern der höchste Punkt der Insel und lässt sich über 91 Stufen erklimmen. Bei gutem Wetter kann man von hier oben Dänemark, aber auch Amrum und Föhr im Süden grüßen. Wir rollen leise weiter nach Norden. Draußen weht scharf der Winter-Wind, die Nordsee peitscht an die Küste. Wir suchen den nördlichsten Punkt Deutschlands, er liegt hier oben am Ellenbogen bei List. Die Stelle ist nur zu Fuß erreichbar und erfordert einen kurzen Marsch durch eine wunderbare Landschaft, die sich in über 3000 Jahren gefestigt hat – dank des Strandhafers und der Disteln. Sylt macht Naturschutz erlebbar, auch eine Strandwanderung schafft diese besondere Innigkeit mit den Elementen. Zwölf Millionen Vögel kommen jährlich auf die Insel, um zu rasten oder zu brüten. Möwen-Füttern ist allerdings bei hoher Geldstrafe untersagt.
Die Dünen abseits der Holzstege zu betreten, wird ebenfalls geahndet – nur den vielen freilaufenden Schafen ist der Zugang gewährt. Der Trip zum Ellenbogen führt übrigens über eine Privatstraße, die Tageskarte kostet sechs Euro. Die Weiterfahrt nach List führt am Königshafen vorbei – auch die nördlichste Bucht Deutschlands zählt zum Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Von höherer Warte aus betrachtet wirken die reetgedeckten Häuser fast wie eine Szenerie aus Tolkiens "Herr der Ringe". Rund 17.500 Menschen leben auf Sylt, doch viele verlassen die Insel: Die Miet- und Lebenshaltungskosten sind zu stark gestiegen – Sylts Luxusproblem ist seine unbezahlbare Schönheit. Von List bis zur südlichen Inselspitze in Hörnum brauchen wir für die rund 40 Kilometer eine Dreiviertelstunde. Auf der lang gezogenen Straße nach Hörnum wirken die menschenleeren Dünen wie eine Mondlandschaft. Das Wetter ist wechselhaft, Sonnenstrahlen weichen dunklen Wolken, die Schietwetter bringen. Bevor wir unsere Reise beenden, machen wir noch einen schnellen Abstecher in den Osten Sylts: auf die Nössehalbinsel mit ihren kleinen Ortschaften Tinnum, Keitum, Archsum und Morsum. Die Dämmerung bricht bereits an, die LED im Leuchtenband der stupsigen Front des VW ID. Buzz weisen uns den Weg zurück nach Westerland – der 18:00-Uhr-Zug nach Niebüll wartet nicht. Aber zuvor müssen wir uns doch noch einen dieser typischen Sylt-Aufkleber besorgen.
Das Auto
Auf den neuen VW-Bus haben Bulli-Fans von einst bis heute lange gewartet: Seit VW im Januar 2017 eine erste Studie des VW ID.Buzz in Detroit vorgestellt hat, wuchsen die Sehnsüchte nach dem Elektro-Bus. Obwohl er nur ein Fünfsitzer ist – ein Siebensitzer ist in Planung –, weckt er starke Erinnerungen an die T1-Version des Kult-Busses. Und obwohl wenig Kantiges sein Design schärft, sondern eher dezente Rundungen die Optik beherrschen, wäre es falsch, hier von Retro-Design zu sprechen: Mit dem ID.Buzz ist VW ein großer Wurf gelungen. Auch im Inneren überzeugt sein Design mit kühler Moderne und hellem Ambiente, geprägt von freundlich wirkenden Recycling-Materialien. Die permanenterregte Synchronmaschine stellt 150 kW (204 PS) sowie 310 Newtonmeter bereit und beschleunigt den 2,5 Tonnen schweren Stromer in moderaten 9,3 Sekunden von null auf Tempo 100. Der umfangreich nutzbare Kofferraum nimmt 530 Liter Gepäck auf. Der Radstand des VW ID.Buzz beträgt zwar fast drei Meter, doch dank seiner relativ geringen Überhänge ist der Elektro-Bus mit 4,71 Meter Länge kürzer als ein VW Sharan, was auch daran liegt, dass er auf dem Modularen E-Antriebs-Baukasten basiert, wodurch diverse Bauteile platzsparend platziert sind. Seine 77-kWh-Batterie verspricht bis zu 400 Kilometer WLTP-Reichweite. An Schnellladesäulen lässt sie sich von zehn auf 80 Prozent in einer guten halben Stunde aufladen.