Bevor in diesem Jahr die achte Golf-Generation startet, legt der VW Golf 7 GTI TCR noch einmal nach und liefert wilde 290 PS. Test!
Positiv | Hervorragende Fahrdynamik, äußerst fahrsicher, beachtliches Kom- fortniveau, sehr hohe Alltagstauglichkeit |
---|---|
Negativ | Teuer in Anschaffung & Unterhalt, bei sportlicher Gangart stark ansteigender Verbrauch |
Das "TCR" im Namen des getesteten VW Golf 7 GTI TCR ist ein Kürzel, das normalerweise für "Touring Car Racing" steht und eine Rennserie beschreibt, in der noch relativ seriennahe, frontgetriebene Tourenwagen auf vergleichbarem Leistungsniveau um den Sieg kämpfen. VW ist seit 2015 mit dem eigens dafür präparierten Golf dabei und siegt regelmäßig. Was liegt also näher, als den GTI-Fans den Abschied der siebten Modellgeneration – Golf Nummer acht startet in der zweiten Jahreshälfte 2019 – mit einer speziellen Ausgabe für die Straße zu versüßen? Und so lässt der VW Golf 7 GTI TCR die Augen der Fans leuchten – sofern der Grundpreis von 38.950 Euro kein Problem darstellt. Dafür gibt es eine stark verbesserte Version des Golf GTI Performance. Dessen 245-PS-Aggregat brachten die Techniker mit viel Feinarbeit auf 290 PS, die mit Hilfe zweier zusätzlicher Wasserkühler auf Standfestigkeit getrimmt wurden. Das serienmäßige Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe bekommt es mit maximal 380 Nm Drehmoment zu tun. Damit die Kraft an den Vorderrädern nicht in Reifenrauch aufgeht, kümmert sich ein automatisches Sperrdifferenzial um optimale Traktion. Mehr zum Thema: So kommt der VW Golf 8 GTI
VW Golf 7 GTI TCR (Rennversion) im Video:
VW Golf 7 GTI TCR im Test
Die Wolfsburger bietet beim getesteten VW Golf 7 GTI TCR die Option auf Semi-Slicks im Format 235/35 R 19 (Serie: 225/40 R 18) an. Wie beim Fahrwerk geht auch bei der Endgeschwindigkeit mehr, denn im Paket mit den Semi-Slicks (3200 Euro) enthalten sind adaptive Dämpfer mit geänderter Kennlinie hinten, eine angepasste Progressivlenkung und eine Aufhebung der elektronisch begrenzten Höchstgeschwindigkeit – der TCR rennt dann bis zu 260 km/h. Das ganze Paket fährt sich außerordentlich unterhaltsam. Schon beim Losfahren überzeugt der Motor mit kräftigem Anfahrdrehmoment, denn bereits bei 1000 Umdrehungen liegen 200 Newtonmeter an. Dann stürmt der GTI regelrecht Richtung Horizont und reißt die 100-km/h-Marke in nur 5,3 Sekunden. Beeindruckend ist, mit welchem Schub der VW Golf 7 GTI TCR aus der Drehzahlmitte heraus antritt und wie mühelos er bis 6800 Touren dreht. Doch der derzeit stärkste Fronttriebler der Baureihe beherrscht auch die entspannte Gangart und rollt dank seines breiten Drehmomentplateaus entspannt und stets mit reichlich Zugkraftreserve dahin. Das Komfort-Niveau überzeugt ebenfalls. Es müssen dem TCR schon grob verschlissene Fahrbahnen unter die Räder kommen, um sich an seine sportliche Fahrwerksabstimmung zu erinnern. Alles andere bügeln seine optionalen adaptiven Dämpfer mit beachtlicher Geschmeidigkeit aus. Selbst ein paar Dutzend gefahrene Kilometer auf der Autobahn im Sportmodus machen anschließend keinen Besuch beim Orthopäden erforderlich.
Der GTI TCR bleibt ein vollwertiger Golf
In den übrigen Disziplinen wie Bedienung, Ladekapazität und mehr ist auch der VW Golf 7 GTI TCR ein vollwertiger Golf. Der Testverbrauch von 8,3 Liter Super Plus auf 100 Kilometern kann sich ebenfalls sehen lassen. Bei sportlicher Gangart steigt der Kraftstoff-Konsum allerdings stark an. Wer dem Wolfsburger so richtig die Sporen gibt, sollte sich locker auf 15 Liter und mehr einstellen. Unter diesen Bedingungen meldet sich der böse Wolf im Golf und sorgt für "tierischen" Fahrspaß – etwa auf dem Grand-Prix-Kurs des Nürburgrings, wo er sich ebenso kurvengierig zeigt wie auf kehrenreichen Landstraßen. Mit dem Unterschied, dass man auf der Rennstrecke den Grenzbereich gefahrlos ausloten kann. So ist der Pilot im TCR bereits in der Mercedes-Arena deutlich müheloser und schneller unterwegs als im GTI Performance – hier hat man mehr Mühe, die richtige Balance zwischen Gaspedal-Stellung und Lenkwinkel zu halten. Im TCR freut man sich dagegen nicht nur über den kräftigen Schub, sondern auch über das hohe Gripniveau. Einen großem Anteil daran haben die Industrie-Kleber-Eigenschaften der Semi-Slicks vom Typ Michelin Pilot Sport Cup 2. Beim Anbremsen der Veedol-Schikane etwa zeigt der gegenüber dem GTI Performance um fünf Millimeter tiefer auf dem Asphalt kauernde VW Golf 7 GTI TCR dank seiner hervorragend arbeitenden elektronische Bremskraftverteilung eine bemerkenswerte Stabilität. Provozierte Lastwechselreaktionen, zum Beispiel in der Jaguar-Kurve, bleiben ohne kritischen Befund. Überhaupt ist man mit dem getesteten TCR einfach immer mühelos schnell und innerhalb der physikalischen Grenzen auch stets sicher unterwegs. So viel Perfektion wirkt fast schon ein wenig langweilig…
VW Golf 7 GTI TCR im Connectivity-Check
Das Radio Composition media, unter anderem mit CDLaufwerk, acht Lautsprechern, Telefonschnittstelle, SDKartenschacht und Touchscreen-Bedienung, wird beim getesteten VW Golf 7 GTI TCR ebenso ohne Aufpreis mitgeliefert wie eine Notruf-Funktion. Ein Navigationssystem kostet ab 565 Euro. Dann kann man per Car-Stick LTE (150 Euro zusätzlich) und separater SIM-Karte online gehen. Digitalradio-Empfang gibt es für 245 Euro.
Messwerte & technische Daten VW Golf 7 GTI TCR
AUTO ZEITUNG 13/2019 | VW Golf 7 GTI TCR |
---|---|
Technik | |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | R4/4; Turbo |
Hubraum | 1984 cm³ |
Leistung | 213 kW/290 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | 380 Nm |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang, Doppelkupplung; Vorderradantrieb |
Messwerte | |
Leergewicht (Test) | 1433 kg |
Beschleunigung (Test) | |
0 - 100 km/h | 5,3 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 260 km/h (Option) |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,6/31,7 m |
Verbrauch (Test/WLTP) | 8,3/6,7 l S/100 km |
CO2-Ausstoß (Test) | 151 g/km |
Preise | |
Grundpreis | 38.950 Euro |
Mit dem VW Golf 7 GTI TCR streuen die Wolfsburger seiner Kompaktwagen-Reihe die Schokoladenstreusel auf die Sahnehaube und bietet zum Ende des Lebenszyklus den dynamischsten Großserien-Fronttriebler, den die Baureihe je hervor-gebracht hat – Sperrdifferenzial, Semi-Slicks und gekonnter Feinarbeit sei Dank. Schade, dass dafür fast 40.000 Euro fällig sind!