Mit dem VW Arteon Shooting Brake 2.0 TDI haben die Wolfsburger nun einen adretten Designer-Kombi im Programm. So schlägt er sich im Test!
!--endfragment-->Positiv | Gutes Raumangebot, sichere Fahreigenschaften, tolle Traktion dank Allradantrieb |
Negativ | Diesel mit Anfahrschwäche, teuer |
Wie schon beim Fünftürer handelt es sich beim VW Arteon Shooting Brake 2.0 TDI um ein verfeinertes Derivat des VW Passat, welches hier zum Test rollt. Würde man einen Deutschland-Kenner aus dem Ausland auffordern, typisch deutsche Dinge zu nennen, fände in der Aufzählung mit hoher Wahrscheinlichkeit der VW Passat Variant einen Platz: Solide, sicher, zuverlässig, praktisch, aber eben auch unspektakulär und ein bisschen langweilig verkörpert er doch das, was vielfach im Ausland über Germany gedacht wird. Weil jene, die Spaß am Autofahren haben, aber auch bereit sind, etwas mehr Geld auszugeben, startet VW nun den schicken Arteon Shooting Brake als stylishen Familienfrachter mit Hingucker-Qualitäten – damit nicht nur das Anschauen, sondern auch das Fahren eine gehobene Erlebnisqualität bietet. Auf dem 2,84 Meter messenden Radstand haben die Designer die gestreckten Linien des Shooting Brake gekonnt untergebracht. In puncto Platzangebot zeigt sich der Lifestyle-Kombi damit alles andere als kritikwürdig.
Der VW Arteon Shooting Brake (2020) im Video:
Der VW Arteon Shooting Brake 2.0 TDI im Test
Die niedrig anmutende Dachlinie im VW Arteon Shooting Brake 2.0 TDI bedeutet wider Erwarten keinerlei Einschränkungen, denn Kopffreiheit ist im Test vorn wie hinten genug geboten. Und im Fond fällt der Knieraum ausgesprochen üppig aus. Selbst hinter der Rückbank erfordert der Wolfsburger im Gegensatz zu manch anderem Lifestyle-Laster keine Kompromisse: 565 bis 1632 Liter Laderaum dürften für mehr genügen als nur den Familienurlaub. Schade: Der Gepäckraumboden liegt deutlich tiefer als die Ladekante, was den Rücken strapaziert. Und die vergleichsweise kleinen Fenster gehen spürbar zu Lasten der Karosserieübersichtlichkeit, vor allem nach hinten. Das Cockpit erinnert an das des VW Passat und bietet serienmäßig digitale Anzeigen. Die optional erhältliche Dreizonen-Klimaautomatik mit Temperatur-Regulierung per Slider kennen wir bereits aus dem Golf VIII. Im Gegensatz zum Kompaktmodell sind diese hier zumindest beleuchtet. Wer die Temperatur ändern möchte, wischt mit dem Finger nach rechts (wärmer) oder nach links (kälter). Dies mag zwar moderner anmuten als die Temperatureinstellung per Drehregler, praktischer ist es keinesfalls. Ebenso gewöhnungsbedürftig sind die Touchfelder im aufpreisfreien Multifunktionslenkrad. Ein Navigationssystem gibt es ebenfalls – "serienmäßig" ist hier aber auch, dass das System nach dem Start stets erst die letzten Ziele anzeigt. Die Kartenansicht muss extra angewählt werden.
Motor/Getriebe im VW Arteon Shooting Brake 2.0 TDI
Auf der Antriebsseite gibt es bekannte Motoren, darunter den 2,0-Liter-TDI, dessen 190-PS-Version im Rahmen eines Updates einer 200-PS-Variante wich. Deren 400 Newtonmeter Maximaldrehmoment setzen jeden Gaspedalbefehl in spürbaren Schub um, nicht jedoch ohne beim Anfahren eine Gedenksekunde verstreichen zu lassen. Für die Statistik: Bis Tempo 100 vergehen nur 8,0 Sekunden, und erst bei zügig erreichten 230 km/h Höchstgeschwindigkeit endet der Schub. Mit diesen Werten qualifiziert sich der VW Arteon Shooting Brake 2.0 TDI im Test als schneller Reisewagen. Wenn die Drehzahl nicht zur Leistungsanforderung passt, hilft das aufmerksame Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe mit blitzschnellen Gangwechseln nach. Sodann lässt sich reichlich Drehfreude feststellen. Dennoch hielten die Techniker das Drehzahlniveau recht niedrig, denn 130 km/h im siebten Gang entsprechen gerade einmal 1900 Touren. Der Umgang mit dem Kraftstoff gerät da ganz im Zeichen der Zeit zurückhaltend: Ein Testverbrauch von 6,8 Liter Diesel auf 100 Kilometer sind für ein 1736 Kilogramm schweres und 200 PS starkes Automobil ein respektabler Wert, zumal ein zurückhaltender Gasfuß abermals einige Zehntel spart. Neu ist die sogenannte Twindosing-Technik, bei der zwei SCR-Kats und zwei AdBlue-Einspritzvorgänge zur Verfügung stehen. Ein motornaher SCR-Kat kommt schnell auf Betriebstemperatur und wandelt die Stickoxide schon kurz nach dem Start und bei geringer Last um. Ein weiter entfernt im Abgasstrang montierter SCR-Kat übernimmt bei hohen Lasten – etwa auf der Autobahn. So arbeitet stets ein SCR-Kat im optimalen Temperaturfenster und stellt sicher, dass in allen Betriebszuständen eine wirkungsvolle Stickoxid-Reduktion stattfindet.
Fahrkomfort im VW Arteon Shooting Brake 2.0 TDI
An einen edlen Reisewagen werden generell gewisse Komfortanforderung gestellt. Diese erfüllt der VW Arteon Shooting Brake 2.0 TDI im Test top konturierten ergoActive-Sportsitzen samt Massagefunktion auf der Fahrerseite und einer sehr guten Geräuschdämmung bei hohen Geschwindigkeiten. Der Federungskomfort wird allerdings – trotz der optionalen adaptiven Dämpferregelung für das Sportfahrwerk der R-Line Ausstattung des Testwagens – durch die optionalen 20-Zoll-Räder eingeschränkt, was sich in einem recht hölzernen Abrollverhalten bei langsamer Fahrt bemerkbar macht. Dafür lässt sich der Shooting Brake mit seiner Progressiv-Lenkung aber mit Verve in die Kurven werfen, die er stabil durcheilt. An deren Scheitelpunkten sorgen der Allradantrieb und die elektronische Differenzialsperre XDS (210 Euro) dafür, das möglichst kein Newtonmeter Drehmoment in Reifenrauch aufgeht, sondern stets auf die Fahrbahn gelangt. Abgerundet wird die gelungene Vorstellung von den guten Verzögerungswerten der Bremsanlage.
Connectivity-Check beim VW Arteon Shooting Brake 2.0 TDI
Ab Werk sind im VW Arteon Shooting Brake 2.0 TDI ein Radio mit acht Lautsprechern sowie das Navigationssystem Discover Media an Bord, das aber etwas schneller hochfahren könnte. Die serienmäßige Sprachsteuerung erweist sich im Test manchmal als etwas begriffsstutzig. Wer sein Smartphone induktiv laden möchte, zahlt 453 Euro extra. Aufpreisfrei sind die mobilen Online-Dienste von We Connect. DAB+ steht in der Preisliste unter dem Navisystem Discover Pro für 1613 Euro.
Messwerte & technische Daten des VW Arteon Shooting Brake 2.0 TDI
AUTO ZEITUNG 25/2020 | VW Arteon Shooting Brake 2.0 TDI SCR 4Motion |
Technik | |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbodiesel |
Hubraum | 1968 cm³ |
Leistung | 147 kW/200 PS bei 4000 /min |
Max. Drehmoment | 400 Nm bei 1750 - 3500 /min |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang-Doppelkupplung (Serie) Allradantrieb |
Messwerte | |
Leergewicht (Werk/Test) | 1736 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 8,0 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 230 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,3/33,3 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 6,8/5,8 l D /100km |
CO2-Ausstoß (WLTP) | 151 g/km |
Preise | |
Grundpreis | 52.575 € |
Mit dem VW Arteon Shooting Brake 2.0 TDI bringt Wolfsburg Farbe in den mitunter tristen Kombi-Alltag. Viel Design, viel Platz, wenig Abgas – die Rechnung könnte aufgehen, auch wenn es sich bei diesem Designer-Kombi um kein billiges Vergnügen handelt. Im Test stellt sich der teils müde Antritt des Diesels als gewöhnungsbedürftig heraus. Die Komforteigenschaften bestimmt der Käufer durch die Wahl des Fahrwerks und der Rad-Reifen-Kombination.