Der kompakte Campervan mit Aufstelldach begeistert vor allem mit einer herausnehmbaren Outdoor-Küche. Im Test zeigt der VanTourer Urban, ob er den hohen Erwartungen gerecht wird.
Unsere Erwartungen an den VanTourer Urban im Test sind hoch. Die Campervans der Marke sind beliebt und genießen allgemein einen guten Ruf. Zumal das mit 5,14 Meter Länge bislang kompakteste Fahrzeug der EuroCaravaning-Eigenmarke nicht wie üblich auf dem Fiat Duacto, sondern dem Mercedes Vito basiert. Damit rückt der maximal 3,1 Tonnen schwere VanTourer Urban ein gutes Stück in Richtung Premium-Segment, bleibt beim Preisniveau aber noch erfreulich zurückhaltend: ab 55.900 Euro (Stand: November 2021) ist der Urban in der Grundausstattung "Base" zu haben. Das grundsätzliche Layout des Ausbaus folgt dem üblichen Muster: zwei Drehsitze vorn, eine Schlaf-/Sitzbank im Fond, daneben – entlang der linken Fahrzeugseite – Küche und Schränke samt Klapptisch. On top gibt’s ein SCA-Aufstelldach, wodurch trotz der kompakten Maße vier Schlafplätze möglich sind. Doch so richtig attraktiv wird der Urban eigentlich erst als "Comfort"-Modell. Dann hat er statt des fest eingebauten Küchenblocks eine entnehmbare Outdoorküche an Bord, die sich auf beiden Seiten des Fahrzeugs anschließen und benutzen lässt. Hinzu kommen viele Annehmlichkeiten wie Cupholder, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, schwarze Verglasung im Fond, Lederlenkrad und ein 70-Liter-Tank. Ferner hat der VanTourer Urban dann auch eine Klimaanlage sowie eine Zwei-kW-Standheizung, eine zweite Schiebetür und eine Ambiente-Beleuchtung mit Fernbedienung, die sich stufenlos in Farbe und Helligkeit einstellen lässt. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Tipps zum Kauf eines gebrauchten Wohnmobils im Video:
VanTourer Urban im Test
Schon der VanTourer Urban in der "Base"-Ausstattungslinie ist vollständig einsatzfähig mit Spülbecken, Zwei-Flammen-Gasherd, Verdunkelung und LED-Spots. Beim Möbelbau glänzt der Urban zudem generell mit solider, klapperfreier Verarbeitung und edlen Push-Lock-Verschlüssen aus Edelstahl sowie Softclose-Mechanik. Mercedes-typisch gibt’s viele Assistenzsysteme, und die Schiebetüren laufen leichtgängig. Das Fahrwerk garantiert einen Abrollkomfort, der mit dem eines Pkw vergleichbar ist. Kehrseite der sanften Abstimmung sind ein etwas schaukeligeres Fahrverhalten sowie eine starke Untersteuertendenz. Doch auf der Autobahn und bei ruhigen Überlandpartien wirkt das Set-up des Mercedes Vito harmonisch. Während der Urban "Base" serienmäßig nur mit 102 PS und Handschaltung antritt, zählen Automatik und mindestens 136 PS ab "Comfort" zum guten Ton. Unser Testwagen hatte sogar den 116 CDI mit 163 PS unter der Haube und fuhr damit ausgesprochen munter. Bei einem Leergewicht von gut 2,4 Tonnen beschleunigt der Campervan immer noch in 12,7 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und rennt bis zu 195 km/h schnell. Dank kräftiger 380 Newtonmeter ab 1350 Touren tritt der VanTourer Urban jederzeit putzmunter an. Und das Beste: Der Verbrauch des OM654-Aggregats liegt auch wegen der lang übersetzten 9G-Tronic – bei Tempo 130 dreht der Zweiliter-Turbodiesel lässige 1700 Touren – im Test bei sehr günstigen 8,3 Liter auf 100 Kilometer.
Mobile Outdoor-Küche im Campervan auf Mercedes Vito-Basis
Mindestens ebenso lässig gelingt der Umbau der Rückbank im VanTourer Urban. Die Lehnen lassen sich einzeln neigen beziehungsweise flach stellen, zudem kann man die unter der Bank verstauten Beinauflagen am vorderen Ende einhängen – Stützfüße ausklappen, fertig ist das Bett. Ein optionaler Topper steigert den Liegekomfort auf der ebenen, aber festen Unterlage. Auch das Schlafdach ist im Test in Sekundenschnelle entfaltet und gibt so den Weg frei auf die obere Liegefläche, wo eine eher dünne Matratze auf Tellerfedern wartet. Der Clou des Urban ist aber seine mobile Küche: Zwei Spannhaken sowie zwei Schrauben im Boden des Küchenblocks lösen, Strom, Gas und Wasser per Schnellverschluss trennen – schon kann man den Block (am besten zu zweit) durch die linke Schiebetür herausheben und auf einem separaten Edelstahl-Gestell vor dem Mercedes Vito aufbauen. Besonders praktisch ist, dass sich die Küche auch auf der Beifahrerseite des Campervans platzieren und anschließen lässt. So steht die Küche gegebenenfalls mit im Vorzelt oder unter der Markise und kann über Nacht dort belassen werden. Alternativ kann man an den Außenanschlüssen des VanTourer Urban natürlich auch einen Gasgrill oder eine 12-Volt-Kühlbox betreiben.
VanTourer Urban mit DEFA-Anschluss
Anstatt die 95-Ah-Batterie zu entladen, lässt sich der VanTourer Urban zudem per DEFA-Anschluss an die Stromversorgung des Stellplatzes ankabeln, andernfalls sorgt ein 16-A-Ladebooster für rasches Wiederaufladen bei der nächsten Fahr-Etappe. Ein weiteres cleveres Detail: Der Tisch kann auch außerhalb des Autos benutzt werden, und eine metallische Einlage unter der Oberfläche bietet magnetisierten Tassen und Bechern (Zubehör) einen sicheren Stand. Ein echter Hingucker ist im Test zudem das Ambiente-Licht: Es verleiht dem Innenraum des Campervans nach Lust und Laune eine ganz eigene Atmosphäre und lässt sich per Fernbedienung programmieren. Keine Kritik? Nur wenig: Wie für die Mercedes Vito/V-Klasse üblich, ist der Durchstieg aus dem Fahrerhaus beengt, die Drehsitze sind fummelig in der Bedienung. Zudem strahlen die nicht dimmbaren LED-Spots unter der Decke sehr hell. Alles andere am VanTourer Urban passt.
Technische Daten VanTourer Urban (Mercedes Vito)
VanTourer Urban | |
Technische Daten | |
Motor | 2,0-Liter-4-Zyl.-Turbodiesel |
Getriebe | 9-Stufen-Automatik; Hinterrad |
Leistung | 163 PS/120 kW |
Max. Drehmoment | 380 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 5140/1928/1960 mm |
Leergewicht/Zuladung | 2465/635 kg |
Sitz-/Schlafplätze | 4 (opt.: 6)/4 |
Ausstattung | |
Herd/Heizung | zwei Flammen, Gas/2 kW, Diesel |
Gas | 1 x 2,75 kg |
Frisch-/Abwasser | 25/10 l |
Kaufinformationen | |
Basispreis | 55.900 Euro |
Marktstart | Ende 2020 |
Für gut 60.000 Euro bietet der VanTourer Urban Comfort im Test originelle und kompetent umgesetzte Lösungen. Die Mercedes-Technik bürgt für Qualität und Sicherheit, der Motor ist sparsam. Dass der Mercedes Vito mehr Kunststoff zeigt als eine V-Klasse, stört beim Camping nicht.