Trotz der zuletzt rasant gestiegenen Preise gibt es sie noch: erschwingliche Familienautos. Im Test: der Skoda Octavia Combi 2.0 TDI mit Basisdiesel.
Positiv | Viel Platz, großer Laderaum, sparsamer Diesel, gute Serienausstattung |
Negativ | zwei Jahre Garantie, viele Assistenten nur gegen Aufpreis |
Seit rund 25 Jahren bewegt der Skoda Octavia Familien, die beim Autokauf auch aufs Geld achten. Seine Vorzüge waren dabei stets dieselben: viel Platz, sinnvolle Ausstattung, clevere Detaillösungen, ein breites Motorenangebot und eine volksnahe Preisgestaltung. Daran hat sich bis heute – soviel sei vorweg verraten – nichts geändert. Doch welche weiteren Vorzüge bringt das tschechische Raumwunder mit? Ist der Skoda Octavia Combi 2.0 TDI in Zeiten, in denen viele potenzielle Interessent:innen lieber zum Kompakt-SUV schielen, überhaupt noch zeitgemäß? Wir fühlen dem schicken Praktiker im Test genau auf den Zahn. Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon
Der Skoda Superb (2023) im Video:
Der Skoda Octavia Combi 2.0 TDI im Test
Der – wie unter anderem der VW Golf – auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) des Volkswagen-Konzerns aufbauende Skoda Octavia Combi 2.0 TDI gehört mit 4,69 Metern Länge sicherlich zu den größten Modellen der Kompaktklasse. Dieser Umstand wirkt sich naturgemäß positiv auf das Raumangebot im Interieur aus, das sogar etlichen Mittelklasse-Modellen deutlich überlegen ist. Vorn finden auch Großgewachsene schnell eine angenehme Sitzposition auf den bequemen Seriensitzen. Ellenbogen- und Kopffreiheit, fiel im Test auf, sind über jeden Zweifel erhaben. Aber auch der dank großer Türausschnitte leicht erreichbare Fond ist weit mehr als nur ein Kinderhort. Den hier gebotenen Knieraum bleibt selbst so manche gestandene Oberklasse-Limousine schuldig.
Das Gleiche gilt für den riesigen Gepäckraum, der im Normalfall schon 640 Liter bereitstellt. Vollends zum praktischen Transporter wird der Skoda Octavia Combi 2.0 TDI mit Umklappen der geteilten Rücksitzlehne. Nach dieser kurzen mittels Fernentriegelungstaste im Kofferraum spielend leichten Umbauaktion passen satte 1700 Liter ins Heck des Tschechen. Kleiner Wermutstropfen: Der insgesamt 1,81 Meter lange Ladeboden weist an den Rücksitzen eine kleine Kante auf, über die sperrige Gegenstände erst hinüber bugsiert werden müssen, um sie zu verstauen. Dem Markenslogan "Simply clever" folgend ist der Skoda Octavia zudem ausgerüstet mit einigen pfiffigen Detaillösungen, etwa Regenschirm-Aufbewahrungsfächern in den Vordertüren oder Taschenhaken an den Seiten des Kofferraums.
Nicht grundlegend überzeugend ist indes die Nutzerfreundlichkeit des Bord- und Infotainmentsystems des Skoda, der dem Trend zu einer Touchscreen-basierten Bedienung folgt und dafür weitgehend auf physische Tasten sowie Regler verzichtet. Zwar liegt der zehn Zoll große Zentralmonitor, über den fast alle Einstellungen vorgenommen werden, recht gut zur Hand, aber gerade die Klimajustierung, erfordert während der Fahrt einfach zu viel Aufmerksamkeit vom Fahrer.
Sparsam und angenehm auf langer Strecke
Unter der Haube des Skoda Octavia Combi 2.0 TDI verrichtet der Einstiegsdiesel seinen Dienst. Das kultiviert laufende 2,0-Liter-Aggregat leistet 115 PS (85 kW) und stemmt ein maximales Drehmoment von 300 Newtonmeter auf die Kurbelwelle. Trotz der eher geringen Leistung kommt nur im Test selten der Wunsch nach mehr Power auf – gerade auch dank der exakt zu bedienenden Handschaltung. Sie bürgt deutlich spontaner für ein flottes Fortkommen im Skoda, als etwa die bei vielen Konzernmodellen in Kombination mit einem Diesel häufig sehr träge agierenden Doppelkupplungsgetriebe. Am wohlsten fühlt sich die Antriebseinheit des Octavias im mittleren Drehzahlbereich, dort entwickelt sie einen durchaus druckvollen Schub. Erst bei höheren Tempi kann der Turbodiesel nicht verhehlen, dass es sich bei ihm um die schwächste Motorisierung im aktuellen Octavia-Line-up handelt.
Nichts zu kritteln gibt es hingegen an der gebotenen Effizienz. Unsere Testrunde, die auch einen 14-prozentigen Volllastanteil beinhaltet, absolviert der Skoda Octavia Combi 2.0 TDI mit einem Durchschnittsverbrauch von 6,1 Litern pro 100 Kilometer. Für einen derart großen Kombi ein guter Wert, selbst wenn wir den vom Hersteller angegebenen WLTP-Verbrauch von 3,9 Litern damit klar verfehlen. Wer das Gaspedal nicht sonderlich oft Richtung Bodenblech bewegt, schafft allerdings locker Verbräuche von deutlich unter sechs Litern. Anders als die kräftigeren Motorderivate ist der Einstiegsdiesel nicht mit den optionalen elektronisch geregelten Dämpfern, sondern einzig mit dem Standardfahrtwerk erhältlich. Dieser Umstand ist jedoch alles andere als dramatisch. Im Gegenteil, der Octavia liegt bei hohen Geschwindigkeiten satt und verarbeitetet kurze wie lange Wellen klaglos. Und auch bei langsamer Fahrt gibt die Federung des Tschechen eine gute Figur ab und verarbeitet die meisten Unebenheiten, ohne dass die Fahrgäste davon großartig etwas mitbekommen. Selbst tiefere Schlaglöcher bringen den Skoda nicht nachhaltig aus der Fassung. Außerdem geht es im Osteuropäer vergleichsweise leise zu. Weder Abroll-, noch Motor- oder Windgeräusche dringen über Gebühr in seinen Innenraum.
Maßvolle Aufpreise, üppige Serienausstattung
Neben dem Nutzwert zählt für Familien bei der Wahl ihres automobilen Alltagsbegleiters vor allem eins: das Preis-Leistungs-Verhältnis. Und auch in dieser Disziplin weiß der Skoda Octavia Combi 2.0 TDI im Test voll und ganz zu überzeugen. Die Zeiten, in denen die tschechische Marke billiger als die versammelte Konkurrenz war, sind zwar vorbei, doch bekommt man im Octavia immer noch mehr fürs Geld als bei vielen anderen Herstellern. In der Basisausstattung kostet das von uns getestete Motorderivat 36.900 Euro. Dafür bekommt man neben den praktischen Vorzügen eine Serienausstattung, die nur wenige Wünsche offen lässt. Ob nun Leichtmetallräder in 17-Zoll-Größe, Zweizonen-Klimaautomatik, beheizbare Vordersitze, LED-Scheinwerfer, Parksensoren oder Rückfahrkamera – all diese Errungenschaften bringt der Skoda Octavia frei Haus mit. Das Gleiche gilt für eine weitgehend komplette Multimedia-Ausstattung des Skoda Octavia Combi 2.0 TDI. Einzeloptionen finden sich in der übersichtlichen Preisliste nur wenige. Die meisten Extras sind Bestandteil der höheren Ausstattungslinien, deren Aufpreise sich aber in Grenzen halten. Das ist auch gut so, denn ausgerechnet Assistenzsysteme – beispielsweise der Travel Assist inklusive Verkehrszeichenerkennung und Abstandsregelung – sind ausschließlich damit zu bekommen.
Connectivity-Check
Bereits in der Basis-Ausstattungslinie Base des getesteten Skoda Octavia Combi 2.0 TDI sind die wichtigsten Multimedia-Funktionen serienmäßig an Bord. Dazu gehören im einzelnen neben dem obligatorischen digitalen Radioempfang (DAB+) eine Bluetooth-Schnittstelle inklusive Freisprecheinrichtung, eine Sprachbedienung und auch die (kabellose) Smartphone-Anbindung für Apple- und Android-Geräte. Sogar eine induktive Ladefläche für geeignete Geräte steht in jedem Octavia Combi bereit. Darüber hinaus beschallen acht Lautsprecher den üppigen Innenraum. Ein Navigationssystem steht aber erst ab der nächsten Ausstattungslinie (Edition, 2450 Euro Aufpreis) bereit – dann allerdings serienmäßig.
AUTO ZEITUNG 11/2023 | Skoda Octavia Combi 2.0 TDI |
Technik | |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbo-diesel |
Hubraum | 1968 cm³ |
Leistung | 85 kW/115 PS |
Max. Drehmoment | 300 Nm |
Getriebe/Antrieb | 6-Gang; manuell; Vorderradantrieb |
Messwerte | |
Leergewicht (Werk) | 1463 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 10,4 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 206 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,2/33,9 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 6,1 l D/3,9 l D |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 1: 103 g/km |
Preise | |
Grundpreis | 36.900 € |
Skoda weiß, was Familien alles so brauchen und hat mit dem Octavia Combi 2.0 TDI einen wirklich gut gemachten Alltagsbegleiter im Angebot. Sein riesiger Gepäckraum, die volksnahe Preisgestaltung und die angenehmen Fahreigenschaften sind seine größten Stärken. Mit dem sparsamen, 115 PS starken Turbodiesel ist der geräumige Tscheche zudem ansprechend motorisiert. Echte Schwächen? Eigentlich keine – außer vielleicht der Klimabedienung.