Nachgerechnet: Was bringt zu schnelles Fahren wirklich?
Schnelles Fahren vs. Unfallrisiko, Verschleiß und Verbrauch
Auch im Land der nicht-geschwindigkeitsbeschränkten Autobahnen gibt es häufig Tempolimits, die allzu gerne gebrochen werden. Was aber bringt (zu) schnelles Fahren zeitlich überhaupt? Ein Rechenexempel!
Nachgerechnet: Das bringt (zu) schnelles Fahren wirklich
Sieht man von Baustellen ab, herrscht auf 70 Prozent der deutschen Autobahnkilometer kein Tempolimit – das ist weltweit einzigartig. Doch auf Strecken mit Geschwindigkeitsbegrenzung sowie in Ortschaften und auf Landstraßen gibt es nach aktuellem Bußgeldkatalog saftige Strafen fürs Rasen. Die AUTO ZEITUNG hat Rechenbeispiele angestellt, wie viel Zeit man durchs (zu) schnell fahren tatsächlich einspart und welche potentiellen Strafen dem gegenüberstehen.
Auch interessant: Unsere Produkttipps bei Amazon
Darum haben deutsche Autobahnen kein Tempolimit (Video):
Innerorts
Fangen wir innerorts an, wo bekanntermaßen nicht selten festinstallierte Blitzer stehen – davon gibt es in Deutschland Schätzungen zufolge insgesamt etwa 4500 Stück. Beugt man die grundsätzlich vorgeschriebenen 50 km/h beispielsweise auf 55, braucht man für eine Ortsdurchfahrt von vier Kilometern nicht mehr vier Minuten und 48 Sekunden, sondern vier Minuten und 22 s. Damit spart man 26 s, riskiert bei einer Radarfalle allerdings 30 Euro Strafe. Hat man es eiliger und fährt anstatt 50 km/h lieber 71, ist man auf vier Kilometern knapp eineinhalb Minuten schneller. Nach aktuellem Bußgeldkatalog würde dieses Vergehen jedoch mit 115 Euro Geldstrafe und einem Punkt in Flensburg geahndet. Von dem erhöhten Unfallrisiko fangen wir dabei erst gar nicht an.
Von der AUTO ZEITUNG getestet und empfohlen:
Landstraße und Autobahn
Übertragen wir unser Rechenbeispiel auf die Landstraße oder einen Autobahnabschnitt mit Tempolimit 100, wird die Zeiteinsparung geringer. Mit 100 km/h braucht man für die Strecke von vier Kilometern zwei Minuten und 22 s, fährt man 115 km/h spart man 17 s. Hält man über die vier Kilometer 126 km/h, ist man 28 s schneller. Hier versteht der Bußgeldkatalog allerdings keinen Spaß: 150 Euro Strafe und ein Punkt in Flensburg gibt es für das Rasen. Wird innerhalb von zwölf Monaten zwei Mal eine Geschwindigkeitsüberschreitung von 26 km/h oder mehr nachgewiesen, muss man in der Regel für einen Monat den Führerschein abgeben.
Langstrecke
Deutlich signifikanter ist die Zeiteinsparung durchs Schnellfahren über längere Strecken. Würde man beispielsweise auf einem imaginären unbeschränkten Autobahnabschnitt von 100 Kilometern statt 120 km/h ein Reisetempo von 150 fahren, bräuchte man statt 50 min nur 40. Aber Vorsicht: Bei einem Tempolimit von 120 würden in diesem Fall dieselben Strafen gelten wie im vorigen Beispiel, also 150 Euro, ein Punkt und bei mehrmaligen Vergehen Führerscheinentzug. Zu Bedenken ist außerdem, dass ein Durchschnitt von 150 nur bei leerer Autobahn ohne viel Risiko zu erreichen ist – ganz abgesehen von Tempolimits, Baustellen und dem exponentiell ansteigenden Kraftstoffverbrauch.
Im Endeffekt dürfen alle im Rahmen der Straßenverkehrsordnung selbst entscheiden, wie schnell sie fahren möchten – allerdings sollte man sich seiner Verantwortung gegenüber Mitfahrenden, anderen Verkehrsteilnehmer:innen und der Umwelt bewusst sein. Die Beispielrechnungen zeigen, dass sich gerade auf kurzer Strecke (zu) schnelles Fahren selten lohnt. Dafür erhöhen sich aber Unfallrisiko, Verschleiß und Verbrauch deutlich.