Renault Alpine A310 kaufen: Ratgeber
Der französische Elfer im Check
Die Renault Alpine A310 vereint Leichtbau und Performance mit einem betörend schönen Design. Vor einem Kauf sind jedoch einige Punkte zu beachten. Die AUTO ZEITUNG erklärt, worauf es bei dem schnittigen Franzosen ankommt.
Ein leichter, potenter Sportwagen mit Heckmotor und großer Tradition – dabei denken Automobilfans zunächst unweigerlich an den Porsche 911. Doch die luftgekühlte Ikone aus Zuffenhausen hatte von Beginn der 1970er- bis in die 1980er-Jahre einen kompetitiven französischen Sparrings-Partner: die Renault Alpine A310. Auch sie versetzte Fans und Motorsportler:innen mit ihrem Konzept aus Heckmotor, Leichtbau und Aerodynamik in Verzückung. Der größte Unterschied dabei zum Porsche 911: Die Karosserie bestand aus Glasfaserverstärktem Kunststoff (GfK) und die Abfuhr der Motorwärme geschah nicht wie beim schwäbischen Konkurrenten über das Medium Luft, sondern über eine Wasserkühlung. Zudem setzte man bei der Alpine auf einen Vierzylinder-Reihen- sowie einen Sechszylinder-V-Motor und nicht auf einen Boxer.
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Die Alpine A110 (2022) im Fahrbericht (Video):
Ratgeber: So eine Renault Alpine A310 kaufen
Die Geschichte der Alpine reicht bis ins Jahr 1954 zurück, als Jean Rédélé mit 24 Jahren den Renault-Betrieb seines Vaters in Dieppe – am Ärmelkanal zwischen Calais und Le Havre gelegen – übernahm. Rédélé begann damit, Renault-Fahrzeuge für den Rennsport zu präparieren und schuf 1956 die erste Alpine und gleichzeitig seine eigene Sportwagenmarke. 1957 entstand die Alpine A108, 1962 folgte die A110 und 1968 machte sich Rédélé an die Entwicklung der A310. Sein Ziel: Es sollte bei der Renault Alpine A310 nicht mehr nur ausschließlich um rennnahe Sportlichkeit gehen, sondern auch um gesteigerten Komfort und ein optimiertes Raumangebot.
Wie der Porsche 911 setzte auch die Alpine A310 auf das Konzept eines 2+2-Sitzers. Doch wie beim Elfer glichen die Sitzgelegenheiten im Fond eher spartanischen Notplätzen, die bestenfalls kleinwüchsigen Kindern eine halbwegs komfortable Mitfahrt ermöglichten. Eine tatsächlich komfortabel ausgestattete Erlebniswelt eröffnete auch die Alpine nur auf den beiden vorderen Sitzen.
Dennoch lag das Hauptaugenmerk von Rédélés Entwicklungsarbeit klar und eindeutig auf der sportiven Fahrdynamik. Dazu übernahm er den Zentralrohr-Stahlrahmen der A110, der mit der Kunststoffkarosserie verklebt wurde. Beim Radstand orientierte er sich an der 2+2-sitzigen Alpine A110 GT4. Fahrwerksseitig kamen rundum Einzelradaufhängungen mit Schraubenfedern, Querlenkern und Stabilisatoren zum Einsatz. Analog zum Porsche 911 befanden sich das Reserverad sowie der Kraftstofftank im Sinne einer guten Gewichtsverteilung im Wagenbug. Dort war auch der Wasserkühler untergebracht.
Im Winter 1971 wurde der Prototyp der A310 auf dem Genfer Salon vorgestellt und vom Sommer an erfolgte die Serienfertigung im neu erstellten Werk in Dieppe. Zunächst kam ein 1,6-l-Vierzylinder-Reihenmotor aus dem Renault 16 TS mit 115 PS (85 kW) zum Einsatz. Vorerst mit Vergasern bestückt, war von 1973 an auch die für den Export bestimmte A310 SI mit einer Einspritzanlage aus dem Renault 17 und 124 PS (91 kW) Leistung erhältlich.
Der Vierzylinder ist seltener als die A310 V6
In Folge der Ölkrise brachte man 1976 zudem die sparsamere, nur 95 PS (70 kW) starke Renault Alpine A310 SX auf den Markt. Bereits Anfang 1975 war die Entwicklung des V6-PRV Motors abgeschlossen – ein Gemeinschaftsprojekt von Peugeot, Renault und Volvo. Ursprünglich war das Triebwerk als V8-Motor mit einem Bankwinkel von 90° konstruiert worden, doch die Ölkrise sorgte für eine Reduzierung auf sechs Zylinder. Die Beibehaltung des Bankwinkels führte zunächst zu einer wenig befriedigenden Laufkultur, die in der Folge durch eine geänderte Kurbelwelle verbessert wurde. Für den Einsatz des 2664 ccm großen V6 wurde eine neue Motoraufhängung geschaffen, weshalb eine spätere Umrüstung von Vier- auf Sechszylindermotoren und umgekehrt nicht möglich ist.
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In optischer Hinsicht erfuhr die A310 V6 keine großen Änderungen. So traten vier Scheinwerfer an die Stelle von bisher sechs, die Luftauslässe an den Kotflügeln entfielen ebenso wie die an den Seiten angebrachten Alpine-Embleme. Für eine aerodynamische Verbesserung sorgte ein Heckspoiler. Der mit zwei Solex-Doppelfallstromvergasern ausgerüstete PRV-Motor leistete 150 PS (110 kW), konnte aber für Motorsporteinsätze mit relativ einfachen Maßnahmen auf deutlich mehr Leistung gebracht werden. So standen für Renneinsätze rund 270 PS (199 kW) zur Verfügung.
Von 1976 bis 1985 wurden von der A310 V6 immerhin 9276 Exemplare gebaut und damit deutlich mehr als vom Vierzylindermodell (2334 Stück). Nur von 1983 bis 1985 wurde die in Frankreich als A310 GT-Pack und in Deutschland als A310 V6 S bezeichnete Version angeboten. Man erkennt diese Variante unter anderem an den weit ausgestellten Kotflügeln sowie dem größeren Spoiler und den zusätzlich angebrachten Druckknöpfen zum Öffnen der Türen.
Die Renault Alpine A310 ist kein Schnäppchen
Eine schöne, gut erhaltene und unverbastelte Renault Alpine A310 zu finden, ist die eine, sie zu bezahlen, die andere Sache. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen die Alpine A310 in die Kategorie "Schnäppchen" fiel. Selbst Restaurierungsobjekte beginnen bei rund 10.000 Euro, und sehr gute Fahrzeuge übersteigen auch schon mal auch die 50.000-Euro-Schwelle. An der aus polyesterbasiertem GfK gefertigten Karosserie können Rissbildungen auftreten, die sich jedoch reparieren lassen. Gleiches gilt für die Verklebungen der Karosserie mit dem solide gefertigten Zentrahlrohr-Stahlrahmen. Dennoch ist hier unbedingt auf Rost – insbesondere an den Vorder- und Hinterachsaufnahmen – zu achten, da eine Instandsetzung oder ein Ersatz des Rahmens mit hohem Arbeitsaufwand und entsprechenden Kosten einhergeht. An der Frontscheibe können Spannungsrisse entstehen. Auch die Abdichtung der Scheinwerfergläser ist ein Thema.
Wie im Grunde immer entscheiden regelmäßige Wartung und Art der Fahrzeugbehandlung über das Wohl und Wehe der Technik. Sowohl die Vierzylindermotoren als auch das V6-Triebwerk sind robuste Konstruktionen, die durchaus für 200.000 km Laufleistung und mehr gut sind. Berichtet wird hin und wieder von eingelaufenen Nockenwellen und Elektrikproblemen, etwa bei der Lichtmaschine, die es jedoch für überschaubares Geld im Austausch gibt. Eine genaue Prüfung der Fahrwerkskomponenten empfiehlt sich aufgrund der höheren Belastungen bei mit verbreiterten und mit strafferen Fahrwerken ausgestatteten Exemplaren.
Wie so oft bei in geringen Stückzahlen gebauten Autos hat sich auch um die Renault Alpine A310 eine rührige Clubszene gebildet, die sich mit hohem Aufwand und Engagement um die Nachfertigung von Teilen bemüht. Prinzipiell ist die Teileversorgung, um eine A310 am Leben zu erhalten, als durchaus gut zu bezeichnen.
Technische Daten der Renault Alpine A310
Classic Cars 04/2018 | Renault Alpine A310 | Renault Alpine A310 V6 |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/2 | 6/2 |
Hubraum | 1605 cm³ | 2664 cm³ |
Leistung | 85 kW/115 PS | 110 kW/150 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 132 Nm 5000/min | 208 Nm 3500/min |
Getriebe/Antrieb | 4-Gang-Getriebe/Hinterrad | 5-Gang-Getriebe/Hinterrad |
L/B/H | 4178/1621/1150 mm | 4250/1650/1150 mm |
Leergewicht | 825-840 kg | 980 kg |
Bauzeit | 1971-1976 | 1976-1985 |
Stückzahl | 2334 | 9276 |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 8,1 s | 7,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 210 km/h | 225 km/h |
Verbrauch auf 100 km | ca. 10 l S | ca. 11 l S |
Grundpreis (Jahr) | 44.800 Französische Franc (1971) | 40.950 Mark (1984) |
Obgleich Porsche-Fan durch und durch, ertappe ich mich in jüngerer Vergangenheit immer wieder bei der Suche nach einer schönen Renault Alpine A310, um sie als Oldtimer zu kaufen. Ihre Mischung aus intelligentem Leichtbau, hohen querdynamischen Fähigkeiten und der Synthese aus Aerodynamik und betörendem Design begeistern mich. Verglichen mit einem Elfer ist die exklusive Alpine zudem sehr viel günstiger. Das Wichtigste aber: Sie serviert großartigen Fahrspaß. Und darauf kommts am Ende bei einem Sportwagen an.