308 SW/Golf Variant: Vergleichstest
Neuer Peugeot 308 SW im Kombi-Duell
- Peugeot 308 SW & VW Golf Variant im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Guter Geräuschkomfort im VW Golf Variant
- Motor/Getriebe: Peugeot 308 SW PureTech130 EAT8 fehlt es an Laufkultur
- Fahrdynamik: Bessere Bremsen im VW Golf Variant
- Umwelt/Kosten: Unterhalt für den Peugeot 308 deutlich teuerer
- Messwerte & technische Daten Peugeot 308 SW PureTech 130 EAT8 & VW Golf Variant 1.5 TSI
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Hohen Nutzwert boten Kompakt-Kombis schon immer – jetzt kommt auch noch ein schickes Design dazu. Kann der adrett gestylte Peugeot 308 SW im Vergleichstest mit dem Topseller VW Golf Variant auch mit inneren Werten überzeugen? Wir geben die Antwort!
Der stylisch frische Peugeot 308 SW muss sich gegen den Klassenprimus VW Golf Variant im Vergleichstest beweisen. Man muss schon diverse Dekaden hinter dem Lenkrad verbracht haben, um sich zu erinnern: Als in den Sechzigern des vergangenen Jahrhunderts dem Kombi hierzulande noch das schnöde Image des Handwerker-Transportmittels anhaftete, hatte sich der Kombinationskraftwagen bei unseren Nachbarn in Frankreich längst als Familienfahrzeug etabliert. Während in Deutschland dreitürige VW Typ 3 Variant, Opel Rekord A Caravan oder Ford Taunus Kombi meist gewerbliche Transportaufgaben erledigten, konnten gallische Familien bereits einen Peugeot 404 Familiale fahren – fünftürig und mit bis zu sieben Sitzen. Das ist zwar inzwischen über ein halbes Jahrhundert her, doch der Nutzwert und damit die Beliebtheit der Familientransporter blieb bei praktisch veranlagten Menschen erhalten – alle Automoden zum Trotz. Das gilt heute ganz besonders für Kompakt-Kombis. Und so bitten wir Peugeot 308 SW und VW Golf Variant zum Schlagabtausch. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der VW Golf 8 Variant und Alltrack (2020) im Video:
Peugeot 308 SW & VW Golf Variant im Vergleichstest
Mit seinen markanten, senkrechten Tagfahrleuchten und der stimmigen Linienführung trägt der Peugeot 308 SW noch die Handschrift des ehemaligen Peugeot-Design-Chefs Gilles Vidal. Das Paket scheint nicht nur optisch gelungen, Platz gibt es nämlich genug: Für das Gepäck stehen bis zu 1634 Liter parat. Man weiß nicht, warum die spärlichen technischen Daten des VW Konfigurators nicht einmal das Kofferraumvolumen beinhalten (611 bis 1642 Liter), denn verstecken muss sich der optisch eher von norddeutscher Nüchternheit geprägte VW Golf Variant nicht – und auch für die Mitfahrer:innen gibt es deutlich mehr Platz als im Franzosen. Überraschend: Der Gallier wartet mit einer hohen Material- und Verarbeitungsgüte auf, die dem Deutschen nicht nachsteht. Wer die Ladekapazitäten des Peugeot 308 SW nutzt, freut sich über eine serienmäßig dreigeteilte Rücksitzbank, im VW Golf Variant wird die Variabilität mit einer klappbaren Beifahrersitzlehne (100 Euro) gesteigert. Zusätzlich trumpft der Wolfsburger mit höherer Zuladung (543 Kilogramm) und gebremster Anhängelast (1400 Kilogramm, Peugeot: 475/1200 Kilogramm) auf. Im Alltag ist der VW das übersichtlichere Auto, im Peugeot dagegen schränkt beim Abbiegen die zum Heck hin absteigende Dachlinie den Blick nach schräg hinten ein. Eine Pattsituation herrscht bei der Bedienung: Über Tasten beziehungsweise Touchfelder lassen sich in beiden Kombis diverse Bedienmenüs anwählen. VW hat es aber immer noch nicht geschafft, die Slider für die Temperatureinstellung zu beleuchten, während die Peugeot-Sprachbedienung im Vergleichstest von ernsten Verständnisproblemen geplagt ist.
Fahrkomfort: Guter Geräuschkomfort im VW Golf Variant
Bereits beim Platznehmen auf dem Fahrersitz fällt auf, dass die Sitzposition im Peugeot 308 SW niedriger ist als im VW Golf Variant. Auch die Polsterung des Franzosen fällt vorn wie hinten weicher aus als die seines deutschen Konkurrenten. Der Fairness halber muss man in diesem Zusammenhang aber auf den aufpreispflichtigen ergoActive-Fahrersitz im Variant (610 Euro) verweisen, der zusätzlich über eine Massagefunktion verfügt. Nach vielen hundert Kilometern Vergleichsfahrt bestätigt sich, was die erste Sitzprobe bereits vermuten ließ: Die strafferen Variant-Polster sorgen für einen höheren Langstreckenkomfort. Bemerkenswert hinsichtlich der Feder-Dämpfer-Eigenschaften unserer Kandidaten: Beide rollen diesmal jeweils ohne optionale adaptive Dämpfer zum Vergleichstest. Die Befürchtungen, sich damit automatisch einen schlechten Federungskomfort einzuhandeln, entpuppen sich dennoch rasch als unbegründet. Zwar ist die Bandbreite dessen, was die Feder-Dämpfer-Elemente von den Insass:innen fernhalten, kleiner als bei den elektronisch geregelten Pendants, trotzdem lässt es sich auch mit den hier zur Verfügung stehenden Kapazitäten gut leben. Beide wirken straff und leiten in unbeladenem Zustand bei einseitigen Anregungen kurze Stöße der Hinterachse recht ungefiltert an die Passagier:innen weiter. Der VW Golf Variant kann sich vom Peugeot 308 SW allerdings vor allem auf Querrinnen und Fräskanten mit einem etwas geschmeidigeren Abrollverhalten leicht absetzen. Hier wird er weniger zu Aufbaubewegungen angeregt. Und voll beladen zeigt er auf Bodenwellen noch Reserven, wo der Franzose bereits durchschlägt. Auf Autobahnen erweisen sich die Rivalen als recht angenehme Begleiter – mit einer Einschränkung: Oberhalb der Richtgeschwindigkeit wird das Klangbild des Peugeot-Dreizylinders recht aufdringlich.
Motor/Getriebe: Peugeot 308 SW PureTech130 EAT8 fehlt es an Laufkultur
Mit ihren 131 (Peugeot) beziehungsweise 130 PS (VW) sind die Kombis nicht nur vernünftig, sondern auch gut motorisiert. Bei der Sprintprüfung von null bis zur 100-km/h-Marke nimmt der Peugeot 308 SW PureTech 130 EAT8 dem VW Golf Variant 1.5 TSI mit gemessenen 9,6 Sekunden vernachlässigbare 0,3 Sekunden ab, in der Höchstgeschwindigkeit liegt dagegen der Wolfsburger mit 214 km/h vorn (308 SW: 210 km/h). Aber auch das ist im Verkehrsalltag nicht wirklich von Bedeutung. Wichtiger: Das dreizylindrige 1,2-Liter-Aggregat des Franzosen macht sich spürbar spritziger an die Arbeit als der 1,5-Liter-Vierzylinder-VW-Motor. Unter 2000 /min fällt dessen Antritt etwas müde aus, man muss entsprechend öfter zum Schalthebel des Sechsgang-Getriebes greifen. Die Anpassung der Übersetzung erledigt im 308 SW eine optionale Achtstufen-Automatik. Die handgeschaltete Variante stand für den Vergleichstest nicht zur Verfügung. Die Automatik Marke Aisin im Franzosen sorgt mit ihren acht Stufen für ein niedriges Drehzahlniveau: 130 km/h entsprechen im achten Gang circa 2200 /min, hier benötigt der VW Golf Variant 1.5 TSI im sechsten Gang etwa 2750 /min. Einen Verbrauchsvorteil aus längerer Übersetzung und geringerer Zylinderzahl kann der Peugeot 308 SW PureTech 130 EAT8 dennoch nicht ziehen: Mit 7,0 Liter Super auf 100 Kilometern ist er fast einen Liter durstiger als der Teutone mit 6,1 Litern. Wie bereits im Komfortkapitel angedeutet, mangelt es dem schnarrenden Peugeot-Motor gegenüber dem VW-Aggregat obendrein auch an Laufkultur.
Fahrdynamik: Bessere Bremsen im VW Golf Variant
Mit Bremswegen um die 35 Meter aus 100 km/h bis zum Stand legt der Peugeot 308 SW im Vergleichstest ein gutes Ergebnis vor. Dass es jedoch noch besser geht, stellt der VW Golf Variant unter Beweis: Er braucht für die gleiche Übung zwischen 1,2 und 2,3 Meter weniger – jeweils mit kalter beziehungsweise mit warmer Bremse. Daran dürften allerdings auch die auf dem Testwagen montierten 18-Zoll-Räder mit den Reifen "Sportliche Fahrdynamik" ihren Anteil haben, die Volkswagen für 1755 Euro offeriert. Ansonsten geben sich beide Kandidaten lammfromm. Extreme Fahrmanöver werden jeweils vom elektronischen Schleuderschutz rechtzeitig eingebremst, wobei das VW-System den Golf Variant an einer etwas längeren Leine lässt als das recht früh, aber feinfühlig regelnde ESP den Peugeot 308 SW. Bei Kurvenfahrt auf dem Handling-Parcours stellt sich schnell heraus, dass das kleine Lenkrad des französischen Kombis kleinere Lenkwinkel erfordert als das größere VW-Volant. Daran muss man sich anfangs etwas gewöhnen, wenn der Peugeot nicht zackiger abbiegen soll als gewünscht. In puncto Rückmeldung liefert allerdings die Progressiv-Lenkung des VW Golf Variant (215 Euro) das bessere Ergebnis. Summa summarum handelt es sich bei den beiden Familienkombis um sehr sichere Vertreter ihrer Zunft.
Umwelt/Kosten: Unterhalt für den Peugeot 308 deutlich teuerer
Liegen beide Kandidaten im Basispreis noch nahezu gleichauf, ändert sich das Bild beim bewerteten Preis zugunsten des VW Golf Variant 1.5 TSI. Der Grund hierfür liegt darin, dass die Testbereifung des Peugeot 308 SW PureTech 130 EAT8 an die teure Allure Pack-Ausstattung gebunden ist und laut Preisliste nicht einzeln erhältlich ist. Auch bezüglich der Wartungskosten, zu denen Inspektionen und übliche Verschleißteile bei 20.000 Kilometern pro Jahr und einer Haltedauer von vier Jahren zählen, hat der VW laut ADAC die Nase vorn. Das Gleiche gilt für die Versicherungseinstufungen – hier ist der Peugeot in der Vollkasko gleich drei Typklassen schlechter eingestuft. Obendrein verursacht der Franzose höhere Spritkosten, sodass der VW Golf Variant am Ende den Sieg im letzten Kapitel des Vergleichstests einfährt.
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Messwerte & technische Daten Peugeot 308 SW PureTech 130 EAT8 & VW Golf Variant 1.5 TSI
Ergebnis in Punkten
Dass er Design und Funktion gekonnt vereint, zeigt der Peugeot 308 SW PureTech 130 EAT8 auf vielen Feldern: Mit ordentlichem Ladevolumen, guter Variabilität, hoher Qualität und spritzigem, drehfreudigem Motor sammelt er kräftig Punkte. Trotzdem reicht es am Ende nur für Platz zwei. Der optisch deutlich nüchterner vorfahrende VW Golf Variant 1.5 TSI bietet noch mehr Platz, wartet mit einer umfangreicheren Sicherheitsausstattung auf, federt etwas besser und geht sparsamer mit dem Kraftstoff um. In der Fahrdynamik liegt er ebenfalls vorn. Nicht zuletzt trägt die bessere Kostenbilanz zum VW-Sieg im Vergleichstest bei.