BMW X6 xDrive30d: Test des SUV-Coupés mit Dreiliter-Diesel Noch schärfer
Der neue BMW X6 gibt sich selbstbewusster denn je. Das betrifft neben der rundum überarbeiteten Optik vor allem die Preispolitik des coupéhaften X5-Ablegers. Test
Entweder man mag ihn, oder man mag ihn nicht– seit 2008 polarisiert der X6. Das Konzept scheint dennoch aufgegangen zu sein. Belege dafür sind nicht nur die bisher über 260.000 verkauften Fahrzeuge, die vor allem in China und in den USA abgesetzt werden konnten, sondern auch die Vorstellung der rundum überarbeiteten Neuauflage. Optisch unterscheidet sich der in South Carolina gefertigte Crossover durch die wohl größte BMW-Niere aller Zeiten, die nun bis an die serienmäßigen Bi-Xenon-Scheinwerfer reicht. Im neuen Dress hat der X6 die Pummeligkeit seines Vorgängers zugunsten eines dynamischeren Auftritts abgelegt.
BMW X6 xDrive 30d: Luxus-SUV mit 258-PS-Diesel
Das zeigt sich neben der nun dominanteren Front vor allem an den Flanken des knapp fünf Meter langen Bayern. Statt bisher zwei horizontal verlaufenden Sicken hat der neue X6 jetzt eine ansteigende Linie auf Höhe der Türgriffe und eine über den hinteren Radhäusern verlaufende Linie, die bis in das charakteristische Coupé-Heck mit der hohen Schulterpartie führt. Schon im Stand wirkt der neue X6 deutlich athletischer als sein technischer Bruder X5. Bis zu 120 Kilo Gewichtsersparnis und eine im Vergleich zum Vorgänger angepeilte Verbrauchsreduzierung um bis zu 22 Prozent sollen diesen Eindruck unterstreichen. Aber wird der X6 den hohen Ansprüchen auch im Alltag gerecht?
Der von uns gefahrene Einstiegsdiesel BMW X6 xDrive 30d mit 258 PS muss immerhin rund zwei Tonnen bewegen. Hinter dem Steuer Platz genommen, fallen sowohl die angenehme Sitzposition als auch die hervorragende Verarbeitung auf. Getrübt wird der Wohlfühlfaktor erst beim Blick in den Rückspiegel. Bestätigt wird die eingeschränkte Sicht nach hinten durch einen Blick über die Schulter: Wegen der kleinen Heckscheibe und der breiten C-Säulen ist die aufpreispflichtige Rückfahrkamera sehr zu empfehlen.
Übrigens: Trotz der abfallenden Dachlinie bietet der X6 überraschend viel Platz auch für großgewachsene Mitreisende im Fond. Und das Gepäckabteil hält mit einem Ladevolumen von 580 bis 1525 Litern – das sind 75 Liter mehr als beim Vorgänger – ebenfalls ausreichend Raum bereit. Wird der 3,0-Liter-R6-Biturbodiesel gestartet, gibt er sich zunächst durch leises Nageln als Selbstzünder zu erkennen. Schon nach wenigen Metern stellt sich die sprichwörtliche „Freude am Fahren“ ein.
BMW ist es gelungen, das Auto gefühlt eine halbe Tonne leichter wirken zu lassen. Beherzte Kurvenfahrt verdaut der X6 dank Wankstabilisierung, optionaler Luftfederung an der Hinterachse und intelligenten Allradantriebs souverän und sehr sportlich. Die verschiedenen wählbaren Fahrmodi unterstützen diesen Charakter zusätzlich. Der kraftvolle Motor harmoniert dabei perfekt mit der Achtstufen-Steptronic. Das Revier des BMW sind Autobahn und Landstraße.
Hier kann er seine Stärken ausspielen – allerdings zu Lasten häufiger Tankstopps. Obwohl der X6 seinen Offroad-Charme abgelegt hat, macht er auch im Gelände mittels zahlreicher Assistenzsysteme eine gute Figur. Die Preise des Neuen beginnen bei 65.650 Euro. Damit ist er rund 3000 Euro teurer als der sechs Jahre lang gebaute Vorgänger. Dafür wurde die Serienausstattung neben der Bi-Xenon-Scheinwerfer unter anderem um 19-Zoll-Leichtmetallräder, eine Lederausstattung und die automatische Heckklappe erweitert. Ein vergleichbarer X5 kostet rund 6000 Euro weniger.
BMW X6 M: Vom Feldweg auf die Rennstrecke
Zum rennstreckentauglichen Luxus-Renner mutiert der X6 im Dress der M GmbH. Gegenüber dem Vorgänger hat der X6 M um 20 PS zugelegt. 575 PS leistet der Biturbo-V8 aus 4,4 Litern. Das Drehmoment liegt bei bärenstarken 750 Newtonmetern. Für den Spurt auf Landstraßentempo gibt BMW 4,2 Sekunden an. Der X6 M startet im März bei 117.700 Euro.
TECHNIK |
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BMW X6 xDrive 30d |
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Motor | R6-Zylinder, 4-Ventiler, Biturbodiesel, Partikelfilter |
Hubraum | 2993 cm3 |
Leistung | 190 kW/258 PS bei 4000/min |
Max. Drehmoment | 560 Nm bei 1500-3000/min |
Getriebe | 8-Stufen-Automatik |
Antrieb | Allrad, permanent |
Fahrwerk | v.: Doppelquerlenker, Federn; h.: Mehrfachlenkerachse, Luftfederung (opt.); rundum: adaptive Dämpfer (opt.), Stabilisator; DSC (ESP) |
Bremsen | rundum: innenbelüftete Scheiben; ABS, Bremsassistent |
Bereifung | v.: 275/40 R 20 W, h.: 315/35 R 20 W, Continental Sport Contact 5 SSR |
Felge | v.: 10 x 20 (opt.), h.: 11 x 20 (opt.) |
L/B/H | 4909/1989/1702 mm |
Radstand | 2933 mm |
Leergewicht/Zuladung | 2140 / 715 kg |
Anhängerlast gebr./ungebr. | 2700 / 750 kg |
Kofferraumvolumen | 550 - 1525 l |
Abgasnorm | Euro 6 |
Typklassen | HP 24/VK 30/TK 31 |
Messwerte | 0-100 km/h in 6,4 s |
Höchstgeschwindigkeit1 | 230 km/h |
Bremsweg | 100-0 km/h kalt/warm 35,6/34,1 m |
Verbrauch | 10,7 l D/100 km |
EU-Verbrauch1 | 6,0 l D/100 km |
CO2-Ausstoß1 | 159 g/km |
Grundpreis | 65.650 Euro |
Der X6 bleibt ein BMW für Individualisten. Keiner kombiniert klassische SUV-Tugenden mit Sportlichkeit und provokantem Design so gekonnt. Noch ist der Bayer konkurrenzlos. Doch wenn der Mercedes GLE ab Sommer in seinem Revier wildert, wird sich zeigen, ob er sich als Platzhirsch behaupten kann.
Ingo Eiberg