Maserati GranTurismo (V6 & Folgore): Testfahrt
Wir fahren Maseratis neuen GranTurismo
Wir starten eine erste Testfahrt mit dem neuen Maserati GranTurismo (2023) und finden heraus, was der italienische Sportwagen als Trofeo mit V6 und als vollelektrischer Folgore kann.
Erste Testfahrt mit dem neuen Maserati GranTurismo (2023)
Der Frühling steht an diesem Februarmorgen schon in den Startlöchern. Das liegt nicht nur am wolkenlosen, blauen Himmel über Rom, sondern auch am sonnengelben neuen Maserati GranTurismo (2023). Es verspricht eine spannende erste Testfahrt zu werden, denn es gilt, "la dolce Vita" im wiederbelebten Maserati GranTurismo zu genießen. Mit dem Öffnen der Fahrertür fällt der Blick auf ein sehr modernes Interieur. Zwei übereinander positionierte Touchscreens übernehmen die Bedienung von Infotainment und Klimaautomatik, die wichtigsten Fahrinformationen werden auf volldigitalen Instrumenten dargestellt. Neben den zwei vorderen Sitzen bietet der GT aus Modena noch eine weitere Sitzreihe. Insgesamt vier Personen finden so zumindest auf kurzen Strecken ausreichend Platz – der Fond empfiehlt sich auf längeren Etappen aber eher für Kinder und kleinere Mitreisende. Der beste Platz befindet sich ohnehin hinter dem Lenkrad. Gelbe Ziernähte greifen den "Giallo Corse"-Farbton des Testwagens auf, das verarbeitete Leder verströmt im Innenraum einen intensiven, aber angenehmen Duft. Am Lenkrad befindet sich der Knopf, der den Nettuno-V6 mit einem beherzten Druck zum Leben erweckt. Das drei Liter große Aggregat, das man auch schon aus dem MC20 kennt, erwacht mit einem dumpfen Grollen. Die Fahrstufen werden über Tasten eingelegt, die gut versteckt zwischen den Touchscreens liegen. Sobald sie gefunden sind, kann die erste Testfahrt mit dem neuen Maserati GranTurismo (2023) auch schon starten. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Die Konkurrenten:
Leslie & Cars fährt den Maserati GranTurismo (2023) im Video:
Im GT-Modus geht es mit dem neuen Maserati GranTurismo (2023) auf der ersten Testfahrt zunächst über eine mit Schlaglöchern übersäte italienische Straße. Die Lift-Funktion des Fahrwerks ist an besonders kritischen Stellen eine wertvolle Hilfe. An der Autobahn angekommen, wird der Italiener auf "Sport" scharf gestellt. Auf einen wunderschönen Klangteppich gebettet, schießt der 550 PS (405 kW) starke und mit 650 Newtonmetern Drehmoment gesegnete Sportler vorwärts. Die Leistungsdaten gehören zur stärkeren der beiden V6-Versionen, die den Zusatz "Trofeo" trägt. Aus dem Stand soll dieser in nur 3,5 Sekunden auf Tempo 100 sprinten. Aber auch beim Zwischenspurt zeigt der GT, dass er mit nun zwei Zylindern weniger dank Twin-Turbo-Aufladung immer noch ordentlich vorwärts schieben kann. Wie schnell die 320 km/h Höchstgeschwindigkeit erreicht sind, bleibt erst einmal graue Theorie – das italienische Tempolimit verhindert Hochgeschwindigkeits-Etappen. Mit maximal 130 km/h geht es also weiter in Richtung Norden. Lauscht man nicht gerade dem dreidimensional angemischten Klang der Sonus Faber-Anlage, dann nimmt man im neuen Maserati GranTurismo (2023) ein paar Wind- und Abrollgeräusche wahr – wirklich störend sind sie aber nicht.
Besonders positiv überrascht der neue Maserati GranTurismo (2023) in der sportlichsten Dämpfereinstellung, die auf der ersten Testfahrt einen guten Restkomfort bietet. Er liegt dann zwar straff auf der Straße, unangenehme Schläge dringen aber kaum ins Innere durch. Zurück auf der Landstraße zeigt der Komfort-Modus noch spürbarer die große Bandbreite des adaptiven Fahrwerks. Die Geräuschkulisse des V6 wird im Zuge dessen allerdings verhaltener, die Gasannahme weniger direkt, und auch die Lenkung bekommt etwas mehr Spiel. Die kurvenreiche Straße bietet zahlreiche Lastwechsel, um den neuesten Maserati fahrdynamisch herauszufordern. Der stets mit Allradantrieb ausgestattete GranTurismo profitiert von intelligent platzierten Komponenten, etwa dem Differenzial an der Vorderachse, das in einer Reihe mit dem Motor positioniert wurde. Das Ergebnis ist eine gute Gewichtsverteilung von 52 zu 48 Prozent. Besonders Kurven erzeugen viel Fahrfreude, der GT verkneift sich dabei Untersteuer-Tendenzen. Spaß bereiten auch die an der Lenksäule installierten Schaltwippen, um die Gänge anders als im Automatik-Modus höher ausdrehen zu lassen. Der krönende Abschluss wäre natürlich noch ein Ausflug auf die abgesperrte Rennstrecke, um dem neuen Maserati GranTurismo (2023) im "Corsa"-Modus so richtig auf den Zahn zu fühlen – doch auf das Erlebnis müssen wir noch warten.
von Leslie Schraut
Vollelektrischer Maserati GranTurismo Folgore (2023) mit drei E-Motoren
Unsere erste Testfahrt mit dem neuen Maserati GranTurismo Folgore (2023) findet indes auf abgesperrter Strecke statt. Durch das Cockpit des fast perfekten Vorserien-Fahrzeugs schlängeln sich Wochen vor der Markteinführung noch die Kabel für die Diagnoserechner. Aber fahren dürfen wir, ganz alleine und was der Wagen hergibt. Das Maserati-Ingenieursteam scheint also volles Vertrauen in die Fähigkeiten in ihren Neuling zu haben. Den Vorgänger hat Maserati ab 2007 gute zwölf Jahre lang gebaut, jetzt endlich, 2023, schlägt die italienische Marke mit dem Folgore (italienisch: Blitz) ein ganz neues Kapitel auf. Mit seinen drei 300-kW-Elektromotoren (407 PS), den Silizumkarbid-Invertern aus der Formel E und der 92,5-kWh-Batterie mit einer Entladeleistung von 560 kW mimt er den Techno-Overkill. Pro Hinterrad powert ein Motor, ohne mechanische Verbindung zum gegenüberliegenden Rad, die Vorderachse des neuen Maserati GranTurismo Folgore (2023) wird von einem weiteren Motor angetrieben.
Bis zu 294 kW (400 PS) kann die Regelelektronik des neuen Maserati GranTurismo Folgore (2023) an ein einzelnes Hinterrad schaufeln, das sollte Extrem-Torque Vectoring möglich machen, dass die Heide wackelt. Und wie sie in unserer ersten Testfahrt wackelt! Blitzschnelles Einlenken, saftige Traktion mit spürbarem Nachschieben des kurvenäußeren Hinterrads, federleichte Beweglichkeit bei fühlbar solider Stabilität. Dass die große Batterie in "Knochen"-Form im Fahrzeugboden liegt, sorgt für einen tiefen Schwerpunkt und gute Gewichtsverteilung. Dass der GT Folgore knapp 2,3 Tonnen wiegen soll, ist kaum zu glauben. Und die genüsslichen Auslauf-Runden zur Abrundung der bis dahin deftig hingebolzten Testfahrt absolviert der GranTurismo mit sämiger Eleganz und cremigem Abrollen – souverän. Traditionelle Menschen, denen beim Gedanken an einen Elektro-Maserati nun trotzdem die Tränen in die Augen schießen, sollten an dieser Stelle vielleicht vom Elektro-Sound des Folgore hören: Besser hat das noch kein Wettbewerber hinbekommen. Der Sound ist eindeutig als elektronisch zu identifizieren, wirkt aber nicht künstlich, sondern dynamisch, emotional, authentisch und unterstreicht damit selbst hier das eigentliche Leitmotiv des neuen Maserati GranTurismo Folgore (2023): die guten und großen Gefühle von gestern, ganz zeitgemäß fit gemacht für die Zukunft.
von Johannes Riegsinger![endif]-->!--[if>
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Technische Daten des neuen Maserati GranTurismo (2023) als Trofeo und Folgore
AUTO ZEITUNG 05/2023 | Maserati GranTurismo Folgore | Maserati GranTurismo Trofeo |
Technische Daten | ||
Motor | drei Radialmotoren | V6 Zylinder, Twin-Turbo, 2992 cm³ |
Getriebe/Antrieb | Konstantübersetzung/Allrad | 8-Stufen-Automatik; Allrad |
Leistung | 560 kW/761 PS (610 kW/829 PS mit MaxBoost) | 404 kW/550 PS bei 6500/min |
Max. Drehmoment | 1350 Nm | 650 Nm bei 3000/min |
Karosserie | ||
Außenmaße (L/B/H) | 4959/1957/1353 | 4966/1957/1353 |
Leergewicht/Zuladung | 2260/k.A. kg | 1795/k.A. kg |
Kofferraumvolumen | 270 l | 310 l |
Fahrleistungen (Werksangaben) | ||
Beschleunigung 0-100 km/h | 2,7 s | 3,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 325 km/h | 320 km/h |
Verbrauch auf 100 km | k.A. | k.A. |
Kaufinformationen | ||
Basispreis (Testwagen) | k.A. | 222.204 € |
Was für ein Einstand. Der neue Maserati GranTurismo (2023) ist ein sinnlicher, moderner Sportwagen – und als Folgore zeigt er eindrucksvoll: Maserati kann auch Elektro. Glückwunsch nach Modena!