BMW Z4/Jaguar F-Type: Vergleichstest
Z4 weist F-Type in die Schranken
- BMW Z4 M40i & Jaguar F-Type Carbriolet P300 Vergleichstest
- Fahrkomfort: Besserer Geräuschkomfort im BMW Z4
- Motor/Getriebe: Souveränder Antrieb im Jaguar F-Type Cabriolet P300
- Fahrdynamik: Feine Lenkung im BMW Z4 M40i
- Umwelt/Kosten: Jaguar F-Type deutlich teurer in der Anschaffung
- Messwerte & technische Daten BMW Z4 M40i & Jaguar F-Type Cabriolet P300
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Bei strahlendem Sonnenschein und frühsommerlichen Temperaturen eröffnen wir die Open-Air-Saison: Im Vergleichstest der Fahrspaß-Roadster trifft der BMW Z4 M40i auf das Jaguar F-Type Cabriolet P300.
Mit dem Vergleichstest BMW Z4 contra Jaguar F-Type Cabriolet stellen wir uns gegen einen automobilen Trend und frönen dem Spaß am Offenfahren. Schließlich befinden sich die Zulassungszahlen von Cabrio- und Roadster-Modellen seit Jahren im Sinkflug. Auch das Angebot ist drastisch zusammengeschrumpft. Beispiel Kompaktklasse: Die Open-Air-Varianten von VW Golf, Opel Astra, Ford Focus oder Renault Megane sind längst vom Markt verschwunden. Und selbst im Luxussegment nimmt die Bedeutung von offenen Autos teilweise ab, wie etwa ein Blick auf die neue Mercedes S-Klasse zeigt, die es nicht mehr als offenen Zweitürer geben wird. Immerhin wurden 2021 hierzulande noch knapp 57.000 Cabriolets und Roadster verkauft. 15 Jahre zuvor waren die Absatzzahlen allerdings deutlich sechsstellig. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der BMW Z4 (2018) im Crashtest:
BMW Z4 M40i & Jaguar F-Type Carbriolet P300 Vergleichstest
Gäbe es im Vergleichstest Punkte für das Design zu vergeben, würde der hinreißend gezeichnete und wohlproportionierte Jaguar richtig absahnen: Der in "Firenze Red" lackierte Testwagen ist ein echter Hingucker und erregt deutlich mehr Aufsehen als der mattgraue BMW Z4. Am meisten Eindruck schinden die Roadster natürlich mit geöffnetem Stoffverdeck. Beide Testkandidaten sind reine Zweisitzer. Die Bewegungsfreiheit fällt trotz jeweils gut integrierter Sitzposition hier wie dort eher ausreichend aus, wobei die ultrabreite Mittelkonsole des Jaguar F-Type den Beinraum etwas stärker einschränkt. Den Alltag, der nun einmal nicht nur aus spaßigen Ausfahrten in den Sonnenuntergang besteht, meistert der BMW Z4 souveräner: Serienmäßig gibt es eine Durchlademöglichkeit für den Transport längerer Gegenstände, und der immerhin 281 Liter große, ebene Laderaum nimmt zwei bis drei Koffer oder auch Getränkekisten auf. Das Gepäckabteil des Jaguar F-Type fällt mit 233 Liter Volumen nicht nur kleiner aus, es präsentiert sich auch sehr zerklüftet: Größere Reisetaschen oder gar ein Wasserkasten passen nicht unter die Heckklappe, was die Alltagstauglichkeit deutlich beeinträchtigt. Abstriche müssen auch bei der Bedienbarkeit gemacht werden, weil die Icons auf dem Touchscreen teils sehr klein ausfallen und während der Fahrt schwer zu treffen sind. Die Menüführung erfordert zudem Eingewöhnung. Nervig: Je nach Sonneneinstrahlung ist der Mittelbildschirm bei geöffnetem Verdeck nicht ablesbar – vor allem, wenn man eine Sonnenbrille trägt. Der Display-Verbund im BMW spiegelt weniger, die Menüs sind deutlich klarer strukturiert, und der Bedienmix aus Dreh-Drück-Steller auf der Konsole, gut funktionierender Sprachsteuerung und Tasten für sämtliche Klima-Features funktioniert hervorragend. Übrigens: Die vollelektrischen Stoffverdecke lassen sich jeweils bis Tempo 50 auch während der Fahrt in rund 20 Sekunden öffnen und schließen.
Fahrkomfort: Besserer Geräuschkomfort im BMW Z4
Egal, ob mit oder ohne Stoffkapuze – die Geräuschisolierung fällt im BMW Z4 besser aus als in seinem britischen Rivalen, außerdem ist ein Windschott stets serienmäßig an Bord (Jaguar: 220 Euro). Und auch sonst bietet der bei Magna Steyr im österreichischen Graz gebaute Bayer ein höheres Komfortniveau: Die serienmäßigen Sportsitze verfügen über umfangreichere Einstellmöglichkeiten – etwa eine ausziehbare Beinauflage und eine Lehne mit variablen Seitenwangen – und sind angenehmer gepolstert als die gerade im Bereich des unteren Rückens sehr harten Fauteuils des Jaguar F-Type. Als M40i ist der Z4 stets mit einem Sportfahrwerk samt einstellbarer Dämpfercharakteristik ausgerüstet, das trotz straffer Grundabstimmung einen absolut alltagstauglichen Federungskomfort realisiert: Bei Stadttempo reagiert der BMW Z4 im Vergleichstest sensibler auf Kanten oder abgesenkte Kanaldeckel. Der Jaguar F-Type, für den es als P300 keine adaptiven Dämpfer gibt, rollt da merklich steifbeiniger ab, während sein Aufbau bei Autobahnfahrten auch von kleineren Unebenheiten stärker angeregt wird.
Motor/Getriebe: Souveränder Antrieb im Jaguar F-Type Cabriolet P300
Jaguar F-Type-Kund:innen haben die Wahl zwischen einem Achtzylinder-Triebwerk in zwei Leistungsstufen und dem Vierzylinder-Turbo des Testwagens. Der Alu-Motor schöpft aus zwei Liter Hubraum 300 PS sowie maximal 400 Newtonmeter Drehmoment und verfügt über eine elektro-hydraulische Einlassventilsteuerung sowie einen Twin-Scroll-Turbolader. Die Achtstufen-Automatik des Getriebespezialisten ZF leitet die Kraft an die Hinterräder. Für sich genommen hinterlässt der Antriebsstrang einen souveränen Eindruck und passt – mit Ausnahme des wenig emotionalen Klangbilds – gut zum offenen Briten. Im Vergleichstest mit dem Reihensechszylinder-Turbo des BMW Z4 M40i kann das Ingenium-Triebwerk aber nicht mithalten: Mit 340 PS und bis zu 500 Newtonmetern ist der Münchner bereits auf dem Papier im Vorteil. Tatsächlich zählt dieser Reihensechser zu den besten derzeit erhältlichen Verbrennungsmotoren, weil er bei Fahrleistungen, Kraftentfaltung, Klang und Effizienz gleichermaßen auftrumpft. Den Sprint auf Tempo 100 erledigt der knapp 100 Kilogramm leichtere BMW Z4 M40i in gerade einmal 4,6 Sekunden (Jaguar F-Type Cabriolet P300: 5,9 Sekunden). Bis Tempo 200 hat der BMW bereits einen 7,4-sekündigen Vorsprung herausgefahren. Mühelos dreht das Kraftpaket unter der langen Haube bis 7000 Umdrehungen und setzt Gaspedalbefehle in jedem Drehzahlbereich ohne Verzögerung um. Das Surfen auf der üppigen Drehmomentwelle macht gleichfalls Laune, weil sich der achtstufige ZF-Automat mit seiner cleveren Schaltstrategie als kongenialer Partner erweist. Zudem läuft der Reihensechser seidenweich, und die Sportabgasanlage untermalt Beschleunigungsvorgänge akustisch mit bassiger Note – das ist vor allem bei geöffnetem Verdeck ein intensives Erlebnis. Ebenfalls top: Auf unserer Verbrauchsstrecke genehmigt sich der BMW nur 8,4 Liter Super pro 100 Kilometer, der Jaguar F-Type verbraucht hier 9,6 Liter.
Fahrdynamik: Feine Lenkung im BMW Z4 M40i
Auch an der fahrdynamische Dominanz des BMW Z4 hat der bullig anschiebende Dreiliter-Turbo entscheidenden Anteil, wobei Fahrwerk und Lenkung des M-Performance-Modells ebenfalls fein abgeschmeckt sind: Der Bajuware lässt sich auf der 5,2 Kilometer langen Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings punktgenau platzieren, die 19 Zoll große Mischbereifung von Michelin geht eine innige Verbindung mit dem Asphalt ein, und kurvenausgangs lädt der BMW Z4 M40i dann fulminant durch. Auch das Jaguar F-Type Cabriolet ist ein sportliches Auto, mit dem die Kurvenhatz Freude bereitet. Allerdings kommuniziert er über die gefühllosere, teils unerwartet bissig zupackenden Lenkung nicht so intensiv, während das Fahrwerk stärkere Aufbaubewegungen zulässt. Für den 6,5-sekündigen Rückstand auf den quirligen BMW ist aber vor allem auch die deutlich verhaltenere Beschleunigung verantwortlich. Mit kalter Bremsanlage stehen beide Roadster übrigens aus Tempo 100 nach rund 34,5 Metern. Für die gleiche Übung benötigt der BMW im Vergleichstest mit warmen Stoppern nur 32,6 Meter – knapp zwei Meter weniger als der Jaguar F-Type Cabriolet P300.
Umwelt/Kosten: Jaguar F-Type deutlich teurer in der Anschaffung
Einen Jaguar F-Type zu fahren, ist traditionell ein kostspieliges Vergnügen: Mit 73.930 Euro Grundpreis ist der F-Type gut 9000 Euro teurer als sein Rivale. In testrelevanter Konfiguration erhöht sich der Preisvorteil des BMW Z4 gar auf über 12.000 Euro. Weiter ins Hintertreffen gerät der Brite im Kostenkapitel des Vergleichstests wegen der deutlich höheren Aufwendungen für Werkstatt und Versicherung. Dafür spendiert Jaguar eine ab Werk üppigere Multimediaausstattung sowie drei Jahre Fahrzeuggarantie.
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Messwerte & technische Daten BMW Z4 M40i & Jaguar F-Type Cabriolet P300
Ergebnis in Punkten
Auch im abwechslungsreichen Alltag der AUTO ZEITUNG gehören Vergleichstests wie diese zu den Highlights, weil beide Roadster abseits von Messwerten und Punktetabellen nachhaltig faszinieren. Den ungefährdeten Testsieg sichert sich der BMW Z4 M40i, der zudem jede Kapitelwertung deutlich für sich entscheidet: Highlight ist sein athletischer wie kultivierter Dreiliter-Reihensechszylinder-Turbo. Auch die Querdynamik begeistert. Das teure Jaguar F-Type Cabriolet P300 kann vor allem wegen des vergleichsweise müden Antriebs nicht Schritt halten. Design und Markenimage berühren dafür das Herz.