GV70/Kodiaq/Tiguan Allspace: Vergleichstest
Genesis, Skoda und VW im SUV-Triell
- Genesis GV70, Skoda Kodiaq Facelift & VW Tiguan Allspace im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Ausgewogener Genesis GV70
- Motor/Getriebe: Sparsamster Antrieb im Skoda Kodiaq
- Fahrdynamik: VW Tiguan Allspace stoppt stark
- Umwelt/Kosten: Wertverlust spricht für Genesis GV70
- Messwerte & technische Daten von Genesis GV70 2.2 AWD, Skoda Kodiaq 2.0 TDI SCR 4x4 & VW Tiguan Allspace 2.0 TDI 4Motion
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Ob das Skoda Kodiaq Facelift auch weiterhin durch Raum, Komfort und Alltagstauglichkeit überzeugt, klärt der Vergleichstest mit dem Genesis GV70 und seinen Konzern-Konkurrenten VW Tiguan Allspace.
Im Vergleichstest trifft das Skoda Kodiaq Facelift auf die Konkurrenten VW Tiguan Allspace und Genesis GV70. Familien-Kutsche, Wohnwagen-Zugfahrzeug, Mountainbike-Transporter, Baumarkt-Shuttle – der Einsatzbereich moderner und praktischer SUV ist entgegen mancher Vorurteile weit größer als vermutet. Der Kodiaq war dafür in den vergangenen Jahren ein beredtes Beispiel. Turnusmäßig hat man in Mlada Boleslav nun Hand angelegt, um dem Hochbeiner weiter genügend Kaufargumente ins Handschuhfach zu legen, sollten potenzielle Kund:innen zur Probefahrt aufbrechen wollen. Doch machen wir uns nichts vor: Die Konkurrenz ist nicht nur groß, sondern auch kräftig. Aus dem gleichen Konzern und auf derselben MQB-Plattform basierend, spült nämlich der Tiguan dem Konzern kräftig Geld in die Kasse. Aus Gründen der Waffengleicheheit zum mit drei Sitzreihen bestückbaren Skoda rollt die Langversion VW Tiguan Allspace zum Vergleichstest. Da aber auch jene berücksichtigt werden sollen, die bei ihren Kaufüberlegungen gern mal ein Auge auf neue, vielversprechende Marken richten möchten, komplettiert der Genesis GV70 das Testfeld. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Das VW Tiguan Allspace Facelift (2021) im Video:
Genesis GV70, Skoda Kodiaq Facelift & VW Tiguan Allspace im Vergleichstest
Ob längs- sowie neigungseinstellbare, asymmetrisch (Genesis GV70 und Skoda Kodiaq Facelift) oder dreigeteilt klappbare Rücksitze und eine umlegbare Beifahrersitzlehne (jeweils Serie im VW Tiguan Allspace) oder eben die Option auf eine dritte Sitzreihe (Skoda und VW): Mangelnde Variabilität kann man unseren drei Kandidaten in diesem Vergleichstest wahrlich nicht vorwerfen. Entsprechend sind sie für vielfältige Transportaufgaben gerüstet. Das beste Raumangebot hierfür bietet nach wie vor der Skoda, was sich nicht nur in der größten Kniefreiheit im Fond, sondern auch im üppigsten Ladevolumen niederschlägt: 835 bis 2065 Liter hält er bei fünfsitziger Bestuhlung bereit. Unter gleichen Bedingungen bietet der deutsche Kontrahent VW 760 bis 1920 Liter. Der Genesis muss hier zurückstecken: Nicht nur, dass er in der zweiten Reihe enger geschnitten ist, auch im Gepäckabteil ist bereits bei maximal 1678 Litern Schluss. Bei der Zuladung schießt der VW Tiguan Allspace mit satten 634 Kilogramm den Vogel ab – der Skoda Kodiaq darf 593, der Genesis GV70 nur 543 Kilogramm draufpacken. Dafür kann er immerhin – wie seine beiden Konkurrenten – satte 2,5 Tonnen Anhängelast an den Haken nehmen. Gewonnen hat der Kodiaq mit dem Facelift vor allem bei der Sicherheitsausstattung. Ab der Ausstattungslinie Style blinzelt er serienmäßig aus Matrix-LED Scheinwerfern. Optional sind ein proaktiver Insassenschutz und der Travelassist an Bord, der bis zu acht Assistenzsysteme in sich vereint. Dazu zählen etwa ein adaptiver Abstandsassistent oder eine verbesserte Verkehrszeichenerkennung. Demgegenüber fallen die äußeren Retuschen in Gestalt eines leicht modifizierten Kühlergrills eher dezent aus. Prima: Alle drei sind nicht nur reine Transporter. Das Auge fährt ebenfalls mit und freut sich über eine piekfeine Verarbeitung vor allem im GV70, der in puncto Bedienung nicht nur mit einem üppig dimensionierten Bildschirm, sondern auch mit einem praktischen Dreh-Drück-Steller überzeugt. Im Rahmen der Überarbeitung hat sich Skoda die grassierende "Slideritis" für die Klimabedienung im VW-Konzern verkniffen und setzt weiterhin auf klassisches Drehregler statt der unpraktischen Gleitflächen (Slider) wie im Tiguan Allspace.
Fahrkomfort: Ausgewogener Genesis GV70
Bereits auf den ersten Kilometern stellen die drei Kandidaten in diesem Vergleichstest ihre Reisetauglichkeit unter Beweis. Dabei beeindruckt der Genesis GV70 mit gut gedämmten Fahrgeräuschen und obendrein auch mit einer sehr feinfühlig agierenden Feder-Dämpfer-Kombination. Seine serienmäßigen adaptiven Dämpfer kaschieren erfolgreich Verwerfungen und filtern die meisten Unebenheiten verschlissenen Asphalts erfolgreich heraus. Empfindlichere Naturen mögen sich daran stören, dass die Karosserie des Koreaners infolge der vergleichsweise weichen Abstimmung vor allem auf Bodenwellen stets in leichter Schwingbewegung verbleibt. Dennoch präsentiert der Asiate beim Federungskomfort ein ausgewogeneres Bild als seine europäischen Rivalen. Skoda Kodiaq Facelift und VW Tiguan Allspace, beide ebenfalls mit adaptiven Dämpfern bestückt, hinterlassen jeweils unterschiedliche Eindrücke. Im Komfort-Modus schwingt das Skoda-Heck auf Bodenwellen nämlich deutlich stärker nach als das des VW. Zudem pariert der Wolfsburger etwa Verkehrsberuhigungsschwellen auf der Fahrbahn deutlich weniger ruppig als das Modell aus Mlada Boleslav. An das feinfühlige Ansprechverhalten des Genesis GV70 auf kariösem Asphalt reichen sie dennoch nicht heran. Zugelegt hat der Skoda Kodiaq mit dem Facelift beim Sitzkomfort. Die Option auf die neuen Ergo-Komfortsitze (1990 Euro inklusive Lederausstattung) sollte man auf jeden Fall wahrnehmen, denn dafür gibt es straff gepolsterte Sitze mit sehr guter Torso-Abstützung nebst entspannender Massagefunktion. Auch im Fond freuen sich die Kodiaq-Mitfahrer:innen über die bequemsten Plätze. Wer sich für eine dritte Sitzreihe entscheidet (Skoda: 240 Euro, VW: 750 Euro), sollte sich allerdings nicht zu viel versprechen. Hier werden Erwachsene auf längeren Strecken nicht glücklich, weil sie eher kauern als sitzen. Davon abgesehen stellen die beiden Vertreter des VW-Konzerns mit zahlreichen praktischen Ablagen, unter anderem für Regenschirme in den Skoda-Türverkleidungen, unter Beweis, dass bei diesen Kandidaten das Thema Praxistauglichkeit ganz oben im Lastenheft stand. Die vergleichsweise hohen Ladekanten muss man dagegen bei allen drei Kandidaten in Kauf nehmen.
Motor/Getriebe: Sparsamster Antrieb im Skoda Kodiaq
Für die zweite Lebenshälfte setzt Skoda – wie schon VW zuvor – auf den sogenannten EVO-TDI, der aus zwei Liter Hubraum 200 PS holt. Die Besonderheit dieses Selbstzünders besteht im sogenannten Twin-Dosing-Verfahren bei dem vor den hintereinander angeordneten Katalysatoren AdBlue eingespritzt wird, um den Stickoxid-Ausstoß weiter zu reduzieren. Hinzu kommen diverse Optimierungsmaßnahmen im Bereich der Einspritzanlage, des Abgas- und Turboladersystems sowie des Thermomanagements. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Mit 7,2 beziehungsweise 7,3 Litern verbrauchen Skoda Kodiaq 2.0 TDI SCR 4x4 und VW Tiguan Allspace 2.0 TDI 4Motion rund einen Liter weniger als der Genesis GV70 2.2 AWD mit seinem 2,2 Liter Hubraum messenden Turbodiesel. Die Fahrleistungen fallen ebenfalls deutlich besser aus: So beschleunigen die zwei Konzern-Kollegen jeweils in 7,5 Sekunden auf Tempo 100, während sich der Genesis hierfür 8,2 Sekunden Zeit lässt. Bei der Höchstgeschwindigkeit sind die Differenzen dagegen vernachlässigbar: Der Genesis GV70 2.2 AWD lässt es bei 215 km/h bewenden, der VW Tiguan Allspace 2.0 TDI 4Motion und der Skoda Kodiaq 2.0 TDI SCR 4x4 sind ein beziehungsweise drei km/h schneller. Das ist im Alltag nicht der Rede wert, die unterschiedlichen Eindrücke, die die Motoren im Vergleichstest hinterlassen, dagegen schon. So wirkt der immerhin 210 PS starke Koreaner im Ansprechverhalten deutlich träger als seine bis zu 185 Kilogramm leichteren Konkurrenten. Das gilt im Comfort-Modus auch für die Reaktionsgeschwindigkeit seiner Achtstufen-Automatik. Die Doppelkupplungsgetriebe von VW und Skoda begnügen sich mit nur sieben Gängen, reagieren dafür aber aufmerksamer, manchmal jedoch auch eine Spur ruppiger. Zudem reichen die knurrigen TDI nicht ganz an die Laufkultur des Genesis-Antriebs heran.
Fahrdynamik: VW Tiguan Allspace stoppt stark
Da Fahrzeuge dieses Zuschnitts oft als Familientransporter zum Einsatz kommen, gebührt der Fahrsicherheit besonderes Augenmerk. Hier kann Entwarnung gegeben werden. Alle drei Rivalen verfügen über aufmerksame und rechtzeitig einsetzende Schleuderschutzsysteme, die in kritischen Fahrsituationen – etwa bei plötzlich notwendigen Ausweichmanövern – im Rahmen der physikalischen Grenzen gut unterstützen. Davon abgesehen zeigen die drei SUV fahrdynamisch recht unterschiedliche Charaktere. Der Genesis GV70 wirkt beim Einlenken eher schwerfällig und verlangt in engen Radien nach reichlich Kurbelei, während er an der Haftgrenze über die Vorderräder zu schieben beginnt. Außerdem könnte das Rückstellmoment seiner Lenkung ruhig etwas höher ausfallen. Wesentlich ausgewogener präsentiert sich der Skoda Kodiaq Facelift auf dem Handling-Parcours. Lenkmanövern folgt er deutlich agiler als der Genesis GV70. Auch untersteuert er weniger, und Lastwechselreaktionen sind ebenfalls geringer ausgeprägt. Von den Anlagen her bringt der VW Tiguan Allspace mit seinen 20-Zoll-Rädern, adaptiven Dämpfern und der optionalen Progressiv-Lenkung beste Voraussetzungen für eine optimale Fahrdynamik-Vorstellung mit. Auf dem Rundkurs gibt er sich wieselflink und lässt sich zackig durch die vertracktesten Radien zirkeln. Allerdings zeigt die eher schlechte Slalomzeit, dass hier mehr möglich wäre, doch die niedrige Regelgüte seines ESC (ESP) sorgt dafür, dass er bei abrupten Lenkmanövern stärker als nötig abgebremst wird. Schade eigentlich, denn mit den kürzesten Bremswegen im Vergleichstest hätte der VW Tiguan Allspace das Kapitel für sich entscheiden können, wird aber vom Skoda Kodiaq knapp überholt.
Umwelt/Kosten: Wertverlust spricht für Genesis GV70
Da bis zum Redaktionsschluss für den Genesis GV70 weder Werkstattkosten noch Versicherungseinstufungen vorlagen, konnten diese Punkte nicht bewertet werden. Unabhängig davon überzeugt der Koreaner im Vergleichstest aber mit einer umfangreichen Multimedia-Ausstattung, fünf Jahren Garantie und dem niedrigsten Wertverlust. In der Folge bedeutet das den Kapitelsieg. Dichtauf folgt das Skoda Kodiaq Facelift mit dem niedrigsten Fahrzeugpreis inklusive testrelevanter Extras. Er bleibt als Einziger unter der 50.000 Euro-Grenze und verursacht zusammen mit dem VW Tiguan Allspace niedrigere Kraftstoffkosten als der asiatische Mitbewerber. Die Preispolitik in Wolfsburg sorgt für den letzten Platz des VW Tiguan Allspace im Kostenkapitel. Er ist, einschließlich der testrelevanten Extras, mit 53.350 Euro nicht nur der teuerste Kandidat, sondern verursacht laut DAT in vier Jahren und bei 80.000 Kilometer Laufleistung einen um bis zu 2733 Euro höheren Wertverlust als seine Rivalen. Da nützen ihm auch seine günstigen Versicherungseinstufungen nichts mehr.
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Ergebnis in Punkten
Beim Skoda Kodiaq Facelift hat der Autobauer an den richtigen Stellen angesetzt: Zum bekannt üppigen Raumangebot kommen nun eine umfangreichere Sicherheitsausstattung, bessere Sitze und ein sparsamerer Motor. Geblieben ist die relativ günstige Kostenbilanz, was in der Summe zum Sieg in diesem Vergleichstest führt. Der VW Tiguan Allspace bremst geringfügig besser, kann aber wegen der mäßigen Regelgüte des ESP keine weiteren fahrdynamischen Vorteile auf sich vereinen. Außerdem ist er der Teuerste der drei Testkandidaten und kommt auf den höchsten Wertverlust. So reicht es am Ende nur für den zweiten Platz. Der Genesis GV70 entpuppt sich mit reichhaltiger Serienausstattung, guter Qualität und umfangreichen Garantien als Angebot für all jene, die abseits des Marken-Mainstreams unterwegs sein wollen. Insofern ist sein dritter Platz ein gelungener Einstieg, zumal der Edel-Koreaner das Komfort-Kapitel für sich entscheidet.