Q5/X3/GV70/Tiguan Allspace: Vergleichstest
SUV-Quartett von Audi, BMW, Genesis und VW im Wettstreit
- Audi Q5, BMW X3, Genesis GV70 & VW Tiguan Allspace im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Straffe Abstimmung im BMW X3
- Motor/Getriebe: Genesis GV70 mit stärksten Motor und höchstem Verbrauch
- Fahrdynamik: VW Tiguan Allspace mit starken Antritt
- Umwelt/Kosten: Anschaffungskosten sprechen für den Genesis GV70
- Messwerte & technische Daten Audi Q5, BMW X3, Genesis GV70 und VW Tiguan Allspace
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
VW Tiguan Allspace, BMW X3, Genesis GV70 und Audi Q5 bieten Komfort, Luxus und Sparsamkeit unterhalb der Oberklasse. So schlagen sich die Mittelklasse-SUV im Vergleichstest!
Eigentlich wirken die Vergleichstest-Kontrahenten Audi Q5, BMW X3, Genesis GV70 und VW Tiguan Allspace mit knapp 1,70 Meter Höhe bereits ausgewachsen. Außenlängen von gut 4,70 Metern gelten ja nun wirklich als imposant. Wer sich dann einmal gedanklich vor dieses stattliche Quartett stellt, wird kaum glauben, dass jedes einzelne dieser SUV noch deutlich größere Geschwister im jeweiligen Marken-Portfolio vorweisen kann. Wer angesichts des ersten Eindrucks also entsprechend hochklassige Qualitäten erwartet, wird nicht enttäuscht. Denn diese SUV gehören zum Besten, was die gehobene Mittelklasse zu bieten hat. Erst recht, wenn die sparsamen Hightech-Diesel mit rund 200 PS sowie Allradantrieb an Bord sind. Ach so: Geschaltet wird selbstverständlich automatisch. Wer jetzt nach den Preisen fragt, muss ein dickes Fell haben – oder besser ein gut gepolstertes Bankkonto. Der Einstieg beginnt bei rund 50.000 Euro. Was man für so viel Geld bekommt, zeigt der Vergleichstest mit dem Audi Q5, dem BMW X3, dem Genesis GV70 und dem VW Tiguan Allspace. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Das VW Tiguan Allspace Facelift (2021) im Video:
Audi Q5, BMW X3, Genesis GV70 & VW Tiguan Allspace im Vergleichstest
Auch wenn man in dieser Preisklasse sicher nicht mehr nur ganz pragmatische Maßstäbe anlegt – am meisten Platz und Variabilität bekommt man ganz klar im VW Tiguan Allspace. Er ist gut 20 Zentimeter länger als ein herkömmlicher Tiguan, gut 7000 Euro teurer und bietet für weitere 750 Euro die Option auf zwei zusätzliche Ausklappsitze im Kofferraum. Auf denen fühlen sich zwar nur Kinder richtig wohl – dennoch dürfte es für einige Interessenten das absolute Kaufargument sein. Schließlich fällt auch der Kofferraum des VW mit 700 bis 1755 Litern riesig aus. Zuladung (634 Kilogramm) und Anhängelast (2500 Kilogramm) sind in diesem Vergleichstest ebenfalls top. Zudem lassen sich die hinteren Sitze verschieben, die Rückenlehnen kann man in der Neigung einstellen, und die Beifahrersitzlehne ist serienmäßig komplett umklappbar. So können auch sehr sperrige Güter von deutlich mehr als zwei Meter Länge locker transportiert werden. Dafür hält der Volkswagen bei typischen Premium-Eigenschaften wie Materialauswahl oder Verarbeitungsqualität nicht ganz mit den anderen Mitstreitern im Vergleichstest mit. Vor allem Audi Q5 und BMW X3 kommen in vielen Details viel hochwertiger daher – mit fein ausgeschlagenen Kofferräumen, edlen Türtafeln oder äußerst ansprechenden Sitzbezügen, die im VW Tiguan Allspace nun wirklich keinen besonders feinen Eindruck hinterlassen. Selbst beim Genesis GV70 gerät man beim ersten Blick auf das Interieur zunächst ins Staunen. Auch wenn die edle und geschwungene Cockpit-Landschaft hier einige praktische Ablagen vermissen lässt, so wirkt der Genesis GV70 dadurch doch erfrischend anders. Beispiel Klimabedienung: Sie wird über ein klar gezeichnetes Display mit fein animierter Grafik geregelt, während man im VW Tiguan Allspace mit den etwas fummeligen Swipern arbeiten muss. Zudem steckt der Genesis GV70 schon in der Basisvariante Premium voller Sicherheits-Dienstleister. Ein aktiver Totwinkelassistent ist nämlich ebenso serienmäßig wie ein Abstandsregler mit Spurfolgehelfer oder ein Abbiegeassistent. Im Technikpaket für 4610 Euro sind dann zusätzlich sämtliche modernen Sicherheitssysteme, etwa Querverkehrswarner, adaptive Scheinwerfer oder teilautonome Fahrfunktionen für die Autobahn, zusammengeschnürt. Und dabei lässt sich das komplexe Technik-Arsenal noch relativ einfach verwalten. Spitzenreiter in Sachen Bedienbarkeit ist allerdings der BMW X3 – auch dank vieler echter Schalter und Regler, beispielsweise für die Klimaeinheit. Zusammen mit dem Audi Q5 bietet der BMW X3 auf den vorderen Plätzen auch die meiste Bewegungsfreiheit. Zwar ist der VW Tiguan Allspace durch die tief liegende Mittelkonsole und die schmalen Türverkleidungen ebenfalls sehr luftig, aber etwas schmaler als seine drei Mitstreiter in diesem Vergleichstest.
Fahrkomfort: Straffe Abstimmung im BMW X3
Gerade bei SUV haben wir uns mittlerweile an einen gehobenen Komfortanspruch gewöhnt. Und den erfüllen diese vier Vertreter mit Auszeichnung. Bequeme Sitze, gute Geräuschdämmung, reichlich Bewegungsfreiheit und obendrein eine durchweg gediegene Fahrwerksabstimmung – für vier Erwachsene braucht es für bequemes Reisen eigentlich nicht mehr. Das heißt aber nicht, dass sich die Kandidaten in diesem Vergleichstest nicht unterscheiden würden. Audi Q5 und BMW X3 nähern sich ihrem Komfortanspruch beispielsweise von zwei ganz unterschiedlichen Seiten. Während der Q5 Dämpfern (1030 Euro) wie durch Samtpfoten vom Fahrbahnbelag entkoppelt, bleibt der ebenfalls adaptiv gefederte X3 stets straff und satt auf dem Asphalt. Damit ist er keinesfalls unkomfortabel. Vor allem die Vorderachse nimmt es spielerisch mit Kanten oder Querfugen auf und beruhigt den Aufbau sehr schnell wieder. Die Hinterachse wirkt dagegen vor allem ohne Beladung etwas schroffer, während die des Audi Q5 den Aufbau etwas zum sanften Nachschwingen verleitet. Übrigens stellt Audi seinen Kund:innen zusätzlich noch eine Luftfederung zur Wahl. In diesem Vergleichstest federt der Audi aber auch ohne dieses 2000 Euro teure Extra schon am besten. Wer in den Genesis GV70 umsteigt und in den viel weicheren Sesseln versinkt, wird zunächst von einem ähnlich gelassenen Gesamteindruck überzeugt. Doch selbst auf vermeintlich ebenem Asphalt ist der Aufbau des Koreaners dann doch immer in leichter Bewegung. Folgen Bodenwellen in einer bestimmten Frequenz aufeinander, neigt der Genesis GV70 zudem zu leichten Nickbewegungen. Auf langen Strecken und ohne den direkten Vergleich wird man sich daran aber keinesfalls stören. Eher schon an den sehr großen, nach vorn ragenden Kopfstützen, die sich nicht so recht in eine angenehme und bequeme Position bringen lassen. Bleibt als Vierter der VW Tiguan Allspace auf seinem 1045 Euro teuren, adaptiven DCC-Fahrwerk. Auch das hat sich im Comfort-Modus ganz der Geschmeidigkeit verschrieben. Dennoch wirkt der VW Tiguan Allspace im direkten Vergleich etwas hemdsärmelig – nicht zuletzt, weil sich Karosserie, Motor und Wind bei der Fahrt deutlicher bemerkbar machen. Der Motor spielt sich jedenfalls lauter und brummiger in den Vordergrund als beim Audi Q5 mit ähnlichem TDI-Antrieb. Bei der Geräuschdämmung setzen hier übrigens der Ingolstädter und der BMW X3 den Maßstab.
Motor/Getriebe: Genesis GV70 mit stärksten Motor und höchstem Verbrauch
Während sich die deutsche Garde bei den kräftigen Vernunftsdieseln auf zwei Liter Hubraum beschränkt, setzen die Koreaner auf 2,2 Liter Hubraum und auf einen deutlich längeren Hub. Das macht sich vor allem in einem stärkeren Drehmoment bemerkbar. Ganze 440 Newtonmeter stehen den 400 Newtonmetern der Konkurrenten gegenüber. Auch in puncto Leistung steht der Genesis GV70 2.2 AWD mit 210 PS an der Spitze des Vergleichstests. Bessere Fahrleistungen erreicht er damit allerdings nicht. Im Gegenteil: Sein hohes Leergewicht von ziemlich genau zwei Tonnen verschafft ihm eine größere Trägheit und damit auch die schwächste Beschleunigung. Genau acht Sekunden von null auf 100 km/h sind sicher nicht langsam – die Rivalen schaffen dieselbe Übung aber einen Tick schneller. Am zügigsten ist man in BMW X3 xDrive20d und VW Tiguan Allspace 2.0 TDI 4Motion unterwegs – was aber nicht für die Höchstgeschwindigkeit gilt. Hier liegt wiederum der Audi Q5 40 TDI quattro mit maximal 222 km/h vorn. Allen gemein ist die geschmeidige Getriebeabstimmung, die passend zu den kraftvollen Dieselmotoren auch mal einen leichten Sprint aus niedrigen Drehzahlen zulässt, ohne nervös die Gänge zu wechseln. Und das gilt auch für die beiden Doppelkupplungsgetriebe von Audi und VW. Bis zur Perfektion hat BMW die Getriebeabstimmung der Achtstufen-Automatik gebracht, vor allem weil die jeweilige Auslegung in den verschiedenen Fahrprofilen sehr deutlich wird. Im Eco-Pro-Modus werden Gasbefehle etwa sehr sensibel aufgenommen und der Motor – wann es nur geht – vom Mild-Hybrid-System abgestellt. Das sogenannte Segeln verleitet schnell zum Sparen, auch wenn das ständige Wiederanlassen des Selbstzünders über den 8-kW-E-Motor hin und wieder etwas nervt. Am Ende setzt sich die Abstimmung beim Verbrauch aber wirkungsvoll in Szene. Auf der Testrunde reichen dem BMW X3 xDrive20d im Schnitt 6,9 Liter Diesel auf 100 Kilometern – trotz Volllastanteil auf der Autobahn. Audi Q5 40 TDI quattro und VW Tiguan Allspace 2.0 TDI 4Motion bleiben da dicht dran. Nur der Genesis GV70 2.2 AWD mit seiner etwas trägeren, aber komfortablen Achtstufen-Automatik fällt mit 8,1 Litern etwas zurück. Klar, dass auch die Reichweite mit gut 800 Kilometern nicht so hoch ist wie die von Audi oder BMW. Beim X3 stehen im Alltag mit vollem 68-Liter-Tank schnell mehr als 1000 Kilometer im Bordcomputer.
Fahrdynamik: VW Tiguan Allspace mit starken Antritt
Auch in dieser Disziplin des Vergleichstests kann der BMW X3 sein Revier verteidigen. Der faktische Unterschied, beispielsweise zum Audi Q5, ist jedoch gar nicht so groß, wie es das erste Gefühl vermuten lässt. Allerdings lenkt der BMW X3 gerade im Sportmodus so direkt und willig ein wie ein Sportwagen. Ohne starke Aufbaubewegungen bewältigt das SUV selbst schnelle Wechselkurven unbeeindruckt, was sich in einer sehr schnellen Slalomgeschwindigkeit ablesen lässt. Dennoch wirkt die Normalabstimmung mit weniger Verbissenheit etwas harmonischer. Dass ihm der Audi Q5 auf abgesperrter Handlingstrecke dennoch dicht auf den Fersen bleibt, erstaunt zunächst. Schließlich lässt sich der Ingolstädter sehr gelassen, wenn auch nicht so präzise und mit weniger Lenkgefühl um den Pylonen-Parcours zirkeln. Der Antrieb schiebt bei schneller Kurvenfahrt aber viel Kraft auf die Hinterräder, was beim willigen Einlenken hilft. Den auffällig neutralen Eindruck des BMW X3 hinterlässt der Audi Q5 damit jedoch nicht. Ganz so vehement gibt sich der Genesis GV70 hier nicht. Aber der Koreaner schlägt sich nicht schlecht in diesem Kapitel. In seiner eigentlich gelassenen, gutmütigen Art ähnelt er dem Audi Q5. Im VW Tiguan Allspace geht es dagegen eher rau zur Sache. Sein starker Antritt bei höheren Geschwindigkeiten sichert ihm aber dennoch eine zügige Rundenzeit. Lob verdienen sich wiederum alle vier Kontrahenten in diesem Quartett beim Bremsen. Eine Schwäche leistet sich hier keiner. Und Bremswerte um die 35 Meter aus Tempo 100 bis zum Stand gehen in dieser Gewichtsklasse schwer in Ordnung.
Umwelt/Kosten: Anschaffungskosten sprechen für den Genesis GV70
An das allgemein gestiegene Preisniveau bei Neuwagen hat man sich mittlerweile gewöhnt. Und so schockieren Einstiegspreise wie bei Audi Q5 und BMW X3 jenseits von 50.000 Euro längst nicht mehr. Erst der direkte Vergleich mit dem extrem gut ausgestatteten Genesis GV70, den es samt Fünfjahresgarantie bereits ab knapp 46.000 Euro gibt, lässt einen ins Grübeln kommen. Schließlich vermittelt der Asiate in diesem Vergleichstest ein durchweg höherwertiges Premium-Gefühl als etwa der teurere VW Tiguan Allspace. Raum für Individualisierungen lässt die Edelmarke aus dem Hyundai-Konzern dennoch. Etliche Lederfarben, Luxuspakete und Dekormaterialien stehen zur Auswahl. Und doch bleibt der voll bespickte Testwagen weit unterhalb von 60.000 Euro, während Audi Q5 und BMW X3 hier im kompletten Testwagenornat auf über 70.000 Euro kommen. Auch in der testrelevanten Ausstattung ist der GV70 hier klar günstiger. Selbst der Tiguan, den es bei VW in drei Ausstattungsvarianten (Life, Elegance und R-Line) gibt, kratzt voll ausgestattet an solch hohen Preisregionen.
Weiterlesen:
Messwerte & technische Daten Audi Q5, BMW X3, Genesis GV70 und VW Tiguan Allspace
Ergebnis in Punkten
Das durchweg hohe Punkteniveau in diesem Vergleichstest spricht für diese Vierer-SUV-Gruppe der gehobenen Mittelklasse und ihre sparsamen Diesel-Antriebe. Dass sich der fair eingepreiste, sehr gut ausgestattete und komfortable Genesis GV70 mit dem vierten Platz begnügen muss, liegt einzig am extrem starken Umfeld. Schließlich fehlen ihm zum Treppchen nur wenige Zähler. Dritter wird der keinesfalls günstige, dafür aber geräumige und extrem variable VW Tiguan Allspace. Als Einziger lässt er sich mit sieben Sitzen bestücken und überzeugt auch sonst mit sehr vielen praktischen Talenten. Feinere Materialien und den besten Fahrkomfort bekommt man dagegen im zweitplatzierten Audi Q5. Gerade auf langen Strecken glänzt der Ingolstädter mit vorzüglichen Reise-Tugenden. Dabei stecken in ihm auch fahrdynamische Talente. Im Kostenkapitel teilt er sich allerdings den letzten Platz mit dem BMW X3. Der Münchener gewinnt diesen Vergleichstest dennoch – wegen seiner vollständigen Sicherheits- und Multimediaausstattung, aber auch durch seine extrem gute Raumausnutzung. Die gediegene Antriebseinheit ist obendrein mustergültig sparsam.