Audi Q5/BMW X3: Vergleichstest
X3 Facelift knöpft sich Q5 vor
- Audi Q5 & BMW X3 Vergleichstest
- Fahrkomfort: Luftfederung im Audi Q5
- Motor/Getriebe: Leistungsentfaltung spricht für BMW X3 xDrive30d
- Fahrdynamik: Audi Q5 der bessere Dynamiker
- Umwelt/Kosten: BMW X3 mit besserer Bilanz
- Messwerte & technische Daten Audi Q5 50 TDI quattro & BMW X3 xDrive30d
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
In München hält man auch beim BMW X3 Facelift dem Reihensechszylinder-Diesel die Treue. Wie schlägt sich der BMW X3 xDrive30d im Vergleichstest gegen den Audi Q5 50 TDI quattro?
Mit dem BMW X3 xDrive30d und dem Audi Q5 50 TDI quattro treffen im Vergleichstest zwei starke Selbstzünder mit jeweils sechs Zylindern aufeinander. Aber wie zeitgemäß ist dieses Konzept noch? Der Diesel war jahrelang die Nummer eins in den Motorräumen aller Mittelklasse-SUV. Die Zweiliter bedienten die Basis, die Dreiliter-Sechszylinder waren die Kür und über jeden Zweifel erhaben. Drehmomentberge, Laufkultur und geringe Verbräuche stellten jeden noch so ambitionierten Benziner in den Schatten. Ein Skandal und der staatlich geförderte Technologiewechsel hin zur Elektro-Mobilität drängen den großen Selbstzünder aber immer mehr zurück. Auch wenn Plug-in-Hybride und rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge kontinuierlich besser werden, können sie die nutzbare Bandbreite eines Turbodiesels noch nicht abbilden. Grund genug also, das BMW X3 Facelift mit 286 PS starkem Reihensechszylinder mit einem seiner härtesten Widersacher, dem leistungsgleichen Audi Q5 mit V6-Motor, zum Vergleichstest zu bitten. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der BMW X3 und X4 (2021) im Video:
Audi Q5 & BMW X3 Vergleichstest
Egal ob Raumangebot in der ersten Reihe, die Bewegungsfreiheit im Fond oder das Kofferraumvolumen, die Unterschiede fallen sehr gering aus. Auch die erhöhte Sitzposition liegt in beiden SUV auf einem Niveau. Erst bei der Variabilität zeigen sich die ersten kleinen Abgrenzungen. Der Audi Q5 verfügt zwar wie der BMW X3 hinten serienmäßig über eine praktische dreigeteilte Lehne, weist aber eine störende Stufe am Übergang zum Stoßfänger auf. Schwere Gegenstände lassen sich so nicht wie im BMW einfach herausziehen, sondern müssen umständlich beim Herausnehmen über diese Kante gehoben werden. Zum Ausgleich hat der Audi eine in Längsrichtung verschiebbare Rückbank, die aber 350 Euro extra kostet. Einfacher gestaltet sich im Vergleichstest auch die Bedienung im BMW X3: Ob per Spracheingabe, Gestensteuerung, Touchscreen oder über den iDrive-Regler: Selbst Neulinge finden sich im BMW nach kurzer Zeit intuitiv zurecht. Im Audi Q5 braucht dieser Prozess etwas länger. Zumindest nutzt der Q5 noch das in vielen anderen Audi-Modellen bereits abgelöste klarer strukturierte Bedienkonzept mit Drehreglern und Tasten statt Touchflächen für die Klimaanlage, was den alltäglichen Umgang erleichtert. Dass der Audi der Zeit etwas hinterherhinkt, gefällt daher bei der Bedienlogik, stört dann aber bei der Sicherheitsausstattung – hier muss unter anderem die Rückfahrkamera extra bezahlt werden, und Notlaufreifen oder ein aktiver Tempolimitassistent sind gar nicht im Angebot. Deutlich besser verkauft sich der Audi Q5 bei der Verarbeitung im Innenraum. Während sich der BMW X3 nicht nur an den Türgriffen unsaubere Passungen erlaubt, findet man im Audi keinen Anlass zur Kritik. Lediglich der größere Hartplastikanteil im Vergleich zum BMW stört das Premiumambiente.
Fahrkomfort: Luftfederung im Audi Q5
Dass der Autobauer aus München den Komfort immer von der sportlichen Seite aus angeht, trifft auch beim BMW X3 zu. Kanten und Querfugen blendet der mit adaptiven Dämpfern und 20-Zoll-Mischbereifung ausgestattete Testwagen vor allem mit der Vorderachse noch ausgesprochen elegant aus. Die Hinterachse ist im Vergleichstest zumindest unbeladen spürbar unsensibler. Steigende Last auf den Achsen wirkt sich aber durchaus positiv auf den Gesamtkomfort aus. Die Marke aus Ingolstadt setzt auf die optionale Luftfederung. Sanftes Wogen ohne lästiges Aufschaukeln beherrscht der auf Luft gebettete Audi Q5 speziell auf Autobahnetappen bestens und liegt im Vergleichstest deutlich ruhiger als der stets etwas zappelige BMW X3. Lediglich auf Querfugen verliert der bis dahin trotz 21-Zoll-Räder geschmeidig abrollende Q5 etwas von seiner Eleganz. Die breiten – allerdings optionalen – Sportsitze des Audi Q5 bieten im Vergleich zu den schmaleren, aber dafür mit viel Seitenhalt ausgestatteten und nach dem Facelift nun serienmäßigen Sportsitzen des BMW X3 den gefälligeren Komfort. Dass sich Audi beim Q5 die Dreizonen-Klimaautomatik extra bezahlen lässt, während BMW sie dem X3 standardmäßig mitgibt, ändert trotzdem nichts mehr am klaren Kapitelsieg des Q5.
Motor/Getriebe: Leistungsentfaltung spricht für BMW X3 xDrive30d
Der BMW-Reihensechszylinder-Turbodiesel mit 48-Volt-Mild-Hybrid-System und Achtstufen-Automatik ist vielleicht der rundum vollkommenste Antrieb, den es bisher gab. Warum? Weil er Leistung immer und überall anbietet – egal ob am Drehzahllimit oder aus dem Drehzahlkeller heraus. Der BMW X3 xDrive30d ist im Vergleichstest stets hellwach, schleppt klaglos schwere Lasten, folgt selbst Sportwagen fast mühelos mit seinem massiven Antritt, versteht es, jede Fahrstufe perfekt zu nutzen, gefällt mit ausgeprägter Laufkultur und ist dabei auch noch mit einem Testverbrauch von gerade einmal 7,5 Liter Diesel auf 100 Kilometer so genügsam wie ein Kompaktwagen. Auch wenn der V6-Turbodiesel im Audi Q5 50 TDI quattro sich mächtig ins Zeug legt, kann er mit dem Aggregat des BMW X3 xDrive30d einfach nicht mithalten. Er verschleppt die Beschleunigungswünsche, benötigt aus dem Stand mehr Zeit, um sein Drehmoment in Vortrieb umzusetzen und nutzt sein 48-Volt-System nichts so konsequent, um – wie der BMW – energiesparendes Segeln zu ermöglichen. An der Zapfsäule bekommt der Q5-Besitzer mit 8,3 Liter Diesel auf 100 Kilometer dann auch die teure Quittung.
Fahrdynamik: Audi Q5 der bessere Dynamiker
Der mächtige Schub des BMW X3 xDrive30d und das feine Ansprechverhalten zahlen sich auch auf kurvigen Straßen aus. Während der BMW mit viel Gefühl durch jede Landstraßenwindung geführt werden kann, stört die verspätete Gasannahme im Audi Q5 50 TDI quattro die Fahrfreude. Der BMW X3 liegt im Vergleichstest ohnehin gut in der Hand und folgt bereitwilliger jedem Lenkbefehl. Die Audi-Lenkung wirkt im Vergleich aus der Mittellage heraus ein wenig diffus, und kurvige Passagen verlangen daher nach verstärkter Lenkarbeit. Ausgesprochen sportlich agiert dagegen der Allradantrieb des Audi Q5 mit seinem quattro-Sportdifferenzial an der Hinterachse. Dynamisch bewegt, unterstützt die Hinterachse das Einlenkverhalten deutlich intensiver, als es im neutraler agierenden BMW X3 der Fall ist. Wie flink sich der Audi Q5 trotz reduzierter Rückmeldung damit bewegen lässt, beweist er bei seiner leichtfüßigen Hatz durch die Pylonengasse. Abgerundet wird diese Performance noch von den sehr guten Verzögerungswerten – und so geht der Audi sogar als Sieger aus diesem Kapitel hervor.
Umwelt/Kosten: BMW X3 mit besserer Bilanz
Im Testtrimm ist der BMW X3 xDrive30d lediglich 2070 Euro teurer als der Audi Q5 50 TDI quattro. Allerdings verfügt der BMW serienmäßig nicht nur über eine Dreizonenklimaautomatik und eine Sitzheizung für die erste Reihe, sondern auch über ein integriertes Navigationssystem und ein nahezu komplettes Connectivity-Angebot. Die günstigeren Kraftstoffkosten und besseren Emissionswerte sprechen im Vergleichstest ebenfalls für ihn.
Messwerte & technische Daten Audi Q5 50 TDI quattro & BMW X3 xDrive30d
AUTO ZEITUNG 01/2022 | Audi Q5 50 TDI quattro | BMW X3 xDrive30d |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | V6/4; Turbodiesel | R6/4;Turbodiesel |
Hubraum | 2967 cm³ | 2993 cm³ |
Leistung | 210 kW/286 PS 3500 - 4000 /min; 48-V-Mild-Hybrid | 210 kW/286 PS 4000 /min + 8 kW/11PS; 48-V-Mild-Hybrid |
Max. Drehmoment | 620 Nm, 1750 - 3000 /min | 650 Nm, 1500 - 2500 /min |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik/ Allrad | 8-Stufen-Automatik/ Allrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1935/2092 kg | 1935/2021 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 5,8 s | 5,2 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 240 km/h | 245 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,4/33,9 m | 35,6/34,8 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 8,3/8,2 l D | 7,5/6,2 l D |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 221/214 g/km | 199/163 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 58.450 € | 61.100 € |
Testwagenpreis | 63.980 € | 66.050 € |
Ergebnis in Punkten
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Audi Q5 50 TDI quattro | BMW X3 xDrive30d |
Karosserie (1000) | 709 | 721 |
Fahrkomfort (1000) | 785 | 757 |
Motor/Getriebe (1000) | 702 | 743 |
Fahrdynamik (1000) | 753 | 735 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2949 | 2956 |
Kosten/Umwelt (1000) | 284 | 290 |
Gesamtwertung (5000) | 3233 | 3246 |
Platzierung | 2 | 1 |
Der BMW X3 xDrive 30d gewinnt diesen Vergleich – auch, weil BMW für ihn die vollständigere Sicherheitsausstattung und ein umfangreicheres serienmäßiges Multimediaangebot geschnürt hat. Aber in erster Linie sichert er sich das Siegerpodest, weil sein leistungsstarker, fein dosierbarer Reihensechszylinder im perfekten Zusammenspiel mit der immer gut aufgelegten Automatik dem Antriebsstrang des Audi deutlich überlegen ist. Der Audi Q5 50 TDI quattro geht allerdings als zweiter Gewinner aus diesem Vergleichstest hervor. Er ist das komfortablere Mittelklasse-SUV und überzeugt trotz diffuser Lenkung mit seiner ausgeprägten Dynamik. Allerdings kann er sich in keinem Kapitel so deutlich absetzen wie der BMW in der Antriebswertung.