Pseudo-SUV: Top-11
Die Hochstapler
Alfa Romeo 156 Crosswagon Q4
Der Crosswagon Q4 dürfte noch zu den ansehnlicheren SUV-Verschnitten in unserer Bildergalerie gehören. Lange bevor den Mailänder:innen auch nur die Idee des Stelvio oder Tonale kam, wagte sich die Marke erstmals ins Gelände. Bis dahin hatte es mit dem Matta nur in den 50er-Jahren einen Geländewagen fürs Militär gegeben. An Bord war – wie Q4 schon andeutet – tatsächlich ein permanenter Allradantrieb, der nicht zuletzt zu Erprobungszwecken für den Nachfolger 159 eingebaut wurde. Kurioserweise erhielt dieser jedoch nie eine Offroad-Version. Für mehr als schroffe Feldwege war der 156 Crosswagon mit einem um 6,5 Zentimeter erhöhten Fahrwerk allerdings auch nicht zu gebrauchen.
Foto: Alfa Romeo
Audi Allroad quattro
Während Porsche und VW Cayenne beziehungsweise Touareg entwickelten, sollte sich Audi laut VW-Chef Piëch noch etwas gedulden, um intern keine Konkurrenz aufkommen zu lassen. So erfand man schnell den Offroad-A6. Weil der Allroad quattro auf das "A6" im Namen verzichtete, musste er schon etwas Besonderes sein. Und tatsächlich kommt der Ingolstädter dem Vielseitigkeit-Anspruch überraschend nahe. Unter der obligatorischen Beplankung befindet sich eine Luftfederung mit Niveauregulierung sowie ein permanenter Allradantrieb. Zudem ließ sich optional noch ein Untersetzungsgetriebe dazubestellen. Bevor der Q7 2005 in dessen Fußstapfen trat, konnte die Kundschaft sogar einen Achtzylinder unter die Haube ordern. Am Ende verkaufte man mit etwa 90.000 Exemplaren ein Drittel mehr als erwartet.
Foto: Audi
Citroën C3 X-TR
Anno 2004 war der Citroën C3 das Schweizer Taschenmesser der Automobilindustrie: Den Kleinwagen gab es klassisch geschlossen, als Cabrio, Pick-up und sogar als Offroader. Wobei das Wort Offroad höchstens in der Marketing-Abteilung für nickende Köpfe gesorgt haben dürfte. Der C3 X-TR kam auf den Markt und wurde mit minimalstem Aufwand – sprich: Plastik-Beplankung rundum – zum SUV-Verschnitt. Höherlegung oder gar Allradantrieb blieb der Kundschaft verwehrt. Mit gutem Willen konnte immerhin noch die weiche Federung auf losem Untergrund punkten.
Foto: Citroën
Dacia Sandero Stepway
Ja, den gibt's heute noch: Der erste Dacia Sandero Stepway erblickte 2008 das Licht der Welt – als Gefährte für die teils abenteuerlichen Straßen Südamerikas und hält sich unterhalb des Duster in mittlerweile dritter Generation wacker. Neben erhöhter Bodenfreiheit und Kunststoffschürzen hat er zwar nicht so viel zu bieten wie echte SUV oder Geländewagen, dafür ist es angesichts des Preises nicht ganz so schlimm, wenn man den Kleinwagen mal aus Versehen im See versenkt.
Foto: Dacia
Renault Scénic RX4
Überraschend großen Aufwand unternahm Renault, den Scénic zum SUV umzumodeln: Die Karosserie-Schutzleisten fallen voluminöser aus als bei den meisten anderen Beispielen in unserer Liste und um das Kennzeichen herum ist sogar ein großer Rammschutz integriert. Mit einer um sechs Zentimeter erhöhten Bodenfreiheit und einem von Magna Steyr entwickeltem Fahrwerk samt Allradantrieb ist der Renault auf jeden noch so harten Winter vorbereitet. Optisch kommt der RX4 SUV-Modellen von damals mit seinem Reserverad an der Kofferraumklappe sehr nahe. Wer den Scénic fordert, merkt anhand des fehlenden Drehmoments jedoch schnell, dass er eben doch nur ein aufgeblasener Van ist.
Foto: Renault
Rover Streetwise
Für schräge Modelle wie den Citroën C3 X-TR gab es tatsächlich Konkurrenz, zum Beispiel von Rover. Zwar bedeutet "Streetwise" im Deutschen so viel wie raffiniert, aber viel Raffinesse brauchte es vonseiten der britischen Marke nicht, um dem Kleinwagen Rover 25 mittels Dachreling, Höherlegung und grauen Plastikschürzen ein raueres Aussehen zu verleihen. Natürlich war der Rover Streetwise frei von jedweder Offroad-Kompetenz, dafür taten Parkrempler nicht mehr ganz so weh.
Foto: Rover
Seat Altea Freetrack
Auch bei Seat war der erste SUV-Versuch ein zaghafter: knapp zehn Jahre vor dem Ateca durfte der schnittige Van Altea auf Abenteuerreise gehen. Immerhin gab es neben der um vier Zentimeter erhöhten Bodenfreiheit einen optionalen Allradantrieb für den Spanier. Als Basis diente der knapp 20 Zentimeter längere XL. Weil sich die Kunststoffstoßfänger so nahtlos in das Design einfügen, wirkt der Altea gerade in Kombination mit der weißen Lackierung ein bisschen wie ein Lieferwagen in Budget-Ausstattung.
Foto: Seat
Skoda Octavia Scout
Kurz bevor der Yeti kam, schnüffelte Skoda mit dem Octavia Scout schon einmal Offroad-Luft. Den 4Motion-Allradantrieb teilte er sich mit dem fast gleichzeitig erschienenen Seat Altea Freetrack. Auch der Tscheche durfte sich über solide wirkende Stoßfänger und eine Höherlegung um vier Zentimeter freuen. Das Resultat wirkt am Kompakt-Kombi deutlich stimmiger, wenngleich es zuvor bereits mit dem Octavia 4x4 einen etwas geländetauglichen Skoda gab.
Foto: Skoda
Subaru Outback
Der Subaru Outback darf als Begründer der SUV-izierten Automodelle gelten – immerhin startete seine Karriere bereits 1996 als Subaru Legacy Outback. Auch die zweite, hier gezeigte Generation fußt auf dem Mittelklasse-Modell und erfreut seit jeher Jäger:innen, Förster:innen und Nonkonformist:innen. Ja, auch er verfügt über Allradantrieb und eine erhöhte Bodenfreiheit. Im Gegensatz zu fast allen hier gezeigten Autos sind die Schürzen aber nicht in mattgrau gehalten, sondern immerhin lackiert.
Foto: Subaru
Volvo V70 XC
Als man dem Volvo V70 mit dem XC (Cross Country) 1997 einen offroadtauglicheren Bruder zur Seite stellte, nahm man damit sogar schon den späteren Namen der SUV-Sparte vorweg. Der Urvater von XC60, XC90 & Co. meinte es tatsächlich ziemlich ernst mit dem Gelände, wie schon das Bild andeutet. So bekam die Kundschaft nicht nur eine Höherlegung samt Allradantrieb, sondern auch ein Sperrdifferenzial an der Hinterachse. Auch die extradicken Fußmatten sowie die langlebigeren Sitzbezüge signalisierten, dass sich der V70 XC für keinen Waldausritt zu schade ist.
Foto: Volvo
VW Polo Fun
Eigentlich sieht er ja ganz niedlich aus, mit seiner Beplankung und der Dachreling – ganz so, als hätte man ein Shetlandpony mit ritterlicher Pferderüstung versehen. Vielleicht heißt er deshalb Polo Fun, weil selbst in Wolfsburg ihn niemand so richtig ernst nehmen wollte. Ob der um 1,5 Zentimeter höher gelegte Kleinwagen auch deutlich mehr Fahrspaß bereitete, darf angezweifelt werden. Immerhin verkaufte VW deutlich mehr als die anvisierten 5000 Exemplare, womit der Polo Fun letztendlich auch den Weg für den VW T-Cross bereitet haben dürfte.
Foto: VW
Als sich der SUV-Boom zu Beginn der 2000er-Jahre abzeichnete, standen die meisten Marken noch ohne entsprechende Modelle da. Die Lösung: Bereits bekannte Autos mit Beplankungen, Allradantrieb oder Höherlegung zu SUV-izieren. Unsere Top-11 der kuriosesten Pseudo-SUV!
Heute deckt beinahe jede Marke die relevanten Klassen mit SUV-Modellen ab und die Pseudo-Geländewagen erzielten mehr als 25 Prozent Anteil an Neuzulassungen im Jahr 2021. 20 Jahre zuvor ließ sich dieser Trend nur erahnen, als Modelle wie Toyota RAV4, Mercedes ML oder BMW X5 plötzlich den Markt eroberten. Demografisch zeigte sich, dass die Eltern aus der Baby-Boomer-Generation die bis dahin beliebten Vans nicht mehr brauchten, weil ihre Kinder erwachsen wurden und allmählich auszogen. Auf einmal war Zeit und Platz für Freizeit-Mobile wie SUV oder Blechdach-Cabrios – wobei letzterer Trend noch einmal eine Geschichte für sich ist. Wenngleich sich die Fahrt oft weiterhin im Dreieck zwischen Arbeit, Tennisclub und Zuhause abspielte, durften die Autos gerne nach Abenteuer aussehen. Und die Automobilindustrie lieferte: Während man vielerorts schon Pläne für entsprechende SUV in der Schublade hatte, wählten die meisten Marken dennoch den schnellen Weg: bereits bekannte Modelle zu SUV-izieren. So sparte man sich neben Zeit auch Entwicklungskosten, denn oftmals reichten unlackierte Kunststoffschürzen und eine dezente Höherlegung, um aus einem Allerweltsmobil optisch ein Pseudo-SUV zu kredenzen. Unsere Bildergalerie zeigt aber auch aufwendigere Beispiele samt Allradantrieb. Auch sie sind auf ihre Weise kurios. Und wer glaubt, die Zeit dieser lauwarmen Kompromiss-Autos sei vorbei: Mercedes verkauft immer noch erfolgreich All Terrain-Modelle und Porsche bringt den 911 noch 2022 als höher gelegten Safari. Das sind die Top-11 der SUV-izierten Autos auf dem Weg zum echten Sports Utility Vehicle! Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Porsche 911 Safari (2022) im Video:
Top-11 der Pseudo-SUV