V-Klasse/Zafira Life/T7 Multivan: Vergleichstest
Neuer Bulli trifft auf Zafira und V-Klasse
- Opel Zafira Life, Mercedes V-Klasse & VW T7 Multivan im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Schluckfreudige Federung im Opel Zafira Life
- Motor/Getriebe: Effiziente Automatik im Mercedes V 300 d
- Fahrdynamik: Agiles Fahrverhalten im VW T7 Multivan
- Umwelt/Kosten: Ausstattung und Wertverlust spricht für die Mercedes V-Klasse
- Messwerte & technische Daten Opel Zafira Life 2.0 D, Mercedes V 300 d & VW T7 Multivan 1.4 eHybrid
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Als VW T7 Multivan tritt der neue Bulli ein traditionsreiches Erbe an. Ob er sich gegen die ausgereifte Mercedes V-Klasse und den Opel Zafira Life behaupten kann, zeigt der Vergleichstest.
Im Vergleichstest mit der Mercedes V-Klasse und dem Opel Zafira Life steht der VW T7 Multivan vor großen Fußstapfen. Schließlich hat sich der Multivan in mehr als 35 Jahren zum echten Traumwagen in die Herzen vieler – oft großer – Familien gefahren und zur regelrechten Ikone seiner Klasse gemausert. Der von seinen Fans liebevoll "Bulli" genannte Transporter von den Nutzfahrzeug-Profis aus Hannover rollt seit Ende 2021 neben dem klassisch-robusten T6.1 neuerdings auch in einer noch konsequenter auf Pkw getrimmten Bauform vom Band. Er greift dabei anders als der etablierte T6.1 auf Komponenten des MQB (Modularer Querbaukasten) zurück, doch er ist deswegen beileibe kein hochskaliertes Golf-Derivat. Vielmehr nutzt er einzelne Technik-Bauteile wie die Hybrid-Komponenten oder die Elektronik-Systeme des MQB und kombiniert diese mit speziell auf seine Bedürfnisse zugeschnittenen Elementen wie der vom Vorgänger abgeleiteten Schräglenker-Hinterachse. Doch im Gegensatz zum auf Höchstlasten und Robustheit ausgerichteten T6.1 verwendet der VW T7 an dieser – wie auch an anderer – Stelle leichte Aluminium-Teile. Unterm Strich wiegt er rund 200 Kilogramm weniger als der T6.1. Das ist gut für Dynamik und Effizienz, womit bereits umrissen ist, wie sich der Multivan vom weiterhin parallel angebotenen Multivan auf T6.1-Basis abgrenzt: Der Neue spielt eher die Rolle des handlichen Großraum-Pkw und überlässt die ganz harten Jobs den Profis der T6.1-Fraktion. Schließlich soll er auch die Van-Baureihe Sharan ersetzen. Neben dem extrem windschlüpfigen Design mit glatter Stupsnase und flach stehender Windschutzscheibe kündet auch die Antriebstechnik vom Aufbruch in ein neues Zeitalter: Topmotorisierung des VW T7 Multivan ist der 1.4 eHybrid, der mit einer Systemleistung von 218 PS (160 kW) muntere Fahrleistungen verspricht und dennoch sparsam sein soll. Was der Neue wirklich kann, klärt der Vergleichstest mit zwei gestandenen Größen der Transporter-Zunft: Mercedes schickt die Mercedes V-Klasse ins Rennen – als 300 d mit kraftvollen 237 Diesel-PS (174 kW). Als weiterer Rivale stellt sich der 177 PS (130 kW) starke Opel Zafira Life dem Vergleichstest, der ebenfalls – noch – einen Turbodiesel unter der Haube hat. Opel hat die Baureihe allerdings jüngst vollständig auf Elektro-Antrieb umgestellt. Aber es gibt noch Restbestände im Markt, und der Van wird nahezu identisch auch als Citroën, Peugeot sowie von Toyota (auch weiterhin als Diesel) angeboten. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der VW T7 Multivan (2021) im Video:
Opel Zafira Life, Mercedes V-Klasse & VW T7 Multivan im Vergleichstest
Damit tritt der Opel Zafira Life stellvertretend für eine ganze Gruppe von Konkurrenten an und legt in Sachen Variabilität gewaltig vor: Serienmäßig rollt der Großraum-Opel mit sage und schreibe neun Sitzplätzen vor – so viele Plätze bieten Mercedes V-Klasse und VW T7 nicht einmal gegen Aufpreis an. Dann allerdings installiert Opel im Fahrerhaus eine Doppelsitzbank auf der Beifahrerseite, was den Sitzkomfort dort limitiert. Wohnlicher sind die 6-, 7-, und 8-sitzigen Bestuhlungsvarianten mit zwei Einzelsitzen im Fahrerhaus sowie Einzelsitzen, bzw. einer asymmetrisch geteilt verschieb- und entnehmbaren 3er-Bank samt einzeln umlegbaren Rücklehnen im Fahrgastraum. Die hinteren Einzelsitze lassen sich optional auch gegen die Fahrtrichtung einsetzen, und sämtliche Sitze im Fond können mit minimalem Kraftaufwand verschoben werden. Auch der Ein-, Um- und Ausbau gelingt problemlos. Wie beim Mercedes lässt sich der Praxisnutzen durch eine zweite Schiebetür (links) und eine separat zu öffnende Heckscheibe weiter erhöhen – gegen Aufpreis. Während es den komfortablen Opel-Sechssitzer zudem nur in der teuren "Tourer"-Ausstattung gibt (9170 Euro), rollt der Schwabe in der günstigsten Version mit vier Einzelsitzen im Fond vor, wovon sich die vorderen beiden auch serienmäßig entgegen der Fahrtrichtung montieren lassen. Eine weitere Besonderheit des mit bis zu acht Plätzen verfügbaren Benz ist die optionale Liegesitzbank in der zweiten Reihe, die sogar eine Übernachtung auf einer ebenen Liegefläche von rund 1,3 x 2,0 Metern ermöglicht. Zusammen mit den optionalen Drehsitzen im Cockpit mutierte der V so fast schon zum Campervan. Eine aufpreispflichtige Zusatzbatterie sowie eine CAN-Bus-Schnittstelle für Zusatzeinbauten unterstreichen sein Potenzial als Freizeitbegleiter. Der VW T7 Multivan begeistert zwar einerseits mit dem kinderleichten Handling der Sitze im Fahrgastabteil, doch wird er in der Basisversion lediglich als Fünfsitzer ausgeliefert. Da die Gurtaufnahmen für die äußeren Plätze mit dem Auto verbunden sind, kann man während der Fahrt nur den mittleren Sitz umpositionieren. Optional gibt es den Multivan aber auch mit bis zu sieben Sitzen samt integriertem Gurtsystem. Dann lassen sich die Möbel fast nach Belieben im Auto verschieben, drehen und nebeneinander montieren, was im Unterschied zum VW T6.1 ohne Anstrengung gelingt. Als Einziger im Vergleichstest verfügt der Multivan zudem serienmäßig über Schiebetüren auf beiden Seiten. Trotz nahezu identischer Längen von fast fünf Metern fällt der Innenraum des Wolfsburgers aber etwas kleiner aus als jener des Rüsselsheimers, der vor allem vorn mit mehr Breite punktet. Noch geräumiger ist der Stuttgarter, der selbst in der dritten Reihe noch spürbar mehr Ellenbogenfreiheit bietet. Allerdings tritt er auch in der Lang-Version (5,14 Meter) zum Vergleichstest an, was sich jedoch hauptsächlich auf den Kofferraum auswirkt. Und da sprengen die Kandidaten ohnehin unsere Bewertungsgrenzen – Raumriesen sind sie alle drei. Wer diesen Platz voll ausnutzt, muss zumindest beim VW T7 Multivan 1.4 eHybrid ein Auge aufs Gewicht haben: Die effektive Zuladung des Testwagens beträgt 502 Kilogramm. Da vertragen Mercedes (779 Kilogramm) und Opel (720 Kilogramm) mehr. Auch die Zuglast des VW von 1,6 Tonnen ist nur mäßig. Der Benz darf 2,5 Tonnen an den Haken nehmen (Opel Zafira Life: 1,9 Tonnen) und glänzt zudem mit hohen Dach- sowie Stützlasten. Weitere Vorzüge der Mercedes V-Klasse sind die saubere Verarbeitung, die hochwertige Materialanmutung im Innenraum und die umfangreichen Sicherheits-Features. Hier kann der VW allerdings locker noch einen draufsetzen und schöpft die Möglichkeiten des MQB aus: Car2X-Kommunikation, Ausstiegswarnung, Abbiege-Assistenz, automatischer Nothalt (Emergency-Assistent) sowie teilautonomes Fahren und einen Mitten-Airbag zwischen den Vordersitzen – hier ist der Multivan seinen Rivalen deutlich voraus.
Fahrkomfort: Schluckfreudige Federung im Opel Zafira Life
Dank seines adaptiven Fahrwerks (Option) bringt der VW T7 Multivan auch im Komfort-Kapitel des Vergleichstests beste Voraussetzungen mit: Verglichen mit dem T6.1, glänzt er mit einem sensiblen Ansprechen auf Unebenheiten und lässt selbst im soft abgestimmten Comfort-Modus nie Unruhe aufkommen. Aber in der Mercedes V-Klasse findet selbst der neue Bulli seinen Meister: Der Mercedes bügelt dank der optionalen Luftfederung mit ebenfalls adaptiven Dämpfern Unebenheiten noch gelassener weg und hält den Aufbau unbeeindruckt von der Zuladung stets in Ruhe und Balance. Trotz der üppigen 19-Zoll-Räder überzeugt der Mercedes mit feinfühligem Ansprechen sowie wirksam gedämmten Fahrwerksgeräuschen. Hörbar poltriger nimmt der Opel Zafira Life schlechte Wegstrecken unter die Räder. Auch er offenbart zwar eine schluckfreudige Federung, neigt aber schon leer zum Nachschwingen und Wippen, was sich mit voller Zuladung verstärkt. Und: Derbe Schlaglöcher meldet er an den Vorderrädern zuweilen recht ungeniert weiter. Aber neben dem Fahrwerk nehmen natürlich auch die Sitze erheblichen Einfluss auf das Wohlbefinden an Bord. Hier überzeugen die sehr gut konturierten und angenehm fest gepolsterten ergo-Comfort-Sessel des VW T7 Multivan am meisten – nur die Massage-Funktion ist mau. Auch der Opel Zafira Life kann mit Massage in den Vordersitzen aufwarten, doch es fehlt seinen Sitzen an Seitenführung. Die Mercedes V-Klasse bietet herrlich weiche Möbel, denen aber ebenfalls etwas mehr Seitenführung guttäte. Dafür hinterlässt sie akustisch den besten Eindruck und wirkt souveräner, als es die reinen Messwerte vermitteln.
Motor/Getriebe: Effiziente Automatik im Mercedes V 300 d
Der Hybrid-Antrieb des VW T7 Multivan 1.4 eHybrid ist im EV-Modus zwar unschlagbar leise und laufruhig, doch wenn der 1,4-Liter-Benziner gefordert wird, wirkt er mitunter angestrengter als der besonders lässig agierende Mercedes-Diesel. Der Diesel im Opel Zafira Life 2.0 D wirft sich mit 400 Newtonmetern auch mächtig ins Zeug, entwickelt aber nur eine verhaltene Drehfreude. Dank der achtstufigen Automatik ist er aber auch nur selten auf hohe Drehzahlen angewiesen und bummelt bei 130 km/h mit 2000 Touren dahin. Wie es besser geht, demonstriert der Mercedes V 300 d, deren neunstufige Automatik munterer agiert und noch niedrigere Drehzahlen erlaubt: bei Richtgeschwindigkeit liegen nur 1600 Touren an. Weil das Doppelkupplungsgetriebe im VW-Hybrid mit sechs Gängen auskommen muss, stehen hier bei 130 km/h bereits 3000 auf dem Drehzahlmesser. Zumindest unter Last – doch sobald man den Fuß vom Gas nimmt, schaltet der Verbrenner ab, und der VW T7 Multivan 1.4 eHybrid "segelt“ dahin, ohne Energie zu verbrauchen. Der Wechsel vom E- in den Hybrid-Betrieb und umgekehrt sorgt aber für eine etwas stufige Kraftentfaltung, während der Mercedes V 300 d im Vergleichstest jederzeit willig und sehr gleichmäßig am Gas hängt. Auf Langstrecken sind der 300 d und der Opel Zafira Life 2.0 D zudem klar sparsamer, während der eHybrid seine Stärken auf Kurzstrecken und im Stadtverkehr ausspielt. Hier schafft er in der Praxis fast 40 Kilometer ohne den Verbrenner – für viele Pendelnde mehr als genug. Doch sobald das Tempo über 100 km/h klettert, ist der Akku blitzschnell leer. Wer den VW dann flott bewegt, muss mit Verbräuchen um die zehn Liter kalkulieren.
Fahrdynamik: Agiles Fahrverhalten im VW T7 Multivan
Dabei eignet sich der VW T7 Multivan durchaus für eine flotte Gangart: Sein Chassis bietet zwar weniger Nehmerqualitäten und erheblich weniger Zuladung, entschädigt im Alltag aber mit einem Fahrverhalten, das eher dem einer Limousine gleicht als einem Kleinbus. Opel Zafira Life und Mercedes V-Klasse geben sich in Kurven weit weniger talentiert. Sie zeigen zwar keine Unsicherheiten, offenbaren im Vergleichstest aber eine ausgeprägte Seitenneigung, wirken bei raschen Richtungswechsel regelrecht taumelig und werden von ihren nicht abschaltbaren Stabilitätsregelungen rigoros eingebremst. Anders der VW T7 Multivan, der sich selbst auf kurvigen Landstraßen pudelwohl fühlt und willig den Lenkbefehlen folgt. Auch wenn er deswegen noch längst kein Sportwagen ist – seine Sicherheitsreserven liegen erheblich höher als bei den Rivalen. Nur im Fall einer Notbremsung schneidet der Mercedes V-Klasse noch besser ab und kommt aus 100 km/h rund einen Meter früher zum Stehen. Der Opel Zafira Life benötigt noch etwas mehr Weg, packt aber auch nach der zehnten Vollbremsung in Folge noch sicher zu. Mehr zum Thema: Das ist der Mercedes EQV & das ist der VW ID. Buzz
Umwelt/Kosten: Ausstattung und Wertverlust spricht für die Mercedes V-Klasse
In der Kostenbilanz des Vergleichstests liegen die Wettbewerber eng zusammen: So verspielt der Opel Zafira Life seinen niedrigen Grundpreis, sobald man nicht das Neunsitzer-Basismodell ordert, sondern eine der dann deutlich teureren Ausstattungen bestellt. Der Umwelt-Bonus kann zwar den Preis des VW T7 Multivan mindern, aber bei der Ausstattung liegt die Mercedes V-Klasse vorn, der sogar die Metallic-Lackierung ohne Aufpreis mitbringt und den geringsten Wertverlust aufweist.
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Messwerte & technische Daten Opel Zafira Life 2.0 D, Mercedes V 300 d & VW T7 Multivan 1.4 eHybrid
Ergebnis in Punkten
Der komplett neue VW T7 Multivan 1.4 eHybrid hebt sich nicht nur optisch von den üblichen Großraum-Vans ab, sondern beschreitet auch technisch eigene Wege und bringt eine ordentliche Portion Fahrspaß in das sonst so pragmatische Segment. Sein Hybrid-Antrieb funktioniert auf Kurzstrecken und im Stadtverkehr optimal, bringt auf Langstrecken aber eher Nachteile mit sich. Hierfür ist der gerade eingeführte TDI (150 PS, ab 48.748 Euro) sicher die bessere Wahl. Nicht zuletzt der bärenstarke, kultivierte und sparsame Turbodiesel des Mercedes V 300 d sorgt indes dafür, dass der etablierte Schwabe diesen Vergleichstest für sich entscheidet. Zumal er auch im Komfortkapitel und beim Raumangebot die Referenz im Van-Bereich bleibt. Der sehr geräumige und wandelbare Opel Zafira Life 2.0 D kann mit seinen beiden Rivalen nicht ganz mithalten. Er leistet sich zwar keine ernsthaften Schwächen, setzt aber auch kaum Akzente – Rang drei.