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Geht auch ganz einfach:

Dacia Spring/Renault Twingo: Vergleichstest

Spring und Twingo Electric im Duell

Elmar Siepen Testredakteur
Inhalt
  1. Dacia Spring & Renault Twingo Electric im Vergleichstest
  2. Fahrkomfort: Twingo Electric federt ausgewogener
  3. Motor/Getriebe: Dacia Spring punktet mit Reichweite
  4. Fahrdynamik: Twingo Electric glänzt mit sicherem Fahrverhalten
  5. Umwelt/Kosten: Kostenvorteil beim Dacia Spring
  6. Ergebnis nach Punkten
  7. Messwerte & technische Daten Dacia Spring & Renault Twingo Electric
  8. Fazit

Der Dacia Spring beweist, dass Elektroauto nicht automatisch "teuer" bedeutet. Im Vergleichstest stellt sich der günstigste Stromer seinem Konzernbruder Renault Twingo Electric. Was kann der Renault besser als sein günstigerer Konzernbruder?

Mit dem Dacia Spring erfüllt die Renault-Tochter erneut ihre Prämisse, das günstigste Auto im Segment zu stellen. Im Vergleichstest trifft der Billig-Stromer auf den Renault Twingo Electric. Dacia präsentierte mit dem Logan für 7200 Euro den damals hierzulande günstigsten Neuwagen. Seitdem folgten weitere Modelle, die stets für sich reklamierten, in der Basis-Version das jeweils günstigste Angebot in ihrer Klasse zu sein. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis die rumänische Renault-Tochter diese Taktik auch im Segment der E-Autos anwenden würde. Der neue Dacia Spring, hinter dem sich ein in China gefertigter Renault K-ZE verbirgt, kostet ab 20.490 Euro (Stand: Januar 2022) – nach Abzug des Umweltbonus von 9570 Euro bleiben nur noch 10.920 Euro übrig. Der Sparrings-Partner Renault Twingo Electric stammt aus demselben Konzern und ist mit Prämie ab 15.420 Euro (Stand: Januar 2022) erhältlich. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon

Das Renault Twingo Facelift (2019) im Video:

 
 

Dacia Spring & Renault Twingo Electric im Vergleichstest

3,73 Meter lang, 1,58 Meter breit – da sind dem Platzangebot des in SUV-Optik vorfahrenden Dacia Spring Grenzen gesetzt. Dies macht sich beim knappen Knieraum auf der Rücksitzbank sowie bei der arg überschaubaren Ellbogenfreiheit bemerkbar. Der Renault Twingo Electric ist noch einmal rund elf Zentimeter kürzer, bietet aber wegen seiner um gut sechs Zentimeter breiteren Karosserie etwas mehr Platz für Schultern und Arme. Im Dacia lässt sich dafür dank maximal 1100 Liter Ladevolumen (Twingo: max. 980 l) auch das eine oder andere Sperrgut befördern. Dabei stört aber die Stufe im Ladeboden, die sich nach Umlegen der nur einteilig klappbaren Rücksitzlehne ergibt. Das Pendant im Renault Twingo Electric ist dagegen zweiteilig klappbar und gibt eine durchgängig ebene Ladefläche frei. Überschaubar ist die Sicherheitsausstattung im Vergleichstest: Assistenzsysteme wie Totwinkelwarner oder Abstandsregler bieten beide nicht. Zwar hat der Dacia Spring ein automatisches Notbremssystem, Selbstverständlichkeiten wie ein Einklemmschutz an den Fensterhebern fehlen hingegen. Wohltuend: Aufgrund ihrer Schlichtheit nerven die zwei Rivalen in puncto Bedienung nicht mit verworrenen Menüführungen, sondern beschränken sich auf das Wesentliche, das auch Neulinge schnell erfassen. Allerdings stört beim Dacia Spring, dass man für das Umlegen der Rücksitzlehne beide Hebel an den Außenseiten des Polsters gleichzeitig ziehen muss, was sehr umständlich ist. Die Sparmaßnahmen zeigen sich obendrein an den schlecht sitzenden Verkleidungen und den teils mäßigen Schweißnähten. Im Renault Twingo Electric-Innenraum findet sich zwar ähnlich viel Hartplastik, das Ganze präsentiert sich aber wertiger durch eine kontrastreiche Farbgebung und bessere Spaltmaße.

Elektroauto Renault Twingo Electric (2020)
Renault Twingo Electric (2020): Preis & Elektro Twingo Electric startet Ende 2020

 

Fahrkomfort: Twingo Electric federt ausgewogener

Die Vordersitze des Dacia Spring weisen für Mitteleuropäer:innen recht kurze Oberschenkelauflagen auf. Dass er in diesem Vergleichstest dennoch den etwas besseren Sitzkomfort bietet, liegt am höheren Fahrzeugboden des Renault Twingo Electric: Zwar sind die Sitzflächen und -lehnen des Renault etwas schalenförmiger gestaltet, doch durch die höhere Sitzposition reisen die Passagier:innen mit stärker angewinkelten Beinen, was zu schnellerer Ermüdung der Gesäßmuskulatur führt. Hinzu kommt im Fond eine recht steil stehende Rücksitzlehne, wodurch die Mitreisenden automatisch eine unbequeme Kauerhaltung einnehmen. Im Alltag überzeugt der Dacia mit dem besseren Ablagen-Angebot, die gänzlich fehlende Lenkradeinstellung verhindert allerdings bei manchen das Finden der passenden Sitzposition. Der Renault punktet immerhin mit einer Lenkradhöheneinstellung. Zu den lauteren Wind- und Abrollgeräuschen im Spring kommen auf schlechter Fahrbahn gelegentlich Poltergeräusche hinzu. Der Dacia federt hier zwar recht geschmeidig an, wirkt aber wegen der im Gegensatz zum Twingo deutlich ausgeprägteren Ausfeder- und Schaukelbewegungen auf Bodenwellen etwas unterdämpft, was speziell mit voller Zuladung im Dacia Spring negativ auffällt. Sein Konkurrent gibt sich insgesamt etwas ausgewogener. Welliges Kopfsteinpflaster etwa macht dem Renault Twingo Electric im Vergleichstest weit weniger zu schaffen. Hier zeigt er leer wie beladen ein recht geschmeidiges Abrollverhalten. Dass seine Vorderachse auf Verkehrsberuhigungsschwellen bei Ausnutzung der Nutzlast beladen etwas bockig reagiert, geht als Schönheitsfehler durch.

Elektroauto Dacia Spring Electric (2021)
Dacia Spring (2021) Neue Ausstattung, stärkerer E-Motor

 

Motor/Getriebe: Dacia Spring punktet mit Reichweite

Mit einer Leistung von nur 33 kW (44 PS) nimmt sich der über die Vorderachse angetriebene Dacia Spring in diesem Vergleichstest viel Zeit: 21,2 Sekunden vergehen, bis 100 km/h anstehen und maximal schafft er nur Tempo 125. Das sind Fahrleistungen auf dem Niveau der 70er-Jahre. Entsprechend ist im Verkehrsalltag eine gehörige Portion Umsicht gefragt – allerdings nicht im Stadtverkehr: Hier zieht der Spring an der grünen Ampel vergleichsweise kräftig los und kann im Verkehrsfluss ordentlich mitschwimmen. Ebenso auf der Landstraße – zumindest solange keine Überholvorgänge anstehen. Dann kann es schon mal sehr zäh werden. Autobahnfahrten dagegen werden zur Herausforderung, denn an Steigungen entpuppen sich bereits Reisebusse als ernst zu nehmende Gegner. Da ist der 60 kW (82 PS) starke Renault Twingo Electric ein deutlich lebhafterer Geselle. Den Standard-Sprint absolviert er mit spürbar kräftigerem Antritt satte 9,5 Sekunden schneller, und mit maximal 135 km/h hat er beim Überholen von schwerem Gerät auf der Autobahn auch spürbar mehr Luft. Dort, wo der Dacia höchstens gemächlich Fahrt aufnimmt, beschleunigt die E-Maschine im Heck den Renault noch spürbar. Zudem ist der Twingo mit 16,8 kWh auf 100 Kilometern noch einen Hauch sparsamer als der Dacia (17,1 kWh). Beim Sparen helfen ihm auch im Gegensatz zum Spring eine dreistufig einstellbare Rekuperation sowie ein Eco-Modus. Infolge der geringeren Batterie-Kapazität (Renault: 21,4 kWh, Dacia: 27,4 kWh) fällt die Reichweite des Twingo Electric aber geringer aus: Bei winterlichen Temperaturen schafft er gerade mal 127 Kilometer, was ihn hauptsächlich für Kurz- und Mittelstrecken prädestiniert. Der Dacia hat hier die Nase vorn, er muss spätestens nach 160 Kilometern an der Ladesäule andocken. Auch in puncto Laden fällt der Renault zurück, denn er kann mit maximal 22 kW nur an der Wallbox Strom zapfen, während der Dacia Spring ab der Comfort Plus-Ausstattung (1300 Euro Aufpreis) und gegen Zuzahlung von weiteren 600 Euro einen CCS-Anschluss mitbringt, der ihn zum Schnellladen mit maximal 30 kW (Serie: 3,7 kW) befähigt. Eine solche Option gibt es für den Renault Twingo Electric nicht, weswegen er DC-Schnellladesäulen an Autobahnen gar nicht nutzen kann.

Vergleichstest Renault Twingo Electric/Renault Twingo TCe 90
Renault Twingo Electric/TCe 90: Vergleichstest Elektro- gegen Verbrenner-Twingo

 

Fahrdynamik: Twingo Electric glänzt mit sicherem Fahrverhalten

Dass die Fahrdynamik nicht im Lastenheft des Dacia Spring stand, wird bei den Fahrdisziplinen des Vergleichstests deutlich. Die Lenkung ist alles andere als zielgenau, und auch die Rückmeldung von der Straße fällt eher spärlich aus. In Verbindung mit den ausgeprägten Karosseriebewegungen fehlt es deutlich an Fahrpräzision. Im Grenzbereich drängt das Heck des Fronttrieblers beim Nachlenken mitunter spür-, aber noch kontrollierbar zum Kurvenaußenrand. Nur die Lenkung zu lösen, reicht dann jedoch nicht, weil ein entsprechendes Rückstellmoment fehlt. Hier ist ein aktiver Gegenlenkimpuls nötig. Bevor es für Normalfahrer:innen kritisch wird, greift das ESP allerdings schützend ein. Die erreichbaren Kurvengeschwindigkeiten sind relativ gering, was aber auch auf die schmale 165er-Bereifung zurückführen ist. Wie es besser geht, zeigt der hinterradgetriebene Renault Twingo Electric: Seine Lenkung bietet wesentlich mehr Zielgenauigkeit und Rückmeldung. Die Feder-Dämpfer-Abstimmung unterbindet lästige Aufbaubewegungen, und im Verbund mit der für diese Fahrzeugklasse optionalen und recht üppig dimensionierten Mischbereifung sind höhere Querbeschleunigungen als mit dem Dacia Spring möglich. Der Schleuderschutz des Renault Twingo Electric ist im Vergleichstest ebenfalls besser abgestimmt: Er setzt früher, dafür aber behutsamer ein. In der Summe ist damit der schwerere Renault das handlichere und fahrsicherere Auto, das außerdem mit deutlich kürzeren Bremswegen glänzt. Unabhängig davon gefällt er zudem mit einem besonders stadttauglichen Wendekreis von nur 9,4 Metern.

Fahrbericht Renault Twingo Electric (2020)
Neuer Renault Twingo Electric (2020): Testfahrt Erste Testkilometer im Twingo Electric

 

Umwelt/Kosten: Kostenvorteil beim Dacia Spring

Der offenkundige Preisvorteil des Dacia Spring in diesem Vergleichstest relativiert sich bei genauerem Hinsehen etwas. Soll der Spring schnellladefähig sein, muss man, wie bereits erwähnt, zusätzlich investieren. Dennoch schneidet er beim bewerteten Preis immer noch deutlich besser ab als der Renault. In puncto Ausstattung liegt dagegen der Renault Twingo Electric vorn, zum Beispiel mit einer serienmäßigen Klimaautomatik, die Dacia gar nicht erst anbietet. Die Werkstattkosten sind hier wie dort annähernd gleich, wobei der ADAC für den Dacia derzeit nur eine Schätzung abgeben kann. Niedrigere Energie- und Versicherungskosten kann der Franzose zwar für sich verbuchen, er rutscht aber beim Wertverlust deutlich nach hinten. So gewinnt schließlich der Dacia Spring, Deutschlands günstigstes Elektroauto, zumindest das Umwelt-/Kostenkapitel des Vergleichstests.

Einzeltest Dacia Spring
Dacia Spring: Test Dacias Billig-Stromer im Test

 

Ergebnis nach Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)Dacia SpringRenault Twingo Electric
Karosserie (1000)370400
Fahrkomfort (1000)436457
Motor/Getriebe (1000)547638
Fahrdynamik (1000)443582
Eigenschaftswertung (4000)17962077
Kosten/Umwelt (1000)643568
Gesamtwertung (5000)24392645
Platzierung21
 

Messwerte & technische Daten Dacia Spring & Renault Twingo Electric

AUTO ZEITUNG 03/2022Dacia SpringRenault Twingo Electric
Technik
E-MotorPermanenterregte
Synchron-Maschine
(vorn)
Fremderregte
Synchron-Maschine
(hinten)
Systemleistung33 kW/44 PS60 kW/82 PS
Systemdrehmoment125 Nm160 Nm
BatterieLithium-Ionen, luftgekühltLithium-Ionen, wassergekühlt
Spannung/Kapazität (netto)240 V/k.A. (27,4 kWh)400 V/22,0 kWh
(21,4 kWh)
Max. Ladeleistung DC/AC30/3,7 kW-/22 kW
Ladeanschluss/OrtTyp2 und CCS/vorne, mittigTyp 2/hinten, rechts
Getriebe/AntriebKonstantübersetzung/
Vorderrad
Konstantübersetzung/
Hinterrad
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)970/981 kg1093/1141 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)21,2  s11,7 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)125 km/h135 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
38,3/35,6 m34,7/33,9 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)17,1/13,9 kWh16,8/16,0 - 16,3 kWh
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)62,6/0 g/km61,5/0 g/km
Reichweite (Test/WLTP)160/190 km127/146 km
Preise
Grundpreis20.490 €23.790 €
Testwagenpreis10.920 €15.420 €

 
Elmar Siepen Elmar Siepen
Unser Fazit

Richtig ist: Günstiger als mit dem Dacia Spring kann man elektrisch derzeit nicht fahren. Er bietet ein ausreichendes Platzangebot und erfüllt die ihm gestellten Transportaufgaben auf Kurzstrecken zufriedenstellend. Richtig ist aber auch, dass der optisch außerordentlich gelungene Spring über dieses Einsatzspektrum hinaus viele Kompromisse erfordert. Diese beginnen bei der rustikalen Verarbeitung und reichen über die mäßigen Fahrleistungen bis zum überschaubaren Komfort und zum gewöhnungsbedürftigen Fahrverhalten. In all diesen Punkten ist ihm der Renault Twingo Electric im Vergleichstest deutlich voraus und parkt am Ende des Duells verdientermaßen ganz oben auf dem Podest, auch wenn er in der Anschaffung teurer kommt. Gleichwohl ist auch sein Metier angesichts der Reichweite eher die Kurzstrecke.

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