SUV des Jahres 2021: Vergleich & Ergebnis
Das SUV des Jahres 2021
- Die AUTO ZEITUNG sucht das SUV des Jahres 2021
- BMW X5 M Competition: Power, Power, Power!
- Retro-elektrischer Ford Mustang Mach-E & der Ioniq 5 aus der Parallelwelt
- Die Gotteserscheinung Audi RS Q8
- Ist der Fünfzylinder-Cupra Formentor ZV5 der Preisbrecher?
- Polestar 2 will kein SUV sein
- Lamborghini Urus – brutales Hyper-SUV
- Die Favoriten sind da: Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio & Porsche Cayenne Turbo GT
Neun SUV stellen sich dem Vergleich, aber nur einer hat das Zeug zum SUV des Jahres 2021. Erstmals nimmt die knallharte Jury der AUTO ZEITUNG auch Elektro-SUV unter die Lupe. Können sich die Stromer gegen die Verbrenner-Konkurrenz durchboxen?
Die AUTO ZEITUNG sucht das SUV des Jahres 2021
Gleich geht es los – auf die Tour mit neun bemerkenswerten SUV, die allesamt scharf auf den Titel "SUV des Jahres 2021" sind. Der BMW X5 M Competition scheint die Konkurrenz schon mal etwas einschüchtern zu wollen: Mit geblähten Nüstern und biestigem V8-Grollen donnert er wie ein gereizter Weißrücken-Gorilla auf den Hof. 2021 ist einiges anders, das Klima wandelt sich. Echte Neuerscheinungen im Über-SUV-Segment machen sich rar, und gleichzeitig beansprucht eine ganz neue Fahrzeuggattung immer mehr Aufmerksamkeit: Zum ersten Mal rollen gleich drei Elektro-SUV mit. Die wollen zeigen, was sie drauf haben, den V8- und V6-Geräten das Spiel verhageln. Ein Generationenwechsel hängt in der Luft. Vermutlich ist der BMW X5 M deshalb so grantig, schließlich hätte er seinen Platz im Feld beinahe an den neuen BMW iX verloren: selbes Format, aber Elektro-Power. Der X5 M scheint zu ahnen, dass er als Vertreter einer bedrohten Art am Start ist. Mit 625 PS starkem Biturbo-V8 dreckig andrücken, feinmechanisch und elektronisch hochgerüstet bis an die Zähne, ein Power-SUV, wie es im Buche steht.
Der Porsche Cayenne Turbo GT im Video:
BMW X5 M Competition: Power, Power, Power!
"Aufsitzen, Kollegen, und los geht’s", flötet Leslie Schraut in diesem Moment. Dass die Online-Jungredakteurin ziemlich ausgeschlafen ist, kennen die Kollegen – einen Moment später wissen sie auch, weshalb sie es so eilig hat: Leslie ist im Besitz des Lambo-Zündschlüssels und möchte das fürs Erste auch bleiben. Stefan Miete nickt gelassen: "Ihr habt die Kollegin gehört – Abfahrt. Und reicht mir mal den Hyundai-Schlüssel, ich möchte mich ans endgültige Inferno langsam heranarbeiten..." Auf den Chefredakteur hört man nun tatsächlich, Minuten später ist die Meute unterwegs ins Grüne. Westerwald voraus, die Kurven sind knackig, die Landschaft ist weit und still. Der BMW gibt alles, ist ein Gestaltwandler zwischen drahtig und brachial, wirkt unglaublich dicht gewoben, solide und unerschütterlich. Irgendwann ist er aber da, der Moment, in dem man sich lange Geraden und ultraschnelle Bögen wünscht, in denen der X5 M Competition seine ganze Stabilität ausleben und den sagenhaften Motor richtig zünden kann. Dieser seidig knurrende Brutalo kann gar nicht genug Auslauf haben. Dass er auch filigran und subtil am Gas hängen kann, will man angesichts dieses Leistungsangebots beinahe schon nicht mehr wissen, sondern nur Power, Power, Power brüllen. Geht natürlich aber nicht, der Westerwald ist ja keine Rennstrecke, und deshalb merkt man jetzt auch, dass dieses Competition-Ding beim Ideallinien-Klöppeln auf drittklassigen Kreisstraßen dann doch kein großer Wurf ist. Knochentrocken poltert der BMW dahin – und an diesem Tag vorbei an einer imaginären Zielgruppe, die in einer kruden Mischung aus exzellent gemachtem Familien-SUV und säbelrasselndem Racer tatsächlich endgültiges Auto-Glück wittert.
Retro-elektrischer Ford Mustang Mach-E & der Ioniq 5 aus der Parallelwelt
Im Windschatten des BMW hat es sich der Ford Mustang Mach-E eingerichtet – vielleicht genau das, was der dicke Power-Bajuware ganz und gar nicht wollte: eines dieser neumodischen Elektro-SUV als direkte Konkurrenz. Wobei: Neumodisch ist der Ford nicht, eher Retro-elektrisch. Trotz seines SUV-Formfaktors pflegt er die lange "Motor"-Haube des klassischen Mustang und zitiert auch im Detail traditionelle US-Muscle-Car-Poesie. Nur mit Vintage-Optik gibt sich der Mach-E aber nicht zufrieden. Er überträgt heckschwenkenden Rodeo-Style so konsequent ins Elektro-Zeitalter, dass der mit Elektro-Autos sonst eher etwas fremdelnde AUTO ZEITUNG-Ex- und weiterhin Classic Cars-Chefredakteur Volker Koerdt verblüfft aussteigt: "Wie die 351 PS starke Doppelmotor-Kombi reinhaut, hat schon was. Am Kurvenausgang entschlossen aufs Gas treten, und du musst heldenhaft gegenlenken. Fast wie früher. Nur mit Allradtraktion. Wenn es Elektro-Autos jetzt noch mit V8 gäbe..." – Entschlossen und regelrecht elektrisiert hält VK auf seinen Nachfolger im Chefredaktionsbüro zu: "Stefan, wie ist denn der Ioniq 5?" Stefan Miete überlegt. Ringt um eine präzise, pointierte, kultivierte und kluge Antwort, einen echten Miete eben – da ist Volker Koerdt schon im Hyundai verschwunden. "Ja", antwortet Stefan Miete nun eine Millisekunde zu spät, "der Hyundai, das ist so eine Sache. Der ist – ähm, ziemlich gut." – Die Mannschaft nickt, Leslie nicht. Die hat den Hyundai noch nicht gefahren und möchte sich wohl vom endgültigen Inferno langsam herabarbeiten ... Wobei das nun bitte nicht falsch verstanden werden darf, denn "unten" im Sinne von schlecht ist der Hyundai Ioniq 5 beileibe nicht. Eher in einer Parallelwelt. Woanders. Vermutlich ist er das personifizierte Schreckgespenst, das sich radikalisierte Elektro-Auto-Gegner:innen in ihren schlimmsten Albträumen ausdenken, wenn sie sich vorstellen, wie entsetzlich Elektro-Autofahren sein muss. Und deshalb ein Erklärungsversuch: lichter, weiter Raum in esoterischem Hellbeige. Sanftes Schmeicheln zwischen Ah und Beh und Omm. Lenken: ja. Bremsen: ja. Räume durchmessen. Ganz Mensch sein. Entschleunigt, aktiviert und dann – 305 PS gleich, 605 Newtonmeter sofort – reines Empowerment. Aber nur so lange, bis Mensch wieder in seiner/ihrer/diverser Mitte ist. Im Fluss.
Die Gotteserscheinung Audi RS Q8
Volker Koerdt ist zurück. Steigt aus und blickt in die gespannte Runde: "Der ist, ähm, ziemlich gut. Oder?" – Caspar Winkelmann räuspert sich: "Ich mag das Design ...", sagt er. Johannes Riegsinger legt den Kopf schief: "Könnte von Apple sein oder von Atari, der hat wirklich was, das Auto kann man mögen." Volker Koerdt schüttelt den Kopf. Nicht ablehnend, sondern nur als Zeichen, dass er wieder in die angrenzende Parallelwelt wechseln wird. Dort, wo Motoren noch Benzin verbrennen, Sound, Kurvengier und Speed harte Emotions- Währungen sind, nicht Over-the-Air-Updates und Autonomous Driving. Elmar Siepen hat diesen Moment an der Sollbruchstelle zwischen Autokulturen nicht mitbekommen, er steht am Audi RS Q8 und überlegt, ob dessen "Grün" und "600 PS" in eine saftige Spontan-Büttenrede passen würden. Normalerweise haut er das spontan aus der Hüfte, aber jetzt hat er humoristische Ladehemmung: "Der RS Q8 ist einfach ein ganz feines Fahrzeug. Kann sagenhaft komfortabel und ausgewogen sein, mit Zylinderabschaltung supereffizient fahren und im nächsten Moment die Sau rauslassen, dass die Heide wackelt. Komplett durchdrehen. Fahren wie eine Gotteserscheinung. Ein Traum." "Stimmt", sagt Caspar Winkelmann gemütlich und bereitet eine Pointe vor: "Die Frage ist doch: Glas halb voll oder Glas halb leer? Ist der RS Q8 die Idealkombination aus unfassbarer Bandbreite von Sport bis Alltag und Reise, das ultimative Automobil, oder eher eine humorlose Ingenieurs-Glanzleistung um ihrer Selbst willen, die reine Leistungsschau?" Bedeutungsschwangere Stille, der Philosoph schweigt. Da schaltet sich Klaus Uckrow ein. Das kann er gut – mit Klartext für Erkenntnisgewinn sorgen: "Egal, was der Audi nun ist, er ist bemerkenswert, er gehört zu den ganz Großen. Nur wenn das ein anderes Auto noch besser kann, wird der RS Q8 für mich nicht SUV des Jahres." Und dann schaut er in eine andere Richtung, auf ein anderes Auto ...
Ist der Fünfzylinder-Cupra Formentor ZV5 der Preisbrecher?
Damit ist der Fehdehandschuh endgültig geworfen, die Sache muss ausgefahren werden. Hämmernd, bellend, singend, surrend fegt die Meute davon. Nach wenigen Kilometern hat der giftgrüne Audi sein Schicksal gefunden: Fünfzylinder-röhrend und Turbo-singend kläfft der Cupra Formentor VZ5 im Rückspiegel seines großen Cousins und rempelt sich in den engen Ecken sogar immer wieder vorbei. Eher un-SUV-ig sitzt man tief im Formentor, peilt über eine lange Motorhaube, schlenzt den kompakten Wagen mit präziser Lenkung, agilem Handling und naturgemäß deutlich weniger Masse durch die Ecken. Dazu kommt der 390 PS starke Biturbo-Fünfzylinder, den Cupra von Audi abgestaubt hat. "Ausgerechnet", scheint der RS Q8 zu denken und setzt sich autoritär in Szene, aber er erleidet das Schicksal des BMW X5 M Competition: zu breit und schwer, um abseits von Autobahn und Nordschleife Fahrspaß-Akzente setzen zu können. Im wahren Leben zählen Gewicht, Kompaktheit und die Zugänglichkeit von Fahrdynamik eben einfach mehr als schiere Leistung. Und dann kommt es zur wohl intensivsten Diskussion der gesamten Jury-Ausfahrt: Dass der Cupra 390 PS und Favoriten-stürzenden Fahrspaß für in diesem Feld bemerkenswerte 60.000 Euro serviert, prädestiniert ihn eindeutig zum Preis-Leistungs-Sieger. Wenn da nicht der Polestar 2 wäre, der in heftig kachelnder Dual Motor-Konfiguration mal eben so 408 PS raushaut und lediglich 50.970 Euro kostet – "abzüglich E-Auto-Prämie sind das sogar nur 42.450 Euro", rechnet Fakten-Elmar den Fans des Cupra süffisant vor. Null auf 100 in 4,7 Sekunden, so schnell beschleunigen der Formentor und der Polestar, und genauso schnell geht es, bis die Diskussion ums Prädikat "Preis-Leistungs-Sieger" hoffnungslos eskaliert. Dass der Cupra doch auf lediglich 7000 Stück limitiert sei und deshalb überhaupt nicht ernst genommen werden könne, führt Caspar Winkelmann an, und Martin Urbanke kontert, die Limitierung sei ja gerade das Schöne am Formentor, mache ihn noch wertvoller, und obendrein hätte der Cupra einen Drift-Mode, allein das sei, verdammt nochmal, über 10.000 Euro wert!
Polestar 2 will kein SUV sein
Klaus Uckrow ist das zu unsachlich, er findet 390 zu 408 PS und 60.000 zu 50.970 Euro seien klare Fakten und ließen keinerlei Interpretation zu. Volker Koerdt hebelt das wiederum mit dem Hinweis aufs höhere Faszinationspotenzial des Cupra aus: "Der klingt rattenscharf. Der Polestar, äh, ist aber auch geil ..." Ausgerechnet VK verschenkt einen Elfmeter fürs Team Oktan. Ist das die Entscheidung? Entsetzen macht sich breit. Stefan Miete schlägt einen Kompromiss vor, möchte den Polestar zum "Besten Elektro-Crossover" küren, weil der ja eh kein echtes SUV sein will, und dem Cupra die Preis-Leistungs-Medaille umhängen. Johannes Riegsinger ist das alles zu intellektuell. "Warum dann nicht gleich eine Medaille als Schwedischster Chinese", blafft der Autor und fügt ein zerknirschtes: "Nur Spaß, Chef ..." an. Es kommt, wie es kommen muss: Alle schauen erwartungsvoll zu Leslie, nur sie hat noch kein Votum abgegeben. "Kampfabstimmung", knurrt Koerdt hocherfreut, etwas Stress ist genau sein Ding. Dann gehen auch schon die Hände hoch...und man darf dem Polestar 2 zum Sieg in der Kategorie "Bestes Elektro-Crossover" gratulieren. Den hat sich dieser schwedischste aller unlimitierten chinesischen Preis-Leistungssieger auf jeden Fall verdient: Er fährt spektakulär schnell, herrlich rund und kompakt, das aufgeräumte Cockpit macht ebenso Freude wie die unaufdringliche Machart. Und dass der Polestar 2 es schafft, dabei so wunderbar normal und trotzdem wirklich ungewöhnlich zu sein, ist im Wortsinn "Preise wert".
Lamborghini Urus – brutales Hyper-SUV
Die von Leslie leidenschaftlich vorgetragene Initiative, auch dem Lamborghini Urus eine Preis-Leistungs-Medaille zu verleihen, nur eben andersrum, also für überbordende Leistung, absolute Außergewöhnlichkeit und einen daran gemessen vollkommen überschaubaren Preis, verfängt dann doch nicht so recht. Die ganze Mannschaft schätzt und ehrt den brachialen Lamborghini, aber sich als kompromisslose Urus-Versteher zu outen, das schaffen nur Leslie Schraut und Johannes Riegsinger. Erstere kassiert für Insta-Posts mit dem Urus schwindelerregende Like-Zahlen und scheint auch sonst mit dem immer noch ungeschlagenen Großmeister der Kategorie "Hyper-SUV" zu verschmelzen ("der steht mir, oder?"), Riegsinger nähert sich der Sache objektiv: "Langer Radstand, fährt sehr komfortabel und ganz cool. Unfassbar unterhaltsam gemachte Kabine mit richtig Platz und sauberer Funktion. Entspanntes Cruisen mit trockenem Bums aus dem Drehzahlkeller. Das wäre mein Leben im Urus. Und dann, sonntags, Aventadoren jagen gehen: Corsa-Modus einlegen, 650 Biturbo-PS läuten, brutal einschenken, Traktion und Handling pur." Riegsinger leuchtet. Dann legt er nach: "Der Look stört mich nicht. Ist er zu stark, bist du zu schwach. Ich würde ihn sofort nehmen."
Die Favoriten sind da: Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio & Porsche Cayenne Turbo GT
"Oder vielleicht doch lieber den Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio?" fragt Winkelmann heimtückisch. Der starke, flinke Alfa hat es nicht ohne Grund bereits zweimal aufs Treppchen als "SUV des Jahres" geschafft, er ist der AUTO ZEITUNG ein Herzensanliegen. Und daran ändert sich auch 2021 nichts. Sein druckvoller, explosiver V6 und das famose Fahrwerk agieren symbiotisch, Emotion und Funktion gehen hier Hand in Hand. Besser ist man nur, wenn man tadellos rocken kann – und Herzen gewinnen gleichzeitig. Der Porsche Cayenne war uns in dieser Hinsicht immer etwas zu unterkühlt. Im Zehntelsekunden-Finish der "SUV des Jahres"-Konkurrenz schafften es immer wieder exzellente Wettbewerber, ihn auf der Ziellinie abzufangen. Doch 2021 hat er als Porsche Cayenne Turbo GT Coupé die Nase klar vorn: Hysterisch schnell, fein und maßvoll bis hinunter in den Alltag – er ist ein bestechend starker Wurf. Ist er reif für uns, oder sind wir reif für ihn? Egal! Am Ende darf etwas verraten werden, was es so noch nie gab: Nahezu die ganze Jury wusste nach den ersten Metern im Porsche Cayenne Turbo GT, dass es diese subtile Bestie sein würde: SUV des Jahres 2021. Mehr zum Thema: Das ist der Porsche Cayenne Turbo GT
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