Ford Focus/Mercedes A-Klasse: Vergleichstest
Focus auf Höhe der A-Klasse?
- Ford Focus und Mercedes A-Klasse im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Mercedes A-Klasse offeriert bessere Sitze
- Motor/Getriebe: Mercedes A-Klasse hängt Ford Focus ab
- Fahrdynamik: Ford Focus erfreut mit Stabilität
- Umwelt/Kosten: Ford Focus günstiger als Mercedes A-Klasse
- Messwerte und technische Daten Ford Focus & Mercedes A-Klasse
- Fazit
Beim aktuellen Ford Focus die Fahrdynamik in den Mittelpunkt und greift mit dieser Philosophie sogar Premium-Konkurrenten wie die Mercedes A-Klasse an. Wir prüfen im Vergleichstest, wie viel Fahrspaß die beiden Kompakten mit ihren 150-PS-Diesel bieten.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Ford Focus 2.0 EcoBlue | Mercedes A 200 d |
Karosserie (1000) | 594 | 583 |
Fahrkomfort (1000) | 668 | 681 |
Motor/Getriebe (1000) | 616 | 659 |
Fahrdynamik (1000) | 701 | 659 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2579 | 2582 |
Kosten/Umwelt (1000) | 412 | 368 |
Gesamtwertung (5000) | 2991 | 2950 |
Platzierung | 1 | 2 |
Elchtest-Drama, Sandwich-Boden-Konstruktion, Onebox-Design – die Mercedes A-Klasse war zu Beginn ihrer Karriere vor inzwischen über 20 Jahren nicht gerade ein Herzensbrecher und schon gar kein Lustobjekt. Doch Generation für Generation hat sich der Mini-Mercedes zu einem lifestyligen It-Car gemausert, das heute mehr denn je mit Emotionen lockt, gepaart mit einem profunden Nutzwert und hochwertiger Anmutung. Der Ford Focus ist von Haus zwar stärker auf Pragmatismus getrimmt, doch mit der aktuellen vierten Generation des kompakten Kölners haben seine Entwickler nicht nur Raumangebot, Sicherheitstechnik, Effizienz und Connectivity verbessert, sondern auch seine überdurchschnittliche Fahrdynamik wieder deutlicher herausgestellt. Wer bietet insgesamt das stimmigere Rezept, der Ford Focus oder die Mercedes A-Klasse? Und: Wie lebhaft agieren die jeweiligen Kombinationen aus 150-PS-Dieselmotor und selbstschaltendem Getriebe? Unser Vergleichstest beantwortet diese Fragen.
Ford Focus ST im Video:
Ford Focus und Mercedes A-Klasse im Vergleichstest
Bar aller Geschmacksfragen setzt sich der Ford Focus gegenüber der Mercedes A-Klasse beim Raumangebot deutlich vorteilhafter in Szene. Noch stärker als es die reinen Messwerte zeigen, profitieren die Passagiere im Ford von einem luftigeren Innenraum, der vor allen Dingen mehr nutzbare Innenbreite auf sämtlichen Plätzen offeriert. Überdies gewährt der Kölner mehr Knieraum und schränkt die Bewegungsfreiheit im Fond mit seinem flachen Mitteltunnel kaum ein. Im Stuttgarter stört der recht hohe Tunnel indes massiv, wenn auf dem mittleren Sitz der Rückbank jemand Platz nehmen möchte. Dafür glänzt der Benz im Vergleichstest mit einer dreiteilig umlegbaren Rücksitzlehne, wodurch er den Nachteil des kleineren Kofferraums teilweise wieder wettmachen kann. Auch die Materialanmutung des Premium-Schwaben fällt sicht- und fühlbar besser aus als beim adretten, aber volkstümlichen Rheinländer. Besonders das Cockpit der A-Klasse mit coolem Doppel-Display und den edlen Lüfterdüsen sticht aus dem üblichen Materialmix der Kompaktklasse heraus. Hinsichtlich der Funktionalität gefällt der Focus mit praxisnahen Details wie dem deckellosen Tankstutzen, einem pfiffigen Türkanten-Schutz und der konventionelleren Bedienlogik. An die A-Klasse-Steuerung per Displays über zwei Mikro-Touchpads in den Lenkradspeichen sowie deren Lenkradhebel (links: Blinker, Fernlicht, Scheibenwischer vorn und hinten, rechts: Getriebe) muss (und kann) man sichgewöhnen. Absolut klasse hingegen ist die Sprachsteuerung: Per Keyword wird das System aktiviert und gehorcht danach auf frei gesprochene Texte: Man sagt: "Hey Mercedes. Der Beifahrer friert." Schwupps hebt die Elektronik die eingestellte Temperatur auf der rechten Seite um ein Grad an. Das funktioniert selbst bei Störgeräuschen zuverlässig und vereinfacht besonders Navi-Eingaben oder die Telefon-Nutzung enorm – kostet aber auch mindestens 1416 Euro extra. Das SYNC3-System an Bord des Ford ist hingegen serienmäßig, aber weniger flexibel und verständnisvoll.
Fahrkomfort: Mercedes A-Klasse offeriert bessere Sitze
Flexibilität zeigen Ford Focus und Mercedes A-Klasse zudem beim Fahrwerk. Die zwei Testwagen rollen jeweils mit aufpreispflichtigen adaptiven Dämpfern auf den Hof. Per Fahrmodus kann der Fahrer so je nach Situation zwischen einem weicheren und einem straffen Set-up wählen, im Focus sogar dreistufig. Außerdem strafft der Focus im Ernstfall von selbst die Dämpfer, um in kritischen Situationen maximale Stabilität zu erreichen. Auf hubbeligen Wegstrecken kann sich der Mercedes mit markentypischer softer Federung hervortun, wirkt im Vergleichstest aber zuweilen etwas arg lasch gedämpft und schwingt schon mal unnötig nach. Der Focus zeigt sich besonders als ST-Line tendenziell eine Spur strafer, lässt sich aber dafür auch nicht so leicht anregen. Welche Abstimmung man tatsächlich als komfortabler empfindet, ist sicherlich stark abhängig vom persönlichen Empfinden. Die besseren Sitze sowie der geringere Innengeräuschpegel sprechen aber für den Benz.
Motor/Getriebe: Mercedes A-Klasse hängt Ford Focus ab
Zudem stören auf Dauer die hochfrequenten Vibrationen des 2.0 EcoBlue, die sich bis ins Lenkrad übertragen. Der A 200 d mag vom Klangbild eine Spur präsenter sein, läuft aber eben leiser und kultivierter. Überraschend im Vergleichstest mit dem Ford Focus ist, dass die Mercedes A-Klasse den fetzigen Ford bei den Fahrleistungen klar abhängt: Von null auf 100 km/h nimmt er seinem Rivalen 1,2 Sekunden ab. Auch die Höchstgeschwindigkeit liegt um 13 km/h höher. Und das bei nominell gleicher Leistung (150 PS) und sogar 50 Newtonmeter weniger Drehmoment. Weil der 200 d seine volle Kraft (320 Newtonmeter) aber bereits ab 1400 Touren entwickelt, kann der Ford seine üppigen 370 Newtonmeter (bei 2000 /min) nur bedingt ausspielen. Das größte Manko des Ford ist jedoch die träge Achtstufen-Automatik. Das Doppelkupplungsgetriebe des Mercedes schaltet nicht nur schneller, sondern auch sanfter. Wer mit dem Automatik-Focus im Stop-and-Go unterwegs ist, wird sich ferner über deftige Lastschläge und ruckelige Schaltmanöver wundern. Zu guter Letzt fährt der Mercedes auch noch sparsamer: Er kommt mit 5,6 Liter Diesel auf 100 Kilometer aus, während sich der Focus 6,2 Liter genehmigt.
Fahrdynamik: Ford Focus erfreut mit Stabilität
Bei forcierter Kurvenfahrt indes dreht der Ford Focus auf und erfreut mit einem jederzeit stabilen Fahrverhalten. Die Traktion ist sehr gut, die Bremsen packen fest zu. Lastwechsel beantwortet er mit einem sanften Eindrehimpuls, Regeleingriffe durch das ESP werden nur im Extremfall nötig. Allerdings zeigt dieser Focus mit dem relativ schweren Zweiliter-Diesel samt Automatik-Getriebe über der Vorderachse insgesamt mehr Untersteuern als die übrigen mustergültig neutral ausbalancierten Focus-Derivate. Dennoch präsentiert er sich im Vergleichstest mit der Mercedes A-Klasse agiler und lebhafter als der Benz, dessen ESP früher einschreitet. Überdies zeigt der Mercedes zwar ein völlig harmloses Verhalten im Grenzbereich, aber auch ein recht frühes Untersteuern. Für eine sportive Fahrweise ist die Auslegung zu brav geraten. Dass er trotzdem schneller um den Kurs fegt, verdankt er der besseren Beschleunigung.
Umwelt/Kosten: Ford Focus günstiger als Mercedes A-Klasse
Während die A-Klasse auch preislich der Mercedes unter den Kompakten ist und der Händler einen ordentlichen Premium-Zuschlag verlangt, erweist sich der Ford mal wieder als faires Angebot: Selbst mit der aufpreispflichtigen Automatik kostet er gut 3000 Euro weniger als der Baby-Benz. Addiert man die wesentlichen Optionen der Testwagen hinzu, wächst der Vorteil gar auf 6731 Euro zugunsten des Focus an. Zudem lassen sich beim Kölner erheblich höhere Rabatte im Verkaufsgespräch erzielen. Sogar der Wertverlust fällt in Euro und Cent umgerechnet geringer aus. Weil der Ford Focus außerdem eine durchweg vollständigere Serienausstattung inklusive Multimedia-Komplettpaket in die Waagschale wirft, holt er sich im Vergleichstest mit der Mercedes A-Klassedas das Kostenkapitel.
Messwerte und technische Daten Ford Focus & Mercedes A-Klasse
AUTO ZEITUNG 14/2020 | Ford Focus 2.0 EcoBlue | Mercedes A 200 d |
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Turbodiesel | 4/4; Turbodiesel |
Hubraum | 1997 cm³ | 1950 cm³ |
Leistung | 110 kW/150 PS | 110 kW/150 PS |
Max. Gesamtdrehmoment | 370 Nm | 320 Nm |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik (Opt.)/Vorderrad | 8-Gang, Doppelkupplung/Vorderrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1443/1504 kg | 1415/1540 kg |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 9,1 s | 7,9 s |
0 - 150 km/h | 21,3 s | 17,8 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 207 km/h | 220 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 33,9/33,6 m | 35,9/35,8 m |
Verbrauch (Test/WLTP) | 6,2/4,9 l D/100 km | 5,6/4,8 l D/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 165/128 g/km | 148/125 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 28.700 Euro | 34.064 Euro |
Testwagenpreis | 32.700 Euro | 39.431 Euro |
Um die Eingangsfrage zu beantworten: Ja, 150 Diesel-PS und ein selbstschaltendes Getriebe können die Erwartungen an einen fahraktiven Kompakten erfüllen. Allerdings nicht in allen Fällen. Der Ford Focus 2.0 EcoBlue verschenkt durch seine unharmonische Automatik wertvolle Punkte im Vergleichstest und büßt merklich an Temperament ein. Dafür glänzt er mit dem besseren Raumangebot, einem handlicheren Fahrverhalten und nicht zuletzt den erheblich günstigeren Kosten, womit er sich schließlich den Testsieg sichert. Anders die Mercedes A-Klasse, deren Antrieb quirlige Fahrleistungen realisiert, zugleich aber mit Komfort und Effizienz auftrumpft. So gewinnt der teure und eng geschnittene Benz mit knappem Vorsprung die Eigenschaftswertung.