Focus Turnier/Ceed Sportswagon: Vergleichstest
Der Focus Kombi fordert den Ceed Sportswagon heraus
- Ford Focus Turnier und Kia Ceed Sportswagon im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Ford Focus Turnier federt sanfter
- Motor/Getriebe: Kia Ceed Sportswagon beschleunigt schneller
- Fahrdynamik: Ford Focus Turnier mit direkt ansprechender Lenkung
- Umwelt/Kosten: Kia Ceed Sportswagon entscheidet das Kosten-Kapitel für sich
- Messwerte & technische Daten Ford Focus Turnier 1.5 EcoBoost & Kia Ceed Sportswagon 1.4 T-GDI
- Fazit
Mit über 600 Liter großen Gepäckräumen und effizienten 150-PS-Benzinern unter den Hauben taugen Ford Focus Turnier und Kia Ceed Sportswagon für zahlreiche Praxiseinsätze. Auch der Fahrspaß kommt nicht zu kurz, wie unser Vergleichstest zeigt.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Ford Focus Turnier 1.5 EcoBoost | Kia Ceed Sportswagon 1.4 T-GDI |
---|---|---|
Karosserie (1000) | 623 | 597 |
Fahrkomfort (1000) | 700 | 700 |
Motor/Getriebe (1000) | 600 | 608 |
Fahrdynamik (1000) | 692 | 689 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2615 | 2594 |
Kosten/Umwelt (1000) | 393 | 398 |
Gesamtwertung (5000) | 3008 | 2992 |
Platzierung | 1 | 2 |
Kompakte Kombis wie der Ford Focus Turnier und der Kia Ceed Sportwagon, hier im Vergleichstest, zählen trotz der allgemein vorherrschenden SUV-Euphorie gerade bei Familien zu den beliebtesten Fahrzeugen überhaupt. Kein Wunder, bringen die bezahlbaren Alleskönner in der Regel doch ein hohes Maß an Praktikabilität, ausgereiften Fahrkomfort und überschaubare Kosten in Einklang. Mit kraftvollen sowie effizienten Turbobenzinern unter der Haube treten der Ford Focus Turnier und der Kia Ceed Sportswagon nun im Vergleichstest gegeneinander an. Welcher der beiden Erfolgstypen bietet das bessere Gesamtpaket?
Der Ford Focus Turnier im Video:
Ford Focus Turnier und Kia Ceed Sportswagon im Vergleichstest
Schaut man sich die beiden kompakten Größen Ford Focus Turnier und Kia Ceed Sportswagon genauer an, keimt schnell die Frage auf: Wer braucht heute eigentlich noch einen Mittelklasse-Kombi? Wegen des Kofferraums sicherlich nicht, denn während der Ford 608 und der Kia sogar 625 Liter für Transportgut bereitstellen, lassen es viele Mittelklässler bei deutlich weniger Volumen bewenden. Und auch das für die Passagiere zur Verfügung stehende Raumangebot dürfte für die meisten kleineren Familien absolut ausreichen. Allerdings: Durch die recht hoch positionierten optionalen Sportsitze fehlt es dem Kia Ceed Sportwagon im Vergleichstest vorn etwas an Kopffreiheit. Überdies bietet der Ford Focus Turnier im Fond mehr Knieraum und verträgt zudem 73 Kilogramm mehr Zuladung. Dass der Kölner Bestseller das Karosseriekapitel recht deutlich für sich entscheiden kann, hat aber noch einen ganz anderen Grund: die überaus umfangreiche Sicherheitsausstattung. Assistenzsysteme wie eine Multikollisionsbremse, eine autonome Staufolge- Notbremsfunktion samt Fußgängererkennung, ein intelligenter Geschwindigkeitsbegrenzer, eine Spurhaltehilfe und ein Notrufassistent gehören unter anderem zur Serienausstattung der getesteten Motorvariante. Darüber hinaus lässt sich der Ford mit Features wie Abstandsregelung, Spurwechselhilfe oder automatischer Staufunktion ausrüsten. Der Ceed, der ab Werk immerhin mit einem Notbremssystem, einer Pausenempfehlung und einem Spurhalteassistenten ausgerüstet ist, hat dagegen gerade im Bereich der autonomen Fahrfunktionen noch Nachholbedarf.
Fahrkomfort: Ford Focus Turnier federt sanfter
Trotz seiner tendenziell straffen Fahrwerks-Grundabstimmung vernachlässigt der Ford Focus Turnier in diesem Vergleichstest keineswegs das Wohl seiner Passagiere. Er federt auf kleineren Kanten merklich sanfter an als sein Kontrahent und gleicht auch tiefere Fahrbahnschäden besser aus. Mit maximaler Beladung ist sein Federweg jedoch früher aufgebraucht, als dies beim Kia Ceed Sportwagon der Fall ist. Ein weiterer Pluspunkt für den Ford Focus Turnier ist die Geräuschisolierung. Während im Kölner subjektiv eine angenehmere Geräuschkulisse vorherrscht, dringen im Kia vor allem Abroll- und Windgeräusche deutlicher in die Ohren. Die nochmals langstreckentauglicheren Sitzgelegenheiten bietet allerdings der Kia Ceed Sportwagon. Vorn beugen komfortable Sportsitze, die den Körper durch ausgeprägte Wangen wirkungsvoll abstützen, Ermüdungserscheinungen auf langer Fahrt vor. Sie kosten 1490 Euro, setzen aber die 3900 Euro teure Ausstattung GT Line voraus. Und auch hinten ermöglicht der Sportswagon durch eine angenehm gepolsterte und konturierte Rückbank ein entspannteres Sitzen. Am Ende teilen die Konkurrenten die vergebenen Punkte im Fahrkomfort-Kapitel gleichmäßig untereinander auf und erreichen ein leistungsgerechtes Unentschieden.
Motor/Getriebe: Kia Ceed Sportswagon beschleunigt schneller
Dass der im Stand extrem leise Turbo-Vierzylinder, der unter der Haube des Kia Ceed 1.4 T-GDI für Vortrieb sorgt, zehn PS weniger leistet als der 150 PS starke Dreizylinder-Turbo des Ford Focus 1.5 EcoBoost, mag man in der Praxis nicht so recht glauben. Denn das Aggregat hängt ordentlich am Gas und sorgt ab mittleren Drehzahlen für flottes Fortkommen. Darüber hinaus wirkt das Doppelkupplungsgetriebe bei den Übersetzungswechseln entschlossener als die teils etwas zögerlich agierende Achtstufen-Automatik des Widersachers. Die Messwerte spiegeln dabei den subjektiven Eindruck wider. Bis zum Erreichen der 100-km/h-Marke nimmt der Kia Ceed Sportwagon dem Ford Focus Turnier in diesem Vergleichstest 0,4 Sekunden ab, bis Tempo 150 sind es 1,8 Sekunden. Die Effizienzwertung entscheidet der Südkoreaner mit einem Durchschnittsverbrauch von 7,3 zu 7,5 Litern je 100 Kilometer ebenfalls ganz knapp für sich.
Fahrdynamik: Ford Focus Turnier mit direkt ansprechender Lenkung
Auch wenn Praktikabilität das vorrangige Kaufargument der beiden kompakten Kombis in diesem Vergleichstest darstellen dürfte, geizen weder der Ford Focus Turnier noch der Kia Ceed Sportwagon mit Fahrspaß. Letzterem kommt gerade auf der Handlingstrecke seine nochmals straffere Fahrwerksabstimmung zugute. Der Koreaner durcheilt enge wie schnelle Kurven ohne allzu große Seitenneigung und lässt sich dank der präzisen Lenkung punktgenau auf der Strecke platzieren. Bei überambitioniertem Einlenken schiebt der Kia Ceed Sportwagon brav über die Vorderachse. Lastwechsel quittiert der Asiate, der bei warmer Anlage aus Tempo 100 bis zum Stand mit sehr kurzen Bremswegen von gerade einmal 33,1 Metern glänzt, zumindest mit deaktiviertem ESP jedoch gern mit einem sanft ausscherendem Heck. Gleiches gilt für den Ford Focus Turnier, der durch seine äußerst direkt ansprechende Lenkung und das spontane Einlenkverhalten gehobene Fahrfreude vermittelt. Darüber hinaus untersteuert der Kölner bei schneller Kurvenfahrt weniger und beschleunigt aus engen Kurven heraus mit geringerem Schlupf. Dennoch kann sich der Focus auf dem Rundkurs lediglich um eine Zehntelsekunde pro Runde von seinem Wettbewerber absetzen.
Umwelt/Kosten: Kia Ceed Sportswagon entscheidet das Kosten-Kapitel für sich
Dank der siebenjährigen Herstellergarantie haben Fahrzeuge von Kia den Sieg im Kostenkapitel fast schon abonniert. So auch hier. Allerdings ist der Ford Focus Turnier seinem Widersacher in diesem Vergleichstest ungemütlich nah auf den Fersen: Zum einen ist er unter Berücksichtigung des testrelevanten Extras 570 Euro günstiger als der Kia Ceed Sportwagon, zum anderen bringt er eine umfassendere serienmäßige Infotainment-Ausstattung mit. So gehört bei der getesteten Motorisierung beispielsweise ein Navisystem zum Auslieferungsstandard. Kia verlangt dafür Aufpreis (siehe auch Connectivity-Infokästen). Außerdem stufen die Versicherer den Kölner in eine verbraucherfreundlichere Vollkasko-Typklasse ein, sodass die Kosten für den in die Bewertung einfließenden Rundumschutz immerhin 447 Euro oder rund 47 Prozent niedriger ausfallen – pro Jahr, wohlgemerkt. Im Gegenzug punktet der Ceed mit der besseren Wertverlustprognose und den – bedingt durch den leicht niedrigeren Verbrauch – geringeren Aufwendungen für Kraftstoff.
Messwerte & technische Daten Ford Focus Turnier 1.5 EcoBoost & Kia Ceed Sportswagon 1.4 T-GDI
AUTO ZEITUNG 04/2020 | Ford Focus Turnier 1.5 EcoBoost | Kia Ceed Sportswagon 1.4 T-GDI |
---|---|---|
Technik | ||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 3/4; Turbo | 4/4; Turbo |
Hubraum | 1499 cm³ | 1353 cm³ |
Leistung | 110 kW/150 PS | 103 kW/140 PS |
Max. Drehmoment | 240 Nm | 242 Nm |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik (opt.)/ Vorderrad | 7-Gang, Doppelkupplung (opt.)/ Vorderrad |
Messwerte | ||
Leergewicht (Werk/Test) | 1369/1465 kg | 1325/1438 kg |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 9,5 s | 9,1 s |
0 - 150 km/h | 21,3 s | 19,5 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 206 km/h | 205 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,8/33,5 m | 34,9/33,1 m |
Verbrauch (Test/EU) | 7,5/5,9 l S/100 km | 7,3/5,5 l S/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/EU) | 178/134 g/km | 173/125 g/km |
Preise | ||
Grundpreis | 27.500 Euro | 23.390 Euro |
Testwagenpreis | 30.700 Euro | 31.270 Euro |
Es ist ein Schlagabtausch auf Augenhöhe, den am Ende der Ford Focus Turnier für sich entscheiden kann. Neben dem etwas üppigeren Platzangebot für die Passagiere sind es vor allem die überaus umfangreiche Sicherheits- und Multimediaausstattung sowie der bessere Federungskomfort und die direkte Lenkung, die dem Kölner Alleskönner den Sieg in diesem Vergleichstest einbringen. Doch der knappe Rückstand auf den Focus zeigt: Auch der Kia Ceed Sportswagon ist ein hervorragendes Familiengefährt, das weit mehr zu bieten hat als die herstellertypische siebenjährige Garantie – beispielsweise den noch etwas größeren Gepäckraum oder den spritzigeren Antrieb. Die gute Nachricht für sportlich ambitionierte Familienväter: Spaß auf kurviger Strecke machen beide Kontrahenten.