BMW 650i gegen Jaguar XK 5.0 im Test BMW 650i Coupé, Jaguar XK 5.0
Die V8-Coupés von BMW und Jaguar vereinen Eleganz mit geballter Kraft: Sie sind gleichwertige Gegner mit unterschiedlichen Stärken
Spaßmaschinen der Luxusklasse: Der neue BMW 650i stellt sich dem überarbeiteten Jaguar XK 5.0. Die nun dritte Generation des 6er-Coupés will es seinem Cabrio-Ableger gleichtun und die Spitze unter den teuren Zweitürern für sich beanspruchen. Der Jaguar XK hält jedoch mit aller Kraft dagegen – speziell mit der Power seines Fünfliter-V8-Motors.
Karosserie
Zusammen mit der seitlich gewölbten Motorhaube und neuen scharfen Ecken an der Schürze wirkt die 6er-Front sehr dynamisch und hochwertig. Auch im Innenraum glänzt der BMW mit nahezu perfekter Verarbeitung bis zur kleinsten Fuge und hochwertigen Materialien.
Jaguar vertraut britisch-elegant auf runde Formen und veredelt das XK-Facelift mit Chromeinfassungen und LED-Tagfahrleuchten in den serienmäßigen Bi-Xenon-Scheinwerfern. Die schlanke Coupé-Linie des Jaguar XK 5.0 sorgt im Inneren für eingeschränkte Platzverhältnisse. Fahrer und Beifahrer sitzen sportlich intim im gut verarbeiteten und mit Leder bespannten Cockpit. Die Verarbeitung überzeugt, im Detail reicht sie aber nicht an die des BMW heran. Allerdings sind die zwei hinteren Sitzmulden des XK Passagieren nur im Ausnahmefall zumutbar.
Im BMW 650i Coupé ist es überall etwas geräumiger. Vorn hat man ordentlich Platz über dem Kopf und zu den Seiten. Auch im Fond gibt es mehr Bewegungsfreiheit als im XK – besonders langstreckentauglich sind die hinteren Plätze aber ebenfalls nicht. Zudem passen in den Kofferraum des Bayern mit 460 Litern 130 Liter mehr als in den des Jaguar XK. Zum deutlichen Sieger in diesem Abschnitt küren den BMW zudem die zahlreichen Serien-Sicherheitsfeatures wie Notlauf-Reifen, Kopfairbag, Reifenpannenanzeige und aktive Kopfstützen. Zusätzlich gibt es eine lange Liste von Extras, etwa Abstandsradar, Nachtsichtsystem oder Fernlichtassistent.
Karosserie | Max. Punkte | BMW 650i Coupé | Jaguar XK 5.0 |
---|---|---|---|
Raumangebot vorn | 100 | 78 | 75 |
Raumangebot hinten | 100 | 25 | 10 |
Übersichtlichkeit | 70 | 35 | 40 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 88 | 76 |
Kofferraumvolumen | 100 | 36 | 21 |
Variabilität | 100 | 3 | 0 |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 12 | 12 |
Sicherheit | 150 | 115 | 81 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 190 | 180 |
Kapitelbewertung | 1000 | 582 | 495 |
Fahrkomfort
Die bequemen Komfortsitze (2200 Euro) im 650i sind vielfach einstellbar, sodass jeder Fahrer eine optimale Position finden kann. Das Cockpit ist intuitiv bedienbar und das große Panorama-Display gut abzulesen. Für zusätzliche Wohlfühlatmosphäre sorgt die optionale Ambiente-Beleuchtung (340 Euro) mit warmen Farbtönen am Einstieg, an den Türen und in den Ablagefächern. Entspannt lassen sich selbst hohe Geschwindigkeiten auf der Autobahn fahren, denn der BMW 6er ist sehr leise und ruhig im Innenraum. Das liegt unter anderem an dem komfortabel abgestimmten Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern (3970 Euro), das kaum aus der Ruhe zu bringen ist. Bodenwellen und Kanten steckt es weitgehend gut weg, erst im voll beladenen Zustand reagiert die Hinterachse stößiger und kommt an ihre Grenzen.
Deutlich straffer ist die Jaguar-Aufhängung mit serienmäßigen adaptiven Dämpfern. Dennoch meistert der XK sämtliche Unebenheiten bei moderaten Geschwindigkeiten ähnlich gekonnt wie der Jaguar XK 5.0. Erst mit steigendem Tempo sorgt die härtere Abstimmung des Jaguar für spürbar mehr Unruhe im Aufbau, was bei längerer Autobahnfahrt störend sein kann. Auch die Motor-, Abroll- und Windgeräusche sind im Briten lauter als in seinem besser gedämmten Mitstreiter aus München – unangenehm ist die Geräuschkulisse jedoch nicht. Die serienmäßigen gut konturierten Sportsitze sind straff gepolstert und lassen sich vielfach anpassen, sodass Fahrer und Beifahrer festen Halt finden.
Fahrkomfort | Max. Punkte | BMW 650i Coupé | Jaguar XK 5.0 |
---|---|---|---|
Sitzkomfort vorn | 150 | 140 | 121 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 15 | 5 |
Ergonomie | 150 | 130 | 125 |
Innengeräusche | 50 | 42 | 32 |
Geräuscheindruck | 100 | 72 | 70 |
Klimatisierung | 50 | 43 | 41 |
Federung leer | 200 | 147 | 143 |
Federung beladen | 200 | 141 | 140 |
Kapitelbewertung | 1000 | 730 | 677 |
Motor und Getriebe
Sobald man den rot pulsierenden Startknopf im Jaguar XK drückt, springt der 5,0-Liter-V8 an und faucht aus den zwei faustgroßen Endrohren. 385 PS und 515 Newtonmeter stellt der Sauger zur Verfügung. Das genügt, um das 1762 Kilogramm schwere Coupé im AUTO ZEITUNG-Test in 5,2 Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen – 0,3 Sekunden schneller als Jaguar angibt. Darüber hinaus begeistert vor allem, wie der XK bei hohem Tempo nach vorn schiebt: mit einem dumpfen Bass, der sich mit steigender Drehzahl in ein V8-Konzert steigert.
Hinzu kommt die gut funktionierende Sechsstufen-Automatik, die schnell reagiert und sauber durch die Gänge schaltet. Im manuellen Modus lässt sich das Getriebe über die Wippen präzise betätigen. Zudem schaltet die Automatik im manuellen Modus am Drehzahllimit nicht selbstständig hoch – insbesondere sportliche Naturen haben daran ihre Freude.
Im BMW 650i arbeitet ein kleineres V8-Triebwerk mit 4,4 Liter Hubraum, dafür aber mit doppelter Turboaufladung. Das Resultat der deutschen Ingenieurskunst sind 407 PS und ein maximales Drehmoment von satten 600 Newtonmetern. In 4,9 Sekunden absolviert das fast zwei Tonnen schwere Luxusspielzeug den Standardsprint, nach 15,5 Sekunden knackt es die 200er-Marke. Bei Tempo 250 ist der Bayer, wie auch sein Mitstreiter aus Großbritannien, elektronisch abgeregelt. Der Antrieb arbeitet stets kultiviert und zugleich kraftvoll. Auch die Automatik mit acht Stufen im BMW gefällt. Da die Schaltbox jedoch zwei zusätzliche Gänge zu sortieren hat, kann es bei Kickdown-Manövern zu kleinen Verzögerungen kommen. In puncto Verbrauch liegen die beiden Motoren gleichauf – sie genehmigten sich auf der AUTO ZEITUNG-Testrunde jeweils 14,4 Liter Super pro 100 Kilometer. Der Kapitelsieg geht aber ganz knapp an den 6er – dank der schnelleren Beschleunigung und seiner besseren Laufkultur.
Motor und Getriebe | Max. Punkte | BMW 650i Coupé | Jaguar XK 5.0 |
---|---|---|---|
Beschleunigung | 150 | 140 | 137 |
Elastizität | 100 | ||
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 90 | 90 |
Getriebeabstufung | 100 | 93 | 95 |
Kraftentfaltung | 50 | 44 | 45 |
Laufkultur | 100 | 90 | 88 |
Verbrauch | 325 | 108 | 108 |
Reichweite | 25 | 7 | 7 |
Kapitelbewertung | 1000 | 572 | 570 |
Fahrdynamik
Auf dem Handlingkurs zeigt der elegante Jaguar seine Krallen: Im Dynamic-Modus hängt er gieriger am Gas, die Dämpfer werden nochmals gestrafft, die Automatik schaltet auf scharf. Vor allem die Vorderachse mit den 255er-Reifen generiert viel Haftung, und die Lenkung vermittelt dabei viel Fahrbahnkontakt. Die 285er-Walzen an der Hinterachse verlangen beim Herausbeschleunigen aus engen Kehren jedoch einen sensiblen Gasfuß. Generell neigt das Jaguar-Heck zum Übersteuern, was sich aber selbst bei abgeschaltetem ESP gut kontrollieren lässt. In Zahlen war der Jaguar (mit einer Zeit von 1.43,6 Minuten) sogar 0,2 Sekunden schneller im Handling als der BMW. Der Trumpf des Jaguar XK 5.0 sind seine hervorragenden Bremsen: Kalt stoppte er nach 34,4 Metern, und warm stand er im Schnitt schon nach 32,4 Metern.
Der 6er zeigt sich fahrsicher und schiebt am Limit dezent über die Vorderräder. In Kurven bleibt das Coupé mit der optionalen Integral-Aktivlenkung (Allradlenkung für 1960 Euro) sehr stabil und spursicher. Die Lenkung arbeitet direkt, dürfte jedoch ein wenig mehr Rückmeldung in die Hände des Fahrers übertragen. Zusätzlich punktet der BMW mit viel Traktion und einem feinfühlig regelnden DSC (ESP).
Fahrdynamik | Max. Punkte | BMW 650i Coupé | Jaguar XK 5.0 |
---|---|---|---|
Handling | 150 | 98 | 99 |
Slalom | 100 | 81 | 74 |
Lenkung | 100 | 90 | 86 |
Geradeauslauf | 50 | 47 | 42 |
Bremsdosierung | 30 | 18 | 20 |
Bremsweg kalt | 150 | 93 | 106 |
Bremsweg warm | 150 | 98 | 126 |
Traktion | 100 | 50 | 44 |
Fahrsicherheit | 150 | 135 | 115 |
Wendekreis | 20 | 10 | 10 |
Kapitelbewertung | 1000 | 720 | 722 |
Umwelt und Kosten
Mit einem Grundpreis von 91.200 Euro ist der XK 5500 Euro teurer als der BMW. Auch bei Werkstattkosten und Wertverlust liegt der Brite auf einem höheren Niveau. Seine Versicherungseinstufungen hingegen fallen günstiger aus als die des BMW. Nichts ist umsonst, und das gilt für beide Testkandidaten. Wer hier wie dort bei den Extras ein paar Kreuze mehr macht, landet schnell jenseits der 100.000 Euro. Am Ende entscheidet der insgesamt günstigere 650i das Kapitel für sich.
Kosten/Umwelt | Max. Punkte | BMW 650i Coupé | Jaguar XK 5.0 |
---|---|---|---|
Bewerteter Preis | 675 | 57 | 51 |
Wertverlust | 50 | 5 | 5 |
Ausstattung | 25 | 14 | 14 |
Multimedia | 50 | ||
Garantie/Gewährleistung | 50 | 20 | 22 |
Werkstattkosten | 20 | 14 | 10 |
Steuer | 10 | 7 | 6 |
Versicherung | 40 | 18 | 22 |
Kraftstoff | 55 | 19 | 19 |
Emissionswerte | 25 | 83 | 85 |
Kapitelbewertung | 1000 | 237 | 234 |
Fazit
BMW und Jaguar statten ihre Luxus-Coupés mit bärenstarken V8-Motoren, aber unterschiedlichen Charakteren aus. Der rassige Jaguar tritt markentypisch elegant eingekleidet auf und entpuppt sich fraglos als der Sportler unter den beiden Kontrahenten. Der BMW ist dezenter und überzeugt mit seinen inneren Werten. Am Ende siegt das neue BMW 6er- Coupé mit seinem harmonischen Gesamtpaket aus Kraft, Komfort und Platz vor dem überarbeiteten Jaguar XK.
Gesamtbewertung
Max. Punkte | BMW 650i Coupé | Jaguar XK 5.0 | |
---|---|---|---|
Summe | 5000 | 2841 | 2698 |
Platzierung | 1 | 2 |