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Alle Tests zum Mercedes AMG GT

Neuer Mercedes-AMG GT R Pro (2019): Erste Testfahrt Pro wie Profi

Paul Englert
Inhalt
  1. Erste Testfahrt mit dem neuen Mercedes-AMG GT R Pro (2019)
  2. Neuer Mercedes-AMG GT R Pro (2019) mit 585 PS starkem Biturbo-V8
  3. Mit dem neuen Mercedes-AMG GT R Pro (2019) auf dem Hockenheimring
  4. Neuer Mercedes-AMG GT R Pro (2019) bleibt absolut spurtreu
  5. Neuer Mercedes-AMG GT R Pro (2019) als Tracktool
  6. Fazit

Bei einer ersten Testfahrt jagt der auf 750 Exemplare limitierte neue Mercedes-AMG GT R Pro (2019) über den Hockenheimring – mit Vollgas im Windschatten von Ex-DTM-Profi Bernd Schneider.

Der neue Mercedes-AMG GT R Pro (2019) trägt bei der ersten Testfahrt ganz schön dick auf – und zwar unter der Karosserie. Natürlich taugt auch der Pro fürs Stelldichein vor der Eisdiele in Downtown, doch die optischen Unterschiede zum „normalen“ Mercedes AMG GT R sind nicht besonders groß. Ein Buch für Fachausdrücke aus dem Bereich Aerodynamik wäre allerdings schon gut, um die Anbauteile am Mercedes-AMG GT R Pro (2019) genau zuordnen zu können. Was ein Splitter ist, haben wahrscheinlich diejenigen schon einmal gehört, die sich ein bisschen mit Sportwagen beschäftigen. Beim Mercedes-AMG GT R Pro (2019) ragt dieser weiter unterm Kühlergrill hervor, wird von zwei stabilisierenden Streben gehalten. Nächster Begriff: Flics. Das sind die am Bug seitlich angebrachten Luftleiter, geformt wie kleine Rutschen, und sicher denen gut bekannt, die bereits ein Tourenwagen-Rennen gesehen haben. Auch die sogenannten Louvers kommen aus dem Motorsport, das sind gerippte Öffnungen auf den vorderen Radkästen. Dann wären da noch die steil stehenden Blades (ebenfalls Luftleiter) rechts und links hinter den Hinterrädern und der Gurney-Flap, eine bloß gut einen Zentimeter hohe, steil stehende Abrisskante auf dem Heckspoiler, benannt nach ihrem Erfinder, dem amerikanischen Rennfahrer Dan Gurney. Mit diesem Aero-Ensemble generiert der GT R Pro bei 250 km/h 66 Kilogramm Abtrieb auf der Vorderachse, 33 Kilo sind es hinten. Doch die verbesserte Aerodynamik ist nur die halbe Wahrheit, ein großer Teil der Performance des neuen Mercedes-AMG GT R Pro (2019) geht auf das Konto von Fahrwerk und gezielten Versteifungen. Mehr zum Thema: Das ist der Mercedes-AMG GT R Pro

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Mit dem Mercedes-AMG GT R PRO auf dem Hockenheimring:

 
 

Erste Testfahrt mit dem neuen Mercedes-AMG GT R Pro (2019)

Um die Torsionssteifigkeit der Karosserie des neuen Mercedes-AMG GT R Pro (2019) abermals zu erhöhen, wurden am Unterboden ein Schubfeld und ein Strebenkreuz aus Karbon verschraubt. Der Käfig aus Stahlrohren im Kofferraum wirkt Verwindungen ebenfalls entgegen, bietet darüber hinaus einen verbesserten Überschlagschutz. Einen großen Anteil an der gestiegenen Dynamik hat auch das serienmäßige Gewindefahrwerk. Zwar wurde im Vergleich zum normalen GT R die Federrate nicht geändert, statt der adaptiven Sachs-Dämpfer kommen nun aber Teile von KW zum Einsatz, deren Zug- und Druckstufe man dreifach manuell einstellen kann. Dafür braucht man übrigens kein Werkzeug, sondern nutzt für das gewünschte Setup kleine Drehrädchen in Motor- und Kofferraum (für die Zugstufe, 16 Klicks) oder – bei demontierten Rädern – direkt am Dämpfer (Druckstufe – Lowspeed: 12 Klicks; Highspeed: 15 Klicks). Bei Auslieferung des neuen Mercedes-AMG GT R Pro (2019) ist das Fahrwerk übrigens auf die Nürburgring Nordschleife mit ihren zahlreichen Buckeln, Kuppen und Verwindungen eingestellt – genauso wie die Stabilisatoren. Der vordere, zweifach einstellbare Stabi ist aus Karbon gefertigt und spart 2,3 Kilogramm Gewicht. Der Hintere besteht aus einem Stahlrohr. Hier stehen drei Stufen zur Wahl.

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Neuer Mercedes-AMG GT R Pro (2019) mit 585 PS starkem Biturbo-V8

Auch an der Lenkung des neuen Mercedes-AMG GT R Pro (2019) haben die Entwickler gedreht, die Software so programmiert, so dass das Handmoment leicht steigen, die Rückmeldung noch präziser sein soll. In Sachen Antrieb bleibt hingegen alles wie gehabt. Fast. Ab sofort blubbern die Abgase des 585 PS starken Biturbo V8 mit vier Litern Hubraum partikelgefiltert hinten raus. Das geht subjektiv betrachtet ein wenig zu Lasten des typischen, bassgetränkten AMG-Sounds und bedeutet objektiv ein paar Kilos extra. Allerdings: Unterm Strich wiegt der neue Mercedes-AMG GT R Pro (2019) 24 Kilogramm weniger, als ein vergleichbar ausgestatteter GT R mit Track Paket. Warum? Weil Keramik-Bremse, ultraleichte Räder und der Karbon-Stabi vorn die Masse drücken. Zeit, den Motor zu starten und die Frage zu beantworten, ob der Pro noch mehr Tracktool sein kann, als der GT R. Spürt man, dass die Dynamikabteilung um Entwicklungsingenieur Markus Hofbauer an zig Stellschrauben gearbeitet, immer und immer wieder nachjustiert hat? Mehr zum Thema: CLA Shooting Brake kommt als 35er-AMG nach New York

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Mit dem neuen Mercedes-AMG GT R Pro (2019) auf dem Hockenheimring

Um das herauszufinden, dürfen wir für unsere erste Testfahrt mit dem neuen Mercedes-AMG GT R Pro (2019) mehrere Runden auf dem Hockenheimring drehen, im Windschatten von Ex-DTM-Profi Bernd Schneider. Und damit die Performance optimal stimmt, ist der Fülldruck bei warmen Reifen auf 2,1 bar rundum abgelassen. Nach wie vor sitzt der Getriebewählhebel etwas weit hinten, auf dem Mitteltunnel zwischen Fahrer und Beifahrer, eingerahmt von acht sogenannten Displaytasten. Mit denen muss man sich aber gar nicht groß beschäftigen, weil man sämtliche fahrrelevante Dinge (z.B. Getriebe, Antrieb, ESP oder Sound) – wie bei allen neuen AMG – über das Lenkrad steuern kann. Wir starten im Race-Modus, in dem alle Systeme auf Dynamik konditioniert sind, das ESP bei Bedarf leicht regelt, einen vor der gröbsten Schnitzern bewahrt. Noch schneller ist man mit komplett deaktivierter Fußfessel, und dann kommen die Unterschiede vom GT R zum neuen Mercedes-AMG GT R Pro (2019) erst so richtig zur Geltung. Nach wie vor kann man über das kleine, gelbe Drehrad in der Mittelkonsole den Eingriff der Traktionskontrolle dosieren oder sie ganz ausschalten.

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Neuer Mercedes-AMG GT R Pro (2019) bleibt absolut spurtreu

Anbremsen fürs Motodrom, Bernd Schneider wirft das Vorausfahrzeug einfach in die Kurve, mit allen Vieren über den Innenkerb. Wenn der das macht, machen wir das mit dem neuen Mercedes-AMG GT R Pro (2019) auch. Und solange man das Gas nicht lupft, bleibt der Pro absolut spurtreu, stützt sich mit den kurvenäußeren Rädern extrem gut ab, lässt die entlasteten Gummiwalzen über den weiß-rot gestreiften Scheitelpunkt trippeln. Wir gehen wieder sachte aufs Gas – kein Problem für die speziell auf den GT R applizierten Semislicks vom Typ Michelin Pilot Sport Cup 2 mit Mercedes-Kennung (MO). In der nächsten Runde gehen wir kurvenausgangs etwas forscher ans Gas, füttern die  Kurbelwelle früher mit Drehmoment, spüren dabei zunächst die sanft schlupfenden Antriebsräder und die gleichzeitig fein arbeitende Traktionskontrolle. In den langsamen Kurven fühlt man sich mit dem Pro besonders wohl, weil er fein einlenkt, im Zweifelsfall leicht über die Vorderräder schiebt, man aber immer richtig Druck auf dem kurvenäußeren Vorderrad hat. Das konnte schon der GT R, der Pro kann’s aber noch besser, biegt noch direkter ab, ohne, dass die Fahrbarkeit, also das Sicherheitsgefühl darunter leiden würde. Die Links-Rechts nach der Sachskurve, mit kantigen Lamellen auf den Kerbs und dickem Asphaltwulst schlucken die Dämpfer selbst unter Vollast einfach so weg, kein Schlag in der Lenkung, kein Verlust der Bodenhaftung, keine zuckende Hinterachse. Auch den fetten Innen-Buckel Ende Start-Ziel verarbeitet der neue Mercedes-AMG GT R Pro (2019) perfekt, gerät nicht mal annähernd aus der Ruhe, sondern verarbeitet die Unebenheit mit den entlasteten Innenrädern ganzheitlich. Natürlich ist das Vorderrad hier kurz minimal und für den Bruchteil einer Sekunde in der Luft – aber am Lenkrad spürt man davon nichts. Man rollt einfach drüber, mit einem Affenzahn, und kann sich ab dem Scheitelpunkt schon wieder voll aufs Rausbeschleunigen konzentrieren, möglichst früh ans Gas gehen, um bis zur Parabolika-Einfahrt keine Zeit zu verschenken. Mehr zum Thema: Starkes GLE Coupé im Schnee erwischt

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Neuer Mercedes-AMG GT R Pro (2019) als Tracktool

Bernd Schneider hat inzwischen einige Wagenlängen Vorsprung, keine Chance mit dem neuen Mercedes-AMG GT R Pro (2019) am Profi dranzubleiben. Auf der langen Parabolica-Links kratzen wir an der 260 km/h-Marke, bis wir den GT R Pro für die 180-Grad-Haarnadel zusammenstauchen. Die Bremslichter flackern nervös, das Coupé taucht vorne etwas ein, bleibt jedoch absolut spurstabil, mit konstantem Pedaldruck auch nach vier Runden Dauerfeuer. Schneider nimmt den Außenkerb beim Rausbeschleunigen voll mit, wir tun’s im gleich – eine Tortur für die Antriebswellen. Durch die ultraschnelle Rechtskurve in Richtung Mercedes-Tribüne geht’s mit Schleppgas – auch der DTM-Star rät davon ab, den Knick mit Vollast zu nehmen. „Am Ende wird das Auto leicht nervös und unterm Strich hast du dadurch keine Zeit gewonnen.“ Recht hat er. Auch den nächsten dicken Innenwulst in der langsamen Links schluckt das Gewindefahrwerk mit der Klickeinstellung 6/6/6 vorn und 6/8/8 hinten souverän. Und beim schnellen Umsetzen in Kurve acht, eine Rechts, zeigt der neue Mercedes-AMG GT R Pro (2019) abermals, dass er ein Pro ist: Mit kleinstem Schwimmwinkel, kaum Neigung in der Karosserie aber doch noch so viel Bewegung, dass man als Normalsterblicher spürt, was die Vorderreifen noch an Querbeschleunigung verkraften und die Hinterachse an Kraft auf den gummierten Asphalt übertragen kann.

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Paul Englert Paul Englert
Unser Fazit

Mit großem Aufwand und jahrzehntelanger Rennsporterfahrung hat Mercedes-AMG den GT R zum Pro entwickelt, ihn verfeinert, noch schneller, aggressiver und spitzer gemacht – allerdings ohne, dass die Fahrbarkeit darunter leidet. Im Gegensatz zu manch anderem Supersportler musst du den neuen Mercedes-AMG GT R Pro (2019) schon richtig piesacken, damit er dich überrascht. Wer weiß, wie man auf der Rennstrecke und im Grenzbereich fährt, nämlich mit Gefühl und Köpfchen, wird seine wahre Freude haben – an der tollen Balance, der feinen Lenkung, dem straffen wie schluckfreudigen Fahrwerk und nicht zuletzt am bärenstarken V8-Biturbo. Ein Tracktool nicht bloß für Profis, sondern auch für ambitionierte Rennstreckenfahrer.

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