McLaren 765LT Spider (2021): Erste Testfahrt
So fährt sich der offene 765LT
Auf den 765LT folgt Ende 2021 der neue McLaren 765LT Spider, den wir bereits auf einer ersten Testfahrt ausprobieren durften. So brachial ist die Frischluft-Flunder!
Vor unserer ersten Testfahrt im neuen McLaren 765LT Spider (2021) bleibt festzustellen: So richtig viel zu lachen haben sie bei McLaren gerade nicht. Die Kassen sind leer, die Zukunft ist ungewiss und ob jetzt BMW oder vielleicht doch Audi einsteigt, steht in den Sternen. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, stockt auch noch die Markteinführung des Artura, der die Marke als erster Plug-in-Hybrid in der Firmengeschichte in eine elektrische Zukunft führen sollte. Doch zumindest Mitarbeitende wie James Warner haben gut lachen. Denn er war der Projektleiter für den 765LT Spider, der Ende 2021 zu Preisen ab 369.000 Euro (Stand: Dezember 2021) in den Handel kommt. Als bislang schärfster und schnellster Roadster diesseits des Elva hat er das Zeug zum ultimativen Stimmungsaufheller. Egal, wie düster die Aussichten auch sein mögen: Kaum ist das Dach runter, gehen die Mundwinkel nach oben. Technisch ist der Spider ein alter Bekannter. Denn als Coupé fährt der Longtail bereits seit Ende 2020 an der Nahtstelle zwischen Strecke und Straße. Doch mit dem Open-Air-Modell hat die Marke den Spaß um eine Dimension erweitert. Zwar wiegt der Spider 49 Kilogramm mehr als das Coupé, kitzelt dafür aber noch stärker alle Sinne. Schließlich bläst so nicht nur der Wind durch die Haare und erreicht jenseits von 180 km/h eine Stärke, der keine Föhnwelle gewachsen ist. Durch das offene Dach flutet auch der V8-Sound ungehindert in die Kabine und treibt bei jedem Gasstoß eine Gänsehaut übers Trommelfell. Das ist McLaren so wichtig, dass der Effekt selbst bei schlechtem Wetter erlebbar sein soll und der neue McLaren 765LT Spider (2021) deshalb über eine versenkbare Heckscheibe verfügt. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der McLaren 765LT (2020) im Video:
Erste Testfahrt im neuen McLaren 765LT Spider (2021)
Mehr noch als im Coupé fühlt man sich bei der ersten Testfahrt am Steuer des neuen McLaren 765LT Spider (2021) fast ein bisschen wie Formel 1-Pilot Lando Norris, wenn man den Tiefflieger über den Circuito de Navarra treibt – selig, schnell und schier unbesiegbar. Nicht, dass der 720S als Ausgangsmodell des Longtails irgendein Defizit gehabt hätte. Aber mit dem Extra an Leistung und Leichtigkeit entwickelt der 765LT einen Punch, dass es einem den Atem verschlägt und beim Beschleunigen die Augäpfel ganz tief in den Schädel drückt. Was noch an Luft in der Lunge verblieben ist, als wir mit den Fünfpunkt-Gurten in die engen Karbonschalen gezurrt wurden, entweicht beim Kickdown mit einem letzten Pfffft, bevor die Welt da draußen in den schnellen Vorlauf schaltet: Das maximale Drehmoment von 800 Newtonmeter trifft einen wie eine Dampframme, die gegenüber dem 720S um 15 Prozent schnellere Doppelkupplung wechselt die Gänge wie mit dem Vorschlaghammer. Während aus den vier Titanrohren am Heck bedrohlich die Flammen schlagen, treibt der 4,0 Liter große V8-Motor die Flunder in 2,8 Sekunden auf Tempo 100. Und nach sieben Sekunden hat der neue McLaren 765LT Spider (2021) 200 Sachen auf der Uhr. Kein Wunder, dass man am Ende der Start-Ziel-Geraden 270, 280 und mit etwas Mut sogar 300 km/h erreicht. Theoretisch wären sogar 330 km/h drin, aber das trauen sich hier nur Champions und Lebensmüde.
Radikaler Leichtbau für ultimative Performance im neuen McLaren 765LT (2021)
Auch so muss man auf der ersten Testfahrt im neuen McLaren 765LT (2021) kräftig in die Eisen treten, wenn man die Schikane am Ende der Geraden meistern will. So freut sich darüber, dass McLaren nicht nur die Karbonkarosse umgebaut, den Motor getunt und den Innenraum ausgeräumt hat, sondern auch ein strammeres Fahrwerk und vor allem bissigere Bremsen aus dem fulminanten Senna spendiert hat. Die gigantischen Scheiben aus Karbon und Keramik in den Radhäusern treffen auf den riesigen Flügel, der sich plötzlich senkrecht in den Wind stellt. Der potente Motor, die agile Aerodynamik und das perfekte Set-Up sind bei diesem Erlebnis aber nur die halbe Miete. Die andere Hälfte zahlt das radikal reduzierte Gewicht, für das McLaren noch einmal 80 Kilo aus dem Auto geschält hat. So zeigt die Waage beim neuen McLaren 765LT (2021) nun konkurrenzlose 1278 Kilogramm (trocken). Ja, dazu zählt auch der vergleichsweise simple Verzicht auf Radio oder Klima, aber es gibt eben auch neue Schmiederäder mit 22 Kilogramm Gewichtsvorteil, Kotflügel aus Karbon oder einen leichteren Mitteltunnel. Und es gibt zum ersten Mal bei einem Straßenauto der Marke dünnere Scheiben und keinen Teppich mehr im Innenraum. Wie eigentlich fast immer bei den Sonderserien aus Woking ist die auf 765 Exemplare limitierte Kleinserie bereits vollständig auf die Händler verteilt und in den allermeisten Ländern auch schon verkauft. Daheim werden sie das mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen. Denn auf der einen Seite spült ihnen das mal eben 280 Millionen Euro in die klammen Kassen. Doch auf der anderen Seite fehlen dann auf dem Firmenparkplatz jene Stimmungsaufheller, die sie gerade so gut brauchen können. Doch keine Sorge: Wirklich Trübsal blasen muss man auch in einem 720S Spider nicht.
Technische Daten des neuen McLaren 765LT Spider (2021)
AUTO ZEITUNG | McLaren 765LT Spider |
Technische Daten | |
Motor | 4.0-Liter-Achtzylinder-Biturbobenziner |
Getriebe/Antrieb | 7-Gang; Doppelkupplung; Hinterrad |
Leistung | 563 kW/ 765 PS |
Max. Drehmoment | 800 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4600/2045/1192 mm |
Leergewicht/Zuladung | 1388/k.A. kg |
Kofferraumvolumen | k.A. |
Fahrleistungen (Werksangaben) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 2,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 330 km/h |
Verbrauch auf 100 km (Werk) | 12.8 l SP |
Kaufinformationen | |
Basispreis (Testwagen) | 369.000 Euro |
Marktstart | Dezember 2021 |