Neuer Land Rover Defender (2019): Testfahrt
Der neue Defender V8 im Check
- Erste Testfahrt mit dem neuen Land Rover Defender (2019)
- Neuer Land Rover Defender (2019) fährt komfortabel
- Erste Testfahrt mit dem neuen Land Rover Defender 90 (2020)
- Neuer Land Rover Defender 90 (2020) in Extremsituationen noch besser
- Erste Testfahrt mit dem Land Rover Defender V8 (2021)
- Land Rover Defender V8 (2021) mit 525 PS
- Fazit
Land Rover erfindet die Offroad-Ikone Defender nach über 70 Jahren neu – modern, komfortabel, edel. Trotzdem soll der neue Land Rover Defender (2019) nach wie vor Maßstab im Gelände sein. Ob das gelingen kann, haben wir bei der ersten Testfahrt ausprobiert. Zudem sind wir den neuen Land Rover Defender V8 (2021) Probe gefahren.
Der Defender ist da, um benutzt zu werden – in unserem Falle der neue Land Rover Defender (2019) zur ersten Testfahrt. Den Zweck des britischen Offroad-Königs prägte aber vor allem der Vorgänger, der 68 Jahre lang durch sein Revier abseits befestigter Wege wühlte, kraxelte, schleppte und schnaufte, aber nie Nutzfahrzeug allein, sondern auch Personen- und Tiertransporter war. Zwar hinkte der insgesamt über zwei Millionen Mal gebaute Defender in Sachen Sicherheit, Komfort und Elektronik zuletzt Jahrzehnte hinterher. Allerdings war er zum wertstabilen Lifestyle-Objekt gereift. Und so ist es kein Wunder, dass es einen Nachfolger geben musste – einen, der Nutzen und Lifestyle vereint und gleichzeitig topmodern ist. Voilà: der neue Defender, Codename L663. Leiterrahmen und Starrachsen sind passé, anno 2020 hat der Defender eine selbsttragende Alu-Karosserie. Die D7x genannte Konstruktion ist extrem steif, um hohe Belastungen ohne Schäden zu verkraften – zum Beispiel bei starken Fahrwerks-Verschränkungen oder Arbeiten mit der optionalen Seilwinde. Im Angebot ist der neue Land Rover Defender (2019) wieder als Dreitürer (90) und als Fünftürer 110, der ab seit 2020 beim Händler steht und den wir auf einer ersten Testfahrt erproben konnten.
Der Land Rover Defender (2019) im Video:
Erste Testfahrt mit dem neuen Land Rover Defender (2019)
Der erste Eindruck vom neuen Land Rover Defender (2019)? Gewaltig. Gut fünf Meter Gesamtlänge inklusive Reserverad an der rechts angeschlagenen Kofferraumtür, über drei Meter Radstand und rund zwei Meter Höhe machen Eindruck. Doch die kastig-kantige Schrankwandform ist mit einem cW-Wert von nur 0,38 (Vorgänger 0,68) windschlüpfiger, als man meint. Innen gibt es nun richtig viel Platz nach allen Seiten. Vorbei sind die Zeiten, als die Türinnenverkleidung gegen Oberarm und Bein drückte. Außerdem passt das Raumgefühl dank großer Fensterflächen und kleiner Scheiben in den Dachkanten hinten – eine Reminiszenz an den alten Defender. Die Stoffpolster des Testwagens bieten zwar nicht besonders viel Seitenhalt, sind aber bequem. Hinten hat man massig Beinraum und Luft über dem Kopf, außerdem ist die Bank leicht angeschrägt, sodass die Beinauflage gut nutzbar ist. Ein Abteil weiter stehen mindestens 857 Liter Gepäckvolumen zur Verfügung. Klappt man die Rücksitzlehnen um, sind es sogar knapp zwei Kubikmeter Stauraum – es sei denn, man ordert zwei zusätzliche Plätze (1326 Euro). Praktisch: Fast der gesamte Innenraum des neuen Land Rover Defender (2019) ist mit meist gummierten, abwaschbaren Oberflächen ausgekleidet. Praktisch ist auch, dass es Ablagen, Fächer sowie Stromanschlüsse für USB- oder 12-Volt-Stecker vorn und hinten im Überfluss gibt und man einige Funktionen erfreulicherweise noch analog bedienen kann. Dreh- und Angelpunkt dafür ist die kleine Konsole mit integriertem Getriebe-Wählhebel sowie Tasten und Reglern für Klima, Fahrprogramme und Fahrwerk, deren beleuchtete Beschriftung man bei direkter Sonneneinstrahlung jedoch nicht gut ablesen kann, wie wir bei der ersten Testfahrt feststellen. Darüber sitzt ein 10,0-Zoll-Touchscreen mit serienmäßigem Navi, Online-Funktionen wie Software-Updates und Digitalradio. Über den Screen kann man auch die optionalen Außen-Kameras steuern, die nicht nur im Gelände bei der Orientierung unterstützen. Auch mit den digitalen Rundinstrumenten hinter dem großen Lenkrad ist der Defender in der Neuzeit angekommen.
Neuer Land Rover Defender (2019) fährt komfortabel
Per Knopfdruck startet der Zweiliter-Biturbodiesel des neuen Land Rover Defender (2019), der von außen noch nach echtem Selbstzünder klingt, die Passagier:innen bei der ersten Testfahrt aber selbst unter hoher Last mit kultiviertem Lauf überzeugt, statt nervig zu nageln. Die Maschine bietet 240 PS und 430 Newtonmeter Drehmoment, passt perfekt zum weit über 2,3 Tonnen schweren Defender und beschleunigt ihn souverän. In Kombination mit Luftfederfahrwerk, ruhig schaltender Achtstufen-Automatik, 85-Liter-Tank und effektiver Geräuschisolierung wird der Offroader so zum kompetenten Kilometerfresser mit gutem Geradeauslauf. Doch der nun noch vornehmere Brite kann auch anders – nach wie vor. Denn laut Land Rover war das Ziel, den Neuen nicht nur für die Ansprüche von heute fit zu machen, sondern die besonderen Eigenschaften des Alten zu erhalten. Also bekam L663 ein zweistufiges Verteilergetriebe mit Untersetzung für extra steile Hänge und Rampen. Zwei Differenzialsperren (hinten optional) sorgen für eine schnelle und sinnvolle Kraftverteilung sowie beste Traktion. Man hat das Gefühl, nur noch das richtige Knöpfchen drücken zu müssen, den Rest erledigt die fein abgestimmte Regelelektronik von selbst. Allerdings gehört im Gelände immer noch eine Portion Mut dazu: Man muss wissen, dass der neue Land Rover Defender (2019) viel mehr kann, als man ihm eigentlich zutraut. Das war damals schon so – und das ist heute nicht anders.
Von Paul Englert
Erste Testfahrt mit dem neuen Land Rover Defender 90 (2020)
Nach dem langen Defender ist mittlerweile auch die kurze Version, der Land Rover Defender 90 (2020), bestellbar und steht zu einer ersten Testfahrt bereit. Um zwei Türen beraubt, in Radstand und Länge um 44 Zentimeter gekürzt und jetzt nur noch 4,32 Meter lang, ist er nun rund 5500 Euro billiger und startet deshalb bei 48.740 Euro. Er ist handlicher, hat die bessere Geometrie im Gelände, wiegt ein bisschen weniger und kommt so noch besser durch dick und dünn. Dank seiner gestutzten Proportionen sieht er obendrein noch bulliger aus. Verschlammte Waldpfade hinauf auf die Hügel hinter dem Schloss, über regennasse Wiesen wieder hinunter, durchs Unterholz oder durch Schlammlöcher – rund um Eastnore Castle macht der Defender auf Hardcore und stoppt vor keinem Hindernis. Wo man dafür früher hart arbeiten musste und viel Erfahrung brauchte, wird dank der Elektronik nun jeder Laie zum Profi in der Pampa: Das erweiterte Terrain Response System und ein Heer von Kameras, die den Wagen aus allen erdenklichen Perspektiven zeigen und selbst die Motorhaube oder das Bodenblech aus dem Bild retuschieren, machen das Offroad-Abenteuer zum Kinderspiel. Viel mehr als den kleinen Finger und den großen Zeh braucht man nicht, um den neuen Land Rover Defender 90 (2020) während der ersten Testfahrt durch dick und dünn zu bringen – und gehöriges Zutrauen in die Elektronik, die den Rest schon richten wird.
Neuer Land Rover Defender 90 (2020) in Extremsituationen noch besser
Dass der neue Land Rover Defender 90 (2020) mit Stahl statt Luft gefedert ist, nicht auf Knopfdruck die Stelzen ausfährt und deshalb bisweilen über den Schlamm schleift, ficht Fahrer:innen nicht an: So stabil, wie der Defender gebaut ist, bekommt nur der Erdboden Schleifspuren, nicht das Blech. Während einem die erste Testfahrt durch grobes Gelände noch verdächtig vertraut vorkommt, zeigt sich der Defender jetzt auf der Straße von einer ganz neuen Seite: Dort entpuppt sich der Land Rover als überraschend komfortabler, leichtgängiger und auch familienfreundlicher Geländewagen und stempelt den ebenso lauten wie lahmen und vor allem ungehobelten Vorgänger gar vollends zum Oldtimer. Flüsterleise, butterweich und sanft gibt er den gemütlichen Giganten, mit dem man endlos dem Horizont entgegenrollen könnte. Außerdem sind nun Geschwindigkeiten möglich, von denen Defender-Fahrer:innen bislang nur träumen konnten. Mit den optionalen, 22 Zoll großen Felgen soll das 400 PS starke Topmodell erstmals die magische Marke von 200 km/h knacken. Die Vorteile im Gelände erkauft sich der neue Land Rover Defender 90 (2020) mit weniger Platz, selbst wenn die Brit:innen – einem Mittelsitz vorn sei Dank – bis zu sechs Personen in die zwei Sitzreihen quetschen. Auch das Kofferraum-Volumen schrumpft von 972 bis 2277 auf 397 bis 1563 Liter.
Erste Testfahrt mit dem Land Rover Defender V8 (2021)
Der neue Land Rover Defender V8 (2021) steht zur ersten Testfahrt bereit. Zwar kostet der neue Defender schon als kurzer 90er mit drei Türen in der V8-Version mehr als doppelt so viel wie das Grundmodell und spätestens mit den 121.200 Euro (Stand: Juli 2021) für den fünftürigen 110er ist man dann auf dem Niveau des Range Rovers, doch bekommt man dafür einiges geboten. Denn fünf Liter groß und 525 PS stark, verspricht der letzte Kompressor in der Liga der gewaltigen Geländewagen die geballte Unvernunft – und jede Menge Spaß. Soundgewaltig wird der Defender mit V8 zum Sportwagen im Schlamm und zum Fighter auf der Autobahn: Denn mit bis zu 625 Newtonmeter beschleunigt er im besten Fall in 5,2 Sekunden auf Tempo 100 und schafft bei Vollgas bislang unerreichte 240 km/h. Und mit einem neuen Set-Up sowie einem eigenen Dynamic-Profil für das Terrain Response System macht der neue Land Rover Defender V8 (2021) auf Teer genauso eine gute Figur wie im Dreck und bleibt stets beherrschbar.
Land Rover Defender V8 (2021) mit 525 PS
Doch so nahe der neue Land Rover Defender V8 (2021) fahrerisch an die Sportmodelle der Konkurrenz kommt, so weit hält er sich im Design zurück. Klar sieht er in Schwarz verboten gut aus und erinnert an die Autos, mit denen die Bösewichte für gewöhnlich hinter James Bond herjagen. Doch von den vier Endrohren und den mächtigen 22-Zöllern einmal abgesehen, fehlt ihm das Protzige, das Kund:innen in dieser Liga gerne haben. Stattdessen ist der neue Defender eher ein Auto für stille Genießer:innen. Aber egal ob nun schrill oder still: Vor dem Land Rover Defender V8 (2021) war kein Defender schneller, stärker und schärfer. Dass er dabei schon auf dem Prüfstand stolze 12,8 Liter verbraucht? Egal! Sich darüber aufzuregen, lohnt jetzt auch nicht mehr. Denn die einen sehen das als gerechten Preis für ein einzigartiges Vergnügen und die anderen trösten sich mit dem Wissen, dass solcher "Unfug" ja bald vorbei ist und es künftig nur noch unter Strom und damit halbwegs sauber in den Schlamm geht.
Von Thomas Geiger
Der neue Land Rover Defender (2019) ist cool, komfortabel, im Gelände kompetent und schon jetzt ein echtes Kultobjekt. Noch immer kann er ackern und arbeiten, wie die erste Testfahrt mit dem Fünftürer 110 zeigt, bietet jetzt aber auch reichlich Platz und spult selbst lange Asphalt-Etappen ganz locker ab. Doch auch die kompakteren Abmessungen tun dem Defender 90 gegenüber dem langen Defender 110 richtig gut. Optisch sieht er bulliger aus, er ist handlicher, und im Gelände kommt er in extremen Situationen noch weiter. Dafür muss man allerdings auf den Komfort der vier Türen und das üppige Platzangebot sowohl im Innen- als auch im Kofferraum verzichten. Wer das nicht braucht, ist mit dem Defender 90 bestens bedient.