Neuer Audi Q4 e-tron (2021): Erste Testfahrt
Der neue Q4 im Fahr-Check
Als erster Stromer von Audi basiert der neue Audi Q4 e-tron (2021) auf einer exklusiven E-Auto-Plattform. Erste Testfahrt im 40er mit 77-kWh-Akku und 204-PS-Maschine an der Hinterachse.
Damit wir das noch vor unserer ersten Testfahrt geklärt haben, fangen wir mit dem an, was uns am neuen Audi Q4 e-tron (2021) stört: Er hat keinen Frunk (Wort-Kombination aus Front und Trunk), also keinen Platz unter der Fronthaube für das Ladekabel. Dabei hätte man das bei der Neuentwicklung der Volkswagenkonzern-Elektroauto-Plattform MEB durchaus einplanen können. Und wenn man unter die Haube guckt, kann man kaum glauben, dass da nicht eine kleine Ecke frei gewesen wäre – so wie unter dem doppelten Ladeboden im Kofferraum. Die intern Kartoffelfach genannte Mini-Mulde ist nämlich wie gemacht für ein Mode 3-Kabel, aber eben schlecht zu erreichen, wenn das Gepäckabteil mit Taschen und Koffern gefüllt ist. Lädt man unterwegs an einer HPC-Säule (High Performance Charger) Gleichstrom und hat eine Wallbox plus Kabel in der heimischen Garage installiert, ist der fehlende Frunk allerdings Nebensache. Kommen wir also zu den positiven Eigenschaften des Q4 – und das sind einige. Starten wir mit der Sitzprobe vorn: Hier hat man viel Platz, die bequemen, schön konturierten Polster integrieren einen gut, und hinter dem Lenkrad blickt man auf ein konfigurierbares, 10,25 Zoll großes Digitalinstrument (Serie), das – im Gegensatz zu dem so einiger Wettbewerber – zum Beispiel die Reichweite in Kilometern und den aktuellen Akku-Stand in Prozent permanent anzeigt. Überhaupt differenziert sich der neue Audi Q4 e-tron (2021) recht eindeutig von seinen Verwandten aus Wolfsburg und Mladá Boleslav. Zum einen durch das Innen- und Außen-Design, zum anderen durch die serienmäßige Mischbereifung (mindestens 19 Zoll), das eigenständige, große Digitalinstrument und die moderne, leistungsstarke MIB 3-Infotainment-Plattform. All das hat seinen Preis: bei 41.900 Euro starten die Preise für den Q4 e-tron mit kleiner Batterie (52 kWh netto) und Hinterradantrieb. Der von uns gefahrene 40er kostet mindestens 47.500 Euro, das Topmodell 50 e-tron mit zwei Motoren, Allradantrieb und großer Batterie steht mit 53.600 Euro in der Liste (alle Preise exklusive E-Auto-Förderprämie & Stand Mai 2021). Mehr zum Thema: Das ist der VW ID.4
Der Audi RS e-tron GT (2021) im Video:
Erste Testfahrt im neuen Audi Q4 e-tron (2021)
Die Verarbeitung ist Audi-typisch hochwertig, mit vielen geschäumten, textil- oder lederbezogenen Teilen. Lediglich unterhalb der Anfassebene findet man auch simple Hartplastikverkleidungen. Auffällig ist, dass es im neuen Audi Q4 e-tron (2021) die bereits totgesagten echten Tasten und Schalter gibt, mit denen man zum Beispiel die Klimaanlage intuitiv und unabhängig vom Touchscreen bedienen kann. Und selbst an das Fingerspiel auf den beiden Lenkrad-Touchflächen hat man sich schnell gewöhnt, weil die einzelnen Funktionsflächen klar beschriftet und haptisch voneinander getrennt sind. Ergonomisch gefällt der Q4 bei unserer ersten Testfahrt mit gut erreichbaren Bedieneinheiten, einfacher Ablesbarkeit und einem gigantischen Ablagen-Stauraum von 24,8 Litern allein für Fahrer:in und Beifahrer:in. Besonders praktisch und eigentlich ein Muss in jedem Automobil sind die vor den Armauflagen in allen vier Türen integrierten Fächer, in die Getränkeflaschen mit bis zu 1,0 Liter Fassungsvermögen passen. Und wie steht es um die Schlepperqualitäten des Q4 e-tron? 520 bis 1490 Liter Kofferraumvolumen, 590 Kilogramm Zuladung, je 75 Kilogramm Dach- und Stütz- sowie eine Tonne Anhängelast (Anhängerkupplung: 950 Euro) sprechen für absolute Alltagstauglichkeit des neuen Audi Q4 e-tron (2021).
Toller Federungskomfort, effizienter Strom-Antrieb beim neuen Audi Q4 e-tron (2021)
Für unsere erste Testfahrt mit dem neuen Audi Q4 e-tron (2021) wählen wir den 40er e-tron mit 76,6 kWh großer Batterie (Bruttokapazität: 82 kWh), einer 150 kW starken Synchronmaschine und Hinterradantrieb. Laut Audi wird das die wahrscheinlich meistgekaufte Kombination sein – und mit dieser ist das gut zwei Tonnen schwere SUV, das es auch als Sportback-Variante gibt, ausreichend flott sowie leise unterwegs. Vor allem der Sprint aus dem Stand bis Stadtgeschwindigkeit ist – wie bei jedem Elektroauto – klasse, die 8,5 Sekunden auf Tempo 100 sind eher durchschnittlich. Vom E-Motor im Heck hört man quasi nichts, und auch Wind- sowie Abrollgeräusche werden effizient abgeschirmt. Obendrein filtert der mit adaptiven Dämpfern (1380 Euro) und 20-Zoll-Mischbereifung (ab 1350 Euro) bestückte Testwagen Fahrbahnunebenheiten gekonnt. Die Reifen verhelfen außerdem zu einem angenehmen, weil mitteilsamen Lenkgefühl, auch wenn die Servo-Unterstützung manchmal etwas zu gering ausfällt. Weiterer Kritikpunkt: Die leicht verzögert einsetzende Bremsleistung beim Tritt aufs Pedal. Dynamisch und wendig ist der neue Audi Q4 e-tron (2021) trotzdem – vor allem die Varianten mit Heckmotor. Denn durch die fehlende Maschine an der Front ist ein größerer Lenkeinschlag möglich, sodass der Wendekries nur 10,2 Meter betragen soll. Viel entscheidender bei einem E-Auto aber sind Verbrauch, Reichweite und Ladeleistung. Um zu checken, ob der Q4 40 e-tron tatsächlich mit elf kW Wechselstrom (AC) an der Wallbox respektive 125 kW Gleichstrom (DC) an der HPC-Säule lädt, blieb keine Zeit. Audi verspricht hier im besten Fall etwa 130 Kilometer Reichweite in zehn Minuten am Schnelllader. Allerdings konnten wir ausgiebig prüfen, wie viel Strom der 40er braucht. Laut Datenblatt sollen zwischen 17,3 und 19,3 kWh pro 100 Kilometer sowie 466 bis 520 Kilometer Reichweite laut WLTP-Zyklus möglich sein. In der Realität meldete der Bordcomputer im Stadt-Land-Mix 15,2 kWh, bei konstant 100 km/h 17,5 kWh und bei 130 km/h 23,4 kWh Stromverbrauch im Durchschnitt auf 100 Kilometer Strecke. Rein rechnerisch ergeben sich also Reichweiten von 504, 438 respektive 327 Kilometer.
So fährt sich der neue Audi Q4 e-tron (2021)
Möglich macht das zum einen die effizient arbeitende, wassergekühlte, permanent erregte Synchronmaschine (PSM) an der Hinterachse. Einschließlich Getriebe und Leistungselektronik bringt das kompakt bauende Teil 90 Kilogramm auf die Waage, schafft maximal 16.000 Umdrehungen pro Minute. Vorteil der PSM ist, dass hier Permanentmagnete in den Rotor eingebettet sind, es also keinen Stromfluss im Rotor gibt und dadurch elektrische Verluste vermieden werden. So ist der Wirkungsgrad der PSM im neuen Audi Q4 e-tron (2021) recht hoch. Allerdings ist es nicht die Maschine allein, die zu einer hohen Effizienz verhilft, sondern auch das Rekuperationsmanagment. So kann man per Fahrschalter auf dem Tableau in der Mittelkonsole zwischen D- und B-Modus wählen, wobei die E-Maschine im Schiebebetrieb in B als Generator fungiert, Energie zurückgewinnt und wieder in der Batterie speichert. Außerdem kann man in D mittels Schaltwippen die Rekuperationsstärke dreistufig steuern – allerdings verzögert der neue Audi Q4 e-tron (2021) in keinem Modus bis zum Stillstand. Am Ende muss man doch das Bremspedal treten. Am effizientesten ist das knapp 4,59 Meter lange SUV unterwegs, wenn man sehr vorausschauend fährt und ihn ausrollen, also segeln lässt. Und das macht der Q4 bei unserer ersten Testfahrt ähnlich gut, wie wir es schon vom größeren e-tron kennen.
Geräumig, komfortabel, dynamisch, hochwertig und effizient – der neue Audi Q4 e-tron (2021) erweist sich bei unserer ersten Testfahrt als ein richtig gutes Elektro-Auto, dem allerdings ein im Alltag praktischer Frunk fehlt und für das man einen satten Premium-Aufpreis zahlt.