Mercedes C 300/E 200: Test C-Klasse gegen E-Klasse
Mit der Mercedes E-Klasse und der etwas kleineren Mercedes C-Klasse haben die Schwaben gleich zwei Asse in der Hand. Unser Vergleichstest klärt Stärken und Schwächen.
So ähnlich wie in diesem Vergleichstest sahen sich zwei Stuttgarter Limousinen niemals zuvor. Den Unterschied zwischen Mercedes C-Klasse und der größeren Mercedes E-Klasse erkennt nur ein Profi auf den ersten Blick. Da stellt sich schnell die Frage, ob sich der Kauf der Oberklasse-Limousine überhaupt lohnt? Vor allem, weil man für den Einstiegspreis des Basismodells E 200 (45.303 Euro) bereits einen gut 60 PS stärkeren C 300 bekommt (43.792 Euro). Das klingt direkt nach mehr Prestige. Aber trifft das auch zu? Ist Leistung wichtiger als Platz? Wir legen die Karten auf den Tisch und zeigen, wer das Spiel gewinnt. Der Vergleich zwischen C- und E-Klasse verlangt eine gute Orientierung. Wer sich flüchtig den beiden Fahrzeugen nähert, sitzt schon mal in der neuen Oberklasse, obwohl er doch in dem Mittelklasse-Star Platz nehmen wollte. Die äußeren Unterschiede sind nämlich marginal: Ein durchgängiger Lufteinlass in der Frontschürze, Reflektoren im hinteren Stoßfänger und eine etwas andere Lampengrafik kennzeichnen die größere E-Klasse. Ob der Stern auf der Haube oder im Kühler prangt, ist abhängig von der Ausstattung und nicht von der Modellreihe.
Mercedes E-Klasse im Video:
Test: Mercedes E-Klasse trifft kleinere C-Klasse
Im Innenraum spielt die E-Klasse allerdings ihre Trümpfe aus. Die neue, attraktive Architektur des Armaturenträgers mit seinen zwei brillanten 12,3 Zoll großen Monitoren (1012 Euro) ähnelt dem digitalen Interieur der S-Klasse mehr als dem Cockpit der C-Klasse mit analogem Tacho und Drehzahlmesser. Der Bezug zur Luxusklasse wird beim E 200 auch beim Raumangebot deutlich: Gut zehn Zentimeter mehr Radstand wirken sich positiv auf die Beinfreiheit auf den vorderen und hinteren Plätzen aus – und mehr Kofferraumvolumen gibt es natürlich auch. Dass die E-Klasse zudem das neuere Fahrzeug ist, kommt dem Fahrer bei der Bedienung zugute: Endlich lassen sich alle Funktionen über das Lenkrad steuern. Und obwohl das Bediensystem komplexer geworden ist, erweist sich die Menüführung nach kurzer Eingewöhnung als intuitiver als das alte System im C 300. Ganz nach guter Mercedes-Tradition fällt bei beiden Modellen der Sicherheitsstandard aus. Der serienmäßige Notbremsassistent sowie die Unfallfrüherkennung verschaffen der Oberklasse jedoch einige Zähler zusätzlich auf ihrem Konto – diese Posten müssen bei der C-Klasse extra bezahlt werden. Ein Unternehmen, eine Verarbeitungsqualität: Egal, ob ein C oder ein E das Heck ziert – die verwendeten Materialien und deren Verarbeitung ist in beiden Fällen sehr ordentlich.
Platz und Komfort sprechen für E-Klasse
Dass sich die neue E-Klasse auch beim Fahrkomfort zur Luxusklasse hingezogen fühlt, wird schon auf den ersten Metern deutlich. Die 24 Zentimeter längere Limousinen rollt erheblich geschmeidiger über den Asphalt als ihr kleinerer Bruder, obwohl beide mit optionaler Luftfederung und adaptivem Dämpfungssystem ausgestattet sind. Dem aufwändigeren Zweikammersystem der E-Klasse gelingt es aber besser, bereits bei niedrigem Tempo Unebenheiten souverän zu eliminieren. Der C 300 hat deutlich mehr Arbeit, die Nachteile des Abrollkomforts der großen 18-Zoll-Bereifung zu kaschieren als der E 200. Allerdings trampelt auch die E-Klasse vor allem bei geringeren Geschwindigkeiten hier und da mit der breit besohlten Hinterachse über Querfugen. Mit steigendem Tempo und höherer Beladung zeigt der große Schwabe aber sein Potenzial. Die fast fünf Meter lange Karosse scheint regelrecht über den Asphalt zu schweben, während der kürzere 300er stets mit mehr Bewegung im Aufbau unterwegs ist. Den guten Gesamtkomfort rundet der E 200 mit seinen geschmeidig anliegenden Komfortsitzen ab. Allerdings gehören die Sitze zum teuren Exclusive-Interieur-Paket (2975 Euro). Da können die kleineren Sitze der C-Klasse nicht mithalten, auch wenn das Sitzkomfort-Paket nur 238 Euro kostet.
C 300 mit Zweiliter-Vierzylinder-Turbo
Ein 300er-Mercedes wäre früher schon aufgrund seines hubraumstarken, kultivierten Sechszylinders die erste Wahl gewesen. Heute jedoch arbeitet im C 300 nur ein Zweiliter-Vierzylinder-Turbo. Der arbeitet allerdings – 61 PS schwächer – auch im E 200. Erst wenn man beiden Triebsätzen die volle Leistung abfordert, wird der Extrapunch des 165 kg leichteren C 300 deutlich. Bis Tempo 140 ersprintet sich die C-Klasse einen Vorsprung von 4,5 Sekunden. Spontane Gasbefehle bei Überholmanövern beantwortet das 245-PS-Aggregat, dem Mercedes einen kernigen Ton ins Klangbild modelliert hat, zudem mit erheblich mehr Temperament als das schwächere 200er-Pendant. Im normalen Verkehr jedoch überzeugt der E 200 mit seiner geschmeidigen Laufruhe und einem deutlich niedrigeren Drehzahlniveau. Die neue Neunstufen-Automatik sorgt dafür, dass die E-Klasse bei 160 km/h mit nur 2700 Touren dahinsäuselt, während die Siebenstufen-Automatik der C-Klasse der Kurbelwelle des Vierzylinders bei gleichem Tempo 600 Umdrehungen mehr abfordert. Die zwei zusätzlichen Fahrstufen wirken sich zudem positiv auf den Verbrauch aus: Der E 200 begnügt sich mit 8,4 Litern auf 100 Kilometern, der stärkere C 300 verlangt einen halben Liter mehr – vom teureren Super Plus-Kraftstoff.
C 300 günstiger als schwächere E-Klasse
Aktiv, direkt und spritzig präsentiert sich der C 300 im Slalom-, aber vor allem auf dem Handlingparcours. Seine Lenkung beantwortet Lenkbefehle nicht nur deutlich direkter als die der E-Klasse, sie gibt auch spürbar mehr Rückmeldung in die Hände des Fahrers. Die gegenüber dem großen Modell knackigere Abstimmung im Sportmodus lässt die Mittelklasse zackiger durch Wechselkurven wieseln. Dagegen gibt sich die schwere E-Klasse erheblich träger. Die Spaß-Wertung gewinnt eindeutig die erfrischend agile Mercedes C-Klasse, die etwas besseren Verzögerungswerte der E-Klasse ändern daran nichts. Bei den Kosten ist der Mercedes C 300 bereits in der Basis 1511 Euro günstiger als der nahezu identisch ausgestattete E 200. Und die höheren Aufpreise in der E-Klasse-Preisliste lassen die Differenz zwischen den beiden Rivalen mit allen testrelevanten Extras sogar auf über 5000 Euro ansteigen. Die Kosten für Wartung und Versicherung liegen dagegen auf einem Niveau.
Technische Daten | Mercedes C-Klasse C 300 | Mercedes E-Klasse E 200 |
Zylinder/Ventile p.Z. | R4/4; Turbo | R4/4; Turbo |
Nockenwellenantrieb | Kette | Kette |
Hubraum | 1991 cm³ | 1991 cm³ |
Leistung bei | 180 kW/245 PS 5500 /min | 135 kW/184 PS 5500 /min |
Max. Drehmoment bei | 370 Nm 1300 - 4000 /min | 300 Nm 1200 – 4000 /min |
Getriebe | 7-Stufen- Automatik | 9-Stufen- Automatik |
Antrieb | Hinterrad | Hinterrad |
0-100 km/h | 6,6 s | 8,4 s |
Höchstgeschw. | 250 km/h | 240 km/h |
100-0 km/h kalt/warm | 34,6 / 33,8 m | 33,4 / 33,0 m |
L/B/H in mm | 4686/1810/1461 | 4923/1852/1468 |
Gepäckraum | 480 l | 540 l |
Leergewicht (Test) | 1581 kg | 1746 kg |
Testverbrauch | 8,9 l SP / 100 km | 8,4 l S / 100 km |
Grundpreis | 43.792 Euro | 45.303 Euro |
Platzierung | 2 | 1 |
Der große Mercedes E 200 mit kleinem Motor hat im Duell mit dem C 300 die besseren Karten. Er bietet mehr Platz für Passagiere und Gepäck, eine etwas gehobenere Sicherheitsausstattung und einen gediegenen Fahrkomfort. Selbst der leistungsschwächere Motor überzeugt im Verbund mit der Neunstufen-Automatik mit seinem niedrigen Drehzahlniveau und der damit verbundenen gelungenen Laufruhe. Der Mercedes C 300 setzt im direkten Vergleich eher auf Dynamik: Sportliche Fahrleistungen, ein verbindliches Handling und der sonor trompetende Vierzylinder im Sport-modus bilden ein gutes Gegengewicht zur gediegenen E-Klasse. Das bessere Gesamtpaket bietet aber der E 200.