C-Klasse All-Terrain/Passat Alltrack: Test
Offroad-Kombis von Mercedes und VW
- Mercedes C-Klasse All-Terrain & VW Passat Alltrack im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Mercedes C-Klasse All-Terrain bietet große Federreserven
- Motor/Getriebe: Höhere Spitzengeschwindigkeit im VW Passat Alltrack
- Fahrdynamik: Präzise Lenkung im Mercedes C-Klasse All-Terrain
- Umwelt/Kosten: Höherer Wertverlust beim VW Passat Alltrack
- Messwerte & technische Daten Mercedes C 220 d 4Matic T-Modell All-Terrain & VW Passat Alltrack 2.0 TDI 4Motion
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Alle Welt lechzt nach SUV, dabei bieten auch Offroad-Kombis wie der Mercedes C-Klasse All-Terrain und der VW Passat Alltrack Raum für Abenteuer abseits befestigter Wege. Der Vergleichstest!
Obwohl Gegner im Vergleichstest, stemmen sich der Mercedes C-Klasse All-Terrain und der VW Passat Alltrack gemeinsam gegen den vermeintlich unaufhaltsamen Siegeszug der SUV. Eine hohe Sitzposition, eine vermeintlich bessere Übersicht und ein guter Schuss Abenteuer-Optik sind die Zutaten, aus denen die Hersteller ihre Erfolgs-Cocktails mixen, die der Kundschaft bestens schmecken. Doch hat diese Fahrzeuggattung objektiv betrachtet auch ihre Nebenwirkungen: Das höhere Gewicht und die größere Stirnfläche führen nicht selten zu einem Mehrverbrauch, der an den Tankstellen, wo die Spritpreise pro Liter derzeit munter nach oben marschieren, für Kater-Stimmung sorgen kann. Was also tun? Ausschau halten nach Kandidaten, die in ihrem Nutzwert einem SUV vergleichbar sind, aber einen sparsameren Umgang mit dem teuren Kraftstoff verheißen – so wie unsere beiden Testkandidaten Mercedes C 220 d 4Matic T-Modell All-Terrain und VW Passat Alltrack 2.0 TDI 4Motion. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Die Mercedes C-Klasse (2021) im Video:
Mercedes C-Klasse All-Terrain & VW Passat Alltrack im Vergleichstest
Das Konzept dieser alternativen Abenteurer ist schneller erklärt als die sperrigen Typenbezeichnungen ausgesprochen sind: Mittelklasse-Kombis, Allradantrieb und erhöhte Bodenfreiheit, während Kunststoff-Radläufe und angedeutete Unterfahrschutzbleche Offroad-Optik vermitteln. Innen sind die Platzverhältnisse identisch mit denen der Zivilversionen von Mercedes C-Klasse T-Modell und VW Passat Variant. Heißt: Der VW hält nicht nur mehr Platz für Passagier:innen und Gepäck bereit (Kofferraumvolumen bis zu 1780 Liter, Mercedes maximal 1510 Liter), sondern darf auch mehr ziehen (Anhängelast: 2,2 Tonnen, Mercedes: 1,8 Tonnen). Zum größeren Nutzwert des VW Passat Alltrack trägt auch die höhere Zuladung von 550 Kilogramm bei (Mercedes 523 Kilogramm). Gegen Aufpreis (100 Euro) bringt der Variant zudem eine klappbare Beifahrersitzlehne mit. Geht es darum, Unfällen vorzubeugen beziehungsweise deren Folgen zu mindern, liegt der Mercedes C-Klasse All-Terrain im Vergleichstest vorn: Zum Beispiel mit einem zusätzlichen Airbag zwischen Fahrer:in und Beifahrer:in, dem Ampel-Assistenten oder "Pre safe Impuls Seite", einem System, das die Insassen bei einem drohenden Seitenaufprall per sich blitzschnell aufblasender Sitzkissen zur Innenraum-Mitte hin aus der Gefahrenzone drückt. Im Alltag überzeugt der Mercedes C-Klasse All-Terrain mit einer recht gut funktionierenden Sprachbedienung. Teilweise verstecken sich aber bestimmte Funktionen in diversen Untermenüs auf dem Bildschirm. Hier ist etwas Übung gefragt.
Fahrkomfort: Mercedes C-Klasse All-Terrain bietet große Federreserven
Der Mercedes C-Klasse All-Terrain besitzt adaptive Dämpfer, die sich elektronisch geregelt permanent auf die Fahrbahnverhältnisse einstellen. Beim VW Passat Alltrack lassen sich festgelegte Dämpferkennlinien vorwählen. Im Vergleichstest spricht das Feder-Dämpfer-System des C-Klasse T-Modells sehr feinfühlig auf Bodenunebenheiten an, regt aber die Karosserie beim Verarbeiten derselben zu teilweise ausgeprägten Vertikalbewegungen an. Wird auch das letzte Kilogramm Zuladung ausgenutzt, liegt der Daimler wie das redensartliche Brett auf der Straße, was für die großen Reserven spricht. Beim VW Passat Alltrack verhält es sich eher umgekehrt. Im "Comfort"-Modus federt er zwar nicht ganz so sensibel an wie sein Gegner im Vergleichstest, spart sich aber bei kurz aufeinanderfolgenden Fahrbahnunebenheiten dessen störende Karosserie-Schaukelei. An der Zuladungsgrenze hingegen neigt der Wolfsburger auf der Hinterachse spürbar zum Nachschwingen. Wohltuend auf Langstrecken wirken sich im Mercedes C-Klasse All-Terrain dessen niedrigerer Innengeräuschpegel sowie das etwas angenehmere Klangbild aus. Wer mit viel Kleinkram auf Reisen geht, findet in der C-Klasse das eindeutig bessere Ablagen-Angebot vor. So passen hier im Gegensatz zum VW beispielsweise auch 1,5-Liter-Getränkeflaschen in die vorderen Türtaschen. Vorteile hat der Passat beim Sitzkomfort: Zwar warten die Komfortsitze des Stuttgarters mit ausgeprägteren Wangen an der Sitzlehne und einer längeren Oberschenkelauflage auf. Dafür aber bietet der ErgoComfort-Fahrersitz (855 Euro) im Wolfsburger mehr Seitenhalt für die Oberschenkel und eine Massagefunktion. Auf Langstrecken erweisen sich beide Kombis jedoch als sehr komfortabel. Langbeinige sitzen im Mercedes hinten mit stärker angewinkelten Beinen.
Motor/Getriebe: Höhere Spitzengeschwindigkeit im VW Passat Alltrack
Mit 200 PS sind die Antriebe beider Kombis in diesem Vergleichstest durchaus adäquat dimensioniert. Dass der Mercedes C 220 d 4Matic T-Modell All-Terrain aber einen spontaneren Antritt an den Tag legt, ist in seinem Starter-Generator begründet, der per Boost-Funktion den Verbrenner mit bis zu 15 kW (20 PS) und bis zu 200 Newtonmetern unterstützt. Auf derlei Mild-Hybrid-Technik muss die VW-Kundschaft verzichten. Dennoch kann der Stuttgarter im Sprint dem VW Passat Alltrack 2.0 TDI 4Motion nicht das Wasser reichen, was vor allem an seinem um 147 Kilogramm höheren Leergewicht liegt. Dafür überholt das T-Modell den Variant mit 231 km/h in der Höchstgeschwindigkeit (VW: 228 km/) und liegt auch an der Tankstelle vorn: Ein Testverbrauch von 6,3 Litern Diesel auf 100 Kilometern ist aller Ehren Wert, wobei sich der VW Passat Alltrack 2.0 TDI 4Motion mit 6,7 Litern auch nicht verstecken muss. Schade, dass der Mercedes ab Werk nur mit einem 40-Liter-Tank vorfährt. Der optionale, 66 Liter große Tank (60 Euro) steigert die Reichweite beträchtlich. Die Kraftübertragung erledigt im Mercedes eine 9-Gang-Automatik, während im VW ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe diesen Part übernimmt. Ein signifikant niedrigeres Drehzahlniveau bietet die Automatik im Mercedes C 220 d 4Matic T-Modell All-Terrain nicht. Wie bei seinem Konkurrenten stehen im T bei Tacho 130 im höchsten Gang circa 1900/min auf dem Drehzahlmesser. Hinzu kommt, dass die Automatik sich subjektiv immer noch zu viel Zeit lässt, um in den höchsten Gang zu schalten.
Fahrdynamik: Präzise Lenkung im Mercedes C-Klasse All-Terrain
Der Allradantrieb verhilft beiden Kandidaten im Vergleichstest wie erwartet zu einer sehr guten Traktion. Das bringt sie nicht nur auf verschlammten Feldwegen, sondern auch in der Handling-Prüfung voran. So ist im Mercedes C-Klasse All-Terrain deutlich spürbar, wie beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven mehr Kraft an die Hinterachse geleitet wird. Dies unterbindet lästiges Untersteuern erfolgreich und lässt das T-Modell abgesehen von seiner Seitenneigung bei Kurvenfahrt recht handlich wirken. Zwar bringt der VW Passat Alltrack seine Kraft ebenfalls recht verlustarm auf den Asphalt. Doch stünde es ihm besser zu Gesicht, wenn im Grenzbereich mehr Antriebsmoment an seine Hinterachse gelänge. So untersteuert er spürbar und wirkt deutlich störrischer als der Mercedes C-Klasse All-Terrain. Dessen Lenkung überzeugt auch dank der sportlicheren UHP-Reifen mit Präzision und authentischem Gefühl am Volant. Allerdings fällt auf, dass auch die Aufbau-Bewegungen der All-Terrain-C-Klasse vor allem in Wechselkurven eine genauere Linie erschweren. Beim Bremsen beeindruckt der VW Passat Alltrack mit einem Kaltbremswert von 34,4 Metern. Er braucht im Vergleichstest damit immerhin über zwei Meter weniger als der Mercedes. Beim Warmbremswert hingegen dreht sich das Bild: Hier erreicht das T-Modell 33,6 Meter, während der Variant auf 34,7 Meter kommt. Aber: Das Pedalgefühl im Mercedes ist weniger klar definiert.
Umwelt/Kosten: Höherer Wertverlust beim VW Passat Alltrack
Mit 53.055 Euro ist der VW Passat Alltrack zwar günstiger als der Mercedes C-Klasse All-Terrain (ab 55.395 Euro), hat aber damit volkstümliche Preisregionen längst verlassen. Auch beim bewerteten Preis ist der Stuttgarter etwas teurer als der Wolfsburger. Überraschend: Der Wertverlust des VW fällt bei vierjähriger Haltedauer und 80.000 Kilometern um fast 3400 Euro höher aus als der des Mercedes. Dank günstigerer Versicherungstarife und Werkstattkosten kann sich der VW Passat Alltrack in diesem Kapitel des Vergleichstests knapp vor dem Mercedes C-Klasse All-Terrain einsortieren.
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Messwerte & technische Daten Mercedes C 220 d 4Matic T-Modell All-Terrain & VW Passat Alltrack 2.0 TDI 4Motion
Ergebnis in Punkten
Mit den im Vergleichstest zutage getretenen Qualitäten empfehlen sich die beiden Kandidaten als überlegenswerte Alternativen zu einem SUV. Dank ihrer Allradantriebe taugen sie in begrenztem Umfang ebenfalls fürs Grobe. In der Endabrechnung überzeugt der Mercedes C 220d T 4MATIC All-Terrain mit viel Komfort, einem sparsamen Antrieb und überraschend agilen Fahreigenschaften. Dennoch überholt ihn der bereits etwas angejahrte VW Passat Variant Alltrack 2.0 TDI 4Motion als Sieger im Vergleichstest – mit mehr Platz für Passagier:innen und Gepäck, dem deutlich kürzeren Kaltbremsweg und der geringfügig besseren Kostenbilanz.