3er Touring/Insignia ST/Passat Variant: Test
Mittelklasse-Kombis im Vergleichstest
- BMW 3er Touring, Opel Insignia Sports Tourer und VW Passat Variant im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Komfortabelste Sitze im VW Passat Variant
- Motor/Getriebe: BMW 3er Touring verbraucht weniger
- Fahrdynamik: Opel Insignia Sports Tourer wirkt behäbiger
- Umwelt/Kosten: Wenig attraktive Basisausstattung beim VW Passat Variant
- BMW 318d Touring, Opel Insignia Sports Tourer 2.0 Diesel und VW Passat Variant 2.0 TDI SCR
- Fazit
BMW 318d Touring, Opel Insignia Sports Tourer 2.0 Diesel und VW Passat Variant 2.0 TDI SCR sind echte Alleskönner, die Familien und Geschäftsreisende gleichermaßen glücklich machen. Wer das beste Gesamtpaket bietet, klärt der Vergleichstest.
Gesamtbewertung (max. Punkte) | BMW 318d Touring | Opel Insignia Sports Tourer 2.0 Diesel | VW Passat Variant 2.0 TDI SCR |
Karosserie (1000) | 697 | 687 | 709 |
Fahrkomfort (1000) | 711 | 704 | 723 |
Motor/Getriebe (1000) | 706 | 704 | 703 |
Fahrdynamik (1000) | 683 | 664 | 666 |
Eigenschaftswertung (4000) | 2797 | 2759 | 2801 |
Kosten/Umwelt (1000) | 328 | 363 | 346 |
Gesamtwertung (5000) | 3125 | 3122 | 3147 |
Platzierung | 2 | 3 | 1 |
Auch wenn SUV derzeit voll im Trend liegen, gehören geräumige Mittelklasse-Kombis wie BMW 3er Touring, Opel Insignia Sports Tourer und VW Passat Variant hier im Vergleichstest immer noch zu den interessantesten Fahrzeuggattungen überhaupt. Schließlich bringen sie Alltagsnutzen und Langstreckenkomfort zumeist häufig besser in Einklang als die trendigen Hochsitz-Vehikel. Und wenn unter der Haube ein sparsamer Diesel seine Arbeit verrichtet, haben Kombis gegenüber weniger windschlüpfigen SUV oft auch einen Vorteil in Sachen Effizienz. Das jedenfalls gilt uneingeschränkt für die drei stattlichen Kombis, die in diesem Vergleichstest gegeneinander aufstellen. Der BMW 318d Touring tritt mit 150 PS starkem, mild hybridisierten Biturbodiesel und sportlichen Ambitionen an, der besonders preisgünstige Opel Insignia 2.0 Diesel ist immerhin 174 PS stark und der Bestseller im Segment, der VW Passat Variant 2.0 TDI kommt mit einem 150 PS starken Selbstzünder.
Das Opel Insignia Facelift (2020) im Video:
BMW 3er Touring, Opel Insignia Sports Tourer und VW Passat Variant im Vergleichstest
Auch im Vergleichstest zwischen BMW 3er Touring, Opel Insignia Sports Tourer und VW Passat Variant fällt eines wieder auf: Der 3er Touring war noch nie das größte Auto seiner Klasse. Das gilt auch für die aktuelle Generation, die seit 2019 erhältlich ist. Zwar bietet der Bajuware deutlich mehr Platz und einen größeren Kofferraum als die Vorgänger, doch der Opel und der VW stellen gerade in Reihe zwei schlichtweg noch mehr Raum für ihre Passagier:innen bereit. Gerade der Insignia Sports Tourer verwöhnt mit Chauffeurs-Limousinen-gleicher Beinfreiheit und der insgesamt üppigsten Zuladung, während der Wolfsburger Klassiker mit einem bis zu 1780 Liter großen Gepäckabteil beeindruckt. Zudem bleibt das Standard-Raummaß im VW bei fünfsitziger Innenraumkonfiguration mit 650 Litern in diesem Testumfeld unerreicht. Bei der Sicherheitsausstattung mustergültig ist der überaus edel eingerichtete und intuitiv bedienbare BMW. So lässt sich der Münchener Technologieträger neben den beinahe schon üblichen Brems- und Spurassistenten unter anderem mit einer Fahrautomatik ausrüsten, die das Auto im Falle einer Stausituation eigenständig in eine Rettungsgassenposition manövriert. Und auch eine Ampelerkennung oder einen innovativen Tempomaten mit automatischer Übernahme erkannter Geschwindigkeitsbegrenzungen bietet in diesem Testfeld nur der BMW 318d Touring. Gerade dem Opel Insignia Sports Tourer 2.0 Diesel merkt man durch das Fehlen autonomer Fahrfunktionen allmählich das fortgeschrittene Alter an, während beim VW Passat Variant 2.0 TDI SCR viele Assistenzsysteme schlichtweg nicht für die Basis-Ausstattungslinie verfügbar sind und somit Aufpreis kosten. Nicht einmal eine heute in dieser Klasse fast schon obligatorische City-Notbremsautomatik mit Passantenerkennung ist bei dem VW Serie.
Fahrkomfort: Komfortabelste Sitze im VW Passat Variant
BMW 3er Touring, Opel Insignia Sports Tourer und VW Passat Variant präsentieren sich im Vergleichstest als Reisewagen mit unterschiedlichen Stärken. Mit seinen großzügig geschnittenen und äußerst komfortabel gepolsterten ergoComfort-Sitzen findet der Passat schnell Freund:innen bei allen, die häufig lange Strecken zurücklegen und dabei keine körperlichen Ermüdungserscheinungen gebrauchen können. Allerdings setzen sie die 4315 Euro teure Ausstattungslinie Business voraus und kosten dann nochmals 1225 Euro Aufpreis. Nicht nur die Sitze sorgen für eine ausgeprägte Wohlfühlatmosphäre an Bord des Wolfsburger Bestsellers. Auch der Federungskomfort überzeugt. Der VW Passat Variant 2.0 TDI SCR liegt mit seinem 1200 Euro teuren Optionsfahrwerk samt adaptiver Stoßdämpfer satt auf der Straße und glättet gleichzeitig die meisten Unebenheiten souveräner als die Wettbewerber. So wogt etwa der Opel Insignia Sports Tourer 2.0 Diesel sanft über lange Wellen hinweg und reicht komplexere Fahrbahnschäden wie tiefere Schlaglöcher oder Kanten teils deutlich spürbar an die Passagier:innen weiter. Seine von der Aktion Gesunder Rücken e.V. zertifizierten Sitze, die ab der Ausstattungslinie Business Elegance (4375 Euro) zur Serienausstattung gehören, bieten derweil viel Seitenhalt und reichlich Verstellmöglichkeiten. Die Wangen der Sitzflächen drücken auf langer Fahrt aber etwas in die Oberschenkel. Ähnliches lässt sich auch über die optionalen Sportsitze des BMW 318d Touring sagen, die zwar vielfältige Einstellmöglichkeiten mitbringen, breitere Staturen auf Dauer aber etwas zwicken können. Der größte Vorzug des 318d Touring auf langer Strecke ist dessen hervorragende Geräuschisolierung. Gerade Wind und Abrollgeräusche hält sie merklich wirkungsvoller von den Fahrgästen fern, als dies bei der Konkurrenz der Fall ist. Das in unserem Testwagen eingebaute, aufpreispflichtige M-Sportfahrwerk verlangt hingegen trotz elektronisch geregelter Dämpfer eine gewisse Kompromissbereitschaft, da es selbst kleinere Unebenheiten vergleichsweise ungefiltert weitergibt. Darüber hinaus zeigt der sportliche 3er teils kräftige Vertikalbewegungen bei kurzen Bodenwellen und wankt beim Überfahren einseitiger Anregungen kernig um die Längsachse.
Motor/Getriebe: BMW 3er Touring verbraucht weniger
Auch wenn batterieelektrische Fahrzeuge im urbanen Alltag durchaus einen Sinn ergeben, bleibt ein moderner Turbodiesel für Langstreckenfahrer:innen die erste Wahl. Das jedenfalls untermauern BMW 3er Touring, Opel Insignia Sports Tourer und VW Passat Variant im Vergleichstest auf unserer Verbrauchsrunde. Der BMW 318d Touring benötigt auf 100 Kilometer lediglich 5,6 Liter Diesel, woran auch das serienmäßige Mild-Hybrid-System, bestehend aus einem Riemen-Starter-Generator samt 48-Volt-Bordnetz, einen gewissen Anteil haben dürfte. Schließlich ermöglicht dies selbst innerstädtisch viele Phasen des Segelns. Das bedeutet, dass sich der Motor abstellt, sobald der:die Fahrer:in den Fuß vom Gas nimmt und der Bajuware ohne Last vor sich hinrollt. Ein weiterer Vorzug des BMW ist einmal mehr die hellwache Automatik von ZF, die beim 318d als einzigem Modell der aktuellen 3er-Reihe aber Aufpreis kostet. Der Opel Insignia Sports Tourer 2.0 Diesel bestreitet den Test hingegen mit manuellem Getriebe – ein Exemplar mit optionaler Automatik konnte der Hersteller zum Testzeitpunkt nicht zur Verfügung stellen. Einen Nach- oder Vorteil im Verbrauch bringt dieser Umstand allerdings nicht mit sich. Auch der große Rüsselsheimer erweist sich mit einem Durchschnittsverbrauch von 6,0 Litern als angemessen sparsam. Darüber hinaus liefert sein 2,0-Liter-Turbodiesel dank des Leistungsplus von 24 PS auf die beiden Wettbewerber die spritzigsten Fahrleistungen und zieht den anderen beiden Kombis gerade bei höheren Geschwindigkeiten auf und davon. Allerdings arbeitet der Selbstzünder im Insignia nicht ganz so kultiviert wie die Triebsätze des Konkurrenten. Das größte Manko des VW Passat Variant 2.0 TDI SCR ist und bleibt das träge Doppelkupplungsgetriebe, das gerade beim Anfahren eine spürbare Verzögerung beim Kraftschluss mit sich bringt. Deshalb verliert der Wolfsburger auf den gleich starken BMW bis zur 100-km/h-Marke fast eine Sekunde. Der Durst des Routiniers hält sich mit durchschnittlich 6,1 Litern auf 100 Kilometer gleichfalls sehr in Grenzen.
Fahrdynamik: Opel Insignia Sports Tourer wirkt behäbiger
Wer von BMW 3er Touring, Opel Insignia Sports Tourer und VW Passat Variant ist der Dynamiker? Der Münchner hat gute Karten. Seit der im Jahr 1975 gestarteten ersten Generation steht der BMW 3er wie kaum ein anderes Modell des Premiumherstellers für die markentypische Freude am Fahren. Dieser langen Tradition folgend, wirft sich auch der über eine äußerst direkte Sportlenkung dirigierte BMW 318d Touring mit reichlich Esprit in alle Arten von Kurven, folgt genüsslich unter hoher Querbeschleunigung der vorgegebenen Linie und profitiert am Kurvenausgang von seiner einwandfreien Traktion. Beim Überschreiten des Grenzbereichs beginnt der Touring maßvoll über die Vorderachse zu schieben und lässt sich nur durch brutal provozierte Lastwechsel dazu überreden, sein Heck nach außen zu drücken. Der Opel Insignia Sports Tourer 2.0 Diesel wirkt beim Umstieg vom BMW im direkten Vergleich trotz des um 121 Kilogramm geringeren Leergewichts behäbiger und lenkt deutlich weniger willig ein. Zudem schiebt der Sports Tourer kräftig über die Vorderachse und muss dann mit gezielten Lastwechseln zurück auf die Ideallinie geführt werden. Außerdem leidet der Rüsselsheimer Kombi beim Herausbeschleunigen aus Kurven mit engeren Radien unter seiner mäßigen Traktion. Das kurveninnere Rad ringt jedenfalls häufig und laut vernehmbar um Haftung. Ein Highlight setzt der Opel aber dennoch: den mit 34,5 Metern kürzesten Bremsweg aus Tempo 100 mit kalter Anlage. Auch beim VW Passat Variant 2.0 TDI SCR gilt klar das Credo: Sicherheit vor maximaler Performance. Sein elektronisches Stabilitätsprogramm lässt sich nicht deaktivieren und diktiert recht streng, wie schnell der Variant um Kurven wetzen darf. Zumeist geschieht dies mit weniger Tempo als die Wettbewerber, wie die langsamste Handling- und Slalomzeit verdeutlicht. Subjektiv fühlt sich der VW dank der ordentlich Feedback liefernden Lenkung dabei aber recht agil an.
Umwelt/Kosten: Wenig attraktive Basisausstattung beim VW Passat Variant
Satte 12.960 Euro trennen den BMW 318d Touring unter Berücksichtigung aller für den Vergleichstest relevanten Extras vom günstigsten Gegner, dem Opel Insignia Sports Tourer 2.0 Diesel. Dass dem mit vielen teuren Fahrdynamik-Optionen bestückten Bajuwaren nur der letzte Platz im Kostenkapitel bleibt, liegt vor diesem Hintergrund auf der Hand. Wie der Opel überrascht auch der VW Passat Variant 2.0 TDI SCR auf den ersten Blick mit einem volkstümlichen Einstandspreis. Bei genauerer Betrachtung stellt sich die Basis-Ausstattungslinie Conceptline aber als wenig attraktiv heraus, da es viele wichtige Extras für sie nicht gibt. Die Wahl einer höheren Ausstattungslinie ist etwa erforderlich, wenn man auf eine vollständige Sicherheitsausstattung Wert legt. Die laufenden Kosten halten sich dank günstiger Verbräuche und moderater Typklassen-Einstufungen bei BMW 3er Touring, Opel Insignia Sports Tourer und VW Passat Variant im Rahmen.
BMW 318d Touring, Opel Insignia Sports Tourer 2.0 Diesel und VW Passat Variant 2.0 TDI SCR
AUTO ZEITUNG 11/2021 | BMW 318d Touring | Opel Insignia Sports Tourer 2.0 Diesel | VW Passat Variant 2.0 TDI SCR |
Technik | |||
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4; Biturbodiesel; Riemen-Starter- Generator; 48-V- Bordnetz | 4/4; Turbodiesel | 4/4; Turbodiesel |
Hubraum | 1995 cm³ | 1995 cm³ | 1968 cm³ |
Leistung | 110 kW / 150 PS, 4000 /min | 128 kW / 174 PS, 3500 /min | 110 kW / 150 PS, 3000 /min |
Max. Drehmoment | 320 Nm, 1500 - 3000 /min | 380 Nm, 1500 - 2750 /min | 360 Nm, 1600 - 2750 /min |
Getriebe/Antrieb | 8-Stufen-Automatik/ Hinterrad | 6-Gang, manuell/ Vorderrad | 7-Gang-Doppel- kupplung/ Vorderrad |
Messwerte | |||
Leergewicht (Werk/Test) | 1630 / 1734 kg | 1540 / 1613 kg | 1514 / 1642 kg |
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 8,8 s | 8,6 s | 9,6 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 215 km/h | 225 km/h | 213 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 35,7 / 34,6 m | 34,5 / 35,0 m | 35,0 / 34,8 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 6,5 / 4,8 l D | 6,0 / 4,8 l D | 6,1 / 4,9 l D |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 149 / 124 g/km | 160 / 124 g/km | 162 / 128 g/km |
Preise | |||
Grundpreis | 41.000 Euro | 33.845 Euro | 34.705 Euro |
Testwagenpreis | 51.180 Euro | 38.220 Euro | 45.040 Euro |
Der VW Passat Variant untermauert im Vergleichstest seinen Status als eines der besten Autos in der Mittelklasse. Obwohl mit sieben Jahren Bauzeit alles andere als taufrisch, verweist der Wolfsburger seine Kontrahenten mit angenehmen Komforteigenschaften und dem großen Gepäckraum auf die Plätze. Sein günstiger Einstandspreis ist aber eine Mogelpackung. Doch der Rückstand der Verfolger BMW 3er Touring und Opel Insignia Sports Tourer auf den VW Passat Variant ist geringer geworden. So kommt der Zweitplatzierte, der BMW 318d Touring, dem VW in der Eigenschaftswertung gefährlich nahe. Seine lebendige Fahrdynamik und der sparsame Motor sorgen für viele Punkte. Allerdings ist der BMW sehr teuer. Deshalb schließt der günstige Opel Insignia Sports Tourer, der mit Chauffeurs-Fond und kräftigem Vortrieb punktet, in der Endabrechnung bis auf weniger Zähler auf den 3er auf.