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Geht auch ganz einfach:

Lucid Air vs. Lotus Emeya: E-Performance-Limos im Duell

Zwei Elektro-Schocker

Johannes Riegsinger Autor
Inhalt
  1. Lucid Air und Lotus Emeya im Vergleich
  2. Sportlich und geräumig auf die große Tour
  3. Üppiges Raumangebot beider Kontrahenten
  4. Gewicht kontra Handling
  5. Technische Daten von Lucid Air Pure und Lotus Emeya
  6. Fazit

Bisher dominieren Porsche und Tesla den Markt der elektrisch angetriebenen Performance-Limousinen. Mit dem Lucid Air und dem Lotus Emeya gibt es seit 2024 bemerkenswert starke Konkurrenz für Taycan und Model S. Ein Vergleich!

 

Lucid Air und Lotus Emeya im Vergleich

Sportlich, effizient, modern und ohne SUV-Speckgürtel unterwegs sein – das ging bisher hauptsächlich bei Tesla oder Porsche. Während Tesla das Model S eher zögerlich nach vorn entwickelt, hat Porsche die umfang- und variantenreiche Taycan-Modellpalette 2024 erst wieder auf den neuesten Stand gebracht. Daraus einen uneinholbaren Vorsprung für Porsche abzuleiten, könnte aber zu früh sein, denn mittlerweile haben sich frische Player warmgelaufen. Da wäre zum Beispiel die Marke Lucid, deren Gründer Peter Rawlinson als ehemaliger Tesla-Technikchef ganz bestimmt weiß, was er tut. Dass Lucid in Newark (Kalifornien) sitzt, in Arizona und Saudi-Arabien fertigt, Batterietechnik für Formel 1-Teams liefert und mit Milliarden-Dollar-Beträgen vom Saudi-Arabischen Staatsfond PIF finanziert wird, dürfen Sie an dieser Stelle als Stammtisch-Basiswissen mitnehmen.

Die Marke hat sich einiges vorgenommen, will sukzessive aus der Start-up-Phase heraus und sich global etablieren – wenn es nur um die Autos geht, trauen wir das Lucid Motors definitiv zu. Die Power-Limousine Lucid Air beeindruckt, das für 2025 angekündigte SUV Gravity legt nach. Das Hauptanliegen des Lucid Air ist übrigens nicht die reine Performance, sondern ein Höchstmaß an Effizienz. Mit WLTP-Reichweiten von über 700 km schwächelt keine Antriebsvariante. Selbst der 250.000 Euro teure Air Sapphire mit seinen 920 kW (1251 PS) fährt bis zu 700 km weit. Auch der Lotus Emeya spielt in dieser Liga mit und will ein Stück vom Kuchen abhaben. Höchste Zeit also für einen ersten Vergleich.
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Leslie & Cars zeigt den Lotus Eletre (2022) im Video:

 
 

Sportlich und geräumig auf die große Tour

Vielleicht die momentan spannendste Variante ist aber der maßvoll motorisierte und eingepreiste Lucid Air Pure mit Single-Motor, Hinterradantrieb, 325 kW (442 PS) und einem Basispreis von 85.000 Euro (Alle Preise: Stand Juli 2024). Dass der Pure lediglich 2070 kg wiegt, lässt ihn gegenüber seinen schwereren Brüdern mit Front-/Heckmotor sowie größeren Batterien deutlich frischer fahren. Im rasanten Kopf-an-Kopf-Vergleich mit dem Air Grand Tour konnte der Pure selbst auf abgesperrter Strecke punkten: Dass da beim Anbremsen mehrere hundert Kilo weniger in die Ecken schieben und im Radius nach vorne oder außen drängen, ist direkt zu spüren. Das gleiche gilt fürs Handling in Wechselkurven, die der Pure direkter und lockerer nimmt. Klar, auf den Geraden sind die brachial starken Air-Modelle dann schnell wieder ran. Mit dem Pure macht das Fahren aber trotzdem mehr Spaß, wenn man es kurvenreich mag.

Kurven? Leichtgewicht? Klingelt da was? Na klar, denn wir alle haben schließlich noch gute, wenn auch etwas verschüttete Erinnerungen an die britische Lightweight-Instanz Lotus, die trotz aller Business-Holperstrecken immer noch als große Traditionsmarke gelten darf. Mittlerweile gehört Lotus zum großen chinesischen Geely-Konzern (Volvo, Polestar...) und darf sich gerade auch mit dem Lotus Emeya vollkommen neu erfinden. Nur noch der kleine Emira vertritt die Philosophie des federleichten Kurvensuchgeräts, ansonsten wird die Modellpalette auf dramatische Über-Elektriker umgestellt. Elektro-Know-how aus China, Fertigung in China, Design und Chassis-Entwicklung aus England, Plattform-Engineering aus Deutschland – dass wir vom Power-SUV Lotus Eletre beim Erstkontakt ziemlich begeistert waren, liegt nahe.

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Üppiges Raumangebot beider Kontrahenten

Die Performance-Limousine Emeya legt da druckvoll nach, zielt geradewegs unter die Gürtellinie des Lucid Air, macht dem Taycan Konkurrenz, lässt einen Tesla bemerkenswert altbacken aussehen und geht auch den anderen deutschen Elektro-Instanzen ans Leder: Mercedes EQS/EQE oder BMW i5/i7 könnten gut begründet Kund:innen an Lotus verlieren. So viel steht nach den ersten Testfahrten im Emeya fest. Der chinesische Multikulti-Brite ist ein eindrucksvoll großes Auto, hat im Innenraum gefühlt S-Klasse-Niveau, besitzt einen großen Kofferraum, zeigt eine eindrucksvoll gute Verarbeitung und ein starkes Cockpit.

Der Lucid Air, den wir zum direkten Vergleich gefahren haben, muss sich aber zumindest in Sachen Raumangebot nicht verstecken, sein Package ist ausgezeichnet. Trotz etwas geringerer Außenabmessungen zeigt auch der Reichweiten-Star aus den USA üppige Beinfreiheit im Fond – lediglich die Kopffreiheit könnte etwas besser sein. Im Vergleich der Gepäckräume hat der Lucid die Nase vorn, sein praxistauglicher "Frunk" (vorderer Kofferraum) fasst erstaunliche 220 l zusätzlich zum normalen Gepäckabteil. Der Lotus Emeya hat unter seiner flachen Fronthaube nur 31 l Extra-Raum zu bieten – fürs Ladekabel reicht das aber locker.

In Sachen Ergonomie und Funktionalität unterscheiden sich Lotus und Lucid stark, je nach Vorliebe dürfte man entweder den US-Entwurf schätzen oder dem Briten huldigen. Im Lotus Emeya sitzt man etwas höher, Instrumente gibt es nur in einer minimalen Displayleiste und als Head-up-Display, sämtliche sonstigen Funktionen und Anzeigen sammeln sich zentral auf dem großen Mittendisplay. Dessen Bedienung ist übrigens ausgesprochen gelungen, mit wenig verschachtelten Menüs und verzögerungsfreien Reaktionen. Auch der Lucid Air setzt auf eine schlank geschnittene Display-Instrumenten-Kombi samt großem Mittendisplay, auch bei ihm überzeugt die Bedienung. Sowohl Lotus als auch Lucid sparen sich einen überflüssigen Fettrand an vermeintlichen Must-have-Glamour-Funktionen. Das wirkt sympathisch und maßvoll, sorgt für eine intuitive Bedienung – vermisst haben wir im ersten Test rein gar nichts.

 

Gewicht kontra Handling

Aber zurück zum traditionellen Fahrdynamik-Anspruch der Marke Lotus. Der kondensiert nun nicht mehr in drahtiger Impulsivität, sondern vor allem in brachialer Längsdynamik. Selbst das 450 kW (603 PS) starke Emeya-Basismodell geht in unserem Vergleich gnadenlos voran, beim 675 kW (905 PS) starken Emeya R bleibt kein Auge trocken. Beim dazwischen positionierten Lotus Emeya S handelt es sich übrigens nicht um eine Leistungs-, sondern nur um eine höherwertige Ausstattungsvariante. Solange die Strecke gut gebügelt ist und die Kurven mit moderaten Radien aufwarten, wirkt der Emeya ausgesprochen wach. Er federt ausgewogen komponiert, straff und trotzdem komfortabel, bleibt aber auch auf schlechteren Straßen gut kontrollierbar.

Sobald es dann aber beispielsweise in die wilden Wechselkurven des Hochtannberg-Passes im Bregenzer Wald ging, war dasselbe Phänomen wie beim Lucid Air zu beobachten: Ein hohes Fahrzeuggewicht bringt spürbare Behäbigkeit in die gewünschten knackigen Richtungswechsel. Das für den Emeya S optional und Emeya R serienmäßig erhältliche Dynamic Handling-Fahrwerk mit Allradlenkung und intelligenter Wankstabilisierung ändert am Fahrverhalten wenig. Es packt vielmehr nur noch weitere Pfunde auf die Chassis-Rippen und schiebt damit einen etwas künstlich wirkenden Wohlfühl-Filter zwischen Fahrer:in und Straße.

 

Technische Daten von Lucid Air Pure und Lotus Emeya

AUTO ZEITUNG 15/2024Lucid Air PureLotus Emeya
Technik
Motor1 permanenterregte Synchronmaschine2 permanenterregte Synchronmaschinen
AntriebKonstantübersetzung; HinterradKonstantübersetzung; Allrad
Systemleistung325 kW/442 PS450 kW/603 PS
Systemdrehmoment550 Nm710 Nm
Spannung; Kapazität 650 V; 88,0 kWh800V; 102,0  kWh
Karosserie
Außenmaße (L/B/H)4975/1936 (2196)*/1417 mm5139/2123 (2241)*/1459 mm
Leergewicht (Werk/Test)2070/480 kg2490/535kg
Kofferraumvolumen627-1835 l426-1388 l
Fahrleistungen
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)4,7 s4,2 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)200 km/h249 km/h
Verbrauch auf 100 km (WLTP)13,0 kWh20,5 kWh
Reichweite (WLTP)747 km610 km
Preise
Grundpreis85.000 €106.400 €
*Breite mit Außenspiegel 

 
Johannes Riegsinger Johannes Riegsinger
Unser Fazit

Elektromobilität bleibt weiter spannend, Lotus Emeya und Lucid Air tragen ihren Teil dazu bei. Sie machen nicht nur dem Porsche Taycan Konkurrenz, sondern sollten auch einmal von Fans bärenstarker Power-Limousinen à la Audi RS6, BMW M5 und AMG E-Klasse angetestet werden. Furioser Vorwärtsdrang, lässiges Raumangebot, unbestechlicher Alltagsnutzen, Hightech-Anspruch, Komfort und Sportlichkeit – das alles macht diese Newcomer aus. Schlüssel-Argument für den Lucid Air ist seine ausgefeilte Effizienz, durch die er phänomenale Reichweiten auch im Vergleich zu klassischen Performance-Verbrennern erzielt. Der Lotus Emeya wiederum setzt auf ultraschnelle Ladegeschwindigkeiten von bis zu 402 kW. In unserem Praxis-Test hat der Emeya an einer Ionity-Schnellladestation aus dem Stand heraus mit deutlich über 300 kW geladen. Vielversprechend!  

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