Honda HR-V/VW T-Cross: Vergleichstest
Der HR-V zielt auf den T-Cross – mit Erfolg?
- Honda HR-V e:HEV & VW T-Cross 1.5 TSI im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Bequemere Polster im VW T-Cross
- Motor/Getriebe: Effizienter Antrieb im Honda HR-V e:HEV
- Fahrdynamik: VW T-Cross punktet beim Slalom
- Umwelt/Kosten: Teure Technik im Honda HR-V
- Messwerte & technische Daten Honda HR-V e:HEV & VW T-Cross 1.5 TSI
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Unter den vielen kompakten SUV ist der Honda HR-V technisch ein echter Exot. Im Vergleichstest stellt sich der Hybrid-Japaner dem konventionellen VW T-Cross 1.5 TSI.
Mit ungewöhnlicher Technik rollt der Honda HR-V e:HEV zum Vergleichstest gegen den VW T-Cross 1.5 TSI. Bis 2040 will Honda seine komplette Modellpalette auf E-Antriebe umstellen. Wichtige Schritte zu diesem Ziel markieren dabei die aktuellen Voll-Hybride der volumenstarken Baureihen CR-V, Jazz sowie neuerdings auch HR-V. Typisch Honda wählt der japanische Hersteller dabei jedoch keineswegs den simpelsten technischen Ansatz, sondern schnürt einen nach dem Atkinson-Verfahren arbeitenden Benziner ohne Aufladung mit zwei E-Maschinen zu einem ebenso exotischen wie bedienungsfreundlichen Paket zusammen. Hightech-Fans schätzen den HR-V allein dafür. Doch was bringt es? Um das zu klären, vergleichen wir den e:HEV-Antrieb mit dem bekannt guten und effizienten Turbo-Benziner im VW T-Cross 1.5 TSI. Kann der Deutsche trotz seiner konventionellen Technik und noch kompakteren Abmessungen gegen den japanischen Herausforderer bestehen? Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Honda HR-V (2021) im Video:
Honda HR-V e:HEV & VW T-Cross 1.5 TSI im Vergleichstest
Äußerlich kommt der Honda HR-V zwar kantig, aber dennoch relativ unauffällig daher. Dank seiner Außenlänge von 4,34 Metern liegt das Platzangebot vorn wie hinten in der Klassennorm. So sitzen Großgewachsene selbst auf der Rückbank bequem. Eine Honda-Spezialität ist dabei das Magic-Seat-System: Die Rückbank lässt sich zweiteilig umklappen und erhöht dadurch das Kofferraumvolumen von 335 auf 1305 Liter. Zudem kann man die Sitzflächen der zweiten Reihe aufstellen. So passen dank des tiefen Bodens sperrige Güter wie Pflanzentöpfe oder Fahrräder aufrecht zwischen die Sitzreihen. Der 23 Zentimeter kürzere VW kontert mit perfekter Raumausnutzung, einer verschiebbaren Rücksitzbank, einem umklappbaren Beifahrersitz (optional) und größerem Kofferraumvolumen (455 Liter). Außerdem darf er 1200 Kilogramm schwere Anhänger ziehen. Beim Honda HR-V ist keine Anhängelast vorgesehen. Auch die Dachlast ist mit 45 Kilogramm eher knausrig ausgelegt. Bei der Sicherheitsausstattung punktet der Japaner im Vergleichstest dagegen richtig. Schon in der Basisausstattung "Elegance" sind nämlich der adaptive Tempomat samt Verkehrszeichenerkennung, ein aktiver Spurhalte- sowie ein Stauassistent und die Rückfahrkamera serienmäßig an Bord. Toter-Winkel-Warner und Ausparkassistent sind ab der 2200 Euro teureren und dann sehr gut bestückten "Advance"-Variante Standard.
Fahrkomfort: Bequemere Polster im VW T-Cross
Wer sich an die exotisch anmutenden Science-Fiction-Cockpits der jüngeren Honda-Geschichte erinnert, wird den neuen Honda HR-V als aufgeräumt und übersichtlich zu schätzen wissen. Die Instrumente mit dem klassischen Tachometer rechts und einem runden Display links sind gut ablesbar, die Klimabedienung ist klar vom Infotainment-Bereich getrennt und der Hybrid-Antrieb lässt sich einfach über einen dicken Wählhebel bedienen. Sogar der Sitzkomfort geht vorn wie hinten absolut in Ordnung. Auf langen Strecken zeigt sich das etwas üppiger dimensionierte Sitz-Ensemble im VW T-Cross aber noch einen Tick bequemer. Beim Geräuschkomfort sollte der Japaner mit seinem Teilzeit-E-Antrieb gut abschneiden, aber Wind- und Antriebsgeräusche dominieren bei schnellerer Fahrt. Leises Stromern geht im Vergleichstest nur kurz und bei langsamerer Gangart. Wer es gemütlich angeht, wird sich dafür am ausgewogenen Fahrwerk erfreuen. Trotz 18-Zoll-Bereifung wird es auch auf marodem Untergrund selten rappelig. Der VW T-Cross liegt im Vergleich etwas straffer auf der Bahn als der Honda HR-V und hält zudem noch reichlich Federwegreserven für schlechte Wegstrecken parat.
Motor/Getriebe: Effizienter Antrieb im Honda HR-V e:HEV
Während im VW T-Cross 1.5 TSI der oft gelobte 1,5 Liter-Turbo-Vierzylinder mit 150 PS (110 kW) und Doppelkupplungsgetriebe arbeitet, geht der Honda HR-V e:HEV ganz eigene Wege. Hier kommt ausschließlich der im Prinzip schon aus dem Jazz bekannte Hybrid-Antrieb zum Einsatz. Und bei dem treibt hauptsächlich ein 96 kW (131 PS) starker Elektro-Motor die Vorderräder an. Ein Getriebe braucht er dafür nicht. Den Strom für den E-Motor erzeugt eine zweite E-Maschine, die als Generator an den 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner gekoppelt ist. Weil der Verbrenner ohne Turbo auskommt und im Atkinson-Zyklus (längerer Expansionshub, höherer Wirkungsgrad) arbeitet, soll er besonders sparsam sein. Zudem kann auch er bei bestimmten Geschwindigkeiten und hoher Last (Autobahn) direkt die Vorderräder antreiben. Gepuffert wird der Strom in einer kompakten 0,9-kWh-Lithium-Ionen-Batterie. Klingt komplex? Ist es auch. Selbst wenn das System bei ruhiger Fahrt noch unauffällig arbeitet – spätestens bei sportlicher Fahrweise stört das etwas zähe und akustisch gewöhnungsbedürftige Zusammenspiel aus hochdrehendem Vierzylinder und E-Maschinen. Der technische Aufwand macht sich aber beim Verbrauch bemerkbar: Im Vergleichstest reichen dem Honda HR-V e:HEV 6,5 Liter für 100 Kilometer. Der VW T-Cross 1.5 TSI braucht für die gleiche Übung genau einen Liter mehr, ist aber auch spürbar flotter und packt viel kräftiger zu.
Fahrdynamik: VW T-Cross punktet beim Slalom
Auch bei Fahrspaß und Fahrdynamik fährt der VW T-Cross in einer anderen Liga. Er umrundet die Pylonen im Slalom und den Handlingkurs deutlich zackiger und gibt viel mehr Rückmeldung als der Honda HR-V. Zudem setzt er Gas- und Lenkbefehle direkter um. Der Japaner wirkt im Vergleichstest träge und entkoppelt – auch weil Gasgeben nicht immer gleich mit steigender Motordrehzahl quittiert wird. Zudem ist seine Lenkung nicht so präzise wie die des VW T-Cross 1.5 TSI. Enttäuschend sind die Bremswerte des Honda HR-V e:HEV. Trotz etwas breiterer 225er-Michelin-Reifen kommt der 1,4 Tonnen schwere Honda bei einer Vollbremsung aus 100 km/h erst nach rund 38 Metern zum Stehen. Der T-Cross schafft das mehr als zwei Meter früher.
Umwelt/Kosten: Teure Technik im Honda HR-V
Auch wenn er durch seinen niedrigen Verbrauch Punkte sammelt – günstig ist so ein Honda HR-V e:HEV mit seinem komplexen Hybrid-Antrieb nicht. Mindestens 31.300 Euro müssen für das Basismodell bezahlt werden. Dafür sind aber fast alle Sicherheitsextras sowie die komplette testrelevante Ausstattung samt 18-Zoll-Bereifung an Bord. Den 150 PS starken VW T-Cross 1.5 TSI gibt es ab 28.485 Euro in der gehobenen "Life"-Ausstattung. Rechnet man noch die optionalen 18-Zöller dazu, kommt man auf die nahezu gleiche Summe wie beim Honda. Gleichstand im Kostenkapitel des Vergleichstests.
Auch interessant:
Messwerte & technische Daten Honda HR-V e:HEV & VW T-Cross 1.5 TSI
Ergebnis in Punkten
Das Beste an der hochkomplexen Hybridtechnik des Honda HR-V e:HEV ist, wie einfach und clever das Auto das Zusammenspiel der drei Motoren managt. Die Performance ist jedoch eher träge. Gut: der niedrige Verbrauch. Auch Sicherheitsausstattung und Verarbeitung sind klasse. In nahezu allen übrigen Wertungskriterien erweist sich aber der VW T-Cross 1.5 TSI als das kompetentere Fahrzeug. Obwohl ein gutes Stück kürzer, bietet er ein vergleichbares Raumangebot und stets ein Quäntchen mehr Komfort. Zudem agiert sein Antrieb im Vergleichstest lebhafter und seine dynamischen Reserven liegen auf einem höheren Niveau.