Focus Turnier/i30 Kombi/Octavia Combi/Golf Variant: Test Kompakte Lademeister im Test
- Ford Focus Turnier, VW Golf Variant, Skoda Octavia und Hyundai i30 Kombi im Test
- Fahrkomfort: VW Golf Variant siegt dank komfortabler Federung
- Motor: Ford Focus Turnier besticht mit ausgeprägter Drehfreude
- Fahrdynamik: VW Golf Variant äußerst neutral
- Kosten: Hyundai i30 Kombi mit dem besten Gesamtpaket
- Technische Daten Ford Focus Turnier, VW Golf Variant, Skoda Octavia und Hyundai i30 Kombi
- Fazit
Folgt der Ford Focus Turnier seinem fünftürigen Pendant und schlängt in seinem ersten Vergleich die versammelte Kompakt-Elite? Das klärt der Test gegen Hyundai i30 Kombi, Skoda Octavia Combi und VW Golf Variant!
Der neue Ford Focus hat es sogar geschafft, eine neue Hackordnung festzulegen, indem er in seinem ersten Test den jahrelangen Dominator seiner Klasse, den VW Golf, vom Thron stieß. Dessen Kombiversion Ford Focus Turnier soll seine Position an der Spitze des Segments nun festigen. Allerdings führt der Weg in den Kompakt-Olymp auch für den Turnier über harte Wettbewerber, wie natürlich den VW Golf Variant, der zwar am Ende seiner Karriere steht, aber immer noch einige wichtige Argumente, etwa den tollen Fahrkomfort und die umfangreiche Sicherheitsausstattung, auf seiner Seite hat. Mit dem Skoda Octavia Combi steigt ein weiterer extrem erfolgreicher Routinier in den Ring, der mit Platz und sozialverträglichen Preisen glänzt. Abgerundet wird das vielfältige Testfeld vom Hyundai i30 Kombi. Der Koreaner ist seit Juli 2017 auf dem Markt und überzeugt Tester wie Kunden ebenfalls mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis – beste Voraussetzungen für einen interessanten Wettkampf. Mehr zum Thema: Neuer Ford Focus im Vergleich
Ford Focus Turnier (2018) im Video:
Ford Focus Turnier, VW Golf Variant, Skoda Octavia und Hyundai i30 Kombi im Test
Vom Platzangebot und der damit verbundenen Alltagstauglichkeit her sind viele Kompakt-Kombis wie der Ford Focus Turnier Mittelklasse-Lastern mindestens ebenbürtig – wenn nicht sogar überlegen. Das beweisen auch die in diesem Test versammelten Exemplare ausnahmslos. Dennoch gibt es kleinere Unterschiede. So bietet er beispielsweise nicht nur deutlich mehr Platz als sein Vorgänger, sondern auch als der Hyundai i30 Kombi und – zumindest im Fond – sogar als der VW Golf Variant. Lediglich der bekannt geräumige Skoda Octavia Combi ist mit seiner extrem üppigen Kniefreiheit in Reihe zwei immer noch eine Klasse für sich. Relativ ähnlich sind sich die Testkandidaten indes, was das Kofferraumvolumen angeht. Alle vier Kombis schlucken bei fünfsitziger Innenraumkonfiguration etwas mehr als 600 Liter – was für die meisten Alltagssituationen mehr als genug ist. Beim maximalen Laderaumvolumen ist es erneut der Skoda Octavia Combi, der die Nase knapp vorn hat – wenngleich der Ford (1653 Liter), der Hyundai i30 Kombi (1650 Liter) und auch der VW Golf Variant (1620 Liter) nicht vor anspruchsvolleren Transportaufgaben zurückschrecken müssen. In Sachen Variabilität erarbeiten sich die beiden Volkswagen-Konzernprodukte mit einer umklapparen Beifahrersitzlehne einen kleinen Vorteil. Beim Golf ist dieses praktische Feature, das den Transport sehr langer Gegenstände ermöglicht, serienmäßig. Skoda verlangt dafür maßvolle 80 Euro. Ansonsten verfügen sämtliche Testteilnehmer über zweiteilig umlegbare Rücksitzlehnen mit Durchreichfunktion. Letztere ist beim Ford aber nur als Bestandteil eines Optionspakets erhältlich, das 250 Euro extra kostet. Frei Haus hingegen gibt es für den von uns getesteten Focus Turnier 1.5 EcoBoost einige wichtige Assistenzsysteme wie etwa eine autonome Notbremsfunktion mit Fußgängererkennung, Verkehrszeichen- Erfassung mit adaptivem Geschwindigkeitsbegrenzer und eine Spurhaltehilfe. Optional lässt sich der Kölner überdies unter anderem mit intelligenten LED-Scheinwerfern samt Kurvenlicht, einem Ausweichassistenten, einer Falschfahrerwarnung, die vor unbeabsichtigtem Befahren in falscher Fahrtrichtung schützt, oder sogar einem Head-up-Display bestücken. Außerdem kann der Focus, der innen auch qualitativ und bei der Bedienung im Vergleich zum Vorgänger deutlich hinzugewonnen hat, gegen Aufpreis teilautonom fahren – beispielsweise im Stau. Vor dieser Armada an Sicherheitstechnologien muss vor allem der Hyundai i30 kapitulieren, der zwar ebenfalls eine automatische Notbremse oder Assistenten zum Spurwechseln und -halten bietet, Dinge wie einen Notrufassistenten oder autonomes Fahren jedoch vermissen lässt.
Fahrkomfort: VW Golf Variant siegt dank komfortabler Federung
Was die Federungseigenschaften angeht, so zeigt der neue Ford Focus Turnier im Test, dass er ein typischer Ford ist. Der Kompaktkombi beherrscht gekonnt den schwierigen Spagat zwischen sportlicher Straffheit und langstreckentauglichem Schluckvermögen. Sein Set-up, das ohne elektronisch geregelte Dämpfer auskommt, spricht auf feine Unebenheiten sensibel an und lässt sich auch von gröberen Fahrbahnschäden oder langen Wellen kaum aus der Ruhe bringen. Mit diesen Tugenden kommt der Kölner sehr nahe an den VW Golf Variant heran, der allerdings mit adaptiven Dämpfern für 1045 Euro ausgerüstet ist. Besonders auf Kanten und einseitigen Anregungen wie hervorstehenden Gully-Deckeln wirkt der Wolfsburger noch etwas geschmeidiger als sein Kölner Kontrahent. Der Hyundai i30 Kombi trumpft hingegen mit maximaler Beladung groß auf, verarbeitet nahezu sämtliche Straßenschäden gesittet und verfügt bei schnellerer Fahrt über hohe Reserven. Im unbeladenen Zustand hingegen wirkt gerade die Hinterachse des Koreaners etwas bockig. Letzteres gilt in noch größerem Maße für den Skoda Octavia Combi, der auch mit der hier getesteten 150-PS-Motorisierung mit einer Verbundlenker-Hinterachse bestückt ist. Gerade auf sehr schlechten Straßen wirkt sie hoffnungslos überfordert und leitet Stöße in die Fahrgastzelle weiter. Darüber hinaus sind die Federungsreserven im beladenen Zustand deutlich früher erschöpft als bei den Wettbewerbern. Eine deutlich bessere Figur gibt der große Tscheche aus Mladá Boleslav auf der Autobahn ab. Dort häufig auftretende kurze und lange Wellen verarbeitet er weitgehend unauffällig. Somit sichert sich am Ende der VW Golf den Kapitelsieg, was aber nicht nur an seiner komfortablen Federung, sondern auch an den bequemen ergoActive-Sitzen liegt. Die 655 Euro teuren Optionssitze sind angenehm straff gepolstert, engen auch breitere Staturen nicht ein und stellen dennoch eine feste Seitenabstützung bereit. Der Fond mit dem größten Verwöhnaroma findet sich hingegen im Skoda Octavia. Hier sitzen auch Großgewachsene sehr entspannt und freuen sich über eine angenehme Konturierung im Rücken.
Motor: Ford Focus Turnier besticht mit ausgeprägter Drehfreude
Der Ford Focus Turnier 1.5 ist bei diesem Test mit der neuesten Ausbaustufe des viel gelobten EcoBoost-Dreizylinder-Turbobenziners ausgerüstet. Das 150 PS starke Triebwerk gefällt mit seiner ausgeprägten Drehfreude, hält sich akustisch vornehm zurück und liefert ansprechende Fahrleistungen. So erreicht der Kölner, der mit 1420 Kilogramm Leergewicht das schwerste Fahrzeug in diesem Testfeld ist, Tempo 100 nach glatten neun Sekunden. Allerdings beschleunigen der gleichfalls 150 PS starke VW Golf Variant und auch der Hyundai i30 Kombi mit seinem zehn PS schwächeren Vierzylinder-Turbo in 8,6 beziehungsweise 8,5 Sekunden noch flotter auf Landstraßentempo. Obwohl der Skoda Octavia Combi 1.5 TSI über den gleichen Vierzylinder mit 150 PS wie der VW Golf verfügt, benötigt er mit 9,1 Sekunden eine halbe Sekunde länger für das Erreichen der 100-km/h-Marke. Allerdings tritt der Golf hier als Einziger mit einem automatisierten Doppelkupplungsgetriebe an, während die Rivalen von Hand geschaltet werden. In Sachen Effizienz ist der 1.5 TSI ebenfalls das Maß aller Dinge in diesem Quartett, wie der Testverbrauch von 7,1 Litern für den Skoda und 7,2 Litern für den VW beweist. Allerdings sind der Ford und der Hyundai mit 7,4 und 7,7 Litern pro 100 km nicht viel durstiger.
Fahrdynamik: VW Golf Variant äußerst neutral
Subjektiv bereitet der hochgradig agile Ford Focus Turnier im Test mit seiner überaus direkten Lenkung und den bissig ansprechenden Bremsen den meisten Fahrspaß, zumal die sportliche Grundabstimmung ein gezieltes, völlig unkritisches Mitlenken der Hinterachse erlaubt. Zur hoch entwickelten Fahrsicherheit passen auch die hervorragenden Bremsen, die nicht nur top dosierbar sind, sondern mit 33,6 Metern im kalten und 32,9 Metern im warmen Zustand die kürzesten Bremswege aus Tempo 100 liefern. Allerdings gibt das prinzipiell dezent regelnde ESP des Ford Focus die Gasannahme erst verzögert wieder frei. So verliert er beim Herausbeschleunigen aus engen Kehren oder Wechselkurven Zeit. Und so markiert der Ford Focus weder im Slalom noch auf dem Handlingparcours den Bestwert. Auf dem Rundkurs gibt der neutral liegende VW Golf Variant den Ton an, der präzise und agil einlenkt und weitgehend unbehelligt von seinem elektronischen Rettungsanker hohe Kurvengeschwindigkeiten erreicht. Tendenziell fühlt sich der Skoda Octavia Combi ähnlich agil anwie sein technisch enger Verwandter und weist durch sein neutrales Eigenlenkverhalten eine ebenso hoch entwickelte Fahrsicherheit auf. Dennoch erreicht der Tscheche hier nach dem VW Golf und dem Ford Focus nur die drittschnellste Zeit. Die rote Laterne geht auf der Handlingstrecke an den Hyundai i30 Kombi. Der etwas schwächere Motor und die im Vergleich zu den drei anderen Wettstreitern schlechtere Traktion vereiteln trotz der grundsätzlich ausgeprägten Agilität ein besseres Abschneiden. Immerhin beweist der Koreaner im Slalom-Parcours, den er als Schnellster durcheilt, sein hohes fahrdynamisches Potenzial. Und auch die zweitkürzesten Bremswege verdienen Lob.
Kosten: Hyundai i30 Kombi mit dem besten Gesamtpaket
Mit einem Grundpreis von 26.500 Euro ist der Ford Focus Turnier nur 650 Euro günstiger als der VW Golf Variant – jedoch bei deutlich umfangreicherer Serienausstattung. Speziell hinsichtlich der Connectivity ist Ford überaus großzügig. Unter Berücksichtigung der testrelevanten Extras entpuppt sich der Golf abermals als der kostspieligste Wettbewerber. Dahinter folgt der Skoda Octavia Combi, der aber schon 3760 Euro günstiger als der Konzernbruder ist. Weitere 70 Euro weniger kostet der Focus mit der testrelevanten Ausstattung. Dadurch erreicht er den zweiten Platz in der Kosten-Disziplin. Der Kapitelsieg geht erwartbar an den Hyundai i30 Kombi, der mit 24.050 Euro den geringsten bewerteten Preis hat und auch noch die umfangreichsten Garantieleistungen mitbringt.
Technische Daten Ford Focus Turnier, VW Golf Variant, Skoda Octavia und Hyundai i30 Kombi
Der neue Ford Focus Turnier 1.5 EcoBoost auf Rang eins bestätigt, dass die Kölner in der Kompaktklasse derzeit eines der besten Fahrzeuge am Start haben. Der Turnier bietet viel Platz und eine äußerst umfangreiche (Sicherheits-)Ausstattung. Auch sportliche Fahrer kommen dank der hohen Agilität auf ihre Kosten. Die übrigen Wettbewerber trennen indes nur wenige Zähler voneinander. Platz zwei geht an den in Ehren ergrauten Skoda Octavia Combi 1.5 TSI, dessen Raumangebot im Fond und maximales Laderaumvolumen immer noch Maßstäbe setzen. In der Eigenschaftswertung noch vor dem Skoda Octavia liegend, erreicht der VW Golf Variant 1.5 TSI Gesamtrang drei. Der hohe Preis wird dem Wolfsburger am Ende aber zum Verhängnis. Platz vier geht an den Hyundai i30 Kombi 1.4 T-GDI. Angesichts des geringen Rückstands von nur sieben Zählern auf den Golf ist aber auch er alles andere als ein Verlierer.