Ford Fiesta EcoBoost/Suzuki Swift: Test Ford Fiesta gegen Suzuki Swift
- Suzuki Swift und Ford Fiesta im Test
- Karrosserie des Swift deutlich leichter
- Fahrkomfort beim Swift durch Leichtbau beeinträchtigt
- Motor des Fiesta beschleunigt träger
- Fiesta liegt deutlich ruhiger
- Umwelt/Kosten: Garantie auf Technik und Lack bei Suzuki
- Connectivity: Swift bereits als Comfort+ Ausstattung
- Technische Daten Suzuki Swift und Ford Fiesta
- Fazit
Mit Hybridantrieb und Leichtbau nimmt der Suzuki Swift im Kleinwagensegment eine Sonderstellung ein. Reicht das im Vergleich mit dem Ford Fiesta und dessen mehrfach als "Engine of the Year" ausgezeichneten EcoBoost-Motor? Der Test!
Seit ihrem Debüt vor rund einem Jahr erweist sich die achte Generation des Ford Fiesta als Erfolgstyp. In diversen Vergleichstests der AUTO ZEITUNG setzte sich der schnittige Kölner gegen die versammelte Konkurrenz des Kleinwagensegments geschickt in Szene, konnte sich entweder zum Sieger küren oder zumindest einen Podestplatz feiern. Gegen einen Gegner wie den Suzuki Swift hatte es der Fiesta dabei bislang allerdings noch nicht zu tun. Denn der Japaner tritt mit einem aus Verbrennungsmotor und Starter-Generator bestehenden Mild-Hybrid- System an – und präsentiert sichdamit antriebsseitig recht aufwendig konstruiert. Da auch die Ford-Ingenieure einiges an Gehirnschmalz in die Entwicklung ihres 1.0 EcoBoost-Motors steckten – wie sechs Auszeichnungen als "International Engine of the Year" in Folge unterstreichen –, verspricht dieses Duell, ein sehr spannendes zu werden.
Suzuki Swift und Ford Fiesta im Test
Dass im Lastenheft des Suzuki Swift das Thema Leichtbau besonders betont wurde, ist im wahrsten Sinne des Worte mit Händen greifbar. Denn wer zum Einsteigen eine der Türen öffnet, empfindet diese als geradezu federleicht. Und in der Tat weist die Waage für den Japaner einen Gewichtsvorteil von exakt 237 Kilogramm gegenüber dem Fiesta aus – das ist viel in dieser Klasse mit Fahrzeuggewichten von nur rund einer Tonne. Obwohl insgesamt 20 Zentimeter kürzer als sein Rivale, bietet der Suzuki im Innenraum dank der besseren Kopffreiheit vor allem hinten die etwas luftigeren Platzverhältnisse. Dafür fällt sein Kofferraumvolumen mit 265 bis 947 Litern (Fiesta: 292 bis 1093 Liter) etwas geringer aus.
Karrosserie des Swift deutlich leichter
Bei der Variabilität erreicht der Swift nicht ganz das Niveau des Fiesta, der sich beispielsweise mit einem doppelten Ladeboden (75 Euro) ausstatten lässt und zudem 53 Kilogramm mehr zuladen darf. Mit dem Hybridantrieb ist der Swift nur in der Topausstattung Comfort+ zu haben, die sich auch im Bereich Sicherheit und Assistenzsysteme absolut auf der Höhe der Zeit präsentiert. So sind serienmäßig unter anderem LED-Scheinwerfer, Abstandsregeltempomat sowie Kollisionswarner und ein autonomes Notbremssystem an Bord – Features, die der Fiesta im Paket nur gegen Aufpreis bietet (550 Euro). Dafür stehen für den Ford mit dem Spurwechselassistenten samt Querverkehrwarner (425 Euro) und dem Einparkassistenten (570 Euro) zwei Systeme zur Wahl, die Suzuki für den Swift nicht anbietet. Die Bedienung gibt in beiden Duellanten keinerlei Rätsel auf, wobei der Ford unter anderem wegen seines größeren und höher positionierten Zentralbildschirms auch hier die Nase leicht vorn hat. Gleiches gilt für die Anmutung der im Innenraum verarbeiteten Materialien, was der Swift dafür mit der etwas besseren Übersichtlichkeit wettmacht.
Fahrkomfort beim Swift durch Leichtbau beeinträchtigt
Dass die Bemühungen der Suzuki- Entwickler in puncto Leichtbau zu Lasten des Komforts gingen, legen nicht zuletzt die Ergebnisse der Geräuschmessungen nahe. So herrscht im Swift bereits bei innerstädtischem Tempo ein um drei Dezibel höheres Geräuschniveau als im Fiesta. Bei höherem Tempo sind es sogar vier Dezibel. Dabei sind es neben Windgeräuschen an der A-Säule vor allem die Motor- und Abrollgeräusche,die auf einen reduzierten Einsatz von Dämmmaterial schließen lassen. Nochmals stärker komfortmindernd fällt allerdings die Fahrwerksabstimmung aus. Während der Fiesta leer wie beladen Fahrbahnunebenheiten jeder Art recht feinfühlig absorbiert, gibt sich der nochmals straffer abgestimmte Suzuki vergleichsweise steifbeinig. Auch kleinste Anregungen werden von den Fahrwerkskomponenten weitgehend ungefiltert in die Karosserie weitergegeben, wodurch eine permanente Unruhe im Aufbau herrscht. Beim Sitzkomfort erreicht der Japaner hingegen fast das Niveau der sehr bequemen Fiesta-Sessel. Einzig die Vordersitze könnten im Schulterbereich ein wenig mehr Unterstützung bieten, und die Lehne der Rückbank dürfte etwas flacher stehen.
Motor des Fiesta beschleunigt träger
Wer möchte, kann sich den Energiefluss des Suzuki-Hybridantriebs im Instrumentendisplay anzeigen lassen. Das ist aber eigentlich gar nicht nötig, denn zumindest wenn der E-Motor bei Beschleunigungsmanövern unterstützend eingreift, ist dies deutlich zu spüren. Dank des dann anliegenden zusätzlichen Drehmoments von 50 Newtonmetern stürmt der Swift nochmals vehementer nach vorn. In nur 9,1 Sekunden beschleunigt er aus dem Stand auf 100 km/h. Der mit 10 PS elf Pferdestärken schwächere und deutlich schwerere Fiesta lässt sich für diese Übung 1,3 Sekunden mehr Zeit. Noch deutlicher fallen die Unterschiede bei den Elastizitätsmessungen aus, wobei der Suzuki hier zusätzlich davon profitiert, dass er die Zwischensprints wegen seines Fünfgang-Getriebes jeweils eine Übersetzungsstufe niedriger absolvieren kann als der Ford. Der Kölner verliert so beim Zwischensprint von 60 auf 100 km/h mehr als drei, von 80 auf 120 km/h mehr als vier Sekunden. Beim Kraftstoffkonsum bleibt der Fiesta mit einem Testverbrauch von 6,0 Litern auf 100 Kilometern seinem asiatischen Konkurrenten (5,9 Liter) dicht auf den Fersen und ermöglicht wegen seines fünf Liter mehr fassenden Tanks zudem die größere Reichweite. Gegenüber seinem Pendant im Swift punktet der 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbo des Fiesta auch mit der besseren Laufkultur, was am deutlichen Kapitelsieg des Suzuki aber nichts ändert.
Fiesta liegt deutlich ruhiger
Die guten Anlagen im Antriebsbereich weiß der Suzuki auch auf der Handlingstrecke gewinnbringend einzusetzen. Seine überlegene Motor-Power beschert ihm pro Runde trotz der auf Effizienz getrimmten Bridgestone-Reifen und deutlicher Untersteuertendenz einen Vorsprung von über einer Sekunde auf den Ford. Dieser bringt mit seiner präzisen Lenkung, der geringen Seitenneigung und Kurven und der viel Grip sowie Seitenführungen bietendenSportpneus von Michelin zwar sehr gute fahrdynamischen Voraussetzungen mit, verliert beim Herausbeschleunigen aus Kurven aber entscheidenden Boden auf den Konkurrenten. Mit Bremswegen von 34,1 (kalt) und 34,5 Metern (warm) verfügt der Fiesta über die leistungsstärkere und standfestere Bremsanlage als der Swift (35,0/36,4 Meter). Weiterhin beeindruckt der geradezu stoische Geradeauslauf des Ford, während der Suzuki mit kleinen Lenkkorrekturen permanent auf Kurs gehalten werden muss.
Umwelt/Kosten: Garantie auf Technik und Lack bei Suzuki
Den Vorteil im Grundpreis von rund 3500 Euro zugunsten des Ford fressen die Kosten für die bewertungsrelevanten Ausstattungsdetails Reifen und Sitze fast komplett auf. Bei gleichen Anschaffungskosten bietet der Hybrid-Swift die deutlich umfangreichere Serien- und Multimediaausstattung. Zudem offeriert Suzuki mit je drei Jahren Garantie auf Technik und Lack die besseren Leistungen als Ford (je zwei Jahre). Fiesta-Fahrer kommen dafür bei regelmäßigen Inspektionen bei autorisierten Werkstätten in den Genuss einer unbegrenzten Mobilitätsgarantie (Suzuki: 15 Jahre). Apropos Werkstatt: Die jährlichen Wartungskosten für den Fiesta fallen rund 200 Euro niedriger aus als die des Swift. Bei Haftplicht und Vollkaskoversicherung spart der Fiesta- Eigner weitere 600 Euro pro Jahr und darf sich zudem über die günstigere Wertverlustprognose freuen. In Summe stellt der Swift aber dennoch das finanziell attraktivere Angebot dar.
Connectivity: Swift bereits als Comfort+ Ausstattung
In der Basisversion trend fährt der Fiesta noch ohne Radio vor. Für Geld kann der kleine Kölner aber mit fast allem ausstaffiert werden, was derzeit multimedial zum guten Ton gehört. So beinhaltet das SYNC 3-Entertainmentsystem mit 6,5- oder 8,0-Zoll-Touchscreen (1075 bzw. 1225 Euro) unter anderem eine Bluetooth- Schnittstelle, eine gut funktionierende Sprachsteuerung, die Smartphone- integration sowie SMS-Vorlese- und -Versandfunktionen. digitaler Radioempfang kostet 200 Euro extra, das Bang & Olufsen Sound- System mit 675 Watt ausgangsleistung schlägt mit weiteren 200 Euro zu Buche. gegen einen aufpreis von 300 Euro verfügt das 8,0-Zoll-SYNC 3 zudem über eine Navifunktion. Die Hybridversion des Swift ist einzig in der Topausstattung Comfort+ erhältlich – und hat somit die gesamte Palette des von Suzuki angebotenen Entertainmentangebots an Bord. Dieses umfasst ein Audiosystem mit digitalem Radioempfang DAB, Smartphone-Anbindung, Navigation, Bluetoothund USB-Schnittstelle. Der 7,0-Zoll-Touchscreen erfreut zwar mit einer guten Auflösung, ist aber ein wenig zu tief platziert und reagiert mitunter mit deutlicher Verzögerung auf Berührungen – was in der Konsequenz leicht zu Fehlbedienungen führt und so vom Verkehrsgeschehen ablenkt. Ebenfalls zum Ausstattungsumfang des Swift Comfort+ zählt.
Technische Daten Suzuki Swift und Ford Fiesta
Der Suzuki Swift Hybrid legt einen sehr überzeugenden Auftritt hin. Sein innovativer Antrieb erweist sich als gleichermaßen kraftvoll wie effizient. In Kombination mit seinem niedrigen Gewicht ermöglicht ihm dies überzeugende Fahrleistungen, die wiederum auch seine dynamischen Qualitäten stärken. Auch aus finanzieller Sicht stellt der Japaner ein insgesamt attraktives Angebot dar. Der konsequente Leichtbau fordert allerdings seinen Tribut im Komfortbereich. Neben dem hohen Geräuschniveau im Innenraum und dem nur mäßigen Federungskomfort kostet ihn zudem die vergleichsweise schwache Bremsleistung wertvolle Punkte. Der verdiente Sieg in diesem spannenden Duell geht daher an den Ford Fiesta 1.0 EcoBoost. Er ist einfach der deutlich ausgewogenere Kleinwagen ohne wirkliche Schwächen und damit einer der Besten seiner Klasse.