Ford Fiesta/Mazda2/Seat Ibiza/VW Polo: Vergleichstest
Vierkampf um die Kleinwagen-Krone
- Ford Fiesta, Mazda2, Seat Ibiza und VW Polo im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Guter Komfort im Mazda2 e-Skyaktiv G 115 M Hybrid
- Motor/Getriebe: Sprintstarker Seat Ibiza 1.0 TSI
- Fahrdynamik: Ford Fiesta 1.0 EcoBoost Hybrid glänzt auf der Handlingstrecke
- Umwelt/Kosten: VW Polo 1.0 TSI teuer in der Anschaffung
- Messwerte & technische Daten von Ford Fiesta 1.0 EcoBoost Hybrid, Mazda2 e-Skyaktiv G 115 M Hybrid, Seat Ibiza 1.0 TSI und VW Polo 1.0 TSI
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Klassische Kleinwagen sind eine akut vom Aussterben bedrohte Art. Ford Fiesta, Mazda2, Seat Ibiza und VW Polo liefern jedoch starke Argumente für den Fortbestand der praktischen City-Flitzer. Ein Vergleichstest.
Ford Fiesta, Mazda2, Seat Ibiza und VW Polo treten im Vergleichstest um die Krone im Kleinwagen-Segment an. Dabei sind es harte Zeiten für klassische Kleinwagen. Allmählich werden sie durch trendige Crossover-Modelle à la VW T-Cross in ein Nischendasein gedrängt. Doch ist es jeder Modetrend gleich wert, bewährtes fallen zu lassen? Dieser Frage nachzugehen, ist gerade im automobilen B-Segment legitim. Schließlich sind Ford Fiesta & Co. längst mehr als City-Cars oder Anfängerautos. Das hier versammelte Quartett beweist, dass Kleinwagen absolut alltagstauglich sind und ob ihrer kompakten Abmessungen und effizienten Motoren vielleicht mehr denn je in die Zeit passen. Hauptakteur ist das Ford Fiesta Facelift, immerhin eine der meistgebauten Modellreihen aller Zeiten. Die aktuelle achte Generation des pfiffigen Kölners tritt modellgepflegt erstmals zu einem Vergleichstest an – mit dem bekannten 125 PS starken EcoBoost-Turbodreizylinder unter der Haube. Doch der Routinier bekommt es mit namhafter Konkurrenz zu tun, allen voran den beiden Konzernbrüdern Seat Ibiza und VW Polo, die beide als 110 PS starke 1.0 TSI in den Ring steigen. Komplettiert wird das Testfeld durch den Mazda2, der mit seinem Vierzylinder-Saugmotor einiges anders macht als die europäischen Wettbewerber. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Fakten zum VW Polo im Video:
Ford Fiesta, Mazda2, Seat Ibiza und VW Polo im Vergleichstest
Wie praktisch moderne Kleinwagen mit vier Türen sein können, beweisen im Vergleichstest besonders anschaulich die beiden Konzernkollegen von Seat Ibiza und VW Polo. Sowohl der Ibiza als auch der Polo eignen sich mit ihren überaus geräumigen Karosserien sogar für längere Ausflüge mit vier Erwachsenen an Bord – ohne dass die Hintensitzenden bereits nach kurzer Zeit schon um die nächste Pause betteln. Das könnte dagegen im Ford Fiesta und auch im Mazda2 anders aussehen. Die Innenräume der beiden Kleinen sind nämlich deutlich enger und stellen hinten zudem weniger Knieraum zu Verfügung. Darüber hinaus fassen ihre Gepäckräume weniger Transportgut. Damit lange Reisen möglichst sicher absolviert werden können, schicken die vier Hersteller ihre Kleinwagen mit durchaus beachtlicher Schar an Assistenzsystemen auf die Straße. So gehören bei allen Testkandidaten bereits Spurhalteassistenten und strahlend helle LED-Scheinwerfer zum Auslieferungsstandard. Mazda, Seat und VW installieren überdies serienmäßig autonome Notbremssysteme, während Ford das immerhin gegen Aufpreis macht. Vorreiter in Sachen Sicherheit bleibt aber der VW Polo, der unter anderem sogar mit einer Staufolgefunktion bestückt werden kann – bemerkenswert in dieser Fahrzeugklasse. Mit wachsender Funktionsfülle wird jedoch mitunter auch die Bedienung immer komplexer. Hier haben aber alle vier Hersteller Mittel und Wege gefunden, es selbst Neueinsteigern so leicht wie möglich zu machen. Allen voran der Mazda2, der nicht nur eine übersichtliche Menüstruktur vorweisen kann, sondern der den wesentlichen Teil der Eingaben über einen griffgünstig platzierten Dreh-Drück-Steller erlaubt. Der Seat Ibiza und der VW Polo sind sich zwar in vielen Dingen sehr ähnlich, doch vom Infotainmentmodul her unterscheiden sie sich gründlich. Während der VW Polo eine etwas ältere aus vielen Modellen bekannte Multimedia-Einheit mit schlichten und sachlichen Menüs beinhaltet, kommt der Seat Ibiza mit dem vermeintlich moderneren System daher. Allerdings sind die einzelnen Symbole verspielt und lassen sich nicht unbedingt auf Anhieb den jeweiligen Funktionen zuordnen. Dafür verfügt der Spanier über eine sehr simpel zu handhabende Klima-Bedienung mit klassischen Knöpfen und Reglern. Der Wolfsburger ist hingegen mit einem Panel ausgerüstet, in dem berührungsempfindliche Flächen für die Temperaturregulierung integriert sind. Das exakte Einstellen der Gradzahl über diese sogenannten Slider erweist sich gerade während der Fahrt als eher fummelig und birgt dadurch ein gewisses Ablenkungspotenzial.
Fahrkomfort: Guter Komfort im Mazda2 e-Skyaktiv G 115 M Hybrid
Der durchaus erwachsene Ersteindruck, den die vier Kleinwagen beim Inspizieren der Innenräume hinterlassen, bestätigt sich auch beim Fahren. Allerdings gibt es einige Unterschiede zwischen den Konkurrenten. Den in Summe angenehmsten Federungskomfort stellt hier der Mazda2 bereit. Er federt vergleichsweise sensibel an und lässt sich auch von tieferen Schlaglöchern nur bedingt aus der Ruhe bringen. Bei höherem Tempo gerät der Aufbau jedoch zuweilen schon bei kleineren Wellen in Wallung. Ganz anders die beiden technisch eng verwandten Konzernmodelle Seat Ibiza und VW Polo: Sowohl der Ibiza als auch der Polo liegen auf der Autobahn angenehm satt und verarbeiten lange wie kurze Anregungen manierlich. Bei niedrigerem Tempo fällt jedoch auf, dass das Zusammenspiel zwischen Vorder- und Hinterachse nicht gerade harmonisch ist. Während der Vorderwagen in beiden Fällen sehr sensibel auf Fahrbahnschäden reagiert und diese gekonnt filtert, reichen die hinteren Feder-Dämpfer-Elemente Kanten und Ähnliches nahezu eins zu eins weiter. Der Ford Fiesta hingegen ist grundsätzlich sportlich straff abgestimmt und wirkt sowohl bei langsamer Fahrt als auch bei höherem Tempo stets etwas nervös. Mit maximaler Zuladung an Bord hingegen gewinnt die Federung des Kölners massiv an Schluckfreudigkeit hinzu und verarbeitet Fahrbahnunebenheiten dann von allen Testteilnehmern am kompetentesten. Größere Unterschiede tun sich derweil auch beim Sitzkomfort auf. Seat Ibiza und VW Polo befördern die Personen in Reihe eins auf sehr komfortablen Optionssitzen. Diese bieten eine lange Sitzfläche, ein hohes Maß an Seitenführung und eine feste, anschmiegsame Polsterung. Den Vordersitzen des Mazda2 fehlt es dagegen an Oberschenkelauflage und Seitenhalt, während die Ford Fiesta Facelift-Fauteuils sehr weich gepolstert sind. In Sachen Akustikkomfort hat unterdessen der Polo die Nase vorn. Seine Isolierung hält im Vergleichstest störende Fahrgeräusche in allen Geschwindigkeitsbereichen wirkungsvoller von den Insassen fern als die Konkurrenten.
Motor/Getriebe: Sprintstarker Seat Ibiza 1.0 TSI
Der japanische Hersteller Mazda ist für seine eigenständigen technischen Lösungen bekannt, die sich häufig fundamental von denen der Rest der Automobilwelt unterscheiden. So hält der Autobauer beispielsweise beharrlich an Saugmotoren fest, während nahezu alle aktuellen Neuwagen mit aufgeladenen Triebwerken ausgeliefert werden. Dies betrifft auch den Mazda2 e-Skyactiv G 115 M Hybrid, der im Gegensatz zu den dreizylindrigen Turbo-Rivalen mit einem 1,5 Liter großen Vierzylinder ohne Zwangsbeatmung aufwartet. Das laufruhige Triebwerk hängt spontaner am Gas als die Aggregate der Wettbewerber, fängt sich aber einen Nachteil beim Durchzugsvermögen ein. Sprich: Wer flott vorankommen möchte, muss den Skyactiv-Motor mit hohen Drehzahlen bei Laune halten und häufig zum Schalthebel greifen – was ob dessen präziser Führung und der passenden Ganganschlüsse eher Lust als Verdruss ist. Obendrein erweist sich der Kleinwagen aus Hiroshima als der Sparsamste im Vergleichstest. Durchschnittlich genügen ihm 6,2 Liter Kraftstoff für die Distanz von 100 Kilometern. Am anderen Ende der Verbrauchsskala befindet sich der VW Polo 1.0 TSI, der einen glatten Liter mehr Treibstoff verbrennt. Im Gegensatz zum Seat Ibiza 1.0 TSI, der denselben 110 PS starken TSI unter der Haube trägt, ist der VW ausschließlich mit einem Doppelkupplungsgetriebe zu haben, das mit seinem trägen Einkuppeln beim Start die grundsätzlich recht ausgeprägte Anfahrschwäche des 1,0-Liter-Motors noch zusätzlich verstärkt. Daher verwundert es auch nicht, dass der handgeschaltete Seat Ibiza deutlich flotter vom Fleck kommt. Dass der Spanier sogar noch hurtiger beschleunigt als der 15 PS stärkere Ford Fiesta 1.0 EcoBoost Hybrid, ist indes durchaus bemerkenswert. Vom Verbrauch her nehmen sich der Seat und der Ford hingegen kaum etwas. Der Kölner ist mit durchschnittlich 6,6 Litern gerade einmal 0,1 Liter durstiger als der Südeuropäer.
Fahrdynamik: Ford Fiesta 1.0 EcoBoost Hybrid glänzt auf der Handlingstrecke
Beim subjektiven Fahrspaß liegt der Ford Fiesta hingegen ganz weit vorn. Dirigiert über die äußerst direkt ansprechende Lenkung, wuselt der Kölner im Vergleichstest schwungvoll und behände durch alle Arten von Kurven. Und auch auf der Handlingstrecke kommen dem Ford die straffe Fahrwerksabstimmung und die griffige Michelin-Bereifung des Testwagens zugute. Damit lenkt der Routinier gierig ein und baut im weiteren Kurvenverlauf recht hohe Querkräfte auf. Auch das Gripniveau am Kurvenausgang liegt über dem seiner Wettbewerber. Die Konsequenz: Mit einer Zeit von 1:50,5 Minuten kommt der Ford 1,7 Sekunden vor dem Seat Ibiza und 1,8 Sekunden vor dem VW Polo über die Ziellinie. Dass der Ibiza und der Polo derart dicht beieinander liegen, spiegelt den sehr ähnlichen Fahreindruck wider. Beide lenken willig ein und lassen sich über die mitteilungsfreudige Lenkung zielgenau im Kurvenverlauf auf der Ideallinie platzieren. Darüber hinaus erweisen sich Seat Ibiza und VW Polo als überaus fahrsicher und lassen sich auch durch provozierte Lastwechsel dank gezielter Eingriffe der nicht abschaltbaren ESP-Systeme nicht aus der Ruhe bringen. Allerdings untersteuern sie kräftiger als etwa das Ford Fiesta Facelift. Fairerweise sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass die beiden Konzernbrüder mit einem weit weniger sportlichen Reifenprofil den Vergleichstest bestreiten. Den geringsten fahrdynamischen Ehrgeiz zeigt der Mazda2. Er lenkt ungleich behäbiger ein als der Rest des Testfeldes, weist bei forcierter Kurvenfahrt kräftige Karosseriebewegungen auf und untersteuert massiv. Viel gravierender sind jedoch die zu langen Bremswege. Ein Kaltbremsweg von 39,5 Metern aus Tempo 100 bis zum Stand ist heute auch im Kleinwagensegment nicht mehr zeitgemäß.
Umwelt/Kosten: VW Polo 1.0 TSI teuer in der Anschaffung
Eine unschöne Begleiterscheinung der vielen positiven Eigenschaften, die alle vier modernen Kleinwagen auszeichnen, sind die Anschaffungskosten, die sich mittlerweile auf einem recht hohen Niveau bewegen. So kratzt der VW Polo trotz eher rudimentärer Serienausstattung in der Basis bereits knapp an der 25.000-Euro-Marke. Unter Berücksichtigung der testrelevanten Extras bringt es der VW sogar auf einen bewerteten Preis von 28.030 Euro. Damit ist er das teuerste Angebot im Vergleichstest. Der in vielen Aspekten ebenbürtige, teils sogar überlegene Seat Ibiza liegt exakt 5000 Euro darunter. Zum Vergleich, der Ford Fiesta bringt es in der testrelevanten Ausstattung auf 27.700 Euro. Ein weiterer Vorteil für den Ibiza ist der insgesamt beste Werterhalt. Der Sieg im Kostenkapitel gebührt dennoch dem Mazda2, obwohl er 360 Euro teurer als der Spanier ist. Der Grund: Der Hersteller gewährt sechs Jahre Garantie auf seine Fahrzeuge. Alle übrigen Testkandidaten werden nur mit zwei Jahren Gesamtgarantie ausgeliefert. Außerdem verschlingt der Japaner dank des günstigen Verbrauchs am wenigsten Geld für Kraftstoff, weist die beste Emissionsbilanz auf und kommt auch bei den Wartungskosten am besten weg. Ein kleiner Makel bei den laufenden Zahlungen ist aber die ungünstige Typklasseneinstufung bei der Vollkaskoversicherung.
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Ergebnis in Punkten
Dass sich der VW Polo trotz rückläufiger Verkaufszahlen immer noch an der Spitze des Kleinwagensegments hält, ist angesichts dessen vieler Qualitäten nachvollziehbar. Seine zahlreichen Tugenden, etwa die geräumige Karosserie oder die angenehmen, sicheren Fahreigenschaften, bringen ihm den Sieg in der Eigenschaftswertung ein. Sein Problem nur: Der Seat Ibiza ist ein ebenso gutes Auto auf gleicher technischer Basis – dafür aber bedeutend günstiger und sparsamer. Gleichzeitig liefert er die flotteren Fahrleistungen. Daher sichert sich der Spanier den Sieg im Vergleichstest. Für Liebhaber sportlicher Kleinwagen, die auf das letzte Quäntchen Raumangebot verzichten können, ist das Ford Fiesta Facelift eine klare Empfehlung. Sein agiles Wesen erleichtert den Alltag in der chronisch übervölkerten Großstadt und sorgt auf kurvenreicher Strecke für viel Fahrspaß – Rang drei für den modellgepflegten Kölner. Dem seit 2014 angebotenen, reichhaltig ausgestatteten Mazda2 bleibt in diesem Testumfeld lediglich der vierte Platz. Er ist innen deutlich enger als der Seat und der VW, wirkt bei Weitem nicht so agil wie der Ford und patzt beim Bremsen. Zu seinen großen Vorzügen zählen dafür der niedrige Verbrauch und die großzügige Werksgarantie.