Cupra Born/Renault Megane E-Tech: Test
Kompaktstromer von Cupra und Renault im Duell
- Cupra Born & Renault Megane E-Tech im Vergleichstest
- Fahrkomfort: Adaptive Dämpfung im Cupra Born überzeugt
- Motor/Getriebe: Effizienterer Antrieb im Renault Megane E-Tech EV60 220HP
- Fahrdynamik: Dynamische Abstimmung im Cupra Born
- Umwelt/Kosten: Renault Megane E-Tech teurer in der Anschaffung
- Messwerte & technische Daten Cupra Born 58 kWh eBoost und Renault Megane E-Tech Electric EV60 220HP
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Heute revolutionieren E-Autos das Verkehrsbild, wie es die Schwebebahn einst in Wuppertal tat. Doch Renault Megane E-Tech und Cupra Born sollen uns auch außerorts elektrisieren – ein Vergleichstest!
Im Vergleichstest gilt es für den neuen Renault Megane E-Tech, sich gegen den schon etwas etablierteren Cupra Born zu beweisen. Elektroautos sind längst keine exotische Randerscheinung mehr, und den anfänglich von Pioniergeist getragenen E-Fahrzeugen folgen Schritt um Schritt skalierbare Architekturen, die eine breit aufgestellte sowie technisch anspruchsvolle Modellpalette mit großen Stückzahlen ermöglichen. Ein typischer Vertreter dieser neuen Generation ist der Born, der sich als dynamischer Ableger der ID.-Technik aus dem VW-Konzern etabliert hat und nicht zuletzt den bisherigen Primus der EV-Szene, Renault Zoe, unter Druck setzt. Dem tritt Renault ab sofort entschieden entgegen und präsentiert mit dem Megane E-Tech Electric seine neueste E-Auto-Generation auf Basis einer komplett neu entwickelten Elektro-Plattform, genannt CMF-EV (Common Modul Family Electric Vehicles). Diese zeichnet sich neben einem nur elf Zentimeter flachen Akku-Paket durch flüssigkeitsgekühlte Synchronmotoren ohne seltene Erden aus. Die Zukunft hat begonnen. Wie es um die Alltagstauglichkeit der aktuellen E-Autos steht und welche Vor- oder Nachteile die jeweiligen Konzepte insgesamt bieten, klärt der Vergleichstest mit demn Cupra Born und dem Renault Megane E-Tech Electric mit jeweils rund 60 kWh großen Akkus, über 200 PS und sportlicher Attitüde. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon
Leslie zeigt den Cupra Born (2021) im Video:
Cupra Born & Renault Megane E-Tech im Vergleichstest
Zunächst einmal offerieren beide Modelle trotz kompakter Abmessungen geräumige Innenräume, da Motor und Getriebe weniger Bauraum benötigen als bei klassischen Verbrennern. Besonders der Renault mit seinem flachen Akku im Unterboden verheißt ein optimales Packaging. Mit 4,20 Metern Länge positioniert Renault den Megane E-Tech dabei exakt in der Mitte zwischen dem Kleinwagen Clio (4,05 Meter) und dem weiterhin erhältlichen konventionellen Megane (4,36 Meter, Kompaktklasse), doch beim Platzangebot in der ersten Reihe ist der Renault Megane E-Tech geräumiger als die Marken-Kollegen. Auch den Zoe (4,09 Meter) übertrifft er deutlich. Auf der Rückbank muss man aber mit Abstrichen bei der Knie- und Beinfreiheit leben. Hier kann sich der mit 4,32 Metern etwas längere Cupra Born deutlich besser in Szene setzen und bietet zudem vorn und hinten ein paar Zentimeter mehr Innenbreite. Beim Gepäckvolumen herrscht zwar nahezu Gleichstand, allerdings patzt der Renault mit der Kombination aus einer hohen Ladekante und tiefem Ladeboden. Klappt man die Lehnen der Rückbank um, ergibt sich zudem keine ebene Fläche. Das kann der Cupra eindeutig besser und verfügt zudem über eine praktische Durchreiche für Ski oder ähnliches. Wer indes seine E-Bikes in den Urlaub mitnehmen möchte, kann am Megane E-Tech einen Heckträger auf die optionale Anhängerkupplung montieren (80 Kilogramm Stützlast) oder bis zu 500 Kilogramm schwere Hänger ziehen. Da muss der Born passen. Die Materialauswahl in beiden E-Autos folgt dem Trend hin zu veganen und recycelten Materialien, ohne deshalb billig oder gar lieblos zu wirken. Im Gegenteil setzen beide im Vergleichstest erfrischende Akzente mit unkonventionellen Dekoren und Oberflächen wie dem stoffbespannten Armaturenträger im Renault, der sich allerdings in der Frontscheibe spiegelt. Dass beide Wettbewerber auf der aktuellsten Basis des jeweiligen Konzerns aufbauen, zeigt sich darin, dass hier wie dort ein umfangreiches Arsenal an Assistenz- und Sicherheitssystemen Dienst tut. Eine prädiktive Crash-Sensorik, Multikollisionsbremse und Querverkehr-Erkennung sowie ein Head-up-Display mit Augmented-Reality-Elementen, einen Emergency-Assistenten (stoppt das Fahrzeug, falls der:die Fahrer:in nicht mehr reagiert) und die Möglichkeit der Car-2-X-Kommunikation nebst Self-Sealing-Reifen bietet nur der Cupra Born. Der Renault Megane E-Tech punktet seinerseits mit Gimmicks wie einer Rückspiegel-Kamera, serienmäßiger Rückfahrkamera, Ausstiegs- und Kreuzungsassistenten, Reifendruckanzeige, Kurvenlicht, einem rückwärtigen Bremsassistenten gegen Parkrempler sowie serienmäßiger Verkehrszeichen-Erkennung. Sogar Mittel-Airbags zwischen den Vordersitzen und eine vorausschauende Tempoanpassungen sind in beiden Modellen möglich. Allerdings ist bei Cupra das Pilot XL-Paket derzeit wegen Chip-Mangels nicht erhältlich, soll aber zum Spätsommer 2022 wieder bestellbar sein.
Fahrkomfort: Adaptive Dämpfung im Cupra Born überzeugt
Renault gilt zwar als eher komfortorientiert, während die Marke Cupra auf Dynamik setzt – doch im Vergleichstest erweist sich der Cupra Born mit optional in 15 Stufen einstellbarer Adaptiv-Dämpfung und den im Testwagen montierten Sportsitzen samt ausziehbaren Auflagen, Lordosenstütze und Massage-Funktion als der bequemere Reisepartner. Die Sitze im Renault Megane E-Tech warten zwar (gegen Aufpreis) ebenfalls mit einem Lordosenpolster auf, aber die Sitzfläche ist zu kurz und zu flach. Auch die Position hinter dem Lenkrad ist auf längeren Strecken weniger entspannt und das sehr straff gedämpfte Fahrwerk trotz der weichen Federn weniger geschmeidig. Das gilt besonders bei voller Beladung – dann stößt die Hinterachse des Renault Megane E-Tech überraschend früh an ihre Grenzen und schlägt auf derben Bodenwellen durch. Ferner rüstet Renault sein Auto in der Basisversion nur mit einer Klimaanlage aus, während der Spanier immer mit Klimaautomatik ausgeliefert wird. Hinzu kommt, dass Lenkrad- und Standheizung im Cupra Born aufpreisfrei sind. Bis etwa 80 km/h begeistert der Franzose dafür mit nahezu geräuschloser Fahrt – sein Konkurrent produziert schon in der Stadt deutliche Abrollgeräusche.
Motor/Getriebe: Effizienterer Antrieb im Renault Megane E-Tech EV60 220HP
Mit steigendem Tempo verstärken sich im Renault die Windgeräusche, sodass die Rivalen ab 100 km/h etwa gleich laut sind. Bis zu diesem Tempo liegt der nominell etwas stärkere Cupra Born (231 PS, 310 Newtonmeter) in der Beschleunigung um fast eine Sekunde vor dem Renault Megane E-Tech, der seinerseits ebenfalls munter lossprintet – und mit steigendem Tempo immer mehr aufholt: So verkürzt er den Rückstand beim Spurt auf 150 km/h auf eine halbe Sekunde und erreicht die Spitze von jeweils 160 km/h sogar deutlich vor dem Cupra, der schon früh seine Leistung abregelt. Die fremderregte und wassergekühlte Synchronmaschine des Renault Megane E-Tech Electric EV60 220HP ist nicht nur sozial und ökologisch im Vorteil, da sie auf die Verwendung von seltenen Erden verzichtet, sondern kommt auch besser mit Dauerbelastungen klar. Damit nicht genug, ist der um 137 Kilogramm leichtere Renault-Testwagen entgegen der WLTP-Daten unter Realbedingungen sogar das marginal sparsamere Auto und ermöglicht etwas größere Reichweiten. Ist der Akku leer, kann der Renault schneller aufladen: Am Wechselstrom-Stecker einer Wallbox etwa sind 22 statt der 11 kW im Cupra Born 58 kWh eBoost möglich, und am DC-Schnelllader fließen maximal 130 kW (Cupra: 120 kW). So holt sich der Renault in diesem Kapitel des Vergleichstests einen hauchdünnen Sieg, zumal er seine Rekuperation über Lenkradwippen von frei rollend bis kräftig verzögernd in vier Stufen regeln kann. Der Born hat nur zwei Stufen (D und B).
Fahrdynamik: Dynamische Abstimmung im Cupra Born
Schaltet der Cupra Born indes alle Regler auf "scharf", wetzt er mit konkurrenzlosem Enthusiasmus um die Ecken. Die Vorderräder bauen dank des adaptiven Fahrwerks und der montierten "Hochleistungsbereifung" enorm viel Grip auf, sodass im Ernstfall zuerst die Hinterräder ins Rutschen geraten. Sportfahrer:innen werden das schätzen, doch den meisten Kund:innen dürfte die untersteuernd ausgelegte Abstimmung des Renault Megane E-Tech lieber sein. Mit seiner extrem direkten Lenkübersetzung setzt der Elektro-Megane Richtungswechsel blitzschnell um, allerdings wird der Aufbau dabei etwas nervös und ruft die Fahrdynamikregelung auf den Plan. Dadurch gerät die Fuhre die außer Kontrolle, erstickt aber eine ambitionierte Fahrweise im Keim, was sich auch in der Slalom-Gasse des Vergleichstests zeigt. Außerdem lassen sich die Bremsen des Renault Megane E-Tech zwar etwas besser dosieren, doch die Cupra Born-Stopper packen stärker zu und bringen ihn aus 100 km/h etwa 1,5 Sekunden früher zum Stillstand. Dass beide Autos im Handling gleich schnell sind, verdankt der Renault seiner besseren Beschleunigung bei hohem Tempo. In Kurven gibt jedoch der Cupra klar den Takt an.
Umwelt/Kosten: Renault Megane E-Tech teurer in der Anschaffung
Weniger deutlich fallen hingegen die Unterschiede im Kostenkapitel des Vergleichstests aus. Berücksichtigt man die für die Testbeurteilung relevanten Optionen, liegen noch 1870 Euro zwischen beiden Kontrahenten. Der Renault Megane E-Tech ist somit teurer in der Anschaffung und bringt überdies einen höheren Wertverlust mit sich. Die übrigen Kosten liegen bis auf geringfügige Differenzen gleichauf. Gegen den Cupra Born spricht allerdings, dass er weniger effizient mit der Energie haushält und die knappen sowie häufig auch sozial umstrittenen Ressourcen an seltenen Erden benötigt.
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Messwerte & technische Daten Cupra Born 58 kWh eBoost und Renault Megane E-Tech Electric EV60 220HP
Ergebnis in Punkten
Der komplett neu konstruierte Renault Megane E-Tech Electric EV60 220HP bedeutet für die französische Marke den Aufbruch in ein neues Zeitalter der Mobilität. Er ist das erste Modell, das auf der speziell auf E-Autos zugeschnittenen CMF-EV-Plattform aufbaut und zeigt großes Potenzial. Die Fahrwerksabstimmung bräuchte noch etwas Feinschliff, und das Raumangebot im Fond dürfte größer sein – doch vor allem der Antrieb überzeugt. An die Detailschwächen in der Bedienung kann man sich leicht gewöhnen – Platz zwei. Mit dem wenig überzeugenden Bedienkonzept des Cupra Born eBoost (58 kW) hingegen werden wir auch nach längerer Eingewöhnung nicht richtig warm – und hoffen auf das angekündigte Update. Davon abgesehen bietet der preiswerte Spanier jedoch kaum Anlass zur Kritik. Schließlich kann er fast alle Anforderungen des Vergleichstests besser bewältigen als der Herausforderer. Er bietet mehr Platz, hat den höheren Fahrkomfort und beweist auch noch ein beachtlich starkes dynamisches Talent. So verwundert es am Ende nicht, dass er als klarer Gewinner aus diesem Vergleichstest hervorgeht.