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Geht auch ganz einfach:

BMW M440i/Kia Stinger/VW Arteon R: Vergleichstest

Fließhecklimousinen im Dreikampf

Stefan Novitski
Inhalt
  1. BMW M440i, Kia Stinger & VW Arteon R im Vergleichstest
  2. BMW M440i mit der besten Geräuschdämmung
  3. Abweichender Federungskomfort bei M440i, Stinger und Arteon R
  4. Bester Motor beim BMW M440i
  5. VW Arteon R mit ausgewogener Lenkung
  6. Kia Stinger mit niedrigstem Anschaffungspreis
  7. Technische Daten & Messwerte
  8. Ergebnis in Punkten 
  9. Fazit

Allrad, über 300 PS (221 kW) und ein coupéhaftes Design: Die drei Fließhecklimousinen BMW M440i, Kia Stinger und VW Arteon R setzen sich im Vergleichstest sportlich-elegant in Szene. Doch bei welcher bleibt auch der Verstand hängen?

Die drei Limousinen aus diesem Vergleichstest fahren einem beim Sinnieren über sportlich-elegante Mobilität nicht unbedingt in einer Kolonne durch den Kopf – dabei passen BMW M440i xDrive Gran Coupé, Kia Stinger 3.3 T-GDI AWD und VW Arteon R 2.0 TSI OPF 4Motion mit ihrem Fließheck-Konzept ziemlich gut zusammen. Bei den Antrieben fällt der Arteon allerdings erst einmal ab. Vorn quer eingebauter Vierzylinder auf der Vorderachse klingt nicht ganz so spannend wie die längs eingebauten Sechszylinder von Kia und BMW. Aufregend viel Kraft kombiniert mit Allrad hat jedoch auch der VW zu bieten, auch wenn der Arteon R mit 320 PS (235 kW) nominell der Schwächste im Trio ist. Anders als Gran Coupé und Arteon gibt es den Stinger nur noch mit dem 366 PS (269 kW) starken V6-Biturbo. Die Diesel und Benziner mit vier Zylindern überlebten das Facelift (2021) nicht. Dagegen wirkt das noch relativ frische BMW Gran Coupé wie ein echter Tausendsassa: Den viertürigen 4er ist nicht nur mit zahlreichen Verbrenner-Alternativen, sondern auch rein elektrisch zu haben – nur dann nennt er sich i4. Für Petrolheads jedoch aufregender ist das BMW M440i xDrive Gran Coupé mit aufgeladenem Reihensechszylinder mit 374 PS (275 kW) und Mildhybrid-Unterstützung, das sich im Vergleichstest gegen Kia Stinger und VW Arteon R behaupten muss. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Leslie & Cars checkt den BMW M4 CSL (2022):

 
 

BMW M440i, Kia Stinger & VW Arteon R im Vergleichstest

VW Arteon R und Kia Stinger überragen den BMW M440i in Länge und Breite. Mit seinem platzsparenden Quermotorkonzept nutzt der Arteon seine Größe am effektivsten. Schon der Einstieg gelingt beim Volkswagen am besten. Auf den Vordersitzen fühlt er sich am luftigsten an. Während der Kia Fahrer:in und Beifahrer:in durch seine breite Mittelkonsole in Bedrängnis bringt, lässt der BMW mit seiner niedrigen Windschutzscheibe sportliche Gedrungenheit aufkommen. Auf den hinteren Plätzen sieht es ähnlich aus. Besonders großzügig gönnt der Arteon Fondpassagier:innen am meisten Platz für Knie und Füße. Allerdings geht es ab 1,80 Metern Körpergröße auch im Volkswagen knapp über dem Scheitel zu. Dazu fehlt dem VW der Flair des Besonderen. Optisch ist alles dicht dran an Passat und Co, während der Stinger mit seinem mit wildlederähnlicher Textur ausgeschlagenen Cockpit inklusive roter Ziernähte einen aufregenderen Eindruck erweckt. Anders als im BMW kostet der Bezug nicht mal Aufpreis.

Im Gran Coupé kann man sich per BMW-Individual-Sonderausstattungsliste ordentlich austoben. Die lederbezogene Instrumententafel sieht oberklassig aus, kostet allerdings auch 1550 Euro. Auch ohne dieses Chichi sichert sich der BMW M440i die Qualitätswertung. Zu der besonders gelungenen Verarbeitung kommt seine extrem steife Karosserie, mit der er sich vom Kia Stinger distanziert, bei dem Fahrwerksgeräusche und Knistern im Fahrbetrieb an der Tagesordnung sind. Im Vergleichstest schnappt sich allerdings der VW Arteon R den Sieg im Kapitel Karosserie. Er besitzt nicht nur den größten Kofferraum und darf am meisten zuladen, sondern schleppt bei Bedarf bis zu 2,2 Tonnen.

 

BMW M440i mit der besten Geräuschdämmung

Eine lohnenswerte Investition sind die Ergo-Komfort-Sitze des VW Arteon R (1250 Euro), die vielfach verstellbar sind und auch große Pilot:innen kommod aufnehmen. Allein die in die Sitze integrierten Kopfstützen können beim Fahren stören. Beim Kia Stinger versprechen die wulstigen Seitenwangen der Vordersitze, die einen beim Aktivieren der Sportmodi stärker an den Hüften packen, viel Halt. Doch ergonomisch optimal ist das nicht, vor allem im oberen Bereich fehlt es an Unterstützung. Der BMW M440i wurde mit den M Sportsitzen hochgerüstet (990 Euro). Die Sitze sind zwar knapp geschnitten, hinterlassen beim Vergleichstest jedoch auch auf langen Strecken einen komfortablen Eindruck. Der Seitenhalt passt, allerdings haben sich im Tester-Gedächtnis die optionalen Sportsitze des kürzlich getesteten BMW X1 eingebrannt: Die hatten in puncto Seitenhalt mehr zu bieten, ohne dabei unkomfortabler zu sein.

Und im Fond stellen wir fest: Bei der Gestaltung der Rückbank gab sich wieder mal VW am meisten Mühe. So gut definiert wie im VW sind die Rückenlehnen weder im Kia noch im Gran Coupé. Passend zum qualitativ hochwertigen Eindruck des BMW M440i liegt auch sein Geräuschniveau beim Fahren erfreulich niedrig. Subjektiv macht sich das im Vergleichstest noch stärker bemerkbar, als es der Unterschied von lediglich einem Dezibel im Vergleich zu VW Arteon R und Kia Stinger ab Tempo 50 vermuten lässt. Allerdings haben sich auch Kia und VW erfolgreich um eine ordentliche Dämmung bemüht, wenngleich nicht ganz so gut wie die Techniker:innen bei BMW.

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Abweichender Federungskomfort bei M440i, Stinger und Arteon R

Deutlich weiter spreizt sich das Feld des Vergleichstests beim Federungskomfort. Alle drei Testwagen sind mit adaptiven Dämpfern ausgestattet, jedoch verlangt man nur in Bayern für das adaptive M Fahrwerk Aufpreis (600 Euro). Die Abstimmung passt zum sportlichen BMW M440i. Zwar ist das Gran Coupé damit grundstraff, aber nicht verständnislos hart abgestimmt. Bei Anregungen durch Unebenheiten kommt die Karosserie schnell wieder zur Ruhe, während der Kia Stinger deutlich länger benötigt, um Schlaglöcher und Wellen  zu verarbeiten. Dazu filtert sein Fahrwerk Schäden spürbar schlechter heraus, was die Passagier:innen ungewollt mit teils heftigem Kopfnicken bestätigen. Im beladenen Zustand verschlimmert sich die Sache, hier wirkt der Stinger überraschend unausgereift. Ein Segen ist dagegen das serienmäßige DCC-Fahrwerk des VW Arteon R. Vor allem Querfugen lassen sich mit der weichsten Einstellung besonders effektiv tilgen – die Spreizung ist enorm. Doch die 20-Zöller sowie die kürzeren Federwege fordern durchaus ihren Tribut. Die Gelassenheit eines Arteon 2.0 TDI mit 18-Zöllern erreicht der R nicht. Beladen wirkt er zudem nicht ganz so satt angebunden wie der BMW M440i, der das Komfortkapitel des Vergleichstest knapp für sich entscheidet.

 

Bester Motor beim BMW M440i

Mit bissig-selbstbewusstem Aufschrei nach dem Start macht der aufgeladene Reihensechser des BMW M440i klar: Zum Spielen bin ich in diesem Vergleichstest nicht angetreten. Wie angedeutet entscheidet er die Beschleunigungsdisziplinen erst knapp, oberhalb von 150 km/h dann auch klar für sich. Nur bei der Höchstgeschwindigkeit hat der BMW das Nachsehen: Der Kia Stinger läuft ab Werk 270 km/h, im VW Arteon R kostet der gleiche Spaß immerhin 1500 Euro extra. Doch auch ohne Vmax-Anhebung liefert der Vierzylinder des VW ambitioniert ab, geht in unter fünf Sekunden auf 100 km/h. Mit der kultivierten, enorm schnell ansprechenden und drehfreudigen Charakteristik des BMW-Triebwerks kann der 2,0 Liter große Turbovierzylinder allerdings nicht mithalten.

Nicht nur das: Auch in Sachen Effizienz hat der VW-Antrieb das Nachsehen. Mit seinem lang übersetzten Getriebe und dem durchdachten Mildhybrid-System, das fleißig segelt und adaptiv rekuperiert, beweist der BMW, wie knauserig es in dieser Klasse zugehen kann. Ja, angesichts von 374 PS (275 kW), Allradantrieb und knapp unter 1,9 Tonnen darf man zu 8,6 Litern Testverbrauch durchaus applaudieren. Für die nahezu perfekt abgestimmte Wandlerautomatik von ZF tun wir dies ja ohnehin schon lange. Dagegen wirkt das VW-DSG schon beim Anfahren im Vergleich ungestüm, dreht im letzten Gang deutlich höher, während die Achtstufen-Automatik des Kia Stinger zwar ähnlich lang übersetzt ist, bei Schaltvorgängen aber verschlafener und nicht so gut verschliffen wie das BMW-Getriebe agiert. Von Effizienz will der stämmig antretende V6-Biturbo des Kia ohnehin nichts wissen. Er zieht sich beim Vergleichstest 2,5 Liter auf 100 Kilometer mehr rein als der BMW. Am schwächeren VW Arteon R, der mit 9,2 Litern Testverbrauch noch einigermaßen akzeptabel konsumiert, kommt er zudem trotz seiner Mehrleistung nicht vorbei. Klarer Kapitelsieg für den BMW M440i.

Vergleichstest
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VW Arteon R mit ausgewogener Lenkung

Auch auf der schnellen Runde des Vergleichstests beißt sich der Kia Stinger am VW Arteon R die Zähne aus. Zwar verspricht sein Antriebskonzept mit heckbetontem Allrad (ähnlich dem des BMW M4) und mechanischem Sperrdifferenzial bessere Anlagen für Dynamik. Doch es fehlt dem Stinger an Präzision. So kommt beim starken Anbremsen schnell Unruhe auf. Nicht gut dosierbar und mit wankender Karosserie bremst man den Kia an die Kurve ran. Zwar lenkt der Stinger dann willig ein, aber wenn das Heck auskeilt, ist es deutlich schwerer einzufangen als das des BMW. Vertrauensbildend ist das nicht. Beim Herausbeschleunigen fehlt es an Traktion. Dazu lässt der 3,3-Liter-V6 sofortigen Punch vermissen. Erst mit etwas Verzögerung versammeln sich alle 510 Newtonmeter – die Nachteile der Turbotechnik sind im doppelt aufgeladenen Stinger am deutlichsten zu spüren. So arbeitet sich der entkoppelt wirkende, aber im Grenzbereich viel einfacher zu handelnde VW bis knapp an den Stinger heran.

Der stets stimmig agierende und bestens ausbalancierte BMW spielt beim Handling dagegen in einer anderen Liga. Nicht nur der Spaßfaktor ist im präzisen Bayern sehr hoch – schnell sein gelingt im agilen BMW M440i xDrive fast schon spielerisch lässig. Auffällig im Alltag: In engen Kurven bei langsamer Fahrt verspannt sich der Antrieb des Kia Stinger derart, dass er etwas grobschlächtig über die Hinterräder rubbelt. Dazu greift sein Lenkassistent auf der Autobahn zu häufig und ungestüm ins Geschehen ein. Am ausgewogensten wirkt da noch die Lenkung des VW Arteon R, die zwar nicht ganz so präzise wie der BMW die Kurven seziert, aber über ein ordentliches Rückstellmoment verfügt.

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Kia Stinger mit niedrigstem Anschaffungspreis

Schlägt nun die Stunde des günstigen Kia Stinger? Angesichts des extrem teuren BMW M440i Gran Coupé darf man das getrost annehmen. Immerhin reißt der Bayer hier als einziger die 70.000-Euro-Marke. Doch ganz so klar stellt sich die Sache dann doch nicht dar. Zwar punktet der Koreaner erwartungsgemäß mit seinem günstigen Preis und langer Garantiezeit. Doch aufgrund der hohen Kosten bei Wartung, Versicherung, Steuer und Kraftstoff rückt der Stinger kaum dichter an seine Rivalen ran. Sogar mit dem VW Arteon R, der mit teurem Super Plus betankt werden möchte, kommt man auf lange Sicht beim Tanken günstiger weg. Am BMW-Sieg im Vergleichstest ändert das alles nichts. Der gewinnt mit viel Remmidemmi, aber ohne Skandal.

 

Technische Daten & Messwerte

AUTO ZEITUNG 03/2023BMW M440i xDrive Gran CoupéKia Stinger 3.3 T-GDI AWDVW Arteon R 2.0 TSI OPF 4Motion
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.R6/4; TurboR6/4; BiturboR4/4; Turbo
Hubraum2998 cm³3342 cm³1984 cm³
Leistung374 PS/275 kW
bei 5500-6500 /min (E-Motor: 8 kW/11 PS)
366 PS/269 kW
bei 6000 /min
320 PS/235 kW
bei 5350 /min
Max. Drehmoment500 Nm bei 1900-5000 /min510 Nm bei 1300-4500 /min420 Nm bei 2100-5350 /min
Getriebe/Antrieb8-Stufen-Automatik; Allrad, permanent8-Stufen-Automatik; Allrad, permanent7-Gang, Doppelkupplung; Allrad, permanent
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1900/1875 kg1933/1858 kg1773/1743 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)4,5 s5,1 s4,9 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)250 km/h270 km/h270 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
33,0/33,3 m36,4/35,8 m35,9/35,5 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)8,6/8,4 l S11,1/10,4 l S9,2/8,8 l S
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)204/192 g/km263/247 g/km218/207 g/km
Preise
Grundpreis71.400 €60.620 €62.900 €
Testwagenpreis74.790 €60.620 €67.010 €
 

Ergebnis in Punkten 

Gesamtbewertung (max. Punkte)BMW M440i xDrive Gran CoupéKia Stinger 3.3 T-GDI AWDVW Arteon R 2.0 TSI OPF 4Motion
Karosserie (1000)649607684
Fahrkomfort (1000)726692725
Motor/Getriebe (1000)712645696
Fahrdynamik (1000)813706747
Eigenschaftswertung (4000)290026502852
Kosten/Umwelt (1000)259279273
Gesamtwertung (5000)315929293125
Platzierung132

 
Stefan Novitski Stefan Novitski
Unser Fazit

Der teure BMW M440i Gran Coupé überzeugt sowohl beim Antrieb als auch bei der Fahrdynamik, fällt in den anderen Kapiteln aber ab. Die große Schwäche ist sein hoher Preis. Nicht verwunderlich, wenn man beim herausragend guten Bayern, der sich hier relativ klar den Sieg holt, dennoch schwach wird. Der in die Jahre gekommene VW Arteon R gibt sich alltagstauglicher, bleibt emotional allerdings hinter seinen Konkurrenten. Trotz der Größe kann er seine MQB-Plattform aus der Kompaktklasse nicht leugnen. Angesichts dessen wirkt er auch nicht wirklich günstig. So schnell gealtert wie der Preiskracher Kia Stinger ist er aber nicht. Der Koreaner hinterlässt einen überaus sympathischen Eindruck. Für mehr reicht es im Vergleichstest jedoch nicht.

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