BMW 5er/Mercedes E-Klasse/Jaguar Xf: Test E-Klasse, 5er oder XF?
BMW 5er, Jaguar XF und Mercedes E-Klasse sind mit großem Diesel geradezu prädestiniert fürs entspannte Abreißen langer Strecken. Doch welche der drei repräsentativen Limousinen bietet das beste Gesamtpaket im Vergleichstest?
Mercedes E-Klasse im Video:
Test: E-Klasse, 5er und XF mit viel Platz und Komfort
Frei Haus hingegen gibt es in allen Dreien eine Material- und Verarbeitungsgüte, die den hohen Preisen entspricht. Gleichwohl wirkt der Mercedes E 350 d durch die fein rastenden Regler und Tasten sowie die makellos zusammengefügten Oberflächen noch eine Spur edler als seine Wettbewerber. Und auch in puncto Sicherheit macht der E-Klasse, die serienmäßig mit einem Notbremsassistenten sowie dem Presafe-System zur Unfallfrüherkennung ausgerüstet ist und gegen Aufpreis sogar mit einem selbstständig lenkenden Spurwechselassistenten bestückt werden kann, niemand etwas vor. Außerdem gibt der Schwabe seinem Fahrer die vielfältigsten Bedienmöglichkeiten an die Hand. So verfügt die E-Klasse weiterhin über einen zentralen Dreh-/Drücksteller, der durch ein darüber liegendes Touchpad (226 Euro), das ähnlich wie bei einem modernen Smartphone Ein- und Zweifinger-Gesten erkennt, ergänzt werden kann. Durch den Modellwechsel neu hinzugekommen sind jeweils rechts und links im Lenkrad liegende Bedienflächen, die durch Wischbewegungen das Navigieren durch die verschiedenen Menüs erlauben. Der Vorteil dieser Lösung ist, dass der Fahrer nur selten die Hände vom Volant nehmen muss. Dennoch: Insgesamt hat bei der Bedienung immer noch der BMW 5er seine bullige Nase vorn. Die serienmäßige Kombination aus perfekt zur Hand liegendem Dreh-/Drücksteller mit darauf befindlicher, berührungssensitiver Fläche zum „Schreiben“ von Buchstaben beispielsweise für die Adresseingabe stellt sich für die meisten Funktionen immer noch als Ideallösung heraus. Die klar gegliederte Menüstruktur hilft ebenfalls dabei, sich nicht in den umfangreichen Ebenen der Fahrzeugeinstellungen oder des Multimediasystems zu verzetteln. Der Jaguar vereint indes nahezu sämtliche Einstell-Parameter im großen zentralen Touchscreen. Allerdings verlangen seine teils unübersichtlichen Menüstrukturen eine längere Eingewöhnungszeit.
Komfortables Reisen ist seit jeher eine der großen Mercedes-Domänen. Und diese Tradition setzt die neue E-Klasse mit Bravour fort. Die 2261 Euro teure Luftfederung gleicht lange Wellen, wie sie auf Autobahnen auftreten können, in jedem Geschwindigkeitsbereich beinahe bis zur Unmerklichkeit aus. Allerdings nimmt die Federung des Stuttgarters harmlosere Anregungen, wie beispielsweise Querfugen und kleinere Kanten, etwas hölzern. Das kann der BMW etwas besser. Sein Set-up, das im Fall unseres Testwagens mit den aufpreispflichtigen adaptiven Dämpfern (1300 Euro) aufwartet, spricht trotz 19 Zoll großer Optionsbereifung hochsensibel auf kleine Fahrbahnschäden und Querfugen an. An die samtpfotige Geschmeidigkeit des E 350 d auf der Autobahn kommt der Bayer durch seine dort etwas straffer wirkende Abstimmung aber nicht ganz heran. Und auch bei maximaler Beladung sind die Reserven der BMW-Federung schneller aufgebraucht als die des E 350 d. Letzterer lässt sich mit maximal zulässigem Gesamtgewicht selbst durch übelste Fahrbahn-oberflächen nicht aus der Ruhe bringen.vDer Jaguar ist dank der 1632 Euro teuren adaptiven Dämpfer, mit denen der Brite den Test bestreitet, ebenfalls mit einem sehr guten Federungskomfort bei flotter Fahrt gesegnet. Allerdings neigt auch der Jaguar XF dazu, Kanten und Querfugen bei langsamer Fahrt recht trocken weiterzureichen, was sich im Stadtbereich etwa durch ein recht bockiges Verhalten beim Überfahren von groben Aufpflasterungen bemerkbar macht. Und auch beim Sitzkomfort gibt es feine Unterschiede. Eine echte Empfehlung für Vielfahrer sind die Komfortsitze des Mercedes, die zum 2975 Euro teuren Exclusive-Interieur-Paket gehören und die durch vielfache Einstellmöglichkeiten sowie durch eine angenehme Polsterung glänzen. Sportlich ambitionierten Fahrern dürften hingegen die optionalen Sportsitze des BMW durch ihren tollen Seitenhalt am besten gefallen – sofern sie nicht zu breit gebaut sind. Die Seriensitze des Jaguar verfügen hingegen gleichfalls über seine sehr angenehme Polsterung, lassen jedoch etwas Seitenhalt vermissen. Außerdem stören sich langbeinige Passagiere an der nicht verlängerbaren Oberschenkelauflage.
Sechszylinder-Diesel mit starken Fahrleistungen
Die Kombination aus überlegenen Fahrleistungen und guten Effizienzwerten, sprich: geringem Verbrauch macht einen großen Reiz der Antriebseinheiten dieser potenten Reiselimousinen aus. Vor allem der E 350 d beeindruckt mit seinem kleinen Durst von nur 6,8 Litern Diesel je 100 Kilometer, und das bei einer möglichen Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h und einer Beschleunigung in 6,2 Sekunden von null auf 100 km/h. Wer aber möglichst große Distanzen ohne Tankstopp zurücklegen möchte, sollte den 66 Liter großen Tank für rund 60 Euro ordern. Standardmäßig fasst der Kraftstofftank des Mercedes nur 50 Liter. Mit glatten 300 PS verfügt der Jaguar über das kräftigste Aggregat. Dabei ist es weniger die schiere Spitzenleistung des Bi-Turbodiesels, die beeindruckt, als vielmehr das gewaltige Drehmoment von maximal 700 Newtonmetern, das bereits bei 2000 Umdrehungen in Gänze anliegt. Allerdings kann der XF 30d seinen Power-Vorteil nicht wirklich zu seinen Gunsten nutzen. Bis 100 km/h beschleunigen der BMW und der Mercedes mit ihren 258-PS-Aggregaten einen Tick flotter. Erst jenseits von 140 km/h vermag die Raubkatze ihren Kontrahenten leicht davonzuziehen. Außerdem läuft der V6 des Jaguar rauer als beispielsweise der samtige Reihensechszylinder des 530d. Letzterer begeistert zudem durch sein spontanes Ansprechverhalten und die große Drehfreude. Eine Gemeinsamkeit mit dem Jaguar: der Verbrauch von rund 7,0 Litern.
E-Klasse, 5er und XF lassen sich dynamisch bewegen
Auch wenn die drei schweren Business-Gleiter vornehmlich fürs lässige Langstreckenreisen gemacht sind, lassen sie durchaus einige querdynamische Talente aufblitzen. Das lebendigste Naturell bringt der Jaguar XF mit, der sich geschmeidig in sämtliche Arten von Kurven wirft. Diese hohe Agilität der Raubkatze wird maßgeblich durch die überaus direkte Lenkung geprägt. Gerade um die Mittellage herum spricht sie nahezu ansatzlos an. Diese Eigenart sowie die ausgeprägte Leichtgängigkeit verlangen jedoch zunächst etwas Eingewöhnung. Davon einmal abgesehen, vermittelt die Raubkatze ihrem Dompteur durch ihre Gutmütigkeit jederzeit viel Vertrauen. Doch auch der Mercedes hat im Vergleich zum Vorgänger an Fahrdynamik hinzugewonnen. Gerade die Vorderachse scheint förmlich beim Einlenken auf dem Asphalt zu kleben. Lastwechsel bei abgeschaltetem ESP quittiert der E 350 d jedoch gern mit einem gut parierbaren Übersteuern. Der BMW profitiert hingegen von seiner unerschütterlichen Traktion, die auch durch die optionale Mischbereifung mit 275er Pneus an der Hinterachse begünstigt wird. Dazu bietet die Allradlenkung (1750 Euro) das klarste Feedback. Darüber hinaus bleibt der Bajuware selbst bei deaktivertem DSC (ESP) stets sicher in der Spur. Nicht gut hingegen: Die Bremswege des 5er sind mit 36 Metern (kalt) und 35,8 Metern (warm) zu lang. Dass es auch in diesem schwergewichtigen Segment deutlich besser geht, beweisen der Mercedes und der Jaguar, die bei kaltem Zustand der Bremsanlage nach 33,7 beziehungsweise 33,8 Metern zum Stehen kommen.
Wer sich ernsthaft für eine der drei edlen Limousinen interessiert, sollte über ein stattliches Budget verfügen, das sowohl den Einstandspreis als auch das eine oder andere nette Extra abdeckt. Und auch die laufenden Kosten befinden sich aufgrund der eher ungünstigen Typklassen-Einstufungen oder der zu erwartenden Wartungsaufwendungen auf einem insgesamt hohen Niveau. Und über den Wertverlust sollte man in allen drei Fällen ohnehin lieber das Mäntelchen des Schweigens legen. Am Ende sichert sich dennoch der Mercedes den Kapitelsieg – nicht zuletzt, da der schwäbische Hersteller die großzügigsten Garantieleistungen anbietet. Unser Gesamtfazit lesen Sie unterhalb der Tabelle mit technischen Daten und Messwerten.
Technische Daten | BMW 5er 530d | Jaguar XF 30d | Mercedes E-Klasse E 350 d |
Zylinder/Ventile p.Z. | R6/4; Turbo | V6/4; Biturbo | V6/4; Turbo |
Nockenwellenantrieb | Kette | Kette | Kette |
Hubraum | 2993 cm³ | 2993 cm³ | 2987 cm³ |
Leistung bei | 190 kW/258 PS 4000 /min | 221 kW/300 PS 4000 /min | 190 kW/258 PS 3400 /min |
Max. Drehmoment bei | 560 Nm 1500-3000 /min | 700 Nm 2000 /min | 620 Nm 1600-2400 /min |
Getriebe | 8-Stufen- Automatik | 8-Stufen- Automatik | 9-Stufen- Automatik |
Antrieb | Hinterrad | Hinterrad | Hinterrad |
L/B/H in mm | 4907/1860/1464 | 4954/1880/1457 | 4923/1852/1468 |
Gepäckraum | 520 l | 540 l | 540 l |
0-100 km/h | 6,0 s | 6,3 s | 6,2 s |
Höchstgeschw. | 250 km/h | 250 km/h | 250 km/h |
100-0 km/h kalt/warm | 34,6 / 34,2 m | 33,8 / 34,0 m | 33,7 / 32,6 m |
Handling | 1:48,6 min | 1:47,8 min | 1:48,3 min |
Testverbrauch | 7,0 l D/100 km | 7,0 l D/100 km | 6,8 l D/100 km |
Grundpreis | 52.300 Euro | 61.510 Euro | 55.603 Euro |
Platzierung | 2 | 3 | 1 |
Der Mercedes E 350 d gewinnt diesen Vergleichstest mit den für einen Daimler typischen Tugenden: einem hohen Reisekomfort, einer ebenso kraftvollen wie sparsamen Antriebseinheit, einem gediegenen Innenraumambiente sowie dem üppigen Raumangebot. Zudem verfügt der Stuttgarter über die umfangreichste Sicherheitsausstattung. Kleinere Kritikpunkte wären der nicht immer überzeugende Langsamfahrkomfort und die saftige Preisgestaltung – was allerdings für alle drei Testkandidaten gilt. Der ausgereifte und fahrsichere BMW 530d hingegen kann auch nach sechsjähriger Bauzeit in vielen Belangen noch mit dem schwäbischen Neuling mithalten, wie der Sieg im Motor-Kapitel belegt. Durch die schwache Vorstellung beim Bremsen fällt der Punkteabstand zum Mercedes größer aus als eigentlich nötig. Der elegante Jaguar XF 30d schafft es in diesem anspruchsvollen Konkurrenzumfeld zwar nur auf Platz drei, der gebotene Fahrspaß macht ihn jedoch zu einer überaus reizvollen Alternative.