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Geht auch ganz einfach:

BMW 3er/Peugeot 508/Volvo S60: Test

BMW, Peugeot und Volvo im Triell

Elmar Siepen Testredakteur
Inhalt
  1. BMW 3er, Peugeot 508 & Volvo S60 im Vergleichstest
  2. Fahrkomfort: Komfortable Abstimmung im Volvo S60
  3. Motor/Getriebe: Laufruhiger Antrieb im BMW 318i
  4. Fahrdynamik: Rigides ESP im Peugeot 508
  5. Umwelt/Kosten: Volvo S60 am wertstabilsten
  6. Messwerte & technische Daten von BMW 318i, Peugeot 508 PureTech 130 EAT 8 & Volvo S60 B4
  7. Ergebnis in Punkten
  8. Fazit

Allen Mode-Trends zum Trotz halten sie sich nach wie vor im Straßenbild: Mittelklasse-Limousinen scheinen einfach unverwüstlich. Gilt das auch für die Versionen mit den Einstiegsmotoren? Der BMW 318i, der Peugeot 508 PureTech 130 und der Volvo S60 B4 geben im Vergleichstest die Antwort.

Die Mittelklässer BMW 3er, Peugeot 508 und Volvo S60 versprühen in diesem Vergleichstest bereits einen gewissen Premium-Charme. Nicht selten wachsen mit dem Einkommen auch die automobilen Wünsche und Ansprüche. Leistete bislang noch der Kompaktwagen treue Dienste, darf es beim anstehenden Fahrzeugwechsel gern etwas mehr sein. Ein Mobil der Mittelklasse zum Beispiel, sofern einen nicht die SUV-Welle erfasst hat. Bei den Stufenheck-Klassikern ist das Angebot ebenso groß wie international. Doch welche Motorisierung wählen? Wer auf Vernunft setzt, wirft einen Blick auf die Basis-Versionen, auch wenn dieser Begriff schon mal Diskussionen auslöst – klingt das doch in den Ohren vieler nach "sich nicht mehr leisten können" und gar nach automobilem Prekariat. Doch das ist Klassendenken von gestern, wie unsere Kandidaten aus Deutschland, Frankreich und Schweden beweisen. Sie zeigen zwar PS-mäßig eine recht große Bandbreite, beim bewerteten Preis inklusive der testrelevanten Extras schrumpfen die Differenzen jedoch auf den Gegenwert einer Lederausstattung. Und so steht einer Betrachtung der drei Triellanten BMW 318i, der Peugeot 508 PureTech 130 und der Volvo S60 B4 nichts im Weg. Mehr zum Thema: Unsere Produkttipps auf Amazon

Der BMW 3er (2018) im Video:

 
 

BMW 3er, Peugeot 508 & Volvo S60 im Vergleichstest

Auch wenn Design Geschmacksache ist, kommt man nicht umhin, bei der Gestaltung des Peugeot 508 einen guten Job zu bescheinigen. Die coupéhafte Limousine ist zweifellos ein Hingucker. Doch wie so oft, wenn die Funktion der Form folgt, sind im Alltag Kompromisse nötig. So muss man sich mit einem überschaubaren Raumangebot arrangieren, und mit der Übersichtlichkeit steht es auch nicht zum Besten. Prima dagegen: Der 508 hat als Einziger in diesem Vergleichstest eine große Heckklappe und bietet bei umgeklappten Rücksitzlehnen bis zu 1537 Liter Ladevolumen. Damit darf der Beau auch beim Baumarkt vorfahren. BMW 3er und Volvo S60 können hier nicht mithalten, gewähren aber mehr Platz für die Passagier:innen. Die Sicht nach hinten verbessern im Volvo per Knopfdruck umklappbare Fond-Kopfstützen. Im Alltag fällt das Peugeot-Navi nicht durch übertriebene Schnelligkeit bei der Streckenberechnung auf, während der Umgang mit dem hochkant montierten Touchscreen des Schweden Übung erfordert. Der Grund: Die Bedienfelder des Peugeot 508 sind etwas klein geraten und nicht immer logisch angeordnet. In diesem Punkt setzt der top verarbeitete BMW 3er mit seinem intuitiv bedienbaren iDrive immer noch die Benchmark. Sie bekommen nachts am Flughafen den BMW als Mietwagen, haben aber noch nie einen 3er gefahren? Macht nichts, denn das Wichtigste ist selbsterklärend. Wenn auch nicht mit einfacher Bedienung, so kann der Volvo S60 doch mit anderen Talenten aufwarten: Egal ob für Wohnwagen oder Pferdeanhänger – satte 1,8 Tonnen Anhängelast stehen dafür im Lastenheft. Sehr gut: Alle drei ersparen dank einer elektronischen Ölstandsmessung den Griff zu schmutzigen Ölpeilstäben.

 

Fahrkomfort: Komfortable Abstimmung im Volvo S60

Wo der BMW 3er auf intakten Straßenbelägen zwar sehr straff, aber noch nicht Bandscheiben-mordend unterwegs ist, dürften manche:r die Abstimmung seines optionalen M-Sportfahrwerks auf den Marterstrecken des Testgeländes als zu hart empfinden. In der Tat rollt der Münchener zum Beispiel auf Flickenasphalt spürbar steifbeiniger ab als die Rivalen im Vergleichstest. Beim Ausreizen der Nutzlast reicht die Hinterachse etwa Kanaldeckel oder Fräskanten nahezu ungefiltert weiter. Mit konventionellem Fahrwerk bestückt, zeigt der Peugeot 508, wie es besser geht, dicht gefolgt vom Volvo S60. Vor allem Schnellstraßen-Etappen gestalten sich wegen der komfortorientierteren Abstimmungen von Peugeot und Volvo angenehmer. Voll beladen lassen beide aber ebenfalls Federn, wobei der Schwede unter diesen Umständen weniger zu unangenehmem Karosseriezittern neigt als Peugeot 508 und BMW 3er. Weil man fährt, wie man sitzt, verdienen die Fauteuils des Trios besondere Beachtung. BMWs Sportsitze gefallen mit straffen Polstern und guter Torso- sowie Oberschenkelabstützung, mögen aber für beleibtere Zeitgenossen:innen zu schmal sein. Da sind Volvo-Lenkende besser dran, würden sich aber bei Kurvenfahrt mehr Seitenhalt wünschen. Gut: Langstreckentouren begegnet der Peugeot 508 mit entspannender Massagefunktion. In der zweiten Reihe müssen seine Passagier:innen aber mit relativ stark angewinkelten Beinen sitzen. Wenn auch der Federungskomfort nicht zu den Stärken des BMW 3er zählt, der Geräuschkomfort tut es auf jeden Fall. Der Antrieb besticht mit dezent sportlicher, aber nie aufdringlicher Note, und die Abrollgeräusche halten sich im Rahmen. Im Gegensatz dazu ist der Motor im Peugeot 508 stets präsent, und bei hohem Tempo sind hier deutlich stärkere Windgeräusche als bei den Wettbewerbern wahrnehmbar.

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Motor/Getriebe: Laufruhiger Antrieb im BMW 318i

Peugeot begnügt sich beim 508 mit einem 131 PS leistenden 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbo. Der Hubraumnachteil des Peugeot 508 PureTech 130 EAT 8 von jeweils 0,8 Litern gegenüber den Konkurrenz-Motoren ist im Alltag deutlich spürbar. Stets sind Drehzahlen gefragt, gern auch oberhalb von 5000 Touren, wenn es zügig vorangehen soll. Dafür kann das nicht sonderlich kultivierte Aggregat mit dem niedrigsten Testverbrauch von 7,4 Liter Super auf 100 Kilometern punkten. Mit 197 PS und Mild-Hybrid-Technik in Form eines mit bis zu zehn kW (14 PS) assistierenden Starter-Generators überzeugt der Volvo S60 B4 mit einem besonders druckvollen Antritt in der Drehzahlmitte. Kein Wunder: Mit 300 Newtonmetern liefert der skandinavische Benziner das höchste Drehmoment. Beim Gasgeben steuert der Starter-Generator weitere 40 Newtonmeter extra bei. Allerdings wiegt der Volvo S60 B4 aber auch bis zu 258 Kilogramm mehr als der BMW 318i und der Peugeot 508 PureTech 130 EAT 8, was seine Trinksitten erklärt: Mit einem Testverbrauch von 8,4 Litern trägt er bei der Verbrauchsfahrt die rote Laterne. Auch mit der auf 180 km/h abgeregelten Höchstgeschwindigkeit gerät er gegenüber dem Duo ins Hintertreffen. Das 156 PS starke BMW-Aggregat erfreut von allen drei Antrieben mit der besten Laufruhe. Selbst an der Drehzahlgrenze verkneift es sich störende Vibrationen jeglicher Art. Mit 7,6 Litern ist der BMW 318i nur geringfügig durstiger als der Peugeot. Dies ist umso bemerkenswerter, da das sehr munter ansprechende Aggregat seine Leistung spürbar stärker über Drehzahlen holen muss als das schwedische Pendant. Die 223 km/h Höchstgeschwindigkeit des BMW markieren die Spitze im Vergleichstest.

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Fahrdynamik: Rigides ESP im Peugeot 508

Das Vergleichstest-Team ist sich einig: Die Kurvengier des BMW 3er scheint keine Grenzen zu kennen. Das ist nicht verwunderlich, ist doch auch dieser Testwagen wieder mit zwar teuren, aber fahrdynamisch höchst effektiven Zutaten bestückt: M-Sportfahrwerk, variable Sportlenkung und traktionsstarke Mischbereifung vom Typ Michelin Pilot Sport 4 S * drücken das Bekenntnis zur Fahrdynamik aus. Wer sich einmal auf die äußerst direkt ansprechende Lenkung eingestellt hat, schlägt mit ihm zackige Haken, erreicht höhere Kurvengeschwindigkeiten als die Rivalen und stellt fest, dass der Münchener selbst im hoch angesiedelten Grenzbereich frei von Tücke bleibt. Dass er in der Handling-Zeit einen Hauch hinter dem Volvo S60 landet, basiert auf dessen Sprinterqualitäten infolge seiner höheren Motorleistung, die er auf den Geraden des Handlingparcours ausspielt. Ansonsten wirkt der Schwede in Kurven im direkten Vergleich träge. Dies liegt an seinem hohen Gesamtgewicht und auch an seiner Lenkung. Deren Servounterstützung lässt sich zwar über den Touchscreen variieren, doch selbst eingestellt auf die höchsten Lenkkräfte spricht der Volvo S60 aus der Mittellage immer noch gefühllos an. Zusätzlich erfordert er stets größere Lenkwinkel als der BMW 3er und der Peugeot 508. Seine Untersteuertendenz dürfte auch Folge der hohen Vorderachslast sein: Diese liegt mit 990 Kilogramm bis zu 202 Kilogramm über denen der Mitstreiter. Der Peugeot 508 kann hauptsächlich mit seiner Verzögerungsleistung begeistern. Bremswege aus Tempo 100 um die 33 Meter sind durchaus sportwagentauglich. Gleichwohl taucht der Franzose beim Bremsen an der Vorderachse sehr stark ein, und bei engagierter Kurvenfahrt verlangt das kleine Volant vergleichsweise hohe Lenkkräfte. Unabhängig davon ist der Schleuderschutz des Franzosen so defensiv ausgelegt, dass er jede Fahrzeugregung bereits im Ansatz erstickt. Bei Geschwindigkeiten, bei denen die anderen zwei noch unbeirrt ihre Bahn ziehen, nimmt der Peugeot einem bereits das Heft aus der Hand. Schade.

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Umwelt/Kosten: Volvo S60 am wertstabilsten

Basis-Motorisierung bedeutet alles andere als billig, denn alle drei Limousinen liegen mit testrelevanter Ausstattung an oder über der 45.000-Euro-Schwelle. Mit einer zurückhaltenderen Aufpreispolitik (19-Zoll-Räder sind nur mit der teuren GT-Ausstattung erhältlich) hätte der Peugeot 508 hier mehr Punkte holen können. Gut ausgestattet, zum Beispiel mit serienmäßigem Navi-System und dem niedrigsten Wertverlust sowie den niedrigsten Versicherungskosten, holt der Volvo S60 hier den Kapitelsieg im Vergleichstest. Dass der BMW 3er hier hinten liegt, ist der Preis für den Premiumanspruch der Münchener.

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Messwerte & technische Daten von BMW 318i, Peugeot 508 PureTech 130 EAT 8 & Volvo S60 B4

AUTO ZEITUNG 09/2022BMW 318iPeugeot 508 PureTech
130 EAT 8
Volvo S60 B4
Technik
Zylinder/Ventile pro Zylin.4/4;
Turbo
3/4;
Turbo
4/4;
Turbo,
Starter-Generator (48 Volt)
Hubraum1998 cm³1199 cm³1969 cm³
Leistung115 kW/156 PS
4500 - 6000
/min
96 kW/131 PS
5500 /min
145 kW/197 PS, +
10 kW (14 PS)
4800 - 5400 /min
Max. Drehmoment250 Nm,
1300 - 4300 /min
230 Nm,
1750 /min
300 + 40 Nm,
1500 - 4200 /min
Getriebe/AntriebAchtstufen-Automatik,
Hinterrad
Achtstufen-Automatik /
Vorrader
Achtstufen-Automatik /
Vorderrad
Messwerte
Leergewicht (Werk/Test)1490/1570 kg1400/1464 kg1681/1722 kg
Beschleunigung 0-100 km/h (Test)8,7 s10,1 s7,6 s
Höchstgeschwindigkeit (Werk)223 km/h208 km/h180 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
34,7/34,4 m33,8/33,4 m34,2/33,8 m
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP)7,6/6,8 l S7,4/5,9 l S8,4/5,9 l S
CO2-Ausstoß (Test/WLTP)180/160 g/km175/139 g/km199/140 g/km
Preise
Grundpreis38.350 €37.250 €43.800 €
Testwagenpreis47.030 €44.650 €44.580 €
 

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung (max. Punkte)BMW
318i
Peugeot
508 PureTech
130 EAT 8
Volvo
S60 B4
Karosserie (1000)658621643
Fahrkomfort (1000)714704726
Motor/Getriebe (1000)662632619
Fahrdynamik (1000)690652671
Eigenschaftswertung (4000)272426092659
Kosten/Umwelt (1000)330341346
Gesamtwertung (5000)305429503005
Platzierung132

 
Elmar Siepen Elmar Siepen
Unser Fazit

Der Vergleichstest zeigt: Limousinen mit der jeweiligen Basis-Motorisierung sind alles andere als rollende Verzichtserklärungen. So gefällt der Peugeot 508 PureTech 130 EAT 8 mit gelungenem Design, Variabilität, niedrigem Verbrauch und tollen Bremsen. Die ansonsten überschaubare Fahrdynamik, das geringe Platzangebot und die Preisgestaltung werfen ihn aber auf den dritten Platz zurück. Wie es besser geht, zeigt der Volvo S60 B4. Er sammelt beispielsweise mit kräftigem Motor und umfangreicher Multimediaausstattung ordentlich Punkte. Mehr als der zweite Platz ist dennoch nicht drin, dafür ist er zu durstig. So steht der BMW 318i auf dem Siegerpodest: top verarbeitet, einfach zu bedienen und mit spielerischem Handling eine Empfehlung nicht nur für Dynamiker.

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