Im neuen Audi RS 3 (2021) lebt der legendäre Fünfzylinder-Turbo wieder richtig auf – wie die erste Testfahrt auf deutlich gestiegenem Erlebnis-Niveau beweist.
Der neue Audi RS 3 (2021) beweist auf der ersten Testfahrt, dass sich so manches Autofahrer:innen-Glück in Zahlen fassen lässt: 1-2-4-5-3! So liest sich die Zündfolge von Audis legendärem Fünfzylinder-Turbo, der nicht nur im Rallye-Sport sondern auch in den RS-Modellen mit seinem einzigartigem Sound und brachialer Leistung beeindruckt und nebenbei ganz zahm die eine oder andere Zivilversion der Ingolstädter:innen bewegte. Der neue Audi RS 3 (2021) zählt mit 400 PS nicht nur als das stärkste Kompaktmodell der Marke sondern zählt zu den potentesten Fahrzeugen des Segments überhaupt. Lediglich der Mercedes A 45 S AMG liegt mit 421 PS noch ein Stück darüber. Doch hat der Konkurrent aus Stuttgart nur vier Zylinder. Die Ingolstädter:innen liefen den RS 3 nicht nur als fünftürigen Sportback (4,39 Meter) sondern auch als 15 Zentimeter längere, viertürige Limousine. Mehr zum Thema: Das ist die Audi RS 3 Limousine
Der Audi RS 3 (2021) im Video:
Erste Testfahrt im neuen Audi RS 3 (2021)
Der neue Audi RS 3 (2021) zeigt mit neuem Kühlergrill, Seitenschweller, Diffusor am Heck, überarbeitetem Fahrwerk um 25 Millimeter tiefergelegter Karosserie und bekannter aber immer noch einzigartiger Mischbereifung der Dimension 265/30 ZR 19 vorn und 245/35 ZR 19 hinten rein optisch, dass man es bei der ersten Testfahrt mit dem stärksten A3 zu tun bekommt. Wobei die Mischbereifung ein Tribut sowohl an die Vorderachslast wie an die optional auf bis zu 290 km/h gestiegene Höchstgeschwindigkeit ist. Innen gibt es perfekt passende Sportsitze und eine neue Anzeigen-Grafik mit balkenförmigem Drehzahlmesser im darstellungsreichen Digital-Cockpit. Dort lassen sich unter anderem auch G-Kräfte, Motor- und Getriebeöl-Temperatur des neuen Audi RS 3 (2021) ablesen. Mehr zum Thema: Das ist die Audi S3 Limousine
Alltagstauglicher Fahrkomfort im neuen Audi RS 3 (2021)
Zwar merkt man der Feder-Dämpfer-Abstimmung des neuen Audi RS 3 (2021) ihre gegenüber den schwächeren A3-Modellen straffere Auslegung an, was jedoch sowohl bei der ersten Testfahrt als auch im Alltag alles andere als Bandscheiben-mordend wirkt. Im Gegenteil: sensibles Anfedern gehört auch im stärksten A3 zum guten Ton. Lediglich leichte Nickschwingungen lassen auf das Sportprogramm schließen. Auch Schlaglöcher werden recht ungefiltert weitergereicht. Kein Wunder angesichts der schmalen, wenig Eigendämpfung bietenden Reifenflanken. Schon optisch wirken die Pneus wie nur aufgedampft. Dafür entschädigt der neue Audi RS 3 (2021) mit vergleichsweise gut gedämmten Abroll- und sehr gut absorbierten Windgeräuschen. Mehr zum Thema: Das ist die Audi A3 Limousine
Neuer Audi RS 3 (2021) mit altbekannten 400 PS
Zwar liefert das Aggregat des neuen Audi RS 3 (2021) auf der ersten Testfahrt wie im Vorgänger 400 PS, doch stieg das Drehmoment des 2,5 Liter Turbos um 20 auf nunmehr 500 Newtonmeter. Geblieben ist der Fünfzylinder-bedingte, pulsierende Sound. Serienmäßig ist das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Um die Kraft entsprechend in Vortrieb zu verwandeln, erhielt der Allradantrieb einen sogenannten Torque-Splitter an der Hinterachse. Dabei handelt es sich um ein Hinterachs-Differenzial mit zwei Lamellenkupplungen, die eine bedarfsgerechte Verteilung des Antriebsmoments zwischen den beiden Hinterrädern ermöglichen. Ideal für bestmögliche Traktion. So dürften die angegebenen 3,8 Sekunden bis zum Landstraßentempo 100 leicht Wirklichkeit werden. Ab Werk laufen die RS-Modelle maximal 250 km/h. Gegen Aufpreis lässt sich der neue Audi RS 3 (2021) auf 280 oder im RS Dynamik-Paket plus auf 290 km/h entfesseln. Mehr zum Thema: Der Audi S3 im Test
Neuer Audi RS 3 (2021) auf und abseits der Rennstrecke ein Spaß
Im neuen Audi RS 3 (2021) wurde die Fahrprofil-Auswahl "Audi drive select" um die Modi "RS Performance" für die Rundstrecke und "RS Torque Rear" als Drift-Modus erweitert, die wir auf der ersten Testfahrt selbstverständlich ausprobiert haben. Letzterer schaufelt ESP-frei vorsätzlich reichlich Antriebsmoment auf das Kurven-äußere Hinterrad. Dieses Vergnügungsprogramm sollte aber nur auf abgesperrtem Gelände abgespult werden, denn nur dort lässt es sich folgenfrei genießen. Der Weg zum Spaß ist kurz: Modus anwählen, losfahren, einlenken, in den zweiten Gang schalten, Gas geben, bis leichtes Untersteuern einsetzt um dann mit einem beherzten Tritt aufs Gas das Schleuderschutz-entfesselte Heck ausschwenken zu lassen. Jetzt punktgenau Gegenlenken und den RS 3 dosiert am Gas halten. So lässt sich die Kreisfahrt im 90-Grad-Winkel zur Fahrtrichtung erleben. Auf der Rennstrecke zeigt der RS 3 allerdings schnell, dass er nicht nur Spaß versteht, sondern es auch mit der Fahrdynamik ernst meint: "RS-Performance" strafft die adaptiven Dämpfer, schärft die Lenkung und ändert Schaltpunkte und -geschwindigkeit der Gangwechsel. So kann der Audi zeigen, was in ihm steckt. Zum Beispiel auf der Zielgeraden mit infernalischem Druck und unter herrlich basslastigem Fünzylinder-Röhren nach vorne schießen. In der Anbremszone vernichtet die neue Stahlbremse (eine Keramik-Bremse ist als Option erhältlich) die Bewegungsenergie wirkungsvoll. Der Standfestigkeit dienen neue Luftleitelemente, welche die Abkühlzeit um 20 Prozent verkürzen. Einlenkvorgänge verlaufen spontaner als es die Gewichtsverteilung von 59 (Vorderachse) zu 41 Prozent (Hinterachse) vermuten lässt. In Kurven liegt der RS 3 wie das sprichwörtliche Brett und lässt sich auch von einem Ensemble kurzer Bodenwellen nicht aus dem Konzept bringen, spielt stattdessen hier seine überragende Traktion aus. Mit Semi-Slicks von Typ Pirelli P Zero Trofeo R zeigt das G-Force-Meter im Display Querbeschleunigungswerte von knapp 1,3-facher Erdbeschleunigung, was einen stabilen Magen und einen strapazierfähigen Gleichgewichtssinn erfordert. Und im Alltag? Funktioniert der neue Audi RS 3 (2021) prächtig. Massiert mit seinem Fünfzylinder-Sound das Zwerchfell recht angenehm und gleitet im Comfort-Modus höchst gesittet durch Stadt und über Land. Lässt jederzeit die Kraft im Überfluss spüren, ohne das Gefühl zu vermitteln sie ständig abrufen zu müssen.
Technische Daten des neuen Audi RS 3 (2021)
AUTO ZEITUNG 23/2021 | Audi RS 3 Limousine |
Technische Daten | |
Motor | 2,5-Liter-Fünfzylinder- Turbobenziner |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplung; Allrad |
Leistung | 400 PS/294 kW |
Max. Drehmoment | 500 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 4542/1851 (1984)/1412 mm |
Leergewicht/Zuladung | 1575/505 kg |
Kofferraumvolumen | 321 l |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 3,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 (290) km/h |
Verbrauch (Werk) | 8.9 l S |
Kaufinformationen | |
Basispreis (Testwagen) | 62.000 Euro |
Marktstart | Oktober 2021 |
60.000 Euro rufen die Ingolstädter:innen für den neuen Audi RS 3 (2021) in der fünftürigen Schrägheckvariante auf. Die Limousine kostet 2000 Euro mehr. Das ist alles andere als ein Pappenstiel, was auch für die Spritkosten gilt, da der Normverbrauch von 8,9 Litern nur schwer zu halten sein dürfte. Traditionspflege ist eben wertvoll. Zumal dann, wenn sie gelungen ist. So hat Audi den RS 3 gekonnt verfeinert und auf ein neues fahrdynamisches Level gehoben, wie wir auf der ersten Testfahrt feststellen durften.