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Geht auch ganz einfach:

Audi Q8 e-tron/Kia EV9/Mercedes EQS SUV: Vergleichstest

Mit Starkstrom ins Oberhaus

Sven Kötter Testredakteur
Inhalt
  1. Audi Q8, Kia EV9 und Mercedes EQS im Vergleichstest
  2. Karosserie: Nur Audi Q8 e-tron unter fünf Meter lang
  3. Komfort: Mercedes EQS SUV ist Federungskomfort-König
  4. Motor/Getriebe: Kia EV9 marschiert vehement nach vorn
  5. Fahrdynamik: Audi Q8 e-tron spürbar optimiert
  6. Umwelt/Kosten: Kia EV9 mit deutlichem Preisvorteil
  7. Technische Daten & Messwerte von Audi Q8 e-tron, Kia EV9 & Mercedes EQS SUV
  8. Ergebnis in Punkten
  9. Fazit

Das hat es so noch nicht gegeben: Mit seinem großen Elektro-SUV EV9 fordert Kia die automobile Premium-Konkurrenz heraus. Die Gegner im ersten Vergleichstest: Mercedes EQS SUV und Audi Q8 e-tron.

 

Audi Q8, Kia EV9 und Mercedes EQS im Vergleichstest

Schon das Design des Kia EV9 strahlt pures Selbstbewusstsein aus. Ähnlich selbstbewusst ist allerdings auch der Preis: Mehr als 75.000 Euro dürften bislang die wenigsten für einen Kia ausgegeben haben. Dass man ihn dennoch als fair bezeichnen kann, hat wiederum mit der Konkurrenz zu tun. Denn Audi und noch eher Mercedes verlangen mit dem Audi Q8 e-tron und Mercedes EQS SUV, einen deutlich höheren finanziellen Einsatz für ihre elektrischen Vorzeige-SUV. Es wird also spannend – hinterm Lenkrad und auch bei der Punktevergabe.
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Leslie & Cars zeigt den Audi Q8 e-tron edition Dakar im Video:

 
 

Karosserie: Nur Audi Q8 e-tron unter fünf Meter lang

Bei derart üppigen Außenabmessungen darf man jeweils großzügige Innenräume erwarten. Das gilt auch für den Audi Q8 e-tron, der als Einziger im Vergleichstest unter fünf Meter Außenlänge bleibt. Ebenfalls als Einziger ohne Option auf sieben Sitze, konzentriert er sich auf eine gute Raumausnutzung für fünf Personen und deren Gepäck. Das klappt soweit auch ganz gut, doch im Fond werden ihm Kia EV9 und Mercedes EQS SUV zum Verhängnis, die hier deutlich mehr Platz und Komfort bieten. Im Audi spielt eindeutig vorn die Musik. Das leicht angestaubte Ambiente glänzt mit der besten Verarbeitung, und die Bedienung geht trotz des gewöhnungsbedürftigen Touchscreens recht einfach von der Hand. Punkte verliert der Audi hingegen beim Kofferraum und bei der Variabilität. Mehr als die Sitzlehnen umklappen kann man nicht. Auch bei der Sicherheitsausstattung bieten die jüngeren Rivalen einen größeren Umfang. Beim Thema Sicherheit trumpft vor allem der Mercedes auf, und in puncto Sitzkomfort gibt er ebenfalls den Ton an – vorn mit bequemen Sesseln und hinten mit einem multifunktionalen Sofa.

Das hoch bauende Armaturenbrett und die ausladende Mittelkonsole drücken zwar auf das Raumgefühl, schaffen jedoch ein ausgesprochen heimeliges Ambiente – denn wirklich zwicken tut es im Benz nicht. Überdenken sollte man aber die helle und somit empfindliche Innenausstattung samt Fußmatten. Fast könnte man vergessen, dass man mit dem luxuriösen Sternenkreuzer auch schnödes Sperrgut transportieren kann – der Kofferraum ist üppig dimensioniert, einzig die Zuladung fällt vergleichsweise klein aus. Wie gut das EQS SUV tatsächlich als Siebensitzer taugt, bleibt fraglich – der Testwagen ist ein reiner Fünfsitzer. Doch das eher stark abfallende Dach und die kleinen hinteren Fenster lassen Zweifel am Luxus für sieben aufkommen. Das liegt aber auch am dritten Testkandidaten, dem Kia, der mit seiner kantigen Karosserie und großen Fensterflächen mit steilen Flanken wie eine Turnhalle auf vier Rädern wirkt. Sogar in Reihe drei kann man recht angenehm sitzen, wenn die Personen der zweiten Reihe ihre Bank ein paar Zentimeter nach vorn schieben. Das ist kein großes Übel, denn hier ist besonders der Knieraum üppig bemessen.

Da fällt einzig die etwas klein geratene Sitzbank negativ auf, die es an Beinauflage vermissen lässt. Hier könnten die optionalen Einzelsitze die Lösung sein, die aus dem Kia einen Sechssitzer machen. Trotz großer Mittelkonsole fällt auch Reihe eins ausgesprochen luftig aus. Die Sitze gefallen mit ihrer Relax-Liege-Funktion bei Ladestopps – verzichten dafür aber auf eine ausziehbare Beinauflage, die besonders großgewachsene Menschen vermissen. Die höchste Zuladung und der gigantische Laderaum mit serienmäßig elektrisch klappbarer dritter Sitzreihe adeln den EV9 zum besten Transporter dieses Vergleichtests. Das vegane Interieur erreicht zwar nicht ganz die hochwertige Anmutung des feudalen Mercedes- oder die routinierte Fertigungsqualität des soliden Audi-Innenraums, gibt aber – abgesehen von der knarzenden, weil sich verwindenden Mittelkonsole – keinen Anlass zur Kritik.

 

Komfort: Mercedes EQS SUV ist Federungskomfort-König

Große, massige Autos, ein flüsterleiser E-Antrieb und viele Komfortfeatures: Die Voraussetzungen für eine dreifach satte Punkteausbeute im Vergleichstest sind gut. Angesichts seines Preises verwöhnt besonders der Kia EV9 mit zahlreichen Annehmlichkeiten, die den Aufenthalt an Bord bereichern. Sitzheizung und -kühlung sind serienmäßig – sogar in Reihe zwei. Ebenso eine Dreizonen-Klimaautomatik und Sonnenrollos für den Fond. Dass sein riesiges Innere den größten Resonanzraum darstellt, merkt man beim Geräuschkomfort, bei dem der Koreaner subjektiv wie objektiv – auf hohem Niveau – ins Hintertreffen gerät. Ein ausgesprochenes Lob verdient die Stahlfederung mit Niveauausgleich an der Hinterachse, die den rund 2,6 t schweren Kia ausreichend komfortabel über Fahrbahnunebenheiten bugsiert. Zwar neigt der EV9 auf kleinen, permanenten Anregungen bisweilen zum Zittern, dafür beeindruckt er auf groben Verwerfungen mit nur minimalen vertikalen Aufbaubewegungen.

Dass die Gegner hier mehr Punkte sammeln, erkaufen sie sich mit deutlich aufwendigeren Fahrwerken samt Luftfedern und adaptiven Dämpfern. Unübertroffener Federungskomfort-König wird das Mercedes EQS SUV, der sanft wogend sämtliche Anregungen wegfiltert. Das leichte Nachschwingen der massigen Karosserie muss man aber mögen. Auch bei der Kapselung der Fahrgastzelle macht ihm hier keiner etwas vor. Abgesehen von Windgeräuschen ab Autobahntempo verkneift sich der Mercedes störende Frequenzen fast völlig. Im Verbund mit den bequemsten Sitzen fährt er so den unangefochtenen Kapitelsieg ein. Die goldene Mitte markiert der Audi Q8, der ebenfalls beflissen federt und dabei sogar von zusätzlicher Beladung profitiert. Auch bei der Geräuschentwicklung liegt er zwischen Kia und Mercedes. Schade allerdings, dass man in Ingolstadt bei Klimakomfort-Features knausert: Sogar eine Sitzheizung vorn muss extra bezahlt werden.

 

Motor/Getriebe: Kia EV9 marschiert vehement nach vorn

Zwischen 265 kW (360 PS, Mercedes) und 300 kW (408 PS, Audi) Maximalleistung und ein bäriges, direkt anliegendes Drehmoment, das jeweils ein E-Motor pro Achse in Vortrieb verwandelt, pulverisieren die hohen Leergewichte der drei Probanden aus dem Stand. Doch es gibt Unterschiede im Detail: Besonders der Kia EV9 AWD beeindruckt mit seiner Vehemenz, mit der er nach vorn marschiert – die Messwerte unterstreichen diesen Eindruck. Bis ins hohe Tempo hinein ist hier keiner schneller. Auch nicht der starke Audi Q8 55 e-tron quattro, der besonders untenherum weniger feurig zu Werke geht. Tatsächlich Punkte lässt der Q8 e-tron dann allerdings beim Verbrauch liegen. 30,3 kWh auf der Testrunde sind kein Ruhmesblatt für das kleinste Auto des Trios. Der Kia EV9 verbraucht zwar kaum weniger, aber hier stellt sich deutlich mehr Auto dem Fahrtwind entgegen. Bei der Reichweite profitiert der Q8 von seiner größeren Batterie. Mit sensibler Bedienung des Strompedals schaffen aber beide über 400 km.

Effizienzmeister wird ausgerechnet der Schwerste: Mit 26,4 kWh verbraucht das Mercedes EQS SUV 450 4Matic fast vier kWh weniger auf 100 km als der Audi – dank nochmals größerem Energiespeicher sind so Reichweiten von über 500 km realistisch. Hier zahlt sich die aerodynamisch optimierte Karosserieform aus. An der Ladesäule profitiert der Kia von seiner 800-Volt-Technik. Automatisch vorkonditioniert türmt sich die Ladeleistung rasch auf und zeichnet eine Ladekurve mit hohem Ladeplateau. Bis rund 80 Prozent können Audi und Mercedes nicht folgen. Sie laden zwar auch ausdauernd, aber auf niedrigerem Niveau. Über 80 Prozent nähern sich die drei bei der Ladeperformance schließlich an – störend langsam ist niemand. Vorteil von Audi und Mercedes: Gegen Aufpreis vertragen sie bis zu 22 kW Wechselstrom, der Kia muss sich hingegen mit 11 kW begnügen. Die Navigation mit Ladeplanung funktioniert ebenfalls bei allen dreien gut. Over-the-Air-Updates optimieren die Funktion – idealerweise – jeweils ständig weiter und halten die Software auf dem neuesten Stand.

 

Fahrdynamik: Audi Q8 e-tron spürbar optimiert

Bei Leergewichten jenseits von 2,5 t werden die Wenigsten fahrdynamische Wunder erwarten. Mit seiner kompakteren Karosserie, dem geringsten Gewicht, gepaart mit dem stärksten Antrieb hat der Audi Q8 e-tron die besten Voraussetzungen, um auf dem Handlingparcours zu überzeugen. Und er enttäuscht nicht, sondern präsentiert sich sogar spürbar optimiert: Irritierte er vor dem Facelift noch mit einer wenig gefühlvollen Lenkung und einer starken Tendenz zum Untersteuern, kurvt er nun ausgesprochen neutral und mit verbesserter Rückmeldung in der Lenkung um den Kurs. Die Bremse ist zwar gut dosierbar, doch die längsten Bremswege kosten den Q8 e-tron wertvolle Punkte. Neutral fährt auch der Kia EV9, allerdings neigt er im Grenzbereich zum Übersteuern. Im Verbund mit den größten Aufbaubewegungen führt das zu einer Abwertung bei der Fahrsicherheit. Die Lenkung arbeitet vergleichsweise gefühllos, und der Wendekreis ist mit Abstand der größte. Verblüffend ist jedoch, wie gut der riesige Asiate bremst – 33,3 m warm aus Tempo 100 bis zum Stand sind fast Sportwagen-Niveau. Ähnlich gut bremst auch das EQS SUV – allerdings mit einem deutlich diffuseren Pedalgefühl. Seine Allradlenkung mit optional bis zu zehn Grad Einschlag der Hinterräder erzeugt eine erfrischende Handlichkeit – etwa beim Einparken –, suggeriert auf abgesperrter Strecke aber eine Dynamik, die der Mercedes EQS so nicht darstellen kann. Das liegt vor allem am hohen Gewicht, das der EQS zu keiner Zeit kaschieren kann.

Vergleichstest So testet die AUTO ZEITUNG
So testet die AUTO ZEITUNG 5000 Punkte in fünf Kapiteln

 

Umwelt/Kosten: Kia EV9 mit deutlichem Preisvorteil

Der Preisvorteil des Kia beläuft sich in testwagenrelevanter Konfiguration gegenüber dem Audi Q8 auf rund 12.000 Euro und gegenüber dem Mercedes EQS auf mehr als 55.000 Euro. Da dürfte es leicht zu verschmerzen sein, dass man beim Kia EV9 am meisten für die Vollkasko-Versicherung zahlen muss. Ein weiterer Pluspunkt des EV9 ist sein Garantiepaket mit sieben Jahren Neuwagen-Garantie. Hier gibt sich das deutsche Duo deutlich knauseriger. Während der Audi bei der Versicherungseinstufung punktet, spart der Mercedes mit seinem niedrigen Verbrauch bei den Stromkosten am meisten Geld. Dass man mit allen drei Elektro-SUV viel Geld einsetzt und über die Jahre auch verliert, dürfte niemanden überraschen. Die Prognosen des Wertverlusts allerdings schon: Am wertstabilsten soll sich der Kia entwickeln, während der Audi prozentual am meisten Wert vernichtet. Durch seinen hohen Grundpreis verliert man mit dem Mercedes allerdings effektiv am meisten Geld – in vier Jahren happige 65.000 Euro.

 

Technische Daten & Messwerte von Audi Q8 e-tron, Kia EV9 & Mercedes EQS SUV

AUTO ZEITUNG 08/2024Audi Q8 55
e-tron quattro
Kia EV9
AWD
Mercedes
EQS SUV
450 4Matic
Technik
Motor2 Asynchronmasch.2 permanenterr.
Synchronmasch.
2 permanenterr.
Synchronmasch.
AntriebKonstantübers./
Allrad
Konstantübers./
Allrad
Konstantübers./
Allrad
Systemleistung300 kW/408 PS283 kW/385 PS265 kW/360 PS
Systemdrehm.664 Nm700 Nm800 Nm
Spannung; Kapazität brutto
(netto)
396 V/114,0 kWh
(106,0 kWh)
552 V/99,8 kWh
(96,0 kWh)
396 V/125,0 kWh
(118,0 kWh)
Max. Ladeleistung DC/AC170 kW/11 (opt. 22) kW210 kW/11 kW200 kW/11 (opt. 22) kW
Karosserie
Außenmaße (L/B/H)4915/1937(2189)*/
1631mm
5015/1980(2263)*/
1780 mm
5125/1959(2157)*/
1718 mm
Leergewicht (Werk/Test)2510/2616 kg2550/2627 kg2765/2892 kg
Kofferraumvolumen569-1637 l333-2318 l645-2100 l
Fahrleistungen
Beschleunigung
0-100 km/h (Test)
5,8 s4,9 s5,9 s
Höchstgeschw. (Werk)200 km/h200 km/h210 km/h
Bremsweg aus 100 km/h
kalt/warm (Test)
35,2/34,1 m32,9/33,3 m35,0/33,5 m
Verbrauch auf 100 km
(Test/WLTP)
30,3/20,7 kWh28,7/22,8 kWh26,4/20,6 kWh
Reichweite (Test/WLTP)350/442 km334/416 km447/541 km
Preise
Grundpreis87.300 €76.490 €114.609 €
Testwagenpreis94.450 €82.380 €138.052 €
*Breite mit Außenspiegel  
 

Ergebnis in Punkten

Gesamtbewertung
(max. Punkte)
Audi Q8 55
e-tron quattro
Kia EV9
AWD
Mercedes
EQS SUV
450 4Matic
Karosserie (1000)731816765
Fahrkomfort (1000)792784843
Motor/Getriebe (1000)733744761
Fahrdynamik (1000)726735720
Eigenschaftswertung (4000)298230793089
Kosten/Umwelt (1000)251274228
Gesamtwertung (5000)323333533317
Platzierung312

 
Sven Kötter Sven Kötter
Unser Fazit

Dem Kia EV9 AWD gelingt eine dicke Überraschung: Der koreanische Riese setzt sich in seinem ersten Vergleichstest gegen die deutsche Premium-Konkurrenz durch und wird verdient Testsieger. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist hier schlicht nicht zu schlagen. Da bleibt dem sehr teuren Mercedes EQS SUV 450 4Matic trotz des maximalen Komfortprogramms und des knappen Siegs in der Eigenschaftswertung nur der zweite Platz. Dritter wird der Audi Q8 55 e-tron quattro, der mit dem Facelift zwar deutlich fahraktiver geworden ist, aber in der Summe seiner Eigenschaften nicht an die größere und sparsamere Konkurrenz heranreicht. Was alle drei und jeder auf seine eigene Art und Weise schafft: Ihre Fahrer:innen jeweils für den batterieelektrischen Antrieb zu begeistern.

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