Audi e-tron/Mercedes GLC: Vergleich
Elektroauto gegen Diesel
Elektroauto oder Diesel? In einem Vergleich des Audi e-tron mit dem Mercedes GLC 300d finden wir die Vor- und Nachteile der beiden Antriebskonzepte heraus!
E-Autos wie der Audi e-tron versprechen Mobilität ohne lokale Emissionen, sie sind also gut für Mensch und Klima. Auf der anderen Seite erleben die zuletzt arg geschmähten Diesel wie hier der Mercedes GLC eine regelrechte Renaissance und verbuchen wieder steigende Zulassungen. Um die Vor- und Nachteile der jeweiligen Konzepte zu illustrieren, stellen wir mit dem Audi e-tron sowie dem Mercedes GLC zwei moderne SUV mit ambitionierter Technik in einem Vergleich gegenüber.
Der Audi e-tron im Fahrbericht (Video):
Audi e-tron gegen Mercedes GLC 300d im Antriebs-Vergleich
Der Mercedes GLC 300d 4Matic hat mit 245 PS nicht nur den momentan stärksten Serien-Vierzylinder-Diesel unter der Haube, sondern auch einen besonders sparsamen und sauberen Vertreter des Selbstzünder-Prinzips. Dank aufwendiger Abgasreinigung mit SCR-Katalysator sowie Oxidations-Kat, Abgasrückführung und Partikelfilter erfüllt der Allradler die Euro-6d-Abgasnorm nach WLTP-Prüfbedingungen und verbraucht im Test nur 7,8 Liter auf 100 Kilometer. Wer sich beim Tempo bewusst zurückhält, kann den geräumigen und bequemen GLC sogar problemlos mit etwas mehr als sechs Litern fahren. Zudem besticht der zweistufig aufgeladene Diesel mit guten Manieren und Kraft: Dezent brummend nimmt er bereits ab Leerlauf willig Gas an, beschleunigt gleichmäßig kraftvoll und dreht behände bis deutlich über 4000 Touren. Das erleichtert der Neunstufen-Automatik die Arbeit, weil der 300er jederzeit über ausreichend Reserven verfügt. Hektische Rückschaltungen sind meist unnötig, das Eco-Programm – samt antriebslosem Dahinrollen, zum Beispiel bergab ("Segeln") – harmoniert bestens mit der Charakteristik des Motors. Doch bei Bedarf legt der Mercedes GLC 300d 4Matic eine beachtliche Dynamik an den Tag und liefert nicht nur flotte Fahrleistungen, sondern offenbart auch ein knackiges Einlenkverhalten sowie beruhigend sichere Eigenschaften bei forscher Fahrweise. Ein echter Alleskönner also. Der moderate Verbrauch sorgt überdies für üppige Reichweiten, das Auftanken dauert wenige Minuten.
Mercedes GLC 300d spielt Reichweiten-Trumpf aus
Genau in diesem Punkt des Vergleichs offenbart der rein elektrische Audi e-tron 55 quattro seine größte Schwäche: Der 95 kWh (brutto) große Lithium-Ionen- Akku erlaubt eine theoretische Reichweite von 411 Kilometern. In der Praxis haben wir 277 bis 350 Kilometer bewältigt. Dann muss geladen werden. Und das ist immer noch bei Weitem nicht so einfach wie der Tankvorgang mit einem Diesel. Es gibt viel weniger (Schnell-)Lade- als Tankstellen sowie eine verwirrende Vielfalt von Bezahl- und Registrierungssystemen. Außerdem dauert die Energiezufuhr erheblich länger: Zwischen 20 und 80 Prozent der Batterie-Kapazität lädt der Audi zwar fast durchgängig mit 150 kW nach – einer von mehreren Gründen, weshalb der Audi den großen E-Auto-Test der AUTO ZEITUNG (Ausgabe 23/2019) gewonnen hat und jetzt als Referenz dient – doch damit er steht immer noch deutlich länger als der Diesel-Daimler und verlangt zudem viel früher nach dem nächsten Zwischenstopp. Ohne Schnell-Ladesäule wächst die Standzeit mitunter auf mehrere Stunden an – was auch von Faktoren wie Temperatur und Batteriezustand abhängt. Ist der Audi e-tron indes startklar, kauft er selbst dem überzeugenden GLC 300 d den Schneid ab, denn der immerhin 2,5 Tonnen schwere Audi legt mit beeindruckender Vehemenz los. Aber auch wenn es sich anders anfühlt: Bis Tempo 100 ist der Stromer einen Wimpernschlag langsamer als der Rivale. Seine Spitze von 200 km/h ist sicherlich völlig ausreichend, doch auch hier rennt der Diesel bei Bedarf schneller.
Ansatzloser Schub, lineare Beschleunigung, Ruhe im Audi e-tron
Absolut konkurrenzlos ist allerdings die Art und Weise, wie der Elektro-Antrieb des Audi e-tron seine Power freisetzt: Vibrationen? Keine. Geräusche? Nahe null. Schaltvorgänge? Entfallen gänzlich. Jede Beschleunigung geschieht so beiläufig und dennoch kraftvoll, dass selbst der Mercedes GLC 300d 4Matic in diesem Vergleich nicht mithalten kann. Wer einmal die Souveränität des E-Boosts erlebt hat, möchte diese nicht mehr missen. Das wegen der Akkus erheblich höhere Gewicht hemmt jedoch die Querdynamik des e-tron gegenüber dem um rund 700 Kilogramm leichteren GLC. Dank des niedrigen Schwerpunkts fährt aber auch der Audi problemlos. Schon allein, weil er rund 25 Zentimeter länger ist als der GLC, bietet der e-tron im Innenraum spürbar mehr Bewegungsfreiheit und hat einen größeren Kofferraum. Doch die Akkus und der hintere E-Motor bedingen auch eine unzeitgemäß hohe Ladekante. Vorzug des konventionellen Mercedes GLC 300d 4Matic ist zudem die höhere Anhängelast. Die laufenden Kosten der beiden SUV liegen gleichauf. Rechnet man den Wertverlust mit ein, schneidet der erheblich teurere Audi e-tron in diesem Vergleich naturgemäß aber schlechter ab.
Messwerte & technische Daten Audi e-tron & Mercedes GLC 300d
AUTO ZEITUNG 25/2019 | Audi e-tron 55 quattro | Mercedes GLC 300d 4Matic |
---|---|---|
Technik | ||
Motor | 2 Asynchron-Motoren | 4/4; Biturbodiesel |
Akku/Hubraum | Lithium-Ionen/ - | -/1950 cm³ |
Leistung | 300 kW/408 PS (Boost); v.:135/h.: 165 kW | 180 kW/245 PS |
Max. Drehmoment | 664 Nm (System) v.: 309 Nm, h.: 355 Nm | 500 Nm |
Getriebe/Antrieb | Konstantübersetzung/Allrad | 9-Stufen-Automatik/ Allrad |
Messwerte | ||
Leergewicht | 2490 kg | 1770 kg |
Beschleunigung (Test) | ||
0 - 100 km/h | 6,6 s | 6,5 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 200 km/h | 231 km/h |
Verbrauch (Test/WLTP) | 22,9 kWh/30,2 kWh/100 km | 6,5 l D/7,8 l D/100 km |
CO2-Ausstoß (Test/WLTP) | 113/0 g/km | 207/172 g/km |
Kapazität brutto (netto)/Tankinhalt (Option) | 95 (83,3) kWh/ - | - /50 (66) l |
Reichweite Test/Sparfuchs | 277/350 km | 641/806 km |
Preise | ||
Grundpreis | 80.900 Euro | 52.425 Euro |
Kosten pro Kilometer | 0,23 Euro 0,73 Euro inkl. Wertverl. | 0.23 Euro 0,58 Euro inkl. Wertverl. |
Für Elektroauto und Diesel wie den Audi e-tron und den Mercedes GLC 300d 4Matic in diesem Vergleich gilt wie bei vielen Beziehungen: Es ist kompliziert. Die Stromer bieten Kraft, Komfort und Steuervorteile. Mit Strom aus regenerativen Quellen fahren sie ohne Emissionen. Andernfalls verschiebt sich das Problem nur in Richtung Kraftwerk. Recycling und Rohstoffe (Kobalt, Silizium) werfen weitere Fragen in Sachen Nachhaltigkeit auf. Moderne Diesel hingegen sind sauberer als ihr Ruf sowie (besonders im Langstrecken-Betrieb) unschlagbar praktisch und effizient. Die Anschaffung ist günstiger, der Betrieb ähnlich teuer. Doch fossile Brennstoffe sind endlich, die Abgase klimaschädlich – heute du in Zukunft.