Audi A8/Mercedes S-Klasse: Vergleichstest
Lange Luxusliner im Duell
- Audi A8 L & Mercedes S-Klasse lang im Vergleichstest
- Karosserie: Audi für vier, Mercedes für fünf
- Fahrkomfort: Audi mit souveränerem Fahrwerk
- Fahrdynamik: Fast auf Sportwagen-Niveau
- Motor/Getriebe: V8 vs. R6
- Umwelt/Kosten: Mercedes trumpft mit Effizienz auf
- Technische Daten & Messwerte von Audi A8 L TFSI quattro & Mercedes S 500 4Matic lang
- Ergebnis in Punkten
- Fazit
Die Langversionen von Audi A8 und Mercedes S-Klasse wollen formidables Fahrvergnügen für ihre Passagier:innen im Fond bieten. Dazu mobilisieren beide Verbrenner über 450 PS (331 kW) und strecken sich auf 5,30 m Länge – ist das noch zeitgemäß?
Audi A8 L & Mercedes S-Klasse lang im Vergleichstest
Weil es den Dritten im Bunde, der BMW 7er, in dieser Leistungsklasse nur noch als Plug-in-Hybrid oder Vollelektriker mit Stecker gibt, bleibt es hier beim Zweier-Vergleichstest zwischen Audi A8 L gegen Mercedes S-Klasse lang. Im Audi wummert ein 460 PS (338 kW) starker Biturbo-V8 unter der langen Haube, dem der Mercedes mit einem 449 PS (330 kW) starken Turbo-Reihensechszylinder entgegentritt – unterstützt von einem elektrischen Verdichter sowie einem Startergenerator, der weitere 22 PS (16 kW) beisteuert. Das soll die Fahrleistungen auf ein ähnliches Niveau hieven, den Verbrauch nach WLTP aber ganze drei Liter unter den des A8 drücken – ein sehr ambitioniertes Unterfangen, frei nach dem Markenmotto "Das Beste oder nichts".
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Karosserie: Audi für vier, Mercedes für fünf
Dass es den aktuellen Audi A8 seit mittlerweile sieben Jahren gibt, merkt man verstärkt im Innenraum. Im Gegensatz zur stärker digitalisierten Mercedes S-Klasse weht durch den Audi eine analoge Brise. Über die zusätzlichen Tasten und Schalter freut man sich, über die zu tief positionierten Touchscreens, die zudem einen verstärkten Druck verlangen, eher weniger. Fürstlich fällt hingegen das Platzangebot aus. Auch wenn im A8 L die zweite Reihe im Fokus steht, so können die Personen vorn ebenfalls nicht über mangelnde Bewegungsfreiheit klagen.
Ordert man das volle Luxusornat für den Fond – wie im Fall dieses Vergleichstests –, bietet der Innenraum jedoch nur Platz für vier Personen. Mit durchgehender Mittelkonsole und Ruhesitz hinten rechts wird der Audi A8 zur Chauffeurslimousine, wie sie im Buche steht. Dass es hinten die besseren Plätze gibt, unterstreichen die zahlreichen Ablagen, die in dieser Hülle und Fülle vorn schmerzlich vermisst werden.
Wie es besser geht, zeigt die Mercedes S-Klasse im Vergleichstest, die besonders für Smartphones mehr und zudem bessere Verstaumöglichkeiten bietet. Auch sein Touchscreen präsentiert sich durchdachter – sowohl von der Positionierung her als auch von der Software. Das muss aber auch so sein, weil die Zahl physischer Bedienelemente deutlich reduziert wurde und die berührungsempfindlichen Multifunktionstasten des Lenkrads eher schlecht bedienbar sind. Beim Platzangebot schenkt er sich mit seinem Konkurrenten nichts – verzichtet in der Konfiguration allerdings auf eine durchgehende Mittelkonsole.
Bei Qualität und Anmutung trifft sich das Duo auf hohem Niveau – mit Vorteilen für den Audi A8, der insgesamt solider und steifer wirkt. Der Mercedes, der mit edlem Leder umschmeichelt, zeigt sich im Detail verbesserungswürdig: Sichtbare Schweißnähte bei geöffneten Türen, mechanische Cupholder aus einfachstem Plastik und die knarzenden Türgriffe passen nicht ganz zum noblen Anspruch.
Fahrkomfort: Audi mit souveränerem Fahrwerk
Dieses Kapitel des Vergleichstests muss einfach sitzen in dieser Klasse – im wahrsten Sinne des Wortes. Gegen entsprechende Aufpreise lassen sich Audi A8 und Mercedes S-Klasse mit bis ins Detail anpassbaren Fauteuils ausstatten, die nicht nur wärmen, sondern auch kühlen und massieren. Weil beide die Konfigurierung der Sitze auf eine klassische Sitzeinstellung und Untermenüs auf dem Touchscreen aufteilen, vergeht einige Zeit, bis man seine perfekte Sitzposition eingestellt und per Memoryfunktion gespeichert hat. Vorteil Audi: Vorne links und rechts profitiert man von längeren Lehnen im Schulterbereich. Die flauschigen Kissen des Mercedes umschmeicheln den Kopf – das muss man allerdings auch mögen.
Die Liegeposition auf dem Sitz hinten rechts bietet hier nur der Audi A8. Auf Knopfdruck fährt der Beifahrersitz nach vorn, eine Fußstütze klappt aus, und der Einzelsitz rutscht in eine sehr angenehme Schräglage – natürlich im Detail an die eigenen Vorlieben anpassbar. Der Mercedes kontert mit ebenfalls stark konturierten, sehr bequem gepolsterten und elektrisch einstellbaren Sitzen.
Bei den Geräuschmessungen brillieren beide Kontrahenten mit sehr guten Werten. Erst unter Last und bei höheren Geschwindigkeiten offenbaren sich subjektiv erste Unterschiede: Der V8 des Audi hat ein deutlich angenehmeres Klangbild, und die Windgeräusche fallen hier weniger auf. Der kleinere Motor der Mercedes S-Klasse klingt unter Leistungsabfrage angestrengter, der Wind säuselt ab 130 km/h vernehmbar um die Außenspiegel.
Dass Mercedes bei der Konfiguration für diesen Vergleichstest auf das kostspielige E-Active Body Control-Fahrwerk (7735 Euro) verzichtet, wird schon auf den ersten Metern deutlich. Die Luftfederung des Schwaben federt zwar selbst grobe Anregungen sauber weg, hält seine Karosserie dabei aber immer sanft wogend in Bewegung. Das kann man wohlwollend als wattig beschreiben, auf Dauer ist das Fahren im satter liegenden Audi A8 aber angenehmer – ein Verdienst des vorausschauenden Aktivfahrwerks mit Wank- und Nickausgleich (5450 Euro). Dass der ebenfalls luftgefederte Audi auf Querfugen bisweilen zum Dröhnen neigt, gleicht er mit seinem besseren Abrollkomfort mehr als aus.
Fahrdynamik: Fast auf Sportwagen-Niveau
Auch auf dem Handlingkurs des Contidroms bei Hannover kann der Audi A8 sein hochgerüstetes Fahrwerk effektiv einsetzen. Trotz seines höheren Gewichts umrundet er die Strecke im Vergleichstest ohne große Rollbewegungen und mit einer ausgewiesenen Neutralität. Der Motor hängt währenddessen gierig am Gas, und die Bremse lässt sich gut dosieren. Die Lenkung passt – verheimlicht aber auch gekonnt, dass alle vier Räder mitlenken. Das Ergebnis all dessen ist eine gestoppte Zeit, die noch vor ein paar Jahren Sportwagen vorbehalten war.
Die Mercedes S-Klasse hadert trotz nachgeschärfter Dämpfer im Sport+-Modus mit seinem lebhaften Aufbau. Lebhaft geht auch seine Allradlenkung zu Werke, die ihn nur subjektiv agil wirken lässt, dafür aber beim Rangieren und beim Geradeauslauf bei hohem Tempo einen echten Mehrwert bietet. Auf dem Handlingkurs kämpft der Mercedes zudem mit seinem weniger souveränen Antrieb und einem gefühllosen Bremspedal, das unter starker Beanspruchung zusätzlich leidet. Den guten Bremswerten, die im Vergleichstest auch der Audi bietet, tut dies allerdings keinen Abbruch.
Motor/Getriebe: V8 vs. R6
Die Vorteile des lediglich mildhybridisierten V8-Motors des Audi A8 L 60 TFSI quattro haben sich bereits in den vorangegangenen Vergleichstest-Kapiteln angedeutet: Bei Laufkultur und Ansprechverhalten kann ihm der kleinere Mercedes-Motor nicht das Wasser reichen. Weil die Schwaben aber mit dem elektrischen Verdichter eine füllige, spontane Aufladung implementiert haben, hält der Mercedes S 500 4Matic lang bei den Fahrleistungen gut mit. Rollt man gelassen dahin, verrichtet auch die neunstufige Automatik unauffällig ihren Dienst. Ruft man die volle Kraft ab, werden die Gänge aber schon mal über Gebühr ausgedreht, was Getriebe und Ohren unnötig unter Stress setzt.
Dass der Mercedes-Antrieb aber alles andere als unzeitgemäß ist, wird auf der Verbrauchsrunde deutlich. Der Reihensechszylinder benötigt auf 100 km drei Liter weniger als der Achtzylinder des Audi A8 – 9,2 l sind angesichts der Größe, des Gewichts und der Leistung der langen S-Klasse ein wahrer Fabelwert, der dem Mercedes viele Punkte einbringt und der die Unterhaltskosten deutlich drückt. Womit wir beim letzten Kapitel des Vergleichstests wären …
Umwelt/Kosten: Mercedes trumpft mit Effizienz auf
Einstiegspreise von über 130.000 Euro machen die beiden Limousinen nur für einen sehr kleinen, sehr exklusiven Kundenkreis interessant. Ein Kreis, den der hohe Wertverlust ebenso wenig abschrecken dürfte wie die hohen Folgekosten für Wartung, Versicherung und Kraftstoff. Dass man unterm Strich mit der Mercedes S-Klasse günstiger fährt, versteht sich angesichts der viel geringeren Kraftstoffkosten von selbst.
Technische Daten & Messwerte von Audi A8 L TFSI quattro & Mercedes S 500 4Matic lang
AUTO ZEITUNG 12/2024 | Audi A8 L 60 TFSI quattro | Mercedes S 500 4Matic lang |
Technik | ||
Motor | V8-Zylinder, 4-Ventiler, Biturbo; 48-V-Startergenerator, 3996 cm³ | R6-Zylinder, 4-Ventiler, elektrischer Verdichter; 48-V-Startergenerator; 2999 cm³ |
Antrieb | 8-Stufen-Automatik; Allrad, permanent | 9-Stufen-Automatik; Allrad, permanent |
Leistung | 338 kW/460 PS, 5500 /min | 330+16 kW/449+22 PS, 6100 /min |
Max. Drehmoment | 660 Nm, 1800-4500 /min | 560 Nm, 1800-5800 /min |
Karosserie | ||
Außenmaße (L/B/H) | 5320/1945 (2130)*/1488 mm | 5289/1954 (2107)*/1503 mm |
Leergewicht (Werk/Test) | 2080/2277 kg | 2030/2178 kg |
Kofferraumvolumen | 505 l | 550 l |
Fahrleistungen | ||
Beschleunigung 0-100 km/h (Test) | 4,7 s | 4,8 s |
Höchstgeschwindigkeit (Werk) | 250 km/h | 250 km/h |
Bremsweg aus 100 km/h kalt/warm (Test) | 34,7/34,0 m | 34,5/33,8 m |
Verbrauch auf 100 km (Test/WLTP) | 12,2/11,5 l SP | 9,2/8,3 l SP |
Preise | ||
Grundpreis | 130.850 € | 136.731 € |
Testwagenpreis | 157.275 € | 146.370 € |
*Breite mit Außenspiegel |
Ergebnis in Punkten
Gesamtbewertung (max. Punkte) | Audi A8 L 60 TFSI quattro | Mercedes S 500 4Matic lang |
Karosserie (1000) | 727 | 748 |
Fahrkomfort (1000) | 911 | 898 |
Motor/Getriebe (1000) | 660 | 691 |
Fahrdynamik (1000) | 741 | 749 |
Eigenschaftswertung (4000) | 3039 | 3086 |
Kosten/Umwelt (1000) | 160 | 184 |
Gesamtwertung (5000) | 3199 | 3270 |
Platzierung | 2 | 1 |
Länge läuft, Länge säuft – das trifft auf den Vergleichstest-Sieger Mercedes S 500 4Matic lang eindeutig nicht zu. Es ist seine ausgewiesene Effizienz, die ihm den Sieg beschert. Das Platzangebot ist über alle Zweifel erhaben, und der Fahrkomfort liegt auf einem sehr hohen Niveau. Dass der Audi A8 L 60 TFSI quattro hier noch mehr bietet, hat er in erster Linie seinen teuren Extras zu verdanken, die den Testwagen dynamisch und in puncto Komfort beflügeln, das Konto aber auch zusätzlich belasten. Schade, dass der V8 so schluckfreudig ist – denn er ist hier der kultiviertere und faszinierendere Antrieb.