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Geht auch ganz einfach:

Audi A8 50/BMW 730d/Mercedes S 350d: Test Luxus-Limousinen im Vergleich

Elmar Siepen Testredakteur
Inhalt
  1. Audi A8 50/BMW 730d/Mercedes S 350d im Test
  2. Karosserie: A8 mit fortschrittlichen Assistenzsystemen
  3. Fahrkomfort: Komfortsitze im 7er
  4. Motor/Getriebe: Mercedes mit Reihensechszylinder
  5. Fahrdynamik: Allradlenkung im A8
  6. Umwelt/Kosten: BMW knackt 100.000-Euro-Grenze
  7. Technische Daten Audi A8, Mercedes S-Klasse & BMW 7er
  8. Fazit

Der Audi A8 50, der BMW 730d und der Mercedes S 350d treten im Test der Luxus-Limousinen gegeneinander an. Sie sind die Aushängeschilder des deutschen Automobilbaus – mit dem Auftritt des neuen Ingolstädters ist das Trio der Oberklasse-Flaggschiffe wieder komplett.

Luxusklasse klingt beinahe schon ein bisschen verschämt angesichts dessen, was die Top- Baureihen von Audi, BMW und Mercedes bieten. Mittlerweile sind sie eher rollende Supercomputer, die alles daran setzen, ihre Insassen mit Unmengen komplexer Elektronik und aufwendigster Antriebs- sowie Fahrwerkstechnik so sicher und komfortabel wie möglich ans Ziel zu bringen. Idealerweise noch mit einer gehörigen Portion Fahrvergnügen. In dieser Liga möchte Audi nun mit der vierten Auflage seines Flaggschiffs A8 noch stärker mitspielen als bisher. Dabei muss sich der Neue an den zweifellos hohen Maßstäben messen lassen, die die aktuelle Mercedes S-Klasse und der BMW 7er in diesem Segment setzen.

Der Audi A8 im Video:

 

Audi A8 50/BMW 730d/Mercedes S 350d im Test

Das beginnt schon mit den Außenabmessungen: Der A8 ist mit 5,17 Metern noch einmal fast fünf Zentimeter länger als die S-Klasse und misst fast acht Zentimeter mehr als der 7er BMW. Von der reinen Aluminiumbauweise haben die Ingolstädter mittlerweile Abstand genommen und verwenden einen Mix aus Stahl, Alu, Magnesium und Karbon. Trotzdem ist der A8-Testwagen leer 2115 kg schwer und alles andere als ein Leichtgewicht. De facto bringt er immerhin 116 kg mehr auf die Waage als der mit höherem Karbonanteil gefertigte BMW und nur zwölf Kilo weniger als die S-Klasse, deren Karosserie zu über 50 Prozent aus Alu besteht. Innen finden die Frontpassagiere allerorten ähnlich großzügige Platzverhältnisse vor, während der Audi-Fond mit üppigster Knie und Ellbogenfreiheit am meisten überzeugt. Die Materialien wirken hochwertig, die Verarbeitung lässt beim neuen A8 jedoch noch unerwartet Luft nach oben. Hier sind Passungen und Fugenverläufe stellenweise nicht das, was man im Luxussegment erwartet.

 

Karosserie: A8 mit fortschrittlichen Assistenzsystemen

Bei der Bedienung beschreitet Audi neue Wege und setzt auf zwei Touchscreens in der Mittelkonsole und ein Multifunktionslenkrad statt des früher verwendeten Dreh-Drück-Stellers. Das wirkt aufgeräumt. Die Bedienung erscheint weitestgehend logisch, verlangt aber angesichts der Vielzahl der Systeme für Assistenz, Komfort und Multimedia eine gründliche Eingewöhnung. Und so bleibt das iDrive-System im 7er, mit dem sich ein Großteil der Fahrzeugfunktionen quasi aus dem Handgelenk steuern lassen, weiterhin das Maß der Dinge. Die S-Klasse versteckt manche Funktionen dagegen in nicht auf Anhieb ersichtlichen Untermenüs. In puncto Sicherheit dagegen zeigt der Audi der Konkurrenz, wo der Hammer hängt. Fortschrittliche Assistenzsysteme wie die Ausstiegswarnung, die die elektrische Türentriegelung verzögert, wenn sich ein Radfahrer von hinten nähert,oder die Radlösewarnung, die anzeigt, ob sich eventuell Spitzbuben an den Radmuttern zu schaffen gemacht haben, zeigen, was heute alles möglich ist, um Unfälle zu verhindern.

 

Fahrkomfort: Komfortsitze im 7er

Gebaut vorwiegend für die Langstrecke, sind der anspruchsvollen Kundschaft entsprechende Komforteigenschaften wichtig. Vor diesem Hintergrund passt es, dass alle drei Kandidaten ab Werk mit Luftederung und adaptiven Dämpfern ausgerüstet sind. Damit zeigt der 730d, der mit 3,07 Metern den längsten Radstand hat, wie man souverän-entspannt lange Autobahnetappen unter die Räder nehmen kann. Allerdings wird das akustische Bild von recht präsenten Motor-, Wind sowie Abrollgeräuschen getrübt. Wie es besser geht, zeigen der flüsterleise Audi und vor allem der Mercedes. Kommen den drei Rivalen verschlissene Fahrbahndecken unter die Räder, entsteht ein recht unterschiedliches Bild. Hier zeigt der BMW auf kurzen Bodenwellen etwas stärkere Ausfederbewegungen als der Mercedes und  braucht bei höherem Tempo seinen Federweg komplett auf – die S-Klasse bietet hier mehr Reserven. Wie das sprichtwörtliche Brett liegt dagegen der Audi. Sein Aufbau beruhigt sich nach Anregungen durch Schlaglöcher oder ähnliches etwas schneller als die Mercedes-Karosserie. Auf der Autobahn tendiert der Daimler auf Bodenwellen in Kurven überdies zu einem leichten „Rühren“ um die Hochachse. Unter Ausnutzung der vollen Nutzlast rollt der Audi abermals eine Spur satter ab als sein Stuttgarter Konkurrent. Das Komfort-Individualsitzpaket im A8 (3970 Euro) und die Komfortsitze im 7er (2200 Euro) bieten dank vielfältiger Einstellmöglichkeitenbesten Reisekomfort. Die 7er-Sitze punkten aber mit der besseren Konturierung im Schulterbereich, wohingegen sich der Pilot des Ingolstädters über eineWangeneinstellung auf der Sitzfläche freuen kann. Im Fond glänzt dann der Mercedes mit einem Top-Sitzkomfort dank elektrisch einstellbarer Sessel (1856 Euro).

 

Motor/Getriebe: Mercedes mit Reihensechszylinder

Alle drei Kandidaten sind mit den jeweiligen Basis-Dieseln motorisiert, was dies alles andere als Verzicht bedeutet: Aus 3,0 Liter Hubraum holen die Ingenieure zwischen 265 (BMW) und 286 PS (Audi und Mercedes). Während Audi dem kompakten V-Motor den Vorzug gibt, setzen BMW – wie immer – und neuerdings auch wieder Mercedes auf den Reihensechszylinder. Sein Leistungsmanko kompensiert der 730d mit 20 Nm mehr Drehmoment (Audi und Mercedes 600 Nm) und liegt in den Fahrleistungen nahezu gleichauf mit der Konkurrenz. Alle drei erreichen die 100 km/h-Marke jeweils diesseits der 6,0-Sekunden-Marke, was höchst beachtlich ist. Beim Sprint bis 200 km/h verliert der BMW nur 0,5 Sekunden auf die anderen beiden, was im Verkehrsalltag nicht von Bedeutung ist. Bezüglich ihrer Leistungsentfaltung wirken die drei wie sanfte Riesen, die wenig spektakulär, dafüraber mit umso mehr Nachdruck agieren. 250 km/h Spitze dürften auch eiligen Naturen entgegenkommen. Dabei schalten die Achtstufen-Automatik-Getriebe Audi und BMW stets blitzschnell und halten immer die passende Fahrstufe bereit. Die Neunstufen-Automatik des Mercedes könnte spontaner reagieren. Auch im Umgang mit dem Kraftstoff gibt es nichts zu bemängeln. Im Gegenteil: Testverbräuche von 7,3 Liter Diesel auf 100 km (A8 und 7er) sowie 7,9 Liter (S-Klasse) und die Tatsache, dass die rund zwei Tonnen schweren, mit SCR-Kat ausgerüsteten Luxusliner sogar Minimalverbräuche im Fünf-Liter-Bereich erreichen, führen die derzeitige Dieseldiskussion inder Praxis ad absurdum.

 

Fahrdynamik: Allradlenkung im A8

Mit der neuen Generation führt Audi die Allradlenkung für den A8 ein. Diese verhilft ihm zu beachtlicher Agilität. In engen Kurven wirkt er allerdings recht kopflastig und tendiert zum Untersteuern. Mit verantwortlich dafür dürfte sein, dass er mit 1169 kg die höchste Vorderachslast trägt. Das sind beispielsweise 142 kg mehr als beim BMW. Ansonsten aber hinterlässt der Neue ein positives Bild: Er punktet mit einem insgesamt hohen Fahrsicherheitsniveau, sehr guter Traktion und einem Warmbremswert von nur 32,0 Metern aus 100 km/h bis zum Stillstand. Die S-Klasse, bisher eher nicht als Handlingwunder bekannt, wirkt in engen Kurven eine Spur agiler als der Audi, verlangt aber nach vergleichsweise großen Lenkeinschlägen. Überdies ist die Lenkung in erster Linie auf Komfort getrimmt, arbeitet für etwas dynamischere Naturen aber mit zu viel Servo-Unterstützung, wodurch sie etwas gefühllos erscheint. Dass sich BMW auch bei großen Limousinen auf Fahrdynamik versteht, zeigt der 730d xDrive eindrucksvoll. Ebenfalls mit Allradlenkung bestückt und zudem mit einer Wankstabilisierung versehen, die lästige, die Fahrpräzision beeinträchtigende Aufbaubewegungen unterbindet, lässt er sich im Verbund mit der präzisen Lenkung zackiger durch Kurven dirigieren. In engen Bögen verteilt sein Allradantrieb mehr Kraft an die Hinterachse und fördert so den Eindruck der Handlichkeit. Der Kaltbremswert fällt mit 35,7 Metern aber am längsten aus.

 

Umwelt/Kosten: BMW knackt 100.000-Euro-Grenze

Audi und BMW liegen im Grundpreis exakt gleichauf, während der Mercedes beide um 2153 Euro unterbietet. Auch mit den testrelevanten Ausstattungsdetails bleibt er unter den Preisen der Rivalen. Der BMW knackt hier sogar die 100.000-Euro-Grenze. Dafür sind beim 730d xDrive mit dem Kauf bereits die Wartungskosten für fünf Jahre und 100.000 km abgegolten – so schneidet er bei denWerkstattkosten am besten ab. Mit den höchsten Typklasseneinstufungen für Voll- und Teilkasko zeigt der Mercedes, dass bereits Vandalismusschäden oder kleinere Parkrempler in dieser Liga ordentlich ins Geld gehen können. Wer das nicht glaubt, sollte einmal einen Blick unter die drei Motorhauben werfen um zu sehen, wie dicht gedrängt hier die Komponenten angeordnet sind und schon bei kleinen Unfällen in Mitleidenschaft gezogen werden können. Die höchsten Kosten verursacht zweifelsohne der Wertverlust, der laut DAT bis zu 57.440 Euro (BMW) bei vierjähriger Haltedauer und 80.000 Kilometern beträgt. Dies zeigt, dass auch Basis-Diesel bei den Kosten im Highend-Bereich liegen können. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass der Audi dank der besseren Garantien das Kostenkapitel gewinnt.

 

Technische Daten Audi A8, Mercedes S-Klasse & BMW 7er

 AUDI A8 50 TDI quattroBMW 730d xDrive
Zylinder/Ventile pro Zylin.V6/4, TurbodieselR6/4, Turbodiesel
Hubraum2967 ccm2993 ccm
Leistung286 PS265 PS
Max. Gesamtdrehmoment600 Newtonmeter620 Newtonmeter
Getriebe/Antrieb8-Stufen-Automatik /Allrad, permanent8-Stufen-Automatik /Allrad, permanent
Beschleunigung  
0 - 100 km/h5,6 s5,7 s
0 - 200 km/h23,3 s23,8 s
Höchstgeschwindigkeit250 km/h250 km/h
Leergewicht (Werk)1975 kg1825 kg
Bremsweg aus 100 km/h warm32,0 m32,9 m
Verbrauch (Test/EU)7,3/5,6 l D/100 km7,3/4,8 l D/100 km
CO2-Ausstoß (Test/EU)193/145 g/km193/124 g/km
Grundpreis90.600 Euro90.600 Euro
Testwagenpreis99.320 Euro100.290 Euro
Punktzahl (max. 5000 Punkte)3383 Punkte3340 Punkte
Platzierung12

 

 MERCEDES S 350 d 4Matic
Zylinder/Ventile pro Zylin.R6/4, Turbodiesel
Hubraum2925 ccm
Leistung286 PS
Max. Gesamtdrehmoment600 Newtonmeter
Getriebe/Antrieb9-Stufen-Automatik /Allrad, permanent
Beschleunigung 
0 - 100 km/h5,8 s
0 - 200 km/h23,3 s
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
Leergewicht (Werk)1895 kg
Bremsweg aus 100 km/h warm33,1 m
Verbrauch (Test/EU)7,9/5,5 l D/100 km
CO2-Ausstoß (Test/EU)209/145 g/km
Grundpreis88.447 Euro
Testwagenpreis93.517 Euro
Punktzahl (max. 5000 Punkte)3325 Punkte
Platzierung3

 

 
Elmar Siepen Elmar Siepen
Unser Fazit

Mit dem neuen Audi A8 50 TDI quattro zünden die Ingolstädter ein wahres Technik-Feuerwerk. Neben der Vielzahl an hilfreichen Assistenzsystemen glänzt der A8 mit vorzüglichem Komfort sowie den besten Bremsen – und gewinnt diesen Test souverän. In puncto Fahrdynamik überzeugt der zweitplatzierte BMW 730d xDrive allerdings mit seinem deutlich agileren Handling und gefällt antriebsseitig zudem mit seinem ebenfalls sparsamen Motor. In puncto Geräuschkomfort muss er den beiden Rivalen jedoch den Vortritt lassen. Das unlängst erfolgte Facelift hat dem Mercedes S 350d 4MATIC spürbar gut getan, der Schwabe gefällt mit viel Komfort. Inder Fahrdynamik fällt der große Daimler nur leicht zurück, sodass er in der Endabrechnung nur knapp hinter dem BMW 7er landet.

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