Audi A1/Ford Fiesta/Mini Cooper/VW Polo: Test Wer holt sich die Kleinwagen-Krone?
- Audi A1, Ford Fiesta, Mini Cooper & VW Polo im Test
- Fahrkomfort: VW Polo überzeugt im Test
- Motor/Getriebe: Mini Cooper bietet beste Fahrleistungen
- Fahrdynamik: Audi A1 mit hoher Fahrsicherheit
- Umwelt/Kosten: Ford Fiesta macht das Rennen
- Technische Daten Audi A1, Ford Fiesta, Mini Cooper & VW Polo
- Fazit
Im Test treten Audi A1 Sportback, Ford Fiesta, Mini Cooper & VW Polo gegeneinander an. Wer kann sich im Vergleichstest als bester Kleinwagen durchsetzen?
Ford Fiesta, Mini Cooper und VW Polo gehören zur Speerspitze des Kleinwagensegments und sind so die perfekten Gegner für die Test-Premiere des Audi A1. Dass Premium-Hersteller in Sachen Kundenbindung gut fahren, wenn sie ein Modell für den vergleichsweise günstigen Einstieg in die Markenwelt bieten, ist bekannt und wird seit 2010 auch von Audi mit dem A1 praktiziert. Nun steht die zweite Generation in den Startlöchern und soll einiges besser machen als der Vorgänger. Das beginnt beim Design. Statt einer bauchig wirkenden Architektur mit einer sich nach oben verjüngenden Fahrgastzelle wie beim ersten A1 steht der Neue deutlich muskulöser und ausgewogener proportioniert da. Die leicht ausgestellten Radhäuser erinnern dabei an die Quattro-Modelle der Marke, auch wenn es vom neuen A1 keine Allrad-Version mehr geben wird. Optisch sind also Fortschritte zu verzeichnen. Halten die inneren Werte, was die gelungene Verpackung verspricht? Um diese Frage zu klären, fahren gewichtige Kassenschlager zum Vergleichstest vor: Aus dem Premiumsegment schickt München die fünftürige Version des Mini ins Rennen, Köln kommt mit einem Evergreen, dem seit über 40 Jahren nunmehr in der achten Generation gebauten Ford Fiesta. Den nicht weniger bürgerlichen, dafür aber hierzulande erfolgreichsten Kleinwagen schickt VW an den Start: Den seit 1975 und aktuell in der sechsten Generation gefertigten Polo. Mehr zum Thema Polo, Fiesta, Jazz & Rio im Vergleichstest
Der Audi A1 im Video:
Audi A1, Ford Fiesta, Mini Cooper & VW Polo im Test
In den Abmessungen hat der Audi A1 um 5,6 Zentimeter zugelegt, was, wie der Test zeigt, den Fondpassagieren spürbar zugute kommt. Hier herrscht ein deutlich großzügigeres Raumgefühl als beim Vorgänger. Vorn darf das Platzangebot als ordentlich bezeichnet werden, doch wirkt der Konzernkonkurrent VW Polo noch etwas luftiger. Im Ford schränkt der wuchtige Armaturenträger das Raumgefühl etwas ein, wenngleich der Fiesta alles andere als Platzangst verursacht. Hier muss die Belegschaft im Mini schon kompromissbereiter sein. Insbesondere die Fond-Plätze fallen äußerst bescheiden aus. Das gilt auch für den Platz im Kofferraum: 278 bis 941 Liter Volumen rangieren eher am unteren Ende des Segments. Als Primus stellt sich hier mit 351 bis 1125 Litern der Polo heraus, der damit zeigt, dass in dieser Klasse auch Vollwertautos zu finden sind. Der A1 schneidet mit 335 bis 1090 Liter kaum schlechter ab. Stufen im Laderaum oder eine ansteigende Ladefläche nach Umklappen der Rücksitzlehne lassen sich nur umgehen, wenn ein in der Höhe variabler Ladeboden geordert wird. Die meiste Zuladung innerhalb des Quartetts bietet übrigens der Fiesta mit beachtlichen 506 Kilogramm. Er darf – ebenso wie der VW – einen Anhänger ziehen. Für ihre Lifestyle-Mobile finden Audi und Mini derlei offenkundig unschicklich und verzichten auf die Möglichkeit zum Anhängerbetrieb. In der Bedienung gibt sich der Audi keine Blöße, sieht man einmal von der fehlenden Taste für die Synchronisation der Klimazonen bei der Klimaautomatik ab. Je nach Navigationssystem lässt sich dank einer Handschrifterkennung die Zieleingabe gar mit dem Finger auf den Touchscreen schreiben. Mit "Pre sense front" ist ein Notbremsassistent an Bord, der selbstständig Kollisionen mit querenden Fußgängern oder Radfahrern verhindert. "Pre sense basic" (200 Euro) strafft bei drohender Kollision Gurte, schließt die Fenster und aktiviert die Warnblinkanlage. So sammelt der A1 die meisten Punkte für die Sicherheitsausstattung, wenngleich ein Spurwechselwarner erst im Lauf des Jahres lieferbar sein wird. Qualitativ liegen nicht nur Mini und Audi auf hohem Niveau, was der A1 mit Klavierlack-Applikationen unterstreicht. Doch auch in ihm ist reichlich glänzendes Hartplastik verbaut.
Fahrkomfort: VW Polo überzeugt im Test
Die aufpreispflichtigen Sportsitze des Audi sorgen mit optimaler Polster-und Seitenwangengestaltung dafür, dass sich Langstrecken im neuen A1 im Vergleich mit allen Testkandidaten am bequemsten abspulen lassen. Die optionalen Sport-Komfortsitze im VW Polo überzeugen ebenfalls. Am anderen Ende der Skala sortiert sich der Mini Cooper ein, dessen Polster zwar sehr straff ausfallen, was aber nicht für alle Fahrernaturen bequem ist, während die Seitenwangen mehr Abstützung bieten dürften. Beim Platzangebot im Fond liegt der VW vorn, während die Briten-Besatzung schon bei durchschnittlicher Statur mit stark angewinkelten Beinen unter viel zu wenig Bewegungsfreiheit leidet. Ergonomisch stören die Sitzlehnenverstellung in Stufen sowie das unterdimensionierte Ablagenangebot. Hier haben die Konkurrenten mehr zu bieten. Gut: Zweimal ziehen an der Motorhaubenentriegelung innen erspart schmutzige Finger beim Suchen nach der Haubensicherung außen. Außerdem erlaubt der Dreh-Drück-Steller à la iDrive im Mini die Anwahl bestimmter Fahrzeugfunktionen aus dem Handgelenk. Was die Ablesbarkeit der Instrumente angeht, steht das Digital-Display des A1 den konventionellen Instrumenten der Konkurrenten in nichts nach. Der Federungskomfort des Audi zeigt, dass sich eine straffe Grundnote und feinfühliges Anfedern nicht ausschließen. Fräskanten werden dagegen mitunter recht ungefiltert weitergeleitet. Wesentlich geschmeidiger zeigen sich an erster Stelle der Fiesta und der mit optionalen adaptiven Dämpfern ausgerüstete Polo. Beachtlich, was Kleinwagen heutzutage an Federungskomfort bieten. Beim Mini führt die Arbeit des Feder-Dämpfer-Systems zu reichlichen Karosseriebewegungen, insbesondere auf mit Bodenwellen gespicktem Kopfsteinpflaster. Unter Beladung lassen alle Kandidaten in dieser Disziplin nur geringfügig nach.
Motor/Getriebe: Mini Cooper bietet beste Fahrleistungen
Ein Liter turboaufgeladener Hubraum verteilt auf drei Zylinder scheint in diesem Segment bei den meisten Herstellern momentan das Maß der Dinge zu sein. Einzig der Mini hat gleich 50 Prozent mehr und verfügt über ein 1,5-Liter-Aggregat, das mit 136 PS die Spitze innerhalb des Trios bildet (Audi 116, Ford 125 und VW 115 PS). Mit 220 Nm (per Overboost kurzzeitig 230 Nm) offeriert der Brite auch die größte Durchzugskraft. Im Ansprechverhalten zwar subjektiv etwas müder als die Konkurrenten wirkend, bringt er jedoch die besten Fahrleistungen: Die 100 km/h-Marke ist nach nur 8,8 Sekunden erreicht und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 207 km/h. Die Aggregate der Konkurrenz agieren subjektiv drehfreudiger als der Mini, sobald das Turbotal unterhalb von 2000/min durchschritten ist. Von ihnen ist der Audi mit einer Beschleunigung von 9,4 Sekunden bis zur 100 km/h-Marke der Schnellste. Bei allen Kandidaten spüren die Insassen nur unter Last, dass es sich um Dreizylinder-Aggregate handelt. Störende Vibration sind ihnen bis hin zum Drehzahllimit nahezu fremd. Lediglich der Fiesta zeigt eine leichte Dröhnfrequenz, welche die Laufkultur nur geringfügig trübt. Die Kraftübertragung übernehmen mit Ausnahme des Mini, der für den Test nur mit einem optionalen Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe zur Verfügung stand, Sechsgang-Schaltgetriebe. Die Transmissionen von Audi und VW lassen sich innerhalb des Quartetts am knackigsten schalten. Geht es um dem Kraftstoffverbrauch brauch, knausert der Polo mit einem Testmittel von 6,2 Litern auf 100 Kilometer am erfolgreichsten. Der A1 ist mit 6,7 Litern nicht ganz so sparsam wie der Ford (6,5 Liter). Deutlich öfter an die Zapfsäule müssen Mini-Piloten, denn der fünftürige Cooper genehmigte sich im Test happige 7,5 Liter, was mit 533 Kilometern die geringste Reichweite bedeutet. Der Fiesta kommt mit einer Tankfüllung am weitesten: 646 Kilometer.
Fahrdynamik: Audi A1 mit hoher Fahrsicherheit
Dass auch kleine Autos das Thema Fahrdynamik beherrschen, zeigen die Kandidaten eindrucksvoll. Der Mini biegt zackig und traktionsstark ums Eck, lässt sich per Gaslupfer locker zum Eindrehen des Hecks überreden. Seine Lenkung wirkt allerdings etwas synthetisch. Bei aller Agilität kann er nicht verhehlen, dass er mit 1279 Kilogramm das höchste Testwagengewicht des Quartetts mit sich herumschleppt. Wie es leichter geht, zeigt der Fiesta (1169 Kilogramm) in doppeltem Wortsinne. Seine Lenkung vermittelt spürbar mehr Kontakt zur Straße und lässt den Fiesta noch direkter gehorchen als die Mini-Lenkung den kleinen Engländer. Die Fahrwerksabstimmung und die Michelin Sport 4-Bereifung sorgen überdies für hohes Querbeschleunigungspotenzial des kleinen Kölners, der sich ebenfalls mit wohldosierten Lastwechselreaktionen spielerisch durch Kurven aller Art dirigieren lässt. Nahezu kartartige Fahreigenschaften legt der neue Audi A1 an den Tag: Seitenneigung ist ihm fast fremd, Top-Traktion zählt ebenso zu seinen Stärken wie die präziseste Lenkung im Test. Eigenschaften wie diese machen ihn stets berechenbar. Der Polo, ausgerüstet mit "Sport Select"-Fahrwerk, hinterlässt ein eher zwiespältiges Bild. Im Sportmodus nämlich wirkt er zu hart, vollführt auf Bodenwellen Pumpbewegungen, und in engen Wechselkurven setzt er sich förmlich in die Federn der kurvenäußeren Fahrzeugseite, was die Fahrpräzision beeinträchtigen kann. Kein Zweifel, hier hat der Fahrer deutlich mehr zu arbeiten als im Audi. Auch die Bremse des Polo lässt sich weniger gut dosieren als die des A1. Bei der Bremswegmessung streicht der Fiesta in Summe die meisten Punkte ein.
Umwelt/Kosten: Ford Fiesta macht das Rennen
Mit testrevelanter Ausstattung kostet der Ford Fiesta 20.800 Euro, während der Mini einschließlich des Doppelkupplungsgetriebes (1800 Euro) mit insgesamt 26.490 Euro zu Buche schlägt, sofern man auch die übrigen wertungsrelevanten Extras des Testwagens berücksichtigt. So geht Premium beim Preis. Dagegen ist der Audi über 4000 Euro günstiger. Der Polo hat die geringste Wertminderung, während der Fiesta mit 388 Euro die niedrigsten jährlichen Werkstattkosten verursacht. Die Unterschiede in der Kfz-Steuer sind marginaler Natur, größer sind jene in der Versicherung, wo wiederum der VW die meisten Punkte holt. Eine der wichtigsten Fragen bei Kleinwagen ist die nach dem Verbrauch. Hier weist der Polo die geringsten Spritkosten auf. Günstige Werkstattkosten und niedrige Emissionen tragen zum Kapitelsieg des Fords bei.
Technische Daten Audi A1, Ford Fiesta, Mini Cooper & VW Polo
Mit dem neuen Audi A1 haben die Ingolstädter mehr Platz, mehr Sicherheit, mehr Fahrdynamik und ein moderneres Connectivity-Angebot als beim Vorgänger im Programm. So landet er im Ergebnis gleichauf mit dem Ford Fiesta auf dem zweiten Platz. Der agile Kölner hat seine Stärken im Handling, beim Warmbremswert sowie den Unterhaltskosten – eine Empfehlung für jene, bei denen ein bisschen Fahrvergnügen nicht zu viel kosten soll. Der fünftürige Mini Cooper brilliert zwar mit den besten Fahrleistungen, schwächelt aber in seinen ehemaligen Parade-Disziplinen Handling und Slalom. Er bietet außerdem wenig Platz, verbraucht am meisten Kraftstoff und verlangt auch beim Komfort Kompromissbereitschaft. So bleibt nur der vierte Platz. Ein gutes Raumangebot und ein überzeugender Federungskomfort zeichnen den VW Polo aus, der mit dem niedrigsten Testverbrauch und dank seiner Ausgewogenheit als Sieger vom Redaktionsparkplatz rollt.